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1945
– ARENA DER ERINNERUNGEN
»Das Vergangene ist
nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.«
William Faulkners berühmte Sentenz,
ursprünglich ein Dialogsatz einer Figur
in »Requiem for a Nun«, wurde,
gerade in Deutschland, zum geheimen Motto
einer neuen Beschäftigung mit der Geschichte.
Genauer: der Beschäftigung mit dem
Nationalsozialismus. Schon für Faulkner
war es ein polemischer Satz, er bezog sich
auf den Bestseller »Vom Winde verweht«.
Scarlett O´Hara beginnt in diesem
Roman ihr Leben nach dem Bürgerkrieg,
angesichts des heruntergewirtschafteten
väterlichen Anwesens, der brach liegenden
Felder nach kurzer Ermattung und Resignation
mit ihrem Motto: »Das Vergangene war
vergangen, die Toten waren tot.« Sie
stürzt sich in den Wiederaufbau, zielstrebig
und erfolgreich vor allem deswegen, weil
sie sich keinen Blick zurück gestattet.
Alexander Kluge, Christa Wolf oder Alfred
Andersch zitierten Faulkners Satz, weil
sie den Blick zurück für notwendig
hielten. Dass das Vergangene nicht tot sein
sollte, das galt ja vor allem, weil es so
lange vergessen, verdrängt oder nun
in einer dem nationalen Selbstbild zuträglichen
und schmeichelnden Form erinnert wurde.
Historische Erinnerung gilt nie einfach
dem Vergangenen, wie es wirklich war. Sie
ist selektiv, wertend, voller Vorlieben
und Ausgrenzungen – nirgendwo mehr
als in Fällen der schmerzlichen Erinnerung.
Der Zweite Weltkrieg und der Völkermord
an den Juden Europas waren daher in Deutschland
ein Beispiel für »umkämpfte
Erinnerung«. Es dauerte lange, bis
Holocaust und Vernichtungskrieg zu Themen
der öffentlichen Diskussion wurden.
Unter ganz anderen Bedingungen lässt
sich auch für andere Staaten von einer
merklichen Veränderung der Perspektive
auf den Zweiten Weltkrieg sprechen. Die
Geschichtskonstruktionen, die unmittelbar
nach Kriegsende allgemein akzeptiert waren,
sind es heute nur noch in wenigen Fällen.
Die oft heroische Formulierung der »eigenen
Geschichte« ist skeptischeren Auffassungen
gewichen.
Der Film hat diese Geschichtsbilder vermutlich
wirkungsvoller als andere Medien geprägt.
Nicht nur im Prozess der Verklärung
der eigenen Geschichte, auch in der Revision
dieser Bilder spielte er eine entscheidende
Rolle. Dabei war er wohl nur in seltenen
Fällen der Auslöser von Neuorientierungen.
Häufiger aber gab er ihnen die prägende
Form. Die Filmreihe zeigt Beispiele aus
mehr als zehn Ländern.
SPASS BEISEITE
· JÜDISCHER HUMOR,
»ARISIERUNG« UND VERDRÄNGENDES
LACHEN
Dieses Jahr findet erstmals
das »CineFest«, das »Internationale
Festival des deutschen Film-Erbes«
statt. Das Festival widmet sich nach seinem
Selbstverständnis der populären
Vermittlung von Filmgeschichte als Zeit-
und Kulturgeschichte. Es bietet dabei den
Archiven, die die Schätze des deutschsprachigen
Films – zumeist im Verborgenen –
bewahren und rekonstruieren, eine prominente
Plattform für ihre Arbeit. Wesentlicher
Bestandteil des Festivals ist eine Retrospektive
zu einer ausgewählten Periode der deutschen
Filmgeschichte. In diesem Jahr steht die
deutsche Filmkomödie im Mittelpunkt,
und zwar die Jahre vor und nach der Machtübernahme
der Nationalsozialisten. Der Beitrag jüdischer
Komödianten und Filmschaffender zum
Genre war sowohl im Kaiserreich wie vor
allem in der Weimarer Republik bedeutend.
Die erste Maßnahme der nationalsozialistischen
Filmpolitik war das Arbeitsverbot für
jüdische Regisseure, Drehbuchautoren,
Komponisten, Darsteller – alle jüdischen
Filmschaffenden sollten aus dem »neuen«,
dem nationalsozialistischen Film entfernt
werden. Der Beitrag jüdischer Komiker
zum lebendigen Genre steht im Mittelpunkt
der Reihe, die auch den Versuch der NS-Filmindustrie
beleuchtet, die kreative Kluft zu überbrücken,
die durch die Vertreibung und Ermordung
vieler der talentiertesten Künstler
entstand.
Eine Veranstaltung von CineGraph Hamburg
und Bundesarchiv-Filmarchiv,
in Zusammenarbeit mit Kinemathek Hamburg
/ Kino Metropolis, Deutsches Historisches
Museum Berlin, Filmarchiv Austria Vienna,
Cinémathèque Suisse Lausanne
und Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Wiesbaden.
November
Die
Architekten
DDR 1990, R: Peter
Kahane, D: Joachim Tomaschewski, Kurt Naumann,
Uta Eisold, Catherine Stoyan, Rita Feldmeier,
97’
Nach beruflichen Enttäuschungen
bekommt ein fast vierzigjähriger Architekt
erstmals einen großen Auftrag: er
soll das kulturelle Zentrum in einem Berliner
Neubauviertel verwirklichen. Das ständige
Misstrauen der Vorgesetzten jedoch verhindert
eine fantasievolle, schöpferische Arbeit
und ein menschengerechtes Bauen.
»Ein Film, der die Erlebnisse und
Erfahrungen der jüngeren DDR-Generation
gleichnishaft bündelt und mit der Agonie
des Spät-Stalinismus abrechnet. Noch
vor dem Sturz Honeckers konzipiert, kam
der hochbrisante, melancholische Film, ein
Abgesang auf die DDR, erst nach dem Mauerfall
ins Kino, wodurch er das Publikum nur noch
partiell erreichte.« (Lexikon des
internationalen Films)
am 03.11.2004 um 20.00 Uhr
The Longest Day
Der längste Tag
USA 1962, R: Ken Annakin, Andrew Marton,
Gerd Oswald, Bernhard Wicki, Elmo Williams,
D: John Wayne, Richard Burton, Rod Steiger,
Robert Mitchum, Henry Fonda, 171’ | OF
Am 6. Juni 1944 schickten
die Briten die größte Kriegsflotte
der Geschichte in Richtung der Küste
der Normandie, um durch eine massive Invasion
den entscheidenden Vernichtungsschlag gegen
die Deutschen und das von ihnen besetzte
Europa zu starten. Die Landung der Alliierten
an der Küste der Normandie war eine
der gewaltigsten und kompliziertesten Militäroperationen
– sie gehörte zu den blutigsten
und opferreichsten Schlachten des Zweiten
Weltkrieges.
Der Film verfolgt mit historischer Genauigkeit
den Kampfverlauf am »D-Day«,
dem Anfang vom Ende des Naziregimes, und
zeigt am Beispiel dramatischer Einzelschicksale
die Erbarmungslosigkeit und den Widersinn
des Krieges.
Mit Produktionskosten in Höhe von insgesamt
rund 10 Mio. US-Dollar gehört das historisch
detailgenaue Werk zu den teuersten Schwarzweiß-Filmen
der Filmgeschichte. The Longest Day wurde
mit dem Oscar für Spezialeffekte und
dem Oscar für die Beste Kamera ausgezeichnet.
am 04.11.2004 um 20.00 Uhr
Nackt
unter Wölfen
DDR 1963, R: Frank Beyer,
D: Erwin Geschonneck, Armin Müller-Stahl,
Krzysztyn Wójcik, Fred Delmare, 124’
1990, nach der Wende, sagte
Frank Beyer: »Auch wenn ich eine Reihe
von Filmen, die ich gern gemacht hätte,
bei der DEFA nicht machen konnte, habe ich
das Studio immer als meine Heimat angesehen
– weil ich dort andere mir wichtige
Filme wie z.B. Nackt unter Wölfen drehen
konnte.
Nackt unter Wölfen ist nach dem gleichnamigen
Bestseller von Bruno Apitz. Es ist der erste
DEFA-Spielfilm über das Leben im KZ.
Wenige Wochen vor der Befreiung kommt der
Pole Jankowski mit einem Transport ins KZ
Buchenwald. Er trägt einen Koffer bei
sich, den er nicht aus der Hand geben will.
Die in der Effektenkammer arbeitenden Häftlinge
Pippig und Höfel erschrecken zutiefst
, als sie ein Kind in dem Koffer entdecken.
Das Kind im Lager zu verbergen, ist nicht
nur äußerst schwierig, es gefährdet
auch die Arbeit der illegalen Widerstandsgruppe.
Nachdem das Kind mehrere Tage in der Effektenkammer
versteckt wurde, entscheidet der Leiter
der illegalen KP-Organisation schweren Herzens,
den Polen und das Kind mit dem nächsten
Transport in das Vernichtungslager zu schicken.
Der Lagerälteste, Walter Krämer,
lässt es jedoch nicht zu, und er findet
viele Helfer, die mit Mut und Einfallsreichtum
der SS die Stirn bieten. Es gelingt ihnen,
das Kind zu retten.
»Der Film hatte im April 1963 Premiere
und innerhalb eines Jahres 800.000 Zuschauer,
damals ein gutes Ergebnis, heute eher eine
Traummarke für einen deutschen Film
mit solchem Sujet.« (Klaus Wischnewski)
am 05.11.2004 um 18.00 Uhr
am 11.11.2004 um 20.30 Uhr
am 12.11.2004 um 18.00 Uhr
Einführung: Jeanpaul Goergen
Gretel
zieht das große Los
D 1933, R: Carl Boese,
D: Lucie Englisch, Hans Brausewetter, Jakob
Tiedtke, Margarete Kupfer, Hilde Hildebrandt,
82’ | stumm
Die Verkäuferin in
einem Klaviergeschäft (Lucie Englisch)
gewinnt, nach einer liebenswürdigen
Notlüge über einen Lotteriehauptgewinn,
schließlich doch das große Los:
das Herz eines Barpianisten (Hans Brausewetter).
Ehe sich aber beide in die Arme fallen,
durchlebt die unbedarfte Schwindlerin noch
zahlreiche, durch ihre Mogelei ausgelösten
Verwicklungen. – Zu Weihnachten 1933
uraufgeführt, zeigt sich in dem von
Routinier Carl Boese inszenierten Lustspiel
bereits der Einfluss des neuen Regimes.
