Auswahl Exponate
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MEDIEN – MASSEN – POLITIK |
»Von einer über das ganze Deutsche Reich verbreiteten
Bankgruppe ist sämtliches in unserer Firma angelegte
ausländische Kapital übernommen. Unsere Firma ist
hierdurch ein rein deutsches Unternehmen geworden.
Der Kenner und Freund einer guten Cigarette kann sich
demnach jetzt ruhig und frei von nationalen und sonstigen
Bedenken an dem Genusse unserer vorzüglichen
Qualitäts-Marken erfreuen.«
Anzeige der Cigarettenfabrik August Batschari, 1915 |
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Der Detektor-Empfänger
als Weihnachtsgeschenk
Berlin 1926
Fotopapier
Die Geschichte des Rundfunks wurde
von dem deutschen Physiker Heinrich
Hertz mit dem Nachweis der Fernwirkung
elektromagnetischer Wellen 1887
eingeleitet. 1897 gelang dem Italiener
Guglielmo Marconi die erste funktelegrafische
Übertragung in Europa. 1901
funkte Marconi die erste Nachricht
über den Atlantik. In Deutschland begann
man bald darauf mit der Einrichtung
von Funkanlagen für den Küsten- und
Überseeverkehr. Von der Hauptfunkstelle
Nauen bei Berlin aus war es
ab 1906 möglich, weltweit zu telegrafieren.
1914 installierte die Militärverwaltung
eine weitere Hauptfunkstelle
in Wusterhausen, die zunächst ausnahmslos
militärisch genutzt wurde.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dort
ein Pressefunkdienst eingerichtet, 1920
erste Versuche zur Übertragung von
Musikkonzerten durchgeführt. Das
Startsignal für den Unterhaltungsrundfunk
erteilte das Reichspostministerium
am 24. Oktober 1923. Nur fünf
Tage später ging die erste Sendung von
Wusterhausen aus über den Äther:
»Achtung! Hier Sendestelle Berlin
Voxhaus, Welle 400. Wir bringen die
kurze Mitteilung, dass die Berliner
Sendestelle Voxhaus mit dem Unterhaltungsrundfunk
beginnt.« Nach einer
Stunde Musikprogramm war zu hören:
»Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht!
Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne
zu erden!«
Das neue Medium übte eine ungeheure
Faszination auf die Bevölkerung aus.
Mitte der 1920er Jahre verfügten etwa
60 000 Haushalte über ein Rundfunkgerät.
Dies waren vielfach noch Detektor-
Empfänger, die mit Batterien und
Kopfhörern zu benutzen waren. Röhrenradios
mit Lautsprechern und Netzanschluss
lösten diese Technik ab. Am
Ende des Jahrzehnts spielten bereits
über zwei Millionen Radios in deutschen
Haushalten.
Werbung wurde zunächst in die Programman-
und -absagen integriert.
So konnte der Hörer im Vorspann zu
einer Musiksendung »erfahren«, wer
die Uhren der Sendeanstalt hergestellt
hatte. Ab 1924 wurde Reklame im
Radio offiziell zugelassen.
Der Wirtschaftsfaktor »Radiohörer«
hatte angesichts der vielen Konsumenten
einen hohen Stellenwert. So nimmt
es nicht wunder, dass nicht nur im
Radio, sondern auch für das Radio geworben
wurde, zum Beispiel an Omnibussen
der Deutschen Reichspost.
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Grammophon
Ludwig Hohlwein
Wiesbaden 1874 – Berchtesgaden 1949
München 1910
Papier, Lithografie
1887 erfand Emil Berliner die Schallplatte und das
dazugehörige Abspielgerät. Zwei Jahre später erhielt
die thüringische Spielwarenfabrik Kämmer & Reinharddie Lizenz zum Bau des Grammophons. Neben Musik
ertönte damit bald auch Werbung in den Salons der
gehobenen Gesellschaft. |
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Volksempfänger VE 301w
Kiel 1936
Metall, Glas, Kunststoff, Textil
Die Nationalsozialisten nutzten den
Rundfunk intensiv für ihre Propaganda.
Ab 1935 war die Verbreitung kommerzieller
Werbung untersagt und das
Radio diente nunmehr ausschließlich
dem Regime.
Bereits im März 1933 erläuterte der
Minister für Volksaufklärung und Propaganda,
Joseph Goebbels, den Intendanten
der Rundfunkgesellschaften
ihre zukünftige Aufgabe: »Ich halte den
Rundfunk für das allermodernste und
für das allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument,
das es überhaupt
gibt. Der Rundfunk muss der Regierung
die fehlenden 48 Prozent zusammentrommeln
und haben wir sie dann,
muss der Rundfunk die 100 Prozent
halten, muss sie verteidigen, muss sie
so innerlich durchtränken mit den geistigen
Inhalten unserer Zeit, dass niemand
mehr ausbrechen kann. Nur nicht
langweilig werden. Nur keine Öde. Nur
nicht die Gesinnung auf den Präsentierteller
legen. Der Rundfunk soll niemals
an dem Wort kranken, man merkt die
Absicht und wird verstimmt.«
Der Besitz eines Volksempfängers und
das Anhören der politischen Programme
galt gleichsam als Bürgerpflicht.
Durch Massenproduktion konnte das
Gerät für nur 76 Reichsmark verkauft
werden und war damit um die Hälfte
preiswerter als vergleichbare Konkurrenzprodukte.
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Pinschewer-Film. Stollwerck Gold
Berlin, Anzeige
um 1925
Papier, Farboffset
Die ersten Werbefilme wurden im ausgehenden
19. Jahrhundert gedreht.
Gegenstand der frühen Produktionen
waren häufig Markenartikel, deren
Hersteller sich die vergleichsweise
kostspielige Reklame leisten konnten.
Zudem waren die Betreiber der Lichtspielhäuser,
in denen die Filme dem
Publikum präsentiert wurden, nicht
immer bereit, die teuren Kopien zu
bezahlen. So mussten die Auftraggeber
häufig auch den Vertrieb ihrer Filme
finanziell unterstützen. Neben Markenartikeln
wurden auch Ferienziele, einzelne
Städte und die Industrie mit ihren
Erzeugnissen im Film beworben.
Einen deutlichen Aufschwung erlebte
die Branche, als die Attraktivität des
Kinos und damit die Zahl der Besucher
stieg. In Deutschland meldete Julius
Pinschewer 1910 den Werbefilm zum
Patent an und konnte zahlreiche Markenhersteller
von seinem Konzept
überzeugen: Zu seinen Kunden zählten
neben anderen Manoli, Continental und
Maggi. Pinschewers Firma, die Werbefilm
GmbH, experimentierte mit verschiedenen
Techniken wie Zeichentrick,
Scherenschnitt sowie Zeitraffer
und verpflichtete bekannte Schauspieler.
Das Unternehmen griff Neuerungen
bereitwillig auf und produzierte 1928
den ersten Tricktonfilm.
Julius Pinschewer hielt 1913 eindrucksvolle
Zahlen zur Dokumentation des
Erfolgs seiner Filme bereit und verlautete,
dass in 600 Kinos etwa 58 Millionen
Zuschauer im Jahr erreicht würden.
Die Produktionskosten machten umgerechnet
damit nicht einmal einen Pfennig
pro Person aus. Damit konnte er die
Hersteller offenbar überzeugen. 1925
wurden in 1 500 Kinos Filme der Werbefilm
GmbH exklusiv vorgeführt. |
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Julius Ussy Engelhard
(Bindjey/Sumatra 18.7.1883 - München 13.12.1964)
UHU
Berlin, Plakat
1928
Papier, Farboffse
Schwere Stativkameras und großformatige
Glasplatten gehörten lange Zeit
zur Standardausrüstung der Fotografen.
Erst mit der Erfindung des Rollfilms
1888 durch den Amerikaner George
Eastman (1854 -1932) wurde das Fotografieren
erheblich erleichtert. Seine in
Rochester (New York) ansässige Firma
Kodak eroberte ein Massenpublikum
mit einem handlichen Fotoapparat und
dem vielversprechenden Slogan »You
press the button, we do the rest«. Tatsächlich
musste der Fotoamateur nur
noch 100 Mal – so viele Aufnahmen
gab der bereits eingelegte Film her –
auf den Auslöser drücken und die ganze
»Box« ins Labor schicken. Die fertigen
Bilder samt seiner erneut bestückten
Kamera bekam er wenig später per Post
zugestellt.
