Pädagogin, Frauenrechtlerin
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1849
11. Dezember: Ellen wird als Tochter des schwedischen Großgrundbesitzers Emil Key und dessen Frau Sophie (geb. Posse) in Sundsholm (Schweden) geboren.
Als Kind eignet sich Key durch selbstständige Studien und durch Privatunterricht eine umfassende künstlerische und literarische Bildung an. -
1868Keys Vater wird Mitglied des schwedischen Reichstags. Die Familie zieht nach Stockholm.
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1878-1898Tätigkeit als Lehrerin in Stockholm. Durch den Verlust des väterlichen Vermögens ist Key auf diese Arbeit angewiesen.
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1883-1903Sie ist Dozentin am Arbeiterinstitut in Stockholm, wo sie Vorlesungen über "Schwedische Literatur im Dienste der nationalen Volksaufklärung" hält.
Durch ihre starke persönliche Überzeugungskraft und Ausstrahlung wird sie zu einer begehrten Rednerin auf Veranstaltungen von Arbeiter-, Studenten- und Frauenvereinen. -
1900Keys individualpädagogische und sozialreformerische Studie "Barnets Århundrade" ("Das Jahrhundert des Kindes") erscheint und liefert das Schlagwort einer Epoche pädagogischen Bestrebens, das im Sinne Jean-Jacques Rousseaus (1712-1787) den Weg für ein besseres Verständnis des Kindes freimacht. Key ist eine überzeugte Anhängerin der durch Rousseau vorgegebenen Idee vom natürlichen Wachsenlassen des jungen Menschen und der Erziehung vom Kinde aus (später "Pädologie" genannt).
Unter dem Einfluss der Ausführungen von Friedrich Nietzsche zum Übermenschen glaubt sie, dass den Generationen des anbrechenden Jahrhunderts der entscheidende Schritt zur Vervollkommnung der menschlichen Existenz gelingen werde. -
1902"Das Jahrhundert des Kindes" erscheint in deutscher Übersetzung.
Als Verfasserin von insgesamt 44 Werken und 149 Zeitschriftenartikeln zu Fragen der Kindererziehung und Frauenbewegung wird Key besonders um die Jahrhundertwende zu einer der meistgelesenen Schriftstellerinnen und zur geschätzten Volksaufklärerin.
Durch die Übersetzung ihrer Texte und durch eigene Vorträge im Ausland finden ihre Schriften in Europa und ganz besonders im deutschen Kaiserreich große Beachtung. Der Erfolg ihrer Bücher im deutschsprachigen Raum ist durch ihre genaue Kenntnis deutscher Verhältnisse (Geistesgeschichte und soziale Problematik) begünstigt, die ihr im Elternhaus durch eine deutsche Privatlehrerin vermittelt worden waren.
Key gehört zum gemäßigten Flügel der europäischen Frauenbewegung der Jahrhundertwende. Sie verbindet zwei Leitbilder der Frauenbewegung, indem sie einerseits das Berufsideal der unverheirateten Frau verteidigt und andererseits umfassende Schutzmaßnahmen für die - nach Key - im Idealfall nicht erwerbstätige erziehende Frau ("Mutterberuf") fordert. Sie trägt so wesentlich zur Bildung der Mutterschutzbewegung bei.
Die uneingeschränkte Forderung der Frauenbewegung nach der absoluten Gleichberechtigung der Frau im Erwerbsleben hält Key für zu dogmatisch, sie spricht sich jedoch entschieden für das Wahlrecht der Frau aus.
Beginn der Freundschaft mit Rainer Maria Rilke. -
1914In ihrer Schrift "The Renaissance of the Motherhood" fordert sie die vollständige gesellschaftliche Anerkennung der Erziehungsarbeit und die vollkommene ökonomische und und soziale Absicherung der erziehenden Mutter.
Zusätzlich schlägt sie ein Erziehungsjahr für Frauen vor, um sie auf ihre Aufgaben als Mutter in öffentlichen sozialen Einrichtungen vorzubereiten.
Im Hinblick auf die Beziehung zwischen Frau und Mann gilt für Key allein die Liebe als Kriterium von Sittlichkeit. Für wesentlich erachtet sie im Geist von Nietzsche die Befreiung des Individuums von religiösen Zwängen.
Die breite Bewegung der Reformpädagogik der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts erhält von ihrem Werk wichtige Anstöße. Zahlreiche schul- und bildungspolitische Vorschläge Keys wie der Verzicht auf die führende Rolle des Lehrers im Unterricht und auf zuvor geplante Unterrichtsergebnisse werden in der Folgezeit umgesetzt. -
192625. April: Ellen Key stirbt in Tollstad (Schweden).
Marion B. Schmitt
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
8. September 2022