In der Berliner Canari-Bar geht es so sittsam
zu wie in einer Tanzstunde. Nur die geschiedene
Frau des Pianisten (Hilde Hildebrand), ein
Zerrbild der emanzipierten Frau der Zwanziger
Jahre, schlägt über die Stränge
und wirft betrunken mit Champagnergläsern
um sich. Dagegen strahlt die Verkäuferin,
die so gerne Angestellte bleiben möchte
und deren größter Traum ein Radio
ist, nicht nur Bescheidenheit und Häuslichkeit,
sondern auch Provinzialität aus –
die Fallhöhe reicht aus, um ein vergnügliches
Lustspiel entstehen zu lassen.
mit Klavierbegleitung
am 05.11.2004 um 20.30 Uhr
Wie heiratet
man einen König
DDR 1969, R: Rainer Simon,
D: Cox Habbema, Eberhard Esche, Sigurd Schulz,
Hannes Fischer, Peter Dommisch, 80’.
Drei Rätsel löst
die schöne Bauerntochter und befreit
ihren Vater aus dem Kerker. Mit ihrer Klugheit
erobert sie das Herz des Königs, der
sie zur Frau nimmt. Als Königin weist
sie ihren Gemahl auf das Unrecht hin, das
er seinen Untertanen antut. Der König
verstößt sie aus dem Schloss.
Nur das Liebste darf sie mitnehmen. Am nächsten
Morgen erwacht der König in einer kleinen
Bauernstube...
»Es ist ein Film zum Mitdenken, ein
Film für das Gespräch der ganzen
Familie, hervorragend zum Teil im Stil einer
echten Reportage fotografiert von Claus
Neumann, mit einer einfallsreichen und stilsicheren
Musik von Peter Rabenalt.«
(Aus: Märkische Volksstimme, 17.4.1969)
Anschließend Filmgespräch mit
Cox Habbema, Rainer Simon, Käthe Reichel
Moderation: Paul Werner Wagner
am 06.11.2004 um 20.00 Uhr
König Drosselbart
DDR 1965, R: Walter Beck, D: Karin Ugowski,
Manfred Krug,
Martin Flörchinger, 73’
Traumprinzen sind es wahrlich
nicht, die um Prinzessin Roswithas Gunst
werben. Aber muss sie deshalb so hochmütig
und boshaft sein? Als sie einem sympathischen
jungen König den Spitznamen »Drosselbart«
gibt, ist für ihren Vater das Maß
voll: Den ersten besten Bettler, schwört
er, soll die Tochter heiraten. Bald darauf
zieht die stolze Prinzessin als Bettelmannsbraut
in eine ärmliche Hütte...
Grimms Märchen glanzvoll verfilmt.
· Einführung: Paul Werner Wagner
am 06.11.2004 um 22.45 Uhr
Das
blaue Licht
DDR 1976, R: Iris Gusner,
D: Victor Semjanow, Fred Delmare, Katharina
Thalbach, Helmut Straßburger, 88’
Hans hat dem König
als Soldat treu gedient. Nun kehrt er heim,
betrogen um seinen Sold. Eine Hexe heilt
ihm die Wunden und verlangt dafür,
dass er aus einem trockenen Brunnen das
blaue Licht heraufholt. Hans überlistet
die Hexe, behält den funkelnden Stein
und gewinnt die Dienste eines Zaubermännleins.
Das hilft ihm, dem schnöden König
ein Schnippchen zu schlagen.
Märchenfilm-Sonntags-Matinee ·
Einführung: Paul Werner Wagner
Im Anschluss Filmgespräch mit Katharina
Thalbach (angefragt) und Iris Gusner
am 07.11.2004 um 11.00 Uhr
Der Teufel
vom Mühlenberg
DDR 1955, R: Herbert Ballmann,
D: Eva Kotthaus, Hans-Peter Minetti, Willy
A. Kleinau, Werner Peters, Gerhard Frei,
83’
Die Waldmühle brennt!
Die Mühle der Bauern, zu der sie ihr
Korn brachten. Ein Zufall? Eine Verschwörung
des habgierigen Mühlmanns, des Burgvogts
und des Dorfschulzen, um die Bauern in Abhängigkeit
zu bringen. Im Dorf sind sie sich einig:
die Mühle wird heimlich wieder aufgebaut.
Als der Mühlmann Rache üben will,
greifen die Berggeister ein. Sie verwandeln
ihn in ein steinernes Standbild.
Nach einer Sage aus dem Harz.
Anschließend Filmgespräch mit
Herbert Ballmann, Eva Kotthaus, Prof. Günther
Rettschlag · Moderation: Paul Werner
Wagner
am 07.11.2004 um 17.00 Uhr
A Foreign
Affair
Eine auswärtige Affäre
USA 1948, R: Billy Wilder, D: Marlene Dietrich,
Jean Arthur, John Lund,
Millard Mitchel, 116’ | OmU
Die Abgeordnete Phoebe
fährt ins besetzte Berlin, um sich
ein Bild von der Moral der US-Soldaten zu
machen. In einem Nachtclub trifft sie auf
die Sängerin Erika, die im Dritten
Reich zu den Spitzen der Gesellschaft zählte
und die ein Verhältnis mit einem US-Offizier
hat. Phoebe ist entsetzt darüber und
verlangt von ihrem Bekannten John, dass
dieser sie bei der Suche nach diesem Offizier
unterstützt, ohne zu wissen, dass der
Gesuchte bereits vor ihr steht. Während
sie an dem Fall arbeiten, verliebt sich
Phoebe in John. Dieser sagt ihr schließlich
die Wahrheit und gibt seine Beziehung zu
Erika als Tarnung preis, da er deren Gestapo-Freund
überführen will...
»Ein filmisches Déjà-vu
für Marlene Dietrich, die von 1943
bis 1945 für die United Service Organisation
(USO) an mehreren Front-Abschnitten zur
Hebung der Soldatenmoral als Entertainerin
auftrat. In den Trümmern von Berlin
drehte Wilder eine Komödie voller makabrer
politischer Anspielungen, was dazu führte,
dass die amerikanischen Zensurbehörden
ihn für Deutschland sperrten. Erst
1977 wurde der Film in der BRD aufgeführt.«
(Filmarchiv Austria)
Nicht nur wegen der Qualität seiner
Dialoge verdient der Film Beachtung, sondern
wegen seiner authentischen Atmosphäre.
Die Aufnahmen von Berlin – dokumentarische
Bilder, keine Studiobauten oder Modelle
– wirken in ihrer Unmittelbarkeit
wie alliierte Wochenschauen aus dem besiegten
Deutschland.
am 07.11.2004 um 20.30 Uhr
am 12.11.2004 um 20.30 Uhr
am 14.11.2004 um 18.00 Uhr
November
Days
Novembertage
BRD/ GB 1989/ 90, R: Marcel Ophüls,
129’ | Beta SP | dt.
Fass.
Ein für die BBC London
gedrehter Dokumentarfilm des Regisseurs
Marcel Ophüls über den Mauerfall
in Berlin und die Monate danach. Er nahm
für seinen Film Ausschnitte von Fernsehberichten
über den Fall der Mauer am 9. November
1989. Die Menschen, die ihn interessierten,
suchte er nach langer Recherche in ihrer
Umgebung auf und sprach mit ihnen über
das, was sie an jenem Tag und in der Zwischenzeit
erlebten. Gleichzeitig unterhielt er sich
mit Politikern und Schriftstellern darüber,
wie sie die rapide sich entwickelnden Ereignisse
wahrnahmen und heute interpretieren. Ein
Film, der sich aus vielschichtigen Erzählungen
und Bildern zusammensetzt und auf dem komplexen
Zusammenhang von Politik und Alltag besteht.
»Der Blick eines Dokumentarfilmers
muss sowohl die Stimmung der Menschen, als
auch die eigene Überzeugung berücksichtigen...
Ich glaube weiterhin, dass der 9. November
ein Freiheitsfest war. Außerdem bin
ich kein Marxist, und deshalb hat für
mich das Konzept von persönlicher Freiheit
nicht unbedingt etwas mit Ökonomie
zu tun. Dass schwere Zeiten auf Ostdeutschland
zukommen und die Menschen Angst vor der
Arbeitslosigkeit haben, ist ja auch spürbar
in dem Film. In gewisser Weise ist er schon
eine Komödie. Aber eine schwarze.«
(Marcel Ophüls)
am 9.11.2004 um 20.30 Uhr
The Producers
Frühling für
Hitler
USA 1968, R: Mel Brooks, D: Zero Mostel,
Gene Wilder, Estelle Winwood, Kenneth Mars,
88’ | dt. Fass.
Der Broadway-Produzent
Max Bialystock ist arg heruntergekommen.
Seine letzten Produktionen waren allesamt
Flops und Max steht praktisch vor dem Aus.
Doch da hat sein Buchhalter Leo Bloom eine
zündende Idee: Wenn das nächste
Stück ebenfalls durchfällt, könnte
Max danach die gesamten Investoren-Gelder
einkassieren. Das Stück des verschrobenen
Franz Liebkind »Frühling für
Hitler« scheint für den Plan
der beiden goldrichtig zu sein. Niemals,
da sind sich Max und Leo einig, könnte
eine Musical-Revue über Hitler ein
wirklicher Publikumserfolg werden. Doch
damit haben sich die beiden schwer verkalkuliert:
Die Revue »Frühling für
Hitler« wird ein Riesenerfolg. Und
somit haben Max und Leo nun wieder ein neues
Problem am Hals...
Mel Brooks beginnt mit diesem Film seine
Karriere als Regisseur, wobei seine Filme
oftmals als derberes Gegenstück zum
intellektuellen Humor z.B. von Woody Allen
gewertet werden. Er erhielt für seinen
ersten Kinofilm den Oscar für das Beste
Drehbuch. Sein auf dem Film basierendes
Musical »The Producers« wurde
das erfolgreichste Broadway Musical aller
Zeiten und hat bei den Tony-Awards 2001
– dem Oscar der Musicals – sämtliche
12 Preise bekommen.
am 11.11.2004 um 18.15 Uhr
am 14.11.2004 um 20.30 Uhr
Saving Private
Ryan
Der Soldat James Ryan
USA 1998, R: Steven Spielberg, D: Tom Hanks,
Edward Burns, Tom Sizemore, Matt Damon,
170’ | OmU
»Die ›Stars
& Stripes‹ flattern lichtdurchflutet
im Wind, ihre Farben sind blass, die Konturen
schemenhaft – aller Glanz dahin. So
beginnt Spielbergs Relativierung des amerikanischen
Strategie- und Taktikmythos’ D-Day,
der Invasion der Normandie 1944.
