Nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 erstarrte der Einigungsprozess in Deutschland zunächst für einige Jahre. Erst Ende der 1850er Jahre gewann die deutsche Nationalbewegung wieder an Schwungkraft, und die Gründung des Königreichs Italien 1861 galt vielen Deutschen als Vorbild. Sie strebten einen deutschen Nationalstaat unter Einschluss Österreichs an, doch der Preußisch-Österreichische Krieg von 1866 um die Vorherrschaft im Deutschen Bund ließ die Beteiligung Österreichs am deutschen Einigungsprozess in weite Ferne rücken. Der preußische Ministerpräsidenten Otto von Bismarck erkannte während des für Preußen siegreichen Kriegs die Schubkraft des nationalen Gedankens und suchte sie zu nutzen. Über die Machterweiterung Preußens und die Errichtung von dessen Hegemonie in Deutschland auf Kosten Österreichs trieb er die Einigung voran.
Preußens Sieg über Österreich in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 zwang die Donaumonarchie aus dem Deutschen Bund und legte den Grundstein eines deutschen Nationalstaats unter preußischer Vorherrschaft. Preußen annektierte die im so genannten Deutschen Krieg mit Österreich verbündeten Staaten Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main sowie die Herzogtümer Schleswig und Holstein und entthronte die jeweiligen Herrscher. Mit dieser Gebietserweiterung war die von Preußen lange ersehnte Landverbindung zwischen den Altprovinzen und dem wirtschaftlich bedeutenden Rheinland hergestellt. An Stelle des aufgelösten Deutschen Bunds setzte Bismarck den Norddeutschen Bund, in den alle deutschen Staaten nördlich der Mainlinie eingegliedert wurden. Der Norddeutsche Bund war kein lockerer Staatenbund mehr, sondern ein Bundesstaat mit dem Bundeskanzler - in Doppelfunktion vom preußischen Ministerpräsidenten Bismarck ausgeübt - als oberstes Regierungsorgan, mit einheitlicher Außen- und Militärpolitik sowie mit Verfassung und Militär. Preußens zunehmende Hegemonie in Deutschland betrachtete vor allem Frankreich mit großer Sorge, das um seine Vormachtstellung in Mitteleuropa fürchtete. Bismarck gelangte zu der Überzeugung, dass eine militärische Auseinandersetzung mit Frankreich nur eine Frage der Zeit sei und sah in einem Krieg das geeignete Mittel, den Einigungsprozess Deutschlands "durch Blut und Eisen" zu vollenden. Da sich die süddeutschen Staaten zur Waffenbrüderschaft mit Preußen verpflichtet hatten, sollten sie in einem gemeinsam gegen Frankreich geführten Krieg auch politisch in das neue Reich eingebunden werden. Anlass zu einem Krieg bot der Konflikt um die Thronfolge in Spanien, in deren Folge und nach gegenseitigen Provokationen Frankreich dem Königreich Preußen am 19. Juli 1870 den Krieg erklärte.
Die patriotische Begeisterung in Deutschland schlug 1870 ähnlich hohe Wellen wie in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 gegen Napoleon I. (1769-1821). Die süddeutschen Staaten zögerten nicht, ihren Bündnisverpflichtungen nachzukommen und sich an die Seite Preußens zu stellen. Am 2. September 1870 gelang den verbündeten deutschen Truppen der entscheidende Sieg bei Sedan. Während die deutschen Truppen nach Paris vorstießen und den Belagerungsring um die Hauptstadt schlossen, betrieb Bismarck ab September 1870 diplomatische Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten, um noch während des Deutsch-Französischen Krieges die Reichseinigung als "Revolution von oben" zu vollenden. Unter dem Eindruck des Kriegs traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei und machten damit den Weg für die Reichseinigung frei. Die langwierigen Verhandlungen fanden ihren Abschluss in den "Novemberverträgen": Sie umfassten den Vertrag mit Baden und Hessen über die Gründung des Deutschen Bunds - so die ursprünglich vorgesehene Bezeichnung des Deutschen Reichs - vom 15. November, die norddeutsche Militärkonvention vom 25. November sowie die Verträge mit den Königreichen Bayern und Württemberg über den Beitritt zur Deutschen Bundesverfassung vom 23. und 25. November 1870.
Die Verfassung des Deutschen Reiches, die mit Wirkung zum 1. Januar 1871 in Kraft treten sollte, musste zunächst durch den Bundesrat, den Reichstag des Norddeutschen Bunds und die süddeutschen Kammern genehmigt werden. Eine Deputation des Reichstags reiste anschließend ins Hauptquartier nach Versailles, um Wilhelm I. um die Annahme der Kaiserwürde zu bitten und so das Werk der Einigung zu vollenden. Der preußische König kam diesem Ansinnen am 18. Dezember 1870 nach, genau einen Monat später - auf Wunsch Wilhelms I. am 170. Jahrestag der Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum König in Preußen vom 18. Januar 1701 - riefen die versammelten deutschen Fürsten und hohe Militärs im Spiegelsaal von Versailles Wilhelm I. zum "Deutschen Kaiser" aus. Die Kaiserproklamation blieb im deutschen Bewusstsein der eigentliche Reichgründungsakt. Die Mehrheit des deutschen Volkes erblickte darin die Erfüllung der nationalen Wünsche und einen Höhepunkt der deutschen Geschichte.
Nach der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 hissten am folgenden Tag die deutschen Belagerer auf der Festung Vanves südwestlich von Paris die deutsche Fahne in Schwarz-Weiß-Rot, die Farben des Norddeutschen Bunds, die das neu gegründete Kaiserreich übernahm. In Deutschland waren die meisten Menschen im nationalen Überschwang und in nahezu einmütiger Geschlossenheit begeistert über die Reichseinigung, auch wenn vor allem in den süddeutschen Staaten Skepsis aufgrund von Animositäten gegenüber Preußen zu vernehmen war. Für die Franzosen bedeutete die Kaiserproklamation in dem nationalen Identifikationsort von Versailles sowie vor allem die Abtretung Elsass-Lothringens an Deutschland Schmach und Demütigung.