DHM Praktikumsansichten: Cora Schmidt-Ott
Sechs Wochen hat Cora das Projekt „Verführung Freiheit“ als Praktikantin begleitet. Zwischen dem Anfragen von Bildrechten für unseren Katalog, der Beschaffung von Bildvorlagen, dem Korrekturlesen und Colour proofs anschauen, hatte sie allerdings noch ein bisschen Zeit, um uns ihre Eindrücke des Praktikums zu berichten.
„Ich mache seit sechs Wochen Praktikum hier am Haus und habe mich speziell auf das Ausstellungsprojekt beworben, weil ich die Idee toll fand. Ich habe auch ein Leben außerhalb vom DHM. Ich studiere in Freiburg Geschichte und Anglistik, komme aus Berlin und versuche so viel wie möglich von der Kunst- und Kulturszene in Berlin mitzubekommen. Deshalb bin ich hier gelandet.“
F: Was war das Spannendste an diesem Praktikum?
A: „Zum einen, dass man teilweise wirklich den direkten Kontakt mit den Künstlern hatte, die charmant und witzig und ... sonderbar sind. Dann aber auch das ständige Zittern um die Kunstwerke, in die man sich eben so verguckt hat und dann ist plötzlich nicht mehr klar, ob sie noch drin bleiben können, ob es noch passt, ob das Geld noch reicht. Das war schon was, wo ich gemerkt habe, dass ich da irgendwie jetzt doch drin hänge.“
F: Dann passt die nächste Frage sehr gut. Welches Objekt der Ausstellung hat Dich am meisten fasziniert und warum?
A: „Besonders schön finde ich den Lucio Fontana. Das sieht aus als könnte man direkt ins Weltall gucken und, wenn man tatsächlich mal über den Bildrand rüberkommen würde, sofort ins All fliegen. Das finde ich optisch oder ästhetisch total faszinierend. Dann, von der Idee her, das Tapp- und Tastkino von Valie Export. Das ist vielleicht für viele Frauen ein zugängliches Werk, aber da finde ich auch besonders interessant, dass sie eben mit den verschiedenen Genres spielt. Also sie geht sozusagen über alle Sinne, die man so hat: Es geht ums Fühlen, ums Sehen, ums Hören, sie baut eine Kiste, nennt es ein Kino und geht dann aber tatsächlich in den direkten Kontakt mit dem jeweiligen Publikum. Also anders als bei Skulpturen, die man nur betrachtet oder eben bei einem Film, den man nur auf der Leinwand sieht, ist hier tatsächlich dieses 1:1 von Künstlerin und Publikum da auf natürlich eine ganz verstörende und beunruhigende Weise.“
F: Welchen Künstler hättest Du gern nach seinen Meinungen befragt?
A: „Wen ich durch den Katalog kennengelernt habe und wer jetzt leider in der Berliner Ausstellung nicht zu sehen sein wird, ist Martin Assig, von dem wir zwei Häuser im Katalog abbilden. Das eine heißt „Haus“ und dann in Klammern „In diesen Häusern wohne ich“ und das zweite heißt „Haus (Irgendwann sterbe ich noch für immer)“. Ich weiß wenig über das Werk, aber es kommt mir so vor, als würde er mit sehr natürlichen, sehr grundlegenden Materialien arbeiten. Es ist wirklich nur ein bisschen Holz, ein bisschen Baumwolle und ein bisschen Wachs und hat so ein bisschen einen selbstgebastelten Charme und das hat mich irgendwie sofort angezogen. Ich glaube, ich würde ihn gerne fragen für wen er diese Häuser baut!“
F: Wer hat Dir am Museum die spannendste Geschichte erzählt und was war sie?
A: „Also Frau Flackes Nacht an der serbischen Grenze ist natürlich jetzt schon legendär im Team, aber ich glaube es sind eher so die kleinen Geschichten, die zu jedem Werk dazu gehören und zu sehen, dass jeder so seinen persönlichen Favoriten in der Ausstellung hat und dann ist plötzlich nicht mehr klar, ob das gezeigt werden kann und dann wird darum gekämpft... also Helden des Alltags, die sich ihr Lieblingskunstwerk in die Ausstellung gerettet haben. Das sind für mich eher die schönen Geschichten.“
F: Was wird Jüngeren am meisten an der Ausstellung gefallen?
A: „Man fängt an mit der Französischen Revolution und man denkt sich „Ja toll, Aufklärung, kenn ich aus dem Geschichtsunterricht aus der Schule, brauche ich jetzt nicht gleich noch mal.“ Das Spannende ist aber, dass man tatsächlich direkt von da den Sprung in die Themen schafft, die vielen jungen Menschen wichtig sind, wie zum Beispiel Umweltzerstörung, Konsumkritik, die Fragen „Wie möchte ich eigentlich leben? Wo möchte ich leben? Was für ein Umfeld brauche ich? Was suche ich mir?“... Ich glaube, diese Verbindung aus sehr persönlichen Gedanken und eben großen und sehr politisierten Themen ist auf jeden Fall spannend. Und vielleicht findet man darüber dann auch den Zugang zu Themen, die sich erst mal langweiliger anhören.“
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Was wir nicht gefragt haben:
Ob sie sich manchmal überarbeitet gefühlt hat.
Wo sie am DHM arbeitete:
In unserem Projektbüro im Verwaltungsgebäude hinter dem Zeughaus
Was ihr Lieblingsplatz im Museum ist:
„Ich muss sagen, ich mag dieses große Projektbüro schon ganz gerne, einfach weil es kommunikativ ist, weil man sich ständig austauscht, weil auch viel gelacht wird, weil man mitbekommt, was die anderen so machen.“
Wann sie sich am freiesten fühlt:
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