Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland
28. August - 8. Dezember 1998
Jung, sportlich, gesund und erfolgreich lauten die Slogans unserer dynamischen Gesellschaft, die in den Medien unablässig zitiert und hofiert werden. Viel weniger sichtbar und präsent sind die anderen Seiten unseres Lebens - Hilfsbedürftigkeit, Schwäche, Krankheit und Not.
Die Diakonie (von griech.: dienen) nimmt sich gerade derjenigen an, deren Lebensgeschichte man gemeinhin wenig beachtet.
Das Deutsche Historische Museum nimmt die einhundertfünfzigste Wiederkehr der Gründung des Diakonischen Werkes zum Anlaß für einen Rückblick, der erstmals über die spannende und wechselvolle Geschichte sowie die lebendige Gegenwart eines großen deutschen Wohlfahrtsverbandes Auskunft gibt.
In 10 Themenräumen erlebt der Besucher die Entwicklung von Innerer Mission und Diakonischem Werk: Der Rundgang zeigt zu Beginn kleine lokale Vereine, die Anfang des 19. Jahrhunderts überall in Deutschland entstanden waren, um die größte Not unter der armen Bevölkerung zu lindern. Christlich engagierte Adlige und Bürger reagierten so auf die zunehmende Verelendung.
Johann Hinrich Wichern regte in einer spontanen aufrüttelnden Rede auf dem Wittenberger Kirchentag im September 1848 die Bündelung der verstreuten Initiativen an. 1833 hatte er in Hamburg das "Rauhe Haus", ein 'Rettungshaus' für sozial gefährdete Kinder, ins Leben gerufen. Der Gründung und Arbeit des neuen Dachverbandes, des "Centralausschusses für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche", ist ein eigener Raum in der Ausstellung gewidmet.
Die folgenden Bereiche geben einen Einblick, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie ausgebildet wurden und lebten, wie vielfältig ihre Arbeitsgebiete waren und sind.
Ein eigener Teil der Ausstellung widmet sich den Verstrickungen der Diakonie im Nationalsozialismus. Ihre befürwortende Haltung zur Zwangssterilisation Erbkranker" wird dokumentiert. Hilflosigkeit, aber auch Widerstand kennzeichneten ihre Einstellung gegenüber den Krankenmorden der Nationalsozialisten.
Für die Linderung der schlimmsten Nachkriegsnöte und die Mitarbeit am Wiederaufbau des Landes wurde 1945 das Hilfswerk der Evangelischen Kirche" gegründet. Ende der 50er Jahre fusionierten dann Innere Mission und Hilfswerk zum Diakonischen Werk der EKD.
Schließlich erhält der Besucher einen Einblick in die schwierige Arbeit der Diakonie in der DDR, die Entwicklung des Verbandes in der Bundesrepublik und die Vereinigung beider Diakonischen Werke 1991. Mit einem Ausblick auf neue Herausforderungen diakonischer Arbeit in Zeiten ökonomischer Zwänge endet die Ausstellung.
Die Gestaltung der Raumfolge spiegelt die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen Diakonie sich entfaltete. Während die Themen des 19. Jahrhunderts in einem nachempfundenen Kirchenraum präsentiert werden, verläßt der Besucher mit der Darstellung des Ersten Weltkrieges diesen sakralen" Bereich und betritt die säkularisierten Räume des 20. Jahrhunderts.
Zu sehen sind eine Fülle der Öffentlichkeit bisher nicht bekannter Dokumente, Fotos, Gemälde und Plakate, die von historischem Filmmaterial ergänzt werden. Zum großen Teil konnten die Objekte erstmals für diese Ausstellung in den Archiven und Einrichtungen der Diakonie sowie bei privaten Leihgebern recherchiert werden.
Eine kleine Auswahl von Ausstellungsobjekten.
Internet-Links zu ausgewählten Wohlfahrtsverbänden und diakonischen Einrichtungen.