Auf dem deutschen Markt nahm die
»Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation
«, «, seit 1897 unter der Abkürzung
Agfa bekannt, eine führende Position im
Bereich Fotobedarf ein. Sie warb gleichfalls
mit dem unkomplizierten Gebrauch
ihrer Produkte und stellte die Knipserei
als modernes Freizeitvergnügen dar. Die
Szene am Strand sollte vor allem eine
junge Zielgruppe ansprechen.
1932 landete das Unternehmen übrigens
einen ähnlich erfolgreichen Werbecoup
wie die Konkurrenz aus Übersee
zuvor: Für nur vier Reichsmark
konnte man eine »Agfa-Preis-Box«
kaufen, die jedoch mit vier einzelnen
Münzen mit den Prägebuchstaben A, G,
F und A bezahlt werden musste. Eine
Million dieser Apparate waren schnell
vergriffen. |
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Max Schwarzer
(Breslau 5.4.1882 - Braunschweig 30.3.1955)
UHU
Berlin, Plakat
1928
Papier, Farboffset
Im Stil der Neuen Sachlichkeit malte
Max Schwarzer das für die Zeitschrift
»Uhu« werbende Frauenporträt: ein
jugendlich-zartes Gesicht, gerahmt von
einem modischen Kurzhaarschnitt, der
die schmalen Bögen der Augenbrauen
nachzeichnet. Mit ähnlichen Titelblättern
machte »Uhu« zwischen zahllosen
anderen Publikationen in den Zeitschriftenständern
auf sich aufmerksam.
Das 1924 in seinen Grundzügen von
Kurt Tucholsky konzipierte Magazin
aus dem Berliner Ullstein Verlag zeigte
sich aber nicht nur in seinem Äußeren,
sondern auch im Inhalt modernen
Tendenzen gegenüber stets aufgeschlossen.
So hielt etwa die Bildreportage
Einzug; bedeutende Fotografen
der Weimarer Republik wie Lotte Jacobi,
Umbo (eigentlich Otto Umbehr) und
Martin Munkasci steuerten ihre Sicht
auf die Gesellschaft und die städtische
Szenerie bei. |
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Edward Dalton Stevens
(New York 1878 - New York 1939)
UHU
Berlin, Plakat
1928
Papier, Farboffset
In den frühen 1920er Jahren begannen
junge, sich unabhängig fühlende Frauen
– meist aus dem bürgerlichen, wohlhabenden
Milieu – überkommene Rollenklischees
abzustreifen. Ihr gewandeltes
Selbstbewusstsein kam in dem
Anspruch, einen Beruf in der bisher
männlich dominierten Arbeitswelt zu
ergreifen, ebenso zum Ausdruck wie in
das Rauchen und der Besuch von Vergnügungslokalen.
Das Bild der »Neuen Frau«, die knielange
Röcke trug und sich schminkte,
wurde insbesondere von den illustrierten
Massenmedien und der Werbung
verbreitet. Als vielgelesenes Monatsblatt
mit einer Auflage von immerhin
133 000 Exemplaren beteiligte sich
»Uhu« tatkräftig an der Meinungsbildung.
Mitunter vernahm man hier kritische
Töne, etwa in einem 1931 veröffentlichten
Artikel Herta von Gebhardts:
»Eine Frau darf nicht abgespannt
aussehen. Die Kosmetik verdient
an jedem ihrer Fältchen, der
Frisör an jedem ihrer grauen Haare.
