Egon Friedell 1878-1938

Schriftsteller

  • 1878
    21. Januar: Egon Friedell wird als Sohn des jüdischen Seidentuchfabrikanten Moriz Friedmann und dessen Frau Karoline (geb. Eisenberger) in Wien geboren.
  • 1897
    Noch vor Ablegung der Reifeprüfung immatrikuliert sich Friedell als Gasthörer an der Berliner Universität für die Fächer Philosophie, Germanistik und Naturwissenschaften. Nach dem Abitur entscheidet er sich im Herbst für einen Hochschulwechsel und geht nach Heidelberg, um bei dem bekannten Philosophiehistoriker und Hegelianer Kuno Fischer (1824-1907) zu studieren.
    Friedell konvertiert zum evangelisch-lutherischen Bekenntnis.
  • 1899
    Er wechselt erneut den Studienort und kehrt in seine Heimatstadt Wien zurück. Er erhält das Erbe seines 1891 verstorbenen Vaters, das ihm ein Leben in finanzieller Sicherheit erlaubt.
  • 1904
    Friedell promoviert mit einer Dissertation zum Thema "Novalis als Philosoph".
  • 1908
    Der junge Schriftsteller, der bereits eine Vielzahl von Artikeln und Kurzgeschichten veröffentlicht hat, verfasst den Einakter "Goethe", der ihm im deutschsprachigen Gebiet Popularität verschafft. Er avanciert zunehmend zu einer festen und unverwechselbaren Größe der Wiener intellektuellen Kaffeehaus- und Theaterszene.
  • 1908-1910
    Friedell wird künstlerischer Leiter des Kabaretts "Fledermaus". Er verfasst zusammen mit dem Wiener Schriftsteller Alfred Polgar (1873-1955) Theaterstücke, aber auch parodistische Einakter, und steht selbst als Schauspieler auf der Bühne.
  • 1914
    Seine Alkohol- und Gewichtsprobleme treten fortan verstärkt auf. Zum wiederholten Mal fährt er deswegen in ein Sanatorium in die Nähe von München, um sich in einer Entziehungskur behandeln zu lassen.
    Ähnlich wie sein deutscher Kollege Thomas Mann, der Friedell wegen seines literarischen Stilvermögens schätzt, äußert sich der österreichische Autor anfänglich begeistert über den Beginn des Ersten Weltkriegs.
  • 1916
    Nachdem er zwischenzeitlich unter dem Künstlernamen "Friedländer" publiziert hat, lässt er jetzt seinen ursprünglichen Familiennamen "Friedmann", den er seit seiner Studienzeit nicht mehr verwendet hat, auch amtlich auf "Friedell" ändern.
  • 1919-1924
    Er arbeitet bei einer großen Anzahl von Publikationen wie dem populären "Neuen Wiener Journal", dem er die längste Zeit als Journalist und Theaterkritiker angehört.
  • 1919-1927
    Auf ein Angebot Max Reinhardts hin arbeitet Friedell fortan abwechselnd als Regisseur, Dramaturg und Schauspieler am "Deutschen Theater" in Berlin sowie am Wiener "Burgtheater".
  • 1927-1932
    Friedell verfasst sein dreibändiges Werk "Kulturgeschichte der Neuzeit", das in einer essayistisch-anekdotischen Darstellungsweise eine Interpretation der Ereignisse von der Renaissance bis zum Imperialismus anbietet und dem Autor internationale Bekanntheit einbringt.
  • ab 1927
    Aufgrund gesundheitlicher Probleme nimmt er keine festen Stellen mehr an und lebt als freier Schriftsteller, Essayist und Übersetzer in seiner Heimatstadt Wien.
  • 1936
    Der erste Teil seiner "Kulturgeschichte des Altertums", der sich mit Ägypten und Vorderasien beschäftigt, erscheint beim Helikon-Verlag in Zürich, da sich kein deutscher bzw. österreichischer Verleger mehr bereit findet, seine Werke in Druck zu nehmen. Der Folgeband, der sich mit Griechenland und dem Römischen Imperium auseinandersetzt, bleibt ein Fragment.
  • 1937
    Das NS-Regime lässt die historischen Schriften Friedells, die unvereinbar mit dem propagierten Geschichtsbild der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) sind, beschlagnahmen.
  • 1938
    16. März: Kurz nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich erscheint die Geheime Staatspolizei (Gestapo) vor dem Haus des Schriftstellers. Im Affekt entscheidet sich Egon Friedell für Selbstmord und stürzt sich aus dem Fenster seiner Wohnung. Er findet seine letzte Ruhestätte auf dem bekannten Wiener Zentralfriedhof. Sein Nachlass wird beschlagnahmt.
Rolf Felbinger
14. September 2014

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