Die folgenden knapp 30 Minuten sind das
Bewegendste, Grässlichste, Klaustrophobischste
und Erschütterndste, was je ein Film
über den Krieg zu zeigen vermochte:
gnadenlos distanzlose Großaufnahmen
der zitternden, jammernden, kotzenden Soldaten,
die in der Enge eines Landungsbootes der
Ungewissheit harren. Die Landungsklappe
fällt, und endlose Gewehrsalven zerfetzen
die völlig überraschten Körper.
Janusz Kaminskis blutbespritzte Handkamera
fällt ins Wasser und rettet sich mit
den Soldaten vor dem ohrenbetäubenden
Kugelhagel deckungsuchend an Land. Einem
30minütigen Adrenalinstoß gleich
hechelt sie schutzlos durch den Sand, während
links und rechts die Soldaten wie Schlachtvieh
verrecken. So wie diesen keine Chance des
Entkommens geboten ist, gönnt auch
Spielberg seinen Zuschauern kein Entrinnen,
keine Panorama-Einstellung, kein ablenkender
Zwischenschnitt. Stattdessen das dumpfe
Dröhnen der Geschosse, grelle Schreie
der grässlich Verstümmelten, Blut,
Dreck. Es wird deutlich wie nie: Welcher
Soldat den Krieg überlebt und wer nicht,
ist nichts als ein launiger Zufall, eine
pikante Lotterie des Schicksals.
Das Resultat eines solchen Zufalls wird
James Ryan zuteil, dessen drei Brüder
während der Invasion sterben und der
nun, als einzig verbliebener Sohn, zu seiner
Mutter heimkehren soll. Captain Miller wird
mit seinen Leuten befohlen, Ryan hinter
den feindlichen Linien aufzustöbern.
Acht Männer riskieren ihr Leben, um
eines zu retten – eines, das einer
PR-Aktion dient...« (Oliver Baumgarten)
am 13.11.2004 um 20.00 Uhr
In Zusammenarbeit mit
dem Künstlerklub DIE MÖWE
Die Weber
D 1927, R: Friedrich Zelnik,
D: Paul Wegener, Theodor Loos, Arthur Kraußneck,
Dagny Servaes, Wilhelm Dieterle, 124’ | stumm
Bei Friedrich Zelniks Stummfilm
aus dem Jahre 1927 handelt es sich um eine
werkgetreue Verfilmung von Gerhart Hauptmanns
Bühnenstück »Die Weber«
(1893) in prominenter Theaterbesetzung.
Mit dem Aufstand der für einen Hungerlohn
arbeitenden schlesischen Weber gegen ihren
Fabrikherren und die Ordnungsmacht wählte
der Regisseur Friedrich Zelnik einen Stoff,
der ihm einen monumentalen Film ermöglichte.
Stark von Sergej Eisensteins Filmästhetik
beeinflusst, wurde der Film am 14. Mai 1927
im Berliner »Capitol« uraufgeführt
und avancierte zu einem Kassenschlager mit
revolutionärem Inhalt. Zelnik war einer
der erfolgreichsten Regisseure und Produzenten
des deutschen Stummfilms (z. B. Manon Lescaut,
1919; Anna Karenina, 1920; Der rote Kreis,
1928).
Klavierbegleitung: Matthias Klünder
Anschließend Filmgespräch mit
Dr. Hans von Brescius (Gerhart Hauptmann-Biograph)
· Moderation: Paul Werner Wagner
am 15.11.2004 um 20.30 Uhr
Un Spécialiste
Ein Spezialist
F/ D/ Bel/ A 1998, R: Eyal Sivan,128’ | OmU
»Wer es nicht erträgt,
soll hinausgehen.« Diese Worte, gesprochen
vom Gerichtspräsidenten nach einem
Zwischenruf, machen zwei Dinge klar: Hier
wird etwas verhandelt, das selbst im Gerichtssaal,
über zehn Jahre später, unerträglich
ist; dies soll außerdem mit der größtmöglichen
Neutralität geschehen. Hochfliegende
Emotionen sind nicht erwünscht. Die
Rede ist vom Prozess gegen Adolf Eichmann
in Jerusalem 1961.
Rony Braumann (Buch) und Eyal Sivan (Buch
und Regie) komponierten aus den 350 Stunden
langen Aufzeichnungen des Prozesses den
Film Un spécialiste. Sich jeglichen
Kommentars enthaltend, haben sie das Porträt
eines Naziverbrechers gezeichnet, das von
den Zuschauern sehr viel Mitarbeit verlangt.
Nicht ein Ungeheuer, ein Hüne und Inbegriff
eines Nazioffiziers steht vor dem Gericht,
sondern ein unspektakulärer Mensch
mit schütterem Haar und Hornbrille,
der dem Staatsanwalt ziemlich ähnlich
sieht.
Angeregt von Hannah Arendts Begriff der
»Banalität des Bösen«
sind die Filmemacher der Argumentation des
»Spezialisten« gefolgt. Fasziniert
und abgeschreckt zugleich hört man
den emotionslosen Eichmann von seinem absoluten
Gehorsam reden, von seinen inneren Zweifeln,
die keinen Platz in der Nazimaschinerie
fanden. Unbegreiflich ist es, was in diesem
Gerichtssaal so nüchtern besprochen
wird, und doch kommt es so normal daher.
Das angeklagte »Monster«, wie
der Staatsanwalt Gideon Hausner Eichmann
in seinem Eröffnungsplädoyer nennt,
sitzt als distinguierter, manchmal fast
bemitleidenswerter Herr in seiner Kabine
und beantwortet höflich alle Fragen.
am 18.11.2004 um 18.15 Uhr
am 19.11.2004 um 20.30 Uhr
Das
Boot ist voll
CH 1981, R: Markus Imhoof,
D: Tina Engel, Curt Bois, Renate Steiger,
Mathias Gnädinger, 104’
Der gebürtige Schweizer
Markus Imhoof greift mit seinem Film Das
Boot is voll das umstrittene Thema der Schweizer
Asylpraxis nach 1942 auf. Er stellt kritische
Fragen an sein Land, die lang vergraben
blieben, überschattet von den Grauensgeschichten
aus dem Dritten Reich, und unangesprochen
blieben von der Generation, die dabei war.
Deutschland im Dritten Reich ist das Monument
für die Judenverfolgung und den unerbittlichen
Hass gegen das jüdische Volk. Heute
noch stehen Deutsche auf der Anklagebank,
entweder weil sie beteiligt waren, oder
weil sie teilnahmslos dabei standen, als
eines der bekanntesten Verbrechen gegen
dieses Volk begangen wurde. Mit seinem Film
lenkt Imhoof die Aufmerksamkeit auf die
Missetaten seines Landes während dieser
Zeit und fordert die Schweizer auf, vor
ihrer eigenen Tür zu kehren.
Im Vordergrund dieser Geschichte steht eine
Gruppe von Flüchtlingen, die überwiegend
aus Juden besteht, die es geschafft haben
im Sommer 1942 aus deutscher Gefangenschaft
zu entkommen und über die Grenze in
die Schweiz geflüchtet sind. Die Schweizer
Regierung jedoch hatte eben zu dieser Zeit
entschieden, dass sie keine Flüchtlinge
mehr aufnehmen konnte.
Der Titel lässt vermuten, dass Imhoof
auf die Rede des Schweizer Bundesrates Eduart
von Steiger am 30. August 1942 anspielt.
In dieser Rede verglich von Steiger die
Schweiz mit einem überfülltem
Rettungsboot und versuchte damit, die Ausweisung
von Flüchtlingen zu rechtfertigen.
am 18.11.2004 um 20.45 Uhr
am 20.11.2004 um 18.15 Uhr
Auf Wiedersehen,
Kinder
Au revoir, les enfants
F 1987, R: Louis Malle, D: Gaspard Manesse,
Raphael Fejtö, Francine Racette, Philippe
Morier-Genoud, 104’ | OmU
Julien, elf Jahre alt,
kehrt im Januar 1944 nach den Weihnachtsferien
nur ungern in sein katholisches Internat
zurück. Doch es ist Krieg und viel
zu gefährlich in Paris. Im Internat
sind drei neue Jungen aufgenommen worden.
Bonnet, einer von ihnen, kommt in die Klasse
von Julien. Die beiden Jungen freunden sich
an und schließlich erfährt Julien
das Geheimnis von Bonnet: er ist Jude und
sein richtiger Name ist Kippelstein. Was
das zur Zeit der deutschen Besatzung bedeutet,
erleben sie in einem Restaurant, als ein
jüdischer Gast von französischen
Anhängern der Deutschen bedroht wird.
Im Internat scheint zunächst alles
halbwegs friedlich. Doch eines Tages erscheint
die Gestapo in der Schule. Bonnet, zwei
weitere Schüler und der Schulleiter
werden abgeholt. Sie kehren nicht zurück.
»Auf Wiedersehen, Kinder basiert auf
einer Erinnerung aus meiner Kindheit, die
sich mir als die am meisten dramatische
eingeprägt hat. Im Jahre 1944 war ich
elf Jahre alt und Schüler eines katholischen
Internats in der Nähe von Fontainebleau.
Einer meiner Mitschüler, der erst zu
Beginn des Jahres neu dazugekommen war,
machte mich ganz besonders neugierig. Er
war anders, irgendwie geheimnisvoll. Ich
hatte gerade begonnen, ihn kennenzulernen,
ihn gern zu haben, als eines Morgens unsere
kleine Welt zusammenbrach. (...) Durch den
Blick dieses kleinen Jungen, der mir ähnlich
ist, habe ich versucht, diese erste, stärkste
und abrupt zerstörte Freundschaft wiederzufinden,
und die absurde Welt der Erwachsenen mit
ihrer Gewalt und ihren Vorurteilen entdeckt.
1944 ist fern, doch ich weiß, dass
ein Jugendlicher von heute meine Gefühle
teilen kann. Denn Ungerechtigkeit und Rassismus
sind nicht verschwunden.« (Louis Malle)
am 19.11.2004 um 18.15 Uhr
am 20.11.2004 um 20.30 Uhr
Idi i smotri
Geh und sieh
UdSSR 1985, R: Elem Klimow, D: Alexej Krawtschenko,
Olga Mironowa, Liubomiras Laucevicius, Wladas
Bagdonas, 146’ | OmU
Weißrussland, 1943.
Der 12jährige Fljora Gajschun schließt
sich gegen Protest seiner Mutter den Partisanen
an. Für ihn ist der Krieg noch ein
Kinderspiel. Als es aber in den Kampf geht,
darf er nicht mit an die Front. Fljora soll
statt dessen mit Alten und Kindern ein Reservelager
einrichten. Der Junge fühlt sich alleingelassen.
In den Wäldern trifft er auf das Mädchen
Glascha, die Geliebte des Partisanenführers.
Fljora versucht sie zu trösten, als
die Hölle über beide hereinbricht:
Sie sind in einen Angriff der deutschen
Wehrmacht geraten! Nur knapp können
die beiden dem Tod entrinnen, aber die Schrecken
haben kein Ende: Fljora wird Zeuge der entsetzlichen
Massaker, die Nazi-Schergen unter der russischen
Zivilbevölkerung anrichten. So muss
er einer faschistischen »Vergeltungsaktion«
beiwohnen, bei der unschuldige Menschen,
überwiegend Frauen, Kinder und Greise
in einer Holzkirche lebendig verbrannt werden!
Diese traumatischen Erlebnisse lassen den
Jungen innerhalb kürzester Zeit um
Jahre altern... Er erlebt die jämmerliche
Todesangst der von den Partisanen gefassten
Mörder und steht schließlich
vor einer Pfütze, in der ein Hitler-Portrait
mit der Aufschrift »Hitler –
der Befreier« liegt. Die Stationen,
die wir mit ihm innerhalb einer kurzen Zeitspanne
erleben, sind Stationen der Zerstörung.
Der Terror ist immer plötzlich da und
dann andauernd: Fast schmerzhaft überfallen
die Bilder des Schreckens auch den Zuschauer.
Der in Russland bekannte Regisseur Elem
Klimow zeigt die Gräuel des Krieges,
insbesondere die Verbrechen der Wehrmacht,
aus der Sicht seines Hauptdarstellers. Publikum
und der Protagonist auf der Leinwand werden
dabei eins, Kommentare und Erklärungen
erübrigen sich. Er inszenierte seinen
einzigartigen Film bewusst realistisch und
grausam, was ihm bei den Moskauer Festspielen
Gold und in Venedig viel Beachtung einbrachte.
am 21.11.2004 um 20.00 Uhr
In Zusammenarbeit mit dem Künstlerklub
DIE MÖWE
Insel
der Schwäne
DDR 1983, R: Hermann Zschoche,
D: Axel Bunke, Matthias Müller, Sven
Martinek, Brit Baumann, Kerstin Reiseck,
96’
Für Stefan kommt das
Ende der Kindheit radikal. Mit Mutter und
Schwester geht’s nach Berlin in das
Neubaugebiet Marzahn. Abschied vom Dorf,
von der Insel der Schwäne. Wenige Autostunden
bringen ihn in eine andere Welt: Großstadtstimmung,
Beton und Bauplatz. In der Schule terrorisiert
»Windjacke« die Mitschüler.
Stefan lehnt sich auf und muss erfahren,
wie brutal sein Gegenspieler ist.
Mit diesem Film, nach der Romanvorlage von
Benno Pludra, schuf Regisseur Hermann Zschoche
ein realistisches Bild Ost-Berliner Wirklichkeit
Anfang der 80er Jahre. Nur gegen härteste
Widerstände seitens der SED konnte
der Film, der das Leben in den Neubaugebieten
kritisierte, 1983 ins Kino gelangen.
Weitere Filme Zschoches z.B.: Lütt
Matten und die weiße Muschel (1964),
Sieben Sommersprossen (1978), Bürgschaft
für ein Jahr (1981), Karla (1966/90).
Anschließend Filmgespräch mit
Hermann Zschoche (Regie), Benno Pludra (Schriftsteller),
Ulrich Plenzdorf (-Drehbuch), Ursula Werner
und Christian Grashof (Hauptdarsteller)
Moderation: Paul Werner Wagner
am 23.11.2004 um 20.00 Uhr
Die vom Rummelplatz
D 1930, R: Carl Lamac,
D: Anny Ondra, Siegfried Arno, Kurt Gerron,
Margarethe Kupfer, 98’
Anny Flock, ein junges
Mädchen, soll nach zehnjähriger
Trennung ihre Eltern wiedersehen. Sie glaubt,
dass der Vater ein großes Theater
besitzt und die Mutter eine berühmte
Schauspielerin ist. Tatsächlich handelt
es sich aber um eine Jahrmarktsbude, in
der die Eltern allerlei Kunststücke
vorführen. Annys Enttäuschung
wird noch größer, als sie von
dem Ausrufer Hannes erfährt, dass ihre
Mutter auch noch an Kleptomanie leidet.
Bald weicht die Niedergeschlagenheit des
jungen Mädchens einem Zusammen-gehörigkeitsgefühl
und einer wilden Entschlossenheit. Diese
beiden Komponenten ermöglichen es Anny,
aus dem elterlichen Unternehmen eine Varieté-Nummer
von internationaler Bedeutung zu machen,
in der sie selbst als Musical-Clown im Mittelpunkt
steht.
In der Hauptrolle ist Anny Ondra, eine zarte
Blondine, zu sehen. Sie war ein tschechischer
Stummfilmstar und stand sogar für Hitchcock
vor der Kamera.
am 25.11.2004 um 18.15 Uhr
am 28.11.2004 um 20.30 Uhr
Viktor
und Viktoria
D 1933, R: Reinhold Schünzel,
D: Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf
Wohlbrück, Hilde Hildebrand, 100’
Susanne Lohr, eine Schauspieldebütantin,
sucht dringend ein Engagement, hat dabei
jedoch keinen Erfolg. In einer Agentur trifft
sie den ebenfalls engagementlosen Schauspieler
Viktor Hempel, der sich als verkanntes Genie
fühlt. Mit seiner Aufschneiderei kann
er die unerfahrene Susanne zunächst
beeindrucken. Bald aber erkennt sie, dass
es mit ihm nicht zum besten steht und er
sich verzweifelt durch das Leben schlagen
muss. Für eine Tagesgage von nur zehn
Mark ist er als Damenimitator in einem Varieté
untergekommen, fürchtet aber um dieses
Engagement, weil er plötzlich heiser
geworden ist. In seiner Not kann er Susanne
überreden, für ihn einzuspringen.
Susanne lässt sich die Haare kurz schneiden,
setzt eine Perücke auf, tanzt und singt
auf der Bühne wie ein Mädchen
und nimmt am Ende der Darbietung die Perücke
ab, um sich dem Publikum anschließend
als »Viktor« zu präsentieren.
Ihr Auftritt wird ein so großer Erfolg,
dass sich sogar der namhafte Theateragent
Punkertin für die Nummer zu interessieren
beginnt. Daher kommt Hempel mit Susanne
überein, dass sie die Nummer auch künftig
fortsetzen soll. Er selbst muss nur sehr
darauf achten, dass Susanne künftig
auch in ihrem Privatleben nicht als Mädchen
erkannt wird.
Das alles wird erst schwierig, als sich
Susanne in einen jungen Mann verliebt...
am 25.11.2004 um 20.30 Uhr
am 16.12.2004 um 20.30 Uhr
Ein ausgekochter
Junge
D 1931, R: Erich Schönfelder,
D: Julius Falkenstein, Siegfried Arno, Paul
Westermeier, Olly Gebauer, 86’
Ignaz Fischbein ist ein
Unglücksmensch, der überall Verwirrung
stiftet. Er ist bei dem Modehausbesitzer
Adolf Strohbach angestellt und wird gehörig
von ihm ausgenutzt. Eines Tages erhält
Ignaz von seinem Chef den Auftrag, einen
neuen Anzug vom Schneider abzuholen, weil
Strohbach mit seiner derzeitigen Freundin,
der Tänzerin Rolly-Polly, einen Wochenendausflug
unternehmen will. Nach Erledigung seiner
Besorgung besucht Ignaz noch einen Rummelplatz.
Hier vertreibt sich auch Mizzi die Zeit.
In einer halben Stunde will sie sich mit
dem Bierkutscher Kasulke treffen, um ihn
zu heiraten. In seiner Ungeschicklichkeit
wird Ignaz ganz gegen seinen Willen zudringlich.
Empört weist sie seine vermeintlichen
Annäherungsversuche zurück, kann
jedoch nicht verhindern, dass er ihr überall
hin folgt. In der Schaubude des aus Sachsen
stammenden Hypnotiseurs Brahmaputra werden
beide Opfer eines Experiments. Brahmaputra
versetzt sie in Trance und suggeriert ihnen,
die sich offensichtlich nicht leiden mögen,
sie seien ein jungverheiratetes Ehepaar,
das sich gerade auf Hochzeitsreise befindet.
Als Ignaz und Mizzi erwachen, sind sie tatsächlich
ineinander verliebt und haben ihr bisheriges
Leben vergessen...
am 26.11.2004 um 18.15 Uhr
Das
Kabinett des Dr.
Larifari
D 1930, R: Robert Wohlmuth,
D: Max Hansen, Paul Morgan, Carl Jöken,
Marianne Stanior, 78’
Max Hansen, Paul Morgan
und Carl Jöken, drei Freunde, sind
pleite. In einem Café beratschlagen
sie, wie sie ihre Situation ändern
könnten und kommen dabei zu dem Ergebnis,
eine Filmgesellschaft, die Trio-Film, zu
gründen.
Auf der ersten Generalversammlung, an der
nur sie teilnehmen, suchen sie nach einem
Filmstoff, der gedreht werden soll. Jeder
von ihnen macht kuriose Vorschläge,
die als Vision entstehen. Da aber jeder
nur allein von seiner Idee begeistert ist,
kommt man zu keinem Ergebnis. Verworfen
wird die rührende Geschichte von dem
Dorfbewohner Sebaldus Krönninger, der
seinen Sohn Pepperl zum Sänger ausbilden
lassen will, ebenso wie ein Sängerwettstreit
zwischen Max Hansen und Karl Jöken.
Endlich entschließt man sich dann
aber, einen Familienfilm herzustellen, dessen
Sujet eine Autorin geliefert hatte. Bei
den Aufnahmen geht es aber so chaotisch
zu, dass der Tonmeister seine Arbeit niederlegt.
Nun übernimmt Max Hansen, der von Tontechnik
nicht die geringste Ahnung hat, selbst die
Tonkamera. Dadurch geht alles so gründlich
schief, dass der Traum von der Trio-Filmgesellschaft
platzt. Er findet in dem Café sein
Ende, in dem er vor kurzer Zeit begonnen
hatte.
am 26.11.2004 um 20.30
Allotria
D 1936, R: Willi Forst,
D: Renate Müller, Jenny Jugo, Adolf
Wohlbrück, Heinz Rühmann, Hilde
Hildebrand, 100’
Die Jugendfreunde Philipp
und David, zwei wohlhabende Lebemänner,
wollten sich eigentlich erotisch nie in
die Quere kommen. Aber das Schicksal will
es, dass sie sich in einem wahren Beziehungsgestrüpp
verirren: Erst hat David eine Beziehung
mit Philipps regelmäßigem »Verhältnis«.
Dann glaubt Philipp, David habe die Frau
seines Lebens geheiratet. Die beiden haben
sich, wie es scheint, in ein libidinöses
Bermuda-Dreieck hineinmanövriert. Philipp,
ein wohlhabender Plantagenbesitzer, unterhält
nominell ein Verhältnis mit der kapriziösen
Aimee (Hilde Hildebrand). Aber er ist dem
einen oder anderen Flirt nicht abgeneigt.
Und als er auf einer Schiffsreise der geheimnisvollen
Viola (Renate Müller) begegnet, ist
er drauf und dran, ihr einen Heiratsantrag
zu machen – etwas, das der notorische
Playboy nie für möglich gehalten
hätte. Nach der Landung verliert er
Viola aus den Augen, aber nicht aus dem
Sinn. Dass Aimee während seiner Abwesenheit
ausgerechnet eine Affäre mit dem etwas
wirrköpfigen David begonnen hat, trifft
ihn nicht mehr. Und David ist seinerseits
bereits im Begriff, sich von Aimee zu trennen.
Der Top-Rennfahrer hat nämlich einer
anderen die Ehe versprochen, der hübschen
Gaby (Jenny Jugo), einer höheren Tochter,
die ziemlich genau weiß, was sie will.
Nach der Hochzeit kommt es erst recht zu
Komplikationen. Denn Philipp kennt Gaby
nicht und hat auch keine Ahnung, dass sie
mit Viola befreundet ist, nach der er lange
gefahndet hat. Als Philipp seinen Freund
in seinem neuen Domizil besucht und Viola
ihm die Tür öffnet, hält
er sie für Davids Frau. Der ehemalige
Operettenstar Willi Forst hatte Anfang der
Dreißiger mit großem Erfolg
begonnen, seine eigenen Filme zu inszenieren.
Allotria ist eine elegante, zeitlose romantische
Komödie, die nicht nur über eine
Starbesetzung verfügte, sondern auch
über ein vergleichsweise hohes Budget
und einen amerikanischen Kameramann –
Ted Pahle – mit geschliffenem Stil.
Selbst »Variety« ließ
sich überzeugen: Das Branchenblatt
bescheinigte dem Film »sophistication«
und eine gewisse Nähe zu Lubitsch.
am 27.11.2004 um 18.15 Uhr
Halloh – Caesar!
D 1926, R: Reinhold Schünzel,
D: Reinhold Schünzel, Imogene Robertson,
Wilhelm Diegelmann, Julius Falkenstein,
95’
Reinhold Schünzel,
ein ganz früher deutscher Autorenfilmer,
spielt in dieser turbulenten Komödie
selbst die Titelrolle: Caesar ist ein arbeitsloser
Jongleur aus Berlin.2004 um endlich einen Job
zu finden, macht er sich auf den Weg nach
Karlovy Vary, in der Hoffnung, dort die
Bekanntschaft des Varietédirektors
Willard zu machen – soll der doch
schon vielen Artisten zu lukrativen Engagements
in Amerika verholfen haben. Zwar trifft
Caesar im Kurort tatsächlich auf Willard
– allerdings ohne zu ahnen, wen er
vor sich hat. Denn Willard will inkognito
bleiben und hat sich den Namen »Lehmann«
zugelegt. Ausgerechnet mit Herrn »Lehmann«
aber gerät Caesar in Streit. Der fidele
Jongleur hat sich in Eva, die hübsche
Tochter des Varietédirektors verguckt.
Aber Caesar hat Konkurrenz: Auch der betagte
Baron von Glatzenstein hat ein Auge auf
Eva geworfen. In all der Aufregung übersieht
Caesar völlig, dass sich Rosl, die
charmante Tochter seiner Hotelwirtin, in
ihn verliebt hat. Als das Hotel in Brand
gerät, stürmt Caesar in das brennende
Gebäude, in dem sowohl Eva als auch
Rosl gefangen sind. Als Retter wird Caesar
nicht nur zum Held, dem der ersehnte Vertrag
nach Amerika winkt – er bekommt auch
noch eine Braut …
Mit Klavierbegleitung
am 27.11.2004 um 20.30 Uhr
Der Himmel
auf Erden
A 1935, R: E.W. Emo, D:
Heinz Rühmann, Hermann Thimig, Lizzi
Holzschuh, Adele Sandrock, Hans Moser, 91’
Der arme Komponist Paul
ist glücklich verheiratet, nur Geldsorgen
plagen ihn... Sein Schwiegervater Adlgasser,
Wirt zum Fassl in Salzburg, gab ihm daher
Geld, um sich ein Gut zu kaufen. Nun wähnt
er seinen Schwiegersohn als fleißigen
Landwirt in Lindenau. Doch Paul hat mit
dem Geld lieber seine Oper finanziert und
muss nun noch den Walzer »Himmel auf
Erden« fertigstellen.
Das Gut gehört in Wirklichkeit seinem
Freund Peter, der seiner strengen Erbtante
Adele vorgeflunkert hat, er wäre verheiratet,
obwohl seine Angebetete Erny noch gar nichts
davon weiß. Dem Schwiegervater Adlgasser
sind indessen die Beschwerden über
die schlechten Produkte des Hofes zu Ohren
gekommen, und er will nun selber mal nach
dem Rechten sehen. Im Zug dorthin lernt
er Tante Adele kennen, die ihm sofort unsympathisch
ist. Die beiden sind sich ihrer Rollen bei
diesem Täuschungsmanöver allerdings
noch nicht bewusst.
Die schönste Filmszene: Diener Otto
versucht im Weinkeller, dem Schwiegervater
Adlgasser die Situation zwischen Tochter,
Schwiegersohn, Tante und vermeintlichem
Verwalter mit Hilfe von einigen Flaschen
zu erklären.
am 28.11.2004 um 18.15 Uhr
Dezember
Napoleon
ist an allem Schuld
D 1938, R: Curt Goetz,
D: Else von Möllendorff, Curt Goetz,
Kirsten Heiberg, Valerie von Martens, 92’
Den reichen und berühmten
Lord Cavershoot darf man guten Gewissens
einen Narren nennen, denn er ist vernarrt
in alles, was auch nur im entferntesten
mit Napoleon Bonaparte zu tun hat. Sein
Arbeitszimmer wird von einer Büste
des Feldherrn geschmückt, und an den
Türen prangt das berühmte N. Cavershoots
Ehefrau heißt – natürlich
– Josephine und nimmt die Marotten
ihres liebevollen Mannes als kindlichen
Spleen. Alljährlicher Festtag aller
Napoleon-Fans ist der Pariser »Napoleon-Kongress«.
Aber Cavershoot ist entsetzt, als bei der
abschließenden Revue eines der Girls
»aus der Reihe« tanzt. Er sorgt
dafür, dass die Kleine ihren Job verliert,
wird jedoch von seinem schlechten Gewissen
heimgesucht, als er sie weinend in seinem
Wagen wiedertrifft. Er nimmt Madeleine –
so heißt die kleine Tänzerin
– mit in ein Nachtlokal, um sie zum
Essen einzuladen. Dort geraten sie in eine
Razzia, bei der Cavershoot das junge Mädchen
als seine Tochter ausgibt. Zu dumm nur,
dass ein flinker Reporter die zwei fotografiert
hat ! – So prangt am nächsten
Tag die Schlagzeile »Lord Cavershoot
zeigt seiner reizenden Tochter das Pariser
Nachtleben« an allen Zeitungsständen.
Das ruft natürlich Lady Cavershoot
auf den Plan, die eine Untreue ihres Mannes
wittert. Und so ist der arme Kerl gezwungen,
seiner Frau ein Drama von der »verlorenen,
unehelichen Tochter« vorzuspielen,
denn die Wahrheit würde sie ihm bestimmt
nicht glauben. Bleibt nur die Frage, ob
sie ihm das Märchen von der »Tochter«
wirklich abkauft...
am 02.12.2004 um 18.15 Uhr
Der Stolz der 3. Kompagnie
(Alternativtitel: »Musketier
Diestelbeck«)
D 1931, R: Fred Sauer, D: Heinz Rühmann,
Adolf Wohlbrück, Viktor de Kowa, Christl
Mardayn, 80’
Der Musketier Diestelbeck
leidet unter seinem strengen Spieß
Krause, der noch dazu seiner heimlichen
Liebe, der Wirtstocher Emma Wacker nachstellt.
Ein Schelmenstreich bringt ihm einige Tage
Sonderurlaub und einen ruhigen Posten als
Offiziersbursche bei Leutnant Gernsbach
ein, was dem Spieß aber wenig gefällt.
Gerade als er den Musketier mal wieder so
richtig in die Mangel nehmen will, kommt
dem wieder der Zufall zu Hilfe: der Prinz
wird die Garnison besuchen und Diestelbeck
muss ein Theaterstück einstudieren.
Der Prinz, der sich bei offiziellen Funktionen
sehr langweilt, lernt durch Zufall eine
schöne Dame kennen. Er gelangt unerkannt
in sein Hotel und wählt sich den als
Leutnant kostümierten Diestelbeck als
Flügeladjudanten, dem er auch gleich
diese delikate Angelegenheit anvertraut.
Dieser erledigt diese Aufgabe zur Zufriedenheit
aller, und wird schließlich mit dem
Abschied aus der Armee belohnt.
Der Film wurde 1935 wegen der für »Nationalsozialisten
nicht annehmbaren Zeichnung des Militärs«
verboten. (Lexikon des Internationalen Films)
am 02.12.2004 um 20.30 Uhr
am 03.12.2004 um 18.15 Uhr
Einführung: Ralf Schenk
Lebende
Ware
DDR 1966, R: Wolfgang
Luderer, D: Horst Schulze, Marion van de
Kamp, Hannjo Hasse, Peter Sturm, Erika Pelikowsky,
97’
Nach dem Kahlschlag des
11. Plenum des ZK der SED, nach dem fast
eine ganze Jahresstaffel von DEFA-Filmen
verboten worden war, kam Lebende Ware als
einer der wenigen »übriggebliebenen«
Babelsberger Produktionen 1966 auf die Leinwand.
Darin wird ein besonderes Kapitel des Holocaust
beleuchtet: Budapest 1944. Kurt Andreas
Becher, SS-Obersturmbannführer und
Vertreter Heinrich Himmlers in Ungarn, bezieht
Quartier in der Budapester Villa des jüdischen
Konzernaktionärs Dr. Chorin. Er stellt
ihn vor eine teuflische Alternative: Entweder
übergibt er ihm »freiwillig«
den Konzern in Treuhand und darf dafür
ins Ausland – oder er wird mitsamt
seiner Familie ins Vernichtungslager deportiert.
Chorin wählt das Leben. Und Becher
sieht eine große Chance, sich in hohem
Maße persönlich zu bereichern:
Er zwingt den Leiter der zionistischen Bewegung
Ungarns, ihm bei weiteren »Tauschgeschäften«
– Vermögen gegen Leben –
zu Diensten zu sein. Das dabei erbeutete
Geld fließt, ohne dass die SS-Vorgesetzten
davon Kenntnis bekommen, auf ein privates
Schweizer Konto und ermöglicht Becher
nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Bundesrepublik,
eine Karriere als Geschäftsmann.
Maßgeblich am Drehbuch beteiligt war
der juristische Beobachter der DDR beim
Eichmann-Prozess, der Ost-Berliner Staranwalt
Friedrich Karl Kaul. Er gestaltete den »Fall
Becher« nach authentischen Ereignissen.
Als der Film im September 1966 in der DDR
uraufgeführt wurde, lebte Becher mit
einem geschätzten Vermögen von
150 Millionen D-Mark unbehelligt als Getreidehändler
in Bremen.
am 03.12.2004 um 20.30 Uhr
Ihre
Majestät die Liebe
D 1931, R: Joe May, D:
Käthe von Nagy, Franz Lederer, Otto
Wallburg, Kurt Gerron, Gretl Theimer, 100’
Um einen Skandal zu inszenieren
und damit die von seiner Familie vorgesehene
Geldheirat mit einer ältlichen Dame
verhindern zu können, verlobt sich
ein leichtlebiger Beau mit der Barfrau eines
Tanzlokals. Nachdem sein Plan aufgegangen
ist, bekommt er wegen des Mädchens,
das ihn aufrichtig liebt, Gewissensbisse.
(Lexikon des Internationalen Films)
»Wenn man sich an irgend ein Lustspiel
erinnert, fallen einem zumeist die Höhepunkte,
das heißt die witzigsten Pointen ein«,
stellte der Regisseur Joe May 1932 in »Mein
Film« fest. »Je mehr einem dabei
einfällt und je vergnüglicher
einen die Erinnerung stimmt, umso besser
war das Lustspiel. Infolgedessen macht die
Drehbucharbeit an jedem Lustspielfilm ein
bestimmtes Stadium durch, das ich ›Jagd
nach der Pointe‹ nennen möchte.«
(Mein Film, Nr. 358, S. 11).
»Mays Komödie Ihre Majestät
die Liebe ist nicht nur auf Pointen hin
inszeniert, sondern weist auch eine erstklassige
Besetzung auf. Genial in seinem Kurzauftritt
als etwas schmieriger Barbesucher ist Kurt
Gerron, in einer größeren Rolle
beeindruckt Otto Wallburg, über dessen
Spielweise Kurt Tucholsky schrieb:
Ein Teil seiner Komik liegt darin, dass
er die Glaswände der Würde, die
um jeden Menschen enger oder weiter aufgerichtet
sind, unbekümmert durchbricht: für
ihn gibts das nicht, er sieht sie nicht
einmal. Wenn die Wände klirrend zu
Boden krachen, und der Angepackte den Eindringling
betroffen anstarrt, fuchtelt er mit Händen
und Füßen, und die Hörer
lachen, weil es immer Spaß macht dergleichen
zu sehen. Der Wallburgsche Spießer,
durch Konversationslexikon, etwas Radio
und viel Zeitung genauso weit aufgeklärt,
wie das fürs Geschäft der Anderen
notwendig ist, geht ran, respektiert keine
Würde und böte auch noch einem
Shakespeareschen König eilig und gutmütig
eine Zigarre an.« (U. Liebe)
am 04.12.2004 um 18.15 Uhr
am 16.12.2004 um 18.15 Uhr
Herkules
Maier
D 1927, R: Alexander Esway,
D: Reinhold Schünzel; Claire Rommer;
Ida Perry, Sophie Pagay, 91’ | stumm
»Unser guter und
geschätzter Reinhold Schünzel
ist sich sicherlich darüber klar, dass
er schon bessere Filme gemacht hat. Es fehlt
nicht an allerhand drolligen und rührenden
Situationen. Diese Situationen waren wohl
zuerst da. Ich denke Schünzel wollte
mal fünf oder sechs richtige Schünzelrollen
in einem einzigen Film spielen: einen Schlemihl
von Ehemann und Familienvater, einen armen,
gehetzten, braven Stadtreisenden, einen
falschen Prinzen Boris, einen komischen
Oberkellner, einen rührenden verlassenen
Verliebten, einen Lebemann, und den Vorsteher
eines Kindergartens. Lauter gute Schünzelrollen.
Aber das alles ist doch ein bisschen zu
planlos angeordnet und zu nachlässig
vernietet. Merkwürdigerweise hat Schünzel
diesmal in den ernsten Episoden viel stärker
auf mich gewirkt. Das Lustige ist ein wenig
gedehnt und überspielt. Allerhand gelungene
Pointen. Doch als Ganzes ist der Film nicht
richtig ausbalanciert, er ist kein »Wurf«,
wie so mancher andere Schünzelfilm;
sondern eine geklebte Sache. Schünzels
Partnerin ist Claire Rommer: sehr hübsch,
sehr schlank, gute, ruhige Bewegungen, in
den sanften Situationen menschlich einnehmend.
Keine rechten Spielmöglichkeiten.
Da es sich um reine Publikumsware handelt,
hat das Publikum schließlich das letzte
Wort zu sprechen. Das des Ufapalastes war
gestern angeregt und freundlich gestimmt.«
(Willy Haas: Hercules Maier. In: Film-Kurier
11.02.1928, Nr. 37)
mit Klavierbegleitung
am 04.12.2004 um 20.30 Uhr
Robert
und Bertram
D 1915, R: Max Mack, D:
Eugen Burg, Ferdinand Bonn, Wilhelm Diegelmann,
Ernst Lubitsch, 40’ | stumm
»Eugen Burg spielt
den Robert sehr lustig, Ferdinand Bonn den
Bertram mit starker Farbgebung, Wilhelm
Diegelmann in humorvoller Behäbigkeit
den Gefängniswärter Strambach,
Ernst Lubitsch geradezu genial den Kommis
Max Edelstein. Als Regisseur zeichnet der
geschickte und filmkundige Max Mack. Und
dennoch: aus dem Stoff hätte für
den Film mehr herausgeholt werden können.
Die Aneinanderreihung einer Reihe gelungener
Vagabundentaten genügt unserm heutigen
Geschmack nicht mehr; wollte man den Stoff
für die Filmdarstellung neu beleben,
so hätte man ihm eine ethische Verknüpfung
von Anfang und Ende mitgeben sollen. Auch
hätten Fehler des Stils vermieden werden
müssen: Kostüme und Darstellung
weisen auf eine Zeit, in der man noch nicht
in modernen Luftballons flog. Der Anachronismus
stört hier sehr. Trotz alledem gehört
der Film wegen seiner Unterhaltsamkeit zu
den bessern seines Fachs.« (Bild und
Film, 4. Jg., 1914/15, Nr. 12, S. 267f.)
Klavierbegleitung: Peter
Gotthardt
am 05.12.2004 um 18.15
Uhr
Robert und Bertram
D 1928, R: Rudolf Walther-Fein,
D: Harry Liedtke, Fritz Kampers, Dolly Grey,
Elizza la Porta, 100’
»Zwei Münchener
Maler erleben ein kleines Abenteuer mit
zwei sehr komischen Vagabunden und bekommen
selbst Lust, auf die Walze zu gehen. Bedingung:
mehr als 20 Mark werden nicht eingesteckt.
Sie verschwinden, gefolgt von einer heiratslustigen
Amerikanerin, die sich nicht ganz klar ist,
wen von den beiden sie liebt. Nun folgen
ein paar Abenteuer mit Schwarzwälder
Bauern, Walpurgisnacht im Walde, in der
ihnen Brieftasche und Papiere gestohlen
werden, Verfolgung, Kittchen — und
der eine landet, unter Assistenz eines sehr
komischen Dorfgewaltigen, in den Armen der
reizvollen amerikanischen Lady. Der andere
aber erlebt plötzlich, etwas sehr unverbunden
mit der Gesamthandlung, noch ein romantisches
Abenteuer.«
»Es ist sicher ein richtiges Prinzip,
nur Filme zu machen, die ein sicheres Geschäft
verbürgen. In einer Wirtschaftskrise
wie der, die Deutschland seit der Deflation
erlebt, sind Experimente nicht am Platze.
Jedes Industrieunternehmen muss zunächst
dafür sorgen, dass es arbeitsfähig
bleibt und dass das investierte Kapital
nicht verloren wird. Nach diesem Prinzip
hat die Aafa gearbeitet, und die eben vorgelegte
Bilanz zeigt, dass sie ein gesundes, entwicklungskräftiges
Unternehmen ist. Ihre Filme gehören
zu den angenehmen Überraschungen, die
der Theaterbesitzer erlebt. Auch »Robert
und Bertram« wird Geld in die Kassen
bringen, und um so mehr, je anspruchsloser
das Publikum ist.« (Lichtbild-Bühne
29.08.1929, Nr. 208)
Klavierbegleitung: Peter
Gotthardt
beide Filme an einem Abend
am 05.12.2004 um 18.15 Uhr
Robert
und Bertram
D 1939, R: Hans Hellmut
Zerlett, D: Rudi Godden, Kurt Seifert, Carla
Rust, Fritz Kampers, Heinz Schorlemmer,
93’
Musikalische Posse im Biedermeierkostüm:
Zwei Vagabunden schleichen sich in die Bankiersfamilie
Moses Impelmeier ein. Beim Galafest im Palais
stehlen sie Schmuck, um einem bedrängten
Gastwirt zu helfen. Sie entkommen im Fesselballon,
der sie am Himmelstor absetzt. Das turbulente
reichsdeutsche »Musical« ist
treffend besetzt, enthält aber auch
einige böse antisemitische Karikaturen:
»Die Juden« sind plattfüßig,
mauschelnd, geil und geldgierig. (Lexikon
des Internationalen Films)
»Der Film heißt bei mir ROBERT
UND BERTRAM, DIE GESCHICHTE ZWEIER VAGABUNDEN,
DIE IN DEN HIMMEL KAMEN, WEIL SIE DIE MENSCHLICHSTE
ALLER TUGENDEN BESASSEN: DIE DANKBARKEIT.
Und dann zeige ich in meinen Film, wie die
beiden armseligen Lumpen einem Mädchen
helfen, das ihnen zu essen gab.2004 um die hübsche
Rosl von einem lästigen jüdischen
Liebhaber zu befreien, inszenieren Robert
und Bertram den Diebstahl bei dem reichen
jüdischen Schieber Ipplmeier. Diese
Ipplmeier-Szene hat schon bei Räder
eine stark antisemitische Tendenz; sie steht
auch in meinem Film im Mittelpunkt. Es ist
selbstverständlich, dass die sechs
jüdischen Rollen, die vorkommen, mit
Nichtjuden besetzt werden mussten, aber
die Masken – wenigstens nach den Probeaufnahmen
zu urteilen – sind so echt, dass niemand
an der Waschechtheit meiner Semiten zweifeln
wird.« (Hans Hellmut Zerlett, Film-Kurier,
Nr. 14, 17.1.1939)
Mit Einführung
am 05.12.2004 um 21.00 Uhr
Buchvorstellung: 5. Jahrbuch der
DEFA-Siftung
Apropos
Film 2004
Vor der Kamera – Schauspielergeschichten
In Zusammenarbeit mit dem
Pogress-Filmverleih und der DEFA-Stiftung
wird das neue Jahrbuch der DEFA-Stiftung
vorgestellt.
Schauspielen im Film – das ist einer
der Schwerpunkte in dem Band. Zu den Texten
gehören ein Interview mit Armin Mueller-Stahl
und ein Essay des international renommierten
Regisseurs Egon Günther, der seine
Erfahrungen mit Schauspielern reflektiert.
Der Autor Werner Buhss und der Dozent Dieter
Wardetzky debattieren über die Spezifik
des Spielens fürs Kino im Unterschied
zum Theater; Erika Richter beschreibt das
filmische Werk von Hilmar Thate, Christel
Gräf unterhält sich mit Jutta
Wachowiak, der unvergesslichen Verlobten
in Günther Rückers und Günter
Reischs gleichnamigem Meisterwerk. Außerdem
stellt Barbara Felsmann die Lebenswege einstiger
DEFA-Kinderdarsteller vor: von Charles Brauer
(IRGENDWO IN BERLIN) über Prof. Dr.
Thomas Schmidt (DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN
MUCK) bis Peter Welz (IKARUS).
Weiteren Themen des Bandes sind der Fall
des Regisseurs Falk Harnack und seines verbotenen
Films DAS BEIL VON WANDSBEK (1951), eine
Neubewertung des Werks von Slatan Dudow
sowie die »wahre Geschichte«
des Propagandafilms DAS VERURTEILTE DORF
(1951). Außerdem: Hans-Joachim Schlegel
untersucht Begegnungen russischer Filmemacher
im Deutschland der Weimarer Republik, Michael
Hanisch skizziert die Rezeption sowjetischer
Filme nach 1945 in allen vier Sektoren der
geteilten Stadt Berlin.
Außerdem enthält das fünfte
Jahrbuch der DEFA-Stiftung einen Text zum
aktuellen russischen Kino und stellt –
ausgehend von Fatih Akin, der vor seinem
Goldenen Bären für GEGEN DIE WAND
bereits mit dem Preis der DEFA-Stiftung
ausgezeichnet worden war – die Arbeiten
junger deutsch-türkischer Filmemacher
vor.
Mit Gästen
am 07.12.2004 um 19.00 Uhr
Lachende Erben
D 1932/ 33, R: Max Ophüls,
D: Heinz Rühmann, Max Adalbert, Lizzi
Waldmüller, Lien Dreyers, 76’
Der alte Weinhändler
Bockelmann war schon immer ein grantiger,
kauziger Kerl, nie hat er sich um seine
Verwandtschaft geschert, das einzige Wichtige
in seinem Leben war seine Winzerei. Und
die lief immer bestens. Deshalb war die
liebe Verwandtschaft auch stets bemüht,
sich gut zu stellen mit dem reichen Onkelchen,
denn schließlich war ein jeder scharf
auf eine satte Erbschaft, sollte der alte
Bockelmann das Zeitliche segnen. Bockelmann
stirbt, und die ganze Sippschaft reist an,
um gespannt der Verkündung des Testaments
zu lauschen. Die Empörung ist groß,
als sich herausstellt, dass Bockelmanns
Neffe Peter Frank, der erfolgreich und uneigennützig
in der Firma seines Onkels arbeitet, als
Universalerbe eingesetzt wurde. Nur eine
Bedingung muss der trinkfeste Lebemann erfüllen:
er darf vier Wochen lang keinen Tropfen
Alkohol zu sich nehmen, sonst bekommt er
gar nichts. In dieser Klausel sehen die
gierigen Verwandten ihre Chance. Kein noch
so verrückter Versuch wird ausgelassen,
um Frank doch noch ein Schlückchen
einzurichten. Heimgesucht von Verführungen,
bleibt der arme Peter standhaft. Bis er
Gina Stumm, die Tochter von der Konkurrenz-Sektfirma
Stumm, kennenlernt. Was kümmert ihn
die Erbschaft, was kümmert ihn Geld?
Aus ist es mit dem alkoholfreien Waldsanatorium.
Ein Prost auf die Liebe, ein zweites Glas
auf Gina. Schon frohlocken die Nacherben.
Doch da rückt der alte Notar Weinhöppel
mit der Zusatzklausel im Testament heraus...
»Rheinisches Lokalkolorit und amüsanter
Sprachwitz prägen Max Ophüls’
letzten Film vor seiner Emigration aus Nazi-Deutschland.
1937 wurde das harmlos-fröhliche Lustspiel
von der NS-Filmprüfstelle verboten.
(Titel auch: ›Champagnerkrieg‹)«
(Lexikon des Internationalen Films)
am 09.12.2004 um 18.15 Uhr
am 11.12.2004 um 20.30 Uhr
Glückskinder
D 1936, R: Paul Martin,
D: Carl-Otto Bartning, Lilian Harvey, Willy
Fritsch,
Oskar Sima, 93’
»Der Reporter Hopkins
ist derart betrunken, dass er seinen Kollegen
Gil Taylor bittet, für ihn eine Pflicht
am Schnellgericht zu übernehmen. Dort
soll die attraktive Ann Garden wegen Vagabundierens
verurteil werden.2004 um sie davor zu bewahren,
heiratet er sie kurzerhand, vergisst in
der Eile aber seine Zeitung zu informieren.
So ist die »Morning Post« das
einzige Blatt, das am nächsten Tag
nicht von dem Vorfall berichtet. Er und
seine beiden Freunde Stoddard und Frank
sind kurz darauf stellungslos, während
Ann sich nicht dankbar, sondern trotzig
verhält. Hopkins erfährt, dass
Ann offensichtlich eine angeblich entführte
Millionärstochter ist und entdeckt,
während sie schläft, sogar den
viereckigen Leberfleck – ihr markantestes
Merkmal. Enttäuscht fühlt er sich
von Ann an der Nase herumgeführt und
bringt sie zu ihrem Vater zurück. Bald
merkt er, dass in seinem Taschentuch ein
Stück in der Form des Leberflecks fehlt...«
(Jan-Eric Loebe)
Ein temperamentvolles Lustspiel im Stil
der amerikanischen »screwball comedies«
der 30er Jahre. (Lexikon des Internationalen
Films)
am 09.12.2004 um 20.30 Uhr
am 12.12.2004 um 18.15 Uhr
Paradies
der Junggesellen
D 1939, R: Kurt Hoffmann,
D: Heinz Rühmann, Josef Sieber, Hans
Brausewetter, Gerda Maria Terno, 93’
Man sollte eigentlich glauben,
dass gestandene Seemänner auch an Land
fähig sind, sich einigermaßen
durchzuschlagen. Doch weit gefehlt –
beim Kameradentreffen ihrer U-Boot-Besatzung
müssen Hugo, nun Standesbeamter, Hannemann,
ein Studienrat, und der Apotheker Spreckelsen
feststellen, dass man als Junggeselle in
Zivil mit so manchem Alltagsproblemchen
fertig werden muss, und sei es nur das Zubereiten
einer ordentlichen Mahlzeit. Die Männer
beschließen daher, sich eine Wohnung
zu dritt zu nehmen, denn gemeinsam, so hoffen
sie, wird sich jedes Problem lösen
lassen. Außerdem können sie so
besser aufpassen, dass keiner dem Schwur,
ewiger Junggeselle zu bleiben, untreu wird.
Das alles ist leichter gesagt als getan.
Das erste gemeinsame Kochen endet im Chaos.
Kurz darauf verliebt sich Hugo in die Hauseigentümerin
Frau Platen. Beide fassen den Entschluss,
Hannemann und Spreckelsen mit Hugos Ex-Frauen
Eva und Hermine zu verkuppeln. Wenig später
verlassen beide mit fadenscheinigen Gründen
das Haus...
Das schöne Lied »Das kann doch
einen Seemann nicht erschüttern«
wurde hier von Heinz Rühmann, Josef
Sieber und Hans Brausewetter gemeinsam gesungen.
am 11.12.2004 um 18.15 Uhr
am 12.12.2004 um 20.30 Uhr
In Zusammenarbeit mit dem Künstlerklub
DIE MÖWE
Der Prozeß
wird vertagt
DDR 1958, R+B: Herbert
Ballmann, D: Gerhard Bienert, Friedrich
Richter, Raimund Schelcher, Gisela Uhlen,
Gerry Wolff, 97’
1955 kehrt der in der Nazi-Zeit
emigrierte Jude Michael Vierkant aus dem
Ausland in die Bundesrepublik Deutschland
zurück, um die Verurteilung des damaligen
Denunzianten Korn zu erwirken, der für
die Ermordung seiner Schwester verantwortlich
war. Korn ist wieder in Amt und Würden,
Michaels Bemühungen bleiben erfolglos.
Bei einer direkten Auseinandersetzung der
beiden erschießt Michael Korn in Notwehr.
Der Verfassungsschutz schaltet sich ein,
da ein politischer Racheakt in kommunistischem
Auftrag konstruiert wird…
Herbert Ballmann, dessen Drehbuch für
diesen Film auf der Novelle »Michaels
Rückkehr« von Leonhard Frank
beruht, arbeitete ab 1950 bei der DEFA (z.B.
Tinko, Der Teufel vom Mühlenberg).
1959 ging er aus politischen Gründen
in die Bundesrepublik und brachte erfolgreiche
Film- und Fernsehproduktionen heraus wie
Ein Mann will nach oben, Einmal Ku’damm
und zurück oder Praxis Bülowbogen.
Seit Oktober 2002 ist Herbert Ballmann Ehrenmitglied
des Künstlerklubs DIE MÖWE.
Anschließend Filmgespräch mit
Herbert Ballmann (Regie) und Prof. Dr. Michael
Lemke (Historiker)
Moderation: Paul
Werner Wagner
am 15.12.2004 um 20.30 Uhr
Anton
der Letzte
A 1939, R: E.W. Emo, D:
Hans Moser, O.W. Fischer, Elfriede Datzig,
Heinz Salfner, Charlotte Ander, 91’
Kammerdiener Anton führt
auf Schloss Erlenburg ein strenges Regiment:
Mit rückständigen Prinzipien verteidigt
er alte Adelstraditionen. Als ihn die Pächterstochter
Leni dringend um Hilfe bittet, will er zunächst
ablehnen. Aber als er hört, dass Leni
ein Kind von dem Grafen Willy erwartet,
dem zerstrittenen Sohn des Grafen Othmar
auf Schloss Erlenburg, lässt er sie
ins Haus. Wenig später gebiert sie
mit Hilfe der Köchin einen Jungen.
Anton hat jetzt eine große Verantwortung.
Zunächst muss er Leni und das Kind
im Schloss verstecken, damit die Angelegenheit
vor Graf Othmar geheimgehalten wird. Dann
muss umgehend Graf Willy benachrichtigt
werden. Doch bevor dieser die Nachricht
auf diskretem Weg erfahren kann, hat sich
das Geheimnis durch Geschrei verraten...
am 17.12.2004 um 18.15 Uhr
am 19.12.2004 um 20.30 Uhr
Keine Feier
ohne Meyer
D 1931, R: Carl Boese,
D: Siegfried Arno, Maly Delschaft, Ralph
Arthur, Dina Gralla, Adele Sandrock, 82’
Siegmund Meyer gehört
in dem kleinen Villenvorort, in dem er wohnt,
zu den angesehensten Bürgern, obwohl
eigentlich niemand so recht etwas über
ihn weiß. Täglich fährt
er in die nahe gelegene Großstadt,
verwandelt sich dort in einen Dandy und
betreibt mit Hilfe seiner Sekretärin
eine Heiratsvermittlung. Er bemerkt nicht,
dass er ihr nicht gleichgültig ist.
Er liebt nämlich Mary, die Tochter
des Stadtrats Goebel. Sie erwidert seine
Gefühle jedoch nicht, weil sie ihr
Herz bereits einem anderen geschenkt hat.
Meyer ist sich aber mit Marys Vater einig
geworden, der ihn für einen Fabrikanten
hält.
Eines Tages besucht ihn der Stadtrat in
seinem Büro. Meyer, der genau weiß,
dass er als Heiratsvermittler keine Aussichten
bei ihm hätte, führt ihn in die
Rheinischen Stahlwerke und gibt sich als
deren Eigentümer aus. Wenig später
erhält er den Besuch eines Freundes,
der ihn um Rat bittet. Der Freund liebt
ein Mädchen, dessen Vater aber auf
eine Heirat mit einem reichen, unsympathischen
Kerl besteht. Meyer rät ihm, mit dem
Mädel durchzubrennen. Er ahnt nicht,
dass es sich bei dem Mädchen um Mary
handelt...
»Wenn Carl Boese eine solche Chose
in die Hand nimmt, wird was draus. So auch
hier. Dieser vielbeschäftigte Regisseur
weiß genau, worauf es bei einem Schwank
ankommt. Schwung, Tempo, Stimmung. Mit einem
bisschen Klamauk. So die richtige Mischung.
Alles das findet man in diesem Film. Prächtig,
wie Boese alle Pointen publikumswirksam
herausholt.« (Lichtbild-Bühne,
28.10.1931)
am 17.12.2004 um 20.30 Uhr
Wer nimmt die Liebe
ernst
D 1931, R: Erich Engel,
D: Jenny Jugo, Max Hansen, Willi Schur,
Otto Wallburg, 90’
Der arbeitslose Max und
sein Freund Willy verdienen ihr Geld durch
den Diebstahl von Hunden, die sie dann gegen
Belohnung wieder an ihre Besitzer zurückbringen.
Als Max bei der Arbeit von einem Polizisten
beobachtet wird, flüchtet er und überrascht
eine junge Frau in ihrem Souterrainzimmer.
Als der Polizist vor ihm steht, gibt sie
ihn als ihren Freund aus. Dafür fliegt
sie raus und wohnt nun bei Max. Als beide
durch den Lunapark bummeln, wird sie als
Schönheitskönigin vorgeschlagen.
Sie gewinnt die Konkurrenz, und plötzlich
umringen sie viele Verehrer, die sie zu
einer Feier entführen. Max ist nun
nicht mehr gefragt. Doch nachdem er seinen
Liebeskummer im Alkohol ertränkt hat
und zu Hause ankommt, wartet dort seine
ihm treu gebliebene Schönheitskönigin.
»Wer nimmt die Liebe ernst bedient
sich zwar der ›Gaunerkomödie‹
und ergänzt sie mit Elementen aus dem
Klischee der Tonfilmoperette. Trotzdem entfernt
sich der Film, nachdem die banale Konfliktsituation
einmal bekannt ist, immer mehr von der Ideologie
seiner Vorläufer ... Er zeichnet nämlich
die Schwierigkeiten, die von den Protagonisten
bewältigt werden müssen, realistisch:
Der Held wird, trotz zwischenmenschlichen
Happyends, weder bestraft noch reingewaschen;
an seiner existentiellen Situation ändert
sich nichts, er bleibt arbeitslos und arm.«
(Günther Knorr: Erich Engel –
Filme 1923–1940)
am 18.12.2004 um 18.15 Uhr
Schuhpalast
Pinkus
D 1916, R: Ernst Lubitsch,
D: Guido Herzfeld, Else Kentner, Ernst Lubitsch,
Ossi Oswalda, 40’
Sally Pinkus ist ein fauler
Schüler, der lieber den Mädchen
nachschaut als seine Hausaufgaben zu machen.
Er fliegt von der Schule und wird Verkäufer
in einem Schuhgeschäft. Doch dem Inhaber
gefällt die Beziehung, die Sally sofort
zu dessen Tochter knüpft, nicht. Also
muss sich Sally einen neuen Job suchen.
Lubitschs populäre Komödie wurde
oft mit den frühen Marx-Brother-Filmen
verglichen. Seine Art, den frivolen Witz
so geschickt anzubringen, dass er das Publikum
angenehm schockierte und nie beleidigte
wurde als der »Lubitsch Touch«
bekannt und übte großen Einfluss
auf die Entwicklung der amerikanischen Komödie
aus. Schuhpalast Pinkus zählt dabei
zu den Höhepunkten im frühen Schaffen
Lubitschs.
»Einen wirklich lustigen Film brachten
in dieser Woche die Uniontheater heraus.
… Der Film ist von Anfang bis Ende
voll Humor und enthält eine Fülle
von Szenen, über die man vorbehaltlos
lachen kann. Hans Kräly und Ernst Schönfelder,
die als Verfasser zeichnen, haben da für
Lubitsch eine Bombenrolle geschrieben, der
er in allen Szenen in drolligster Weise
gerecht wird. Auch der Regisseur Lubitsch
verdient Lob.« (Der Film, 17.6.1916)
am 18.12.2004 um 20.30 Uhr
Wenn vier
dasselbe tun
D 1917, R: Ernst Lubitsch,
D: Emil Jannings, Margarete Kupfer, Ernst
Lubitsch, Ossi Oswalda, 40’
Rentier Seegstoff lässt
seine Tochter aus dem Pensionat nach Hause
kommen und freut sich auf einen ruhigen
und besinnlichen Lebensabend. Doch das junge
Mädchen verliebt sich in den Kommis
Tobias und sorgt für jede Menge Aufregung
und Durcheinander. Da begegnet auch dem
alten Seegstoff noch einmal die große
Liebe, und er wirbt mit viel List um die
Gunst der Buchhändlerin Lange. Alle
zusammen gehen sie voller Erwartung auf
den Witwenball, und nach einem Hin und Her
von Gefühlen und Eifersüchteleien
findet jeder sein Glück.
Klavierbegleitung: Jürgen
Kurz
am 18.12.2004 um 20.30 Uhr
Peter
A/H 1934, R: Hermann
Kosterlitz, D: Franziska Gaal, Hans Jaray,
Felix Bressart, Otto Wallburg, 91’
»Die siebzehnjährige
Eva und ihr Großvater werden –
weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können
– auf die Straße gesetzt. Beide
versuchen sich fortan als Straßenmusikanten,
bis eines Tages ein flüchtiger Dieb
Eva überfällt und sie zwingt,
mit ihm seine Kleider zu tauschen. Nun muss
sich Eva als Junge durchs Leben schlagen.
Ein Konflikt auf offener Straße mit
dem Arzt Robert Bandler bringt Eva vor das
Jugendgericht. Ihre offenkundige Notlage
rettet sie vor schwerer Bestrafung. Auch
Robert hat Mitleid mit dem vermeintlichen
Jungen, und er bittet den Garagenbesitzer
Zöllner, ›Peter‹ –
so nennt sich Eva – als Lehrling aufzunehmen.
Eva ahnt nicht, wem sie die Stellung zu
verdanken hat. Durch Zufall lernt Robert
wenig später ›Peter‹ als
die Person kennen, die sie wirklich ist:
zögernd erklärt sich Eva als ›Peters‹
Schwester. Das Spiel mit vertauschten Rollen
wird durch Evas gutmeinende, jedoch allesamt
in der Katastrophe mündenden Versuche,
der schlechtgehenden Arztpraxis von Robert
auf die Beine zu helfen, noch komplizierter.
Erst ein gemeinsamer Abend in einem Tanzlokal,
in dessen turbulentem Verlauf auch noch
ein Perlencollier gestohlen wird, führt
zur Aufklärung. Dem gemeinsamen Glück
von Eva und Robert steht nun nichts mehr
im Wege ...
Es ist eigentlich die Geschichte aller (Film-)Geschichten
– bevor ›Mann‹ und ›Frau‹
zusammenkommen, stellen sich ihnen skurrile
Verwechslungen, versteckte Gegensätze,
Komplikationen, Standesunterschiede –
kurz: nichts als Schwierigkeiten in den
Weg. Wird nun einer solchen Ausgangssituation
eine Reihe komischer Standardsituationen,
eine selbstbewusste, oft unkonventionelle
Filmheldin, und das stets Erotik versprechende
Element der Verwandlung hinzugefügt,
so ergibt das -inszeniert vor dem konkreten
Hintergrund der Depressionszeit der 30er
Jahre – eine sozialkritische Komödie
im Stil eines Frank Capra oder Gregory La
Cava.«
(Armin Loacker/ Martin Prucha (Hg.): Unerwünschtes
Kino. Wien 2000, S. 176-178)
am 19.12.2004 um 18.15 Uhr
Vom 20.12. bis 31.12.04 bleibt
das Zeughauskino geschlossen. Wir wünschen
all unseren Besuchern ein schönes Weihnachtsfest
und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
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