Wie aber die Millionen von berufstätigen
Frauen, immer noch schlechter
bezahlt als Männer, es fertigbringen,
von dem bißchen, das sie verdienen,
sich immer wieder die neueste
Strumpffarbe, die neueste Bluse zuzulegen
und ständig rosig und ausgeschlafen
morgens auf dem Posten zu erscheinen,
dafür bleiben die Männer die
Erklärung schuldig.« |
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Ferdinand Fried
(eigentlich Ferdinand Friedrich Zimmermann,
Lebensdaten unbekannt)
Die nationale Revolution greift auf die Wirtschaft über, Tägliche Rundschau
Sonderdruck, 52. Jg., Nr. 85, Berlin, Zeitung
9. April 1933
Papier, Druckfarbe
Nach Adolf Hitler sollte die Gleichschaltung
der Presse den Zweck erfüllen,
»dass sie in der Hand der Regierung
sozusagen ein Klavier ist, auf dem
die Regierung spielen kann.« Mit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten
begann die Vereinnahmung der
deutschen Medienlandschaft. Von den
rund 4 700 Zeitungen, die es 1932 in
Deutschland gab, blieben 1944 lediglich
977 übrig, davon 352 in den Händen
der NSDAP. Die restlichen unterlagen
der nationalsozialistischen Zensur.
Seit Oktober 1933 standen alle
Journalisten unter unmittelbarer Kontrolle
und in der Pflicht des Staates.
Auch auf die Werbebranche hatte die
Gleichschaltung der Presse Auswirkungen.
Mit der Enteignung jüdischer Verleger
und Inhaber großer Annoncen-
Expeditionen wie Mosse und Ullstein
wurden die Möglichkeiten für Inseratenwerbung
jüdischer Unternehmen
erheblich eingeschränkt. |
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Willi Petzold
(Mainz 6.9.1885 - Dresden 16.3.1978)
Deutsche Werbung für deutsche
Arbeit!
Dresden, Plakat
1933
Papier, Offset
Das Plakat kündigte eine der zahlreichen
Veranstaltungen des »Deutschen
Reklame-Verbandes« an, von der die
Zeitschrift »Seidels Reklame« berichtete:
»Nach der Proklamation der Werbefachleute
beschloss die von Orgelmusik,
dem gemeinsamen Gesang der
Nationalhymne und des Horst-Wessel-
Liedes umrahmte Kundgebung die
feierliche Verpflichtung der anwesenden
Werber, sich und ihre Arbeitskraft
jederzeit und uneigennützig für das
Wohl der deutschen Arbeit einzusetzen,
denn auch in der Werbung hat der Geist
des neuen Deutschlands gesiegt.«
Hier wurde vorweggenommen, was der
nationalsozialistische »Werberat der
deutschen Wirtschaft« wenig später, im
November 1933, anordnete: Werbung
müsse »in Gesinnung und Ausdruck«
deutsch sein und dürfe »das sittliche
Empfinden des deutschen Volkes, insbesondere
sein religiöses, vaterländisches
und politisches Fühlen und Wollen,
nicht verletzen.« Diese Forderungen
setzt das Plakat bildlich um: Es ist
in den Farben schwarz, weiß und rot
gehalten und zeigt den Reichsadler
sowie einen martialisch anmutenden,
mit einem Hakenkreuz versehenen
Hammer. |
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Hermann Dreyer Salamander
Schuhhaus, Wittingen
Schuhlöffel
um 1933
Stahlblech, Lack
Der aufstrebende Nationalsozialismus
bestimmte nicht nur die Politik. Auch
der Alltag der Menschen wurde von der
Ideologie und ihren Symbolen durchdrungen.
Viele Unternehmer und Händler
versahen Anfang der 1930er Jahre
ihre Waren mit NS-Emblemen. Das
Hakenkreuz fungierte wie ein Markensignet
und »schmückte« nun auch Alltagsgegenstände
wie Schuhanzieher
oder Christbaumschmuck. Doch der
Übereifer einiger Unternehmer und
Schaufensterdekorateure, die beispielsweise
einen Führerkopf aus Schweineschmalz
für ein geeignetes Werbemittel
hielten, erregte bald den Unmut der
nationalsozialisten Führungsriege. Um
der massenhaften unkontrollierten Verbreitung
nationalsozialistischer Embleme
entgegenzutreten und deren Banalisierung
vorzubeugen, wurde am
19. Mai 1933 ein später noch vielfach
ergänztes »Gesetz zum Schutz der
nationalen Symbole« erlassen. Dieses
Gesetz untersagte u.a. die Verwendung
des Porträts Adolf Hitlers für Werbezwecke,
sowie der Begriffe »Rasse«
und »Propaganda« in der Reklame. |
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John Heartfield
(eigentlich Helmut Herzfelde, Berlin 19.6.1891-Berlin 26.4.1968)
5 Finger hat die Hand. Mit 5 packst Du den Feind!
Berlin, Plakat
1928
Papier, Offset
In der Umbruchsituation nach dem
Ersten Weltkrieg hatte das politische
Plakat Hochkonjunktur. Es wurde zu
einem wichtigen Medium der politischen
Auseinandersetzung, da das
Radio noch nicht weit verbreitet war
und die wenig aufwändige Herstellung
von Drucksachen ein schnelles Reagieren
auf tagespolitische Ereignisse
erlaubte. Die Gestaltung sollte über
eine direkte Ansprache den Betrachter
überzeugen und zum Handeln motivieren.
John Heartfield war einer der bedeutendsten
Fotomontage-Künstler der
Weimarer Republik. Seine künstlerische
Tätigkeit verstand er als Mittel
eines aktiven politischen Engagements.
Für seine Collagen nutzte er freie,
künstlerische Aufnahmen und dokumentarisches
Fotomaterial, die er zu
einer politischen Kritik verknüpfte.
Aus paradox erscheinenden Bildzusammenhängen
in Kombination mit
kommentierenden Titeln entstanden so
neue Botschaften. Frühzeitig erkannte
Heartfield die Ziele der aufsteigenden
Nationalsozialistischen Partei und
prangerte sie in seinen Werken immer
wieder an. Nach der Machtergreifung
der NSDAP 1933 zwang ihn seine offene
Opposition gegenüber dem Regime
zur Flucht nach Prag, Paris und schließlich
London. Von dort aus engagierte
er sich weiter gegen die politischen
Verhältnisse in seiner Heimat.
In diesem Wahlplakat, das John Heartfield
für die Kommunistische Partei im
Reichstagswahlkampf 1928 gestaltete,
strecken sich fünf Finger dem Betrachter
entgegen – sie weisen auf die Listennummer
fünf hin. Die zugreifende
Geste verdeutlicht die Kraft des Proletariats
und visualisiert gleichzeitig die
Aggressivität der politischen Auseinandersetzung.
Als primäres Arbeitswerkzeug
des Proletariats wird die
Hand hier zum integrativen Symbol,
besitzt aber auch eine aktivistische
Bedeutung als Kampfinstrument.
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Herbert Bayer
(Haag am Hausruck 5.4.1900 - Montecito/ Kalifornien 30.9.1985)
Ausstellung Deutsches Volk – Deutsche Arbeit
Berlin, Plakat
1934
Karton, Farboffset
Ȇber den Zusammenhang von Wirtschaft
und geistiger Kultur besteht noch
keine einheitliche Auffassung«, stellte
Sigfried Giedion 1935 lakonisch in
einem unveröffentlichten Buchmanuskript
mit dem Titel »Konstruktion und
Chaos« fest. Dieser Auffassung widerspricht
der Plakatentwurf des Werbegrafikers,
Fotografen und ehemaligen
Bauhaus-Meisters Herbert Bayer. Wie
in zahlreichen anderen seiner Werke
aus den Jahren um 1933 verknüpfte der
Künstler auch hier die Suggestivkraft
einer formal reduzierten Bildsprache
geschickt mit werbewirksamen – und
damit in erster Linie kommerziellen –
Interessen. Unterdessen unterstreicht
die Wahl des zentralen Bildmotivs, des
Ehrenkranzes, der durch die umlaufenden
Zeilen »Deutsches Volk – Deutsche
Arbeit« in statischer, gleichsam klassischer
Strenge gefaßt erscheint, die politischen
Wertvorstellungen der Zeit. In
der Beschränkung auf Primärfarben
und geometrische Grundformen sowie
der Verwendung einer funktionellen
Typografie spiegelt sich zugleich Bayers
damalige Auseinandersetzung mit
avantgardistischen Form- und Farbgestaltungen
wider, wie sie am »Bauhaus
« entwickelt wurden. |
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zu den Räumen:
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