In allen kriegführenden Ländern standen Teile der Bevölkerung dem Kriegsausbruch erstaunlich gelassen gegenüber. Man schien von der Unabwendbarkeit eines Krieges überzeugt. Die kriegführenden Länder teilten die Überzeugung, jeweils einen Verteidigungskrieg führen zu müssen. Vor dem Berliner Schloss versammelten sich am Nachmittag des 1. August 1914 Tausende von Menschen, um gespannt den Ablauf des deutschen Ultimatums an Russland mitzuerleben. Als um 17 Uhr ein Offizier am Schlosstor erschien und die Mobilmachung verkündete, sangen die versammelten Massen den Choral "Nun danket alle Gott". Die Ungewissheit über das weitere Schicksal war einer Form religiöser Ergriffenheit gewichen.
Seit Mitte Juli 1914 nahm die Spannung in Deutschland spürbar zu. In Berlin und anderen Großstädten waren täglich Massen von Menschen auf der Straße, um Neuigkeiten zu erfahren und Informationen auszutauschen – oder aber um ihre politische Meinung zum Ausdruck zu bringen. In einer gewaltigen Antikriegskundgebung mit tausenden Teilnehmern und Teilnehmerinnen demonstrierte die oppositionelle Sozialdemokratie am 28. Juli in der Reichshauptstadt für den Erhalt des Friedens. Friedenskundgebungen hatte es schon in den Jahren zuvor seitens der Arbeiterbewegung gegeben. Im Deutschen Reich zählten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu den exponierten Politikerinnen und Politikern der Antikriegsbewegung. Liebknecht hatte beispielsweise im September 1911 hinsichtlich der drohenden Kriegsgefahr während der zweiten Marokkokrise bei einer Kundgebung der SPD im Treptower Park bei Berlin vor ungefähr 200.000 Menschen gesprochen. Im Sommer 1914 gab es im ganzen Land Demonstrationen gegen den Krieg. Es gab aber auch in Berlin und anderswