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Das Kooperationsprojekt des Arbeitsbereichs Sachunterricht der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Wagner und des Deutschen Historischen Museums entstand 2016 und beinhaltete die Entwicklung eines Führungsangebots für Willkommensklassen sowie sprachlich heterogene Schulklassen im Alter von 8-13 Jahren (3.-7. Klasse). Durch das neue Format wird jungen Geflüchteten ein Zugang zum Museum und der deutschen Geschichte ermöglichen, der nicht allein auf sprachlichen Fähigkeiten basiert.

Grundlegende Überlegungen und Rahmenbedingungen

Am Anfang stand die Auswahl von Objekten der Dauerausstellung, die einen aktivierende Aufforderungscharakter, Lebensweltbezug sowie eine multiperspektivische Betrachtungsmöglichkeit bieten. Im Vordergrund steht die handlungsbezogene Erkundung der Ausstellung kombiniert mit sprachanbahnenden und sprachfördernden Möglichkeiten. Zu diesem Zweck kommen hochwertige haptische Materialien zum Einsatz, die zusammen mit den Originalobjekten historische Entwicklungen vermitteln. Dies bedeutet, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler diverse Tätigkeiten ausführen und unterschiedliche Sinne einbringen können, wie Tasten, Hören, Sehen, Vergleichen und Zuordnen. Dadurch werden sie animiert, selbst zu sprechen. Sie beschreiben und benennen das Geschehene und lernen spielerisch die Geschichte kennen.

Bezug zum Rahmenlehrplan

Die Führung orientiert sich inhaltlich an Themen der Berliner Rahmenlehrpläne für den Sachunterricht der 1.-4. Klasse und für die Gesellschaftswissenschaften der 5.-6. Klasse. Das Angebot verknüpft dabei die sachunterrichtsdidaktischen Themen Kartenlesen und Orientierung in der Lebenswelt mit der Bedeutung historischer Veränderungen und Entwicklungen. Damit ist es an den Landeskundeanteil der Sprachvermittlung in Willkommensklassen angebunden. Allerdings geht die Beschäftigung mit den diversen Karten über deren rein geografische Interpretation hinaus, indem ebenfalls ihre Aussagekraft über die jeweiligen historisch-gesellschaftlichen Bedingungen behandelt wird. Auf diesem Weg greift das Format den Curriculumaspekt der Entwicklung eines Geschichtsbewusstseins auf.

Inhaltliche Ausgestaltung

An fünf Stationen beschäftigen sich die Teilnehmenden mit unterschiedlichen Kartentypen. So erarbeiten sie sich anhand von Ausgrabungs-, Welt-, Straßenbau- und Stadtkarten historische Räume und deren Auswirkungen auf die jeweilige Bevölkerung. Die Schülerinnen und Schüler erkunden in einer Ausgrabungssituation die mittelalterliche Wohnwelt und zeitgenössisches Spielzeug, beschäftigen sich mit der Entdeckung der Welt um 1500 und die Genese der Verkehrswege Anfang des 18. Jahrhunderts. Zum Abschluss steht das Thema absolutistische Stadt- und Parkplanung im Fokus. Hier konstruieren die Schülerinnen und Schüler ihre Idealstadt und Parkanlagen mit verschiedenen Bauelementen und präsentieren sich gegenseitig die Ergebnisse.

Forschungsprojekt

Eine Auswahl an Führungen wird am Anfang videoethnographisch begleitet und angelehnt an die Grounded Theory ausgewertet. Dabei sollen performative Handlungspraxen von Kindern in Lernumgebungen zu Sammlungsobjekten auch in Bezug auf kommunikatives Handeln und Peer-Feedback untersucht werden. Das Forschungsprojekt trägt dazu bei, dass in den Fachdidaktiken der Grundschule sozialwissenschaftliche Unterrichtsinhalte auch mit wenig Sprache bzw. sprachanbahnend erarbeitet werden können. Dadurch werden Alternativen dazu geboten, dass in den Fachdidaktiken fachsprachliche Förderung sprachsensibel nur für Kinder vermittelt wird, die bereits über umfangreichere Deutschkenntnisse verfügen. Vielmehr geht es im vorgestellten Projekt darum, auch für Kinder mit wenigen Sprachkenntnissen sachunterrichtsdidaktische Bildungsangebote zu ermöglichen.

Kooperationsprojekt

Titel
Graben, Planen, Bauen – Willkommensklassen entdecken historische Karten und ihre Geschichte(n)

Kooperationspartner
Prof. Dr. Bernd Wagner, Arbeitsbereich Sachunterricht der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig

Zielgruppe
Willkommensklassen und Regelklassen der Stufen 3-6

Laufzeit
2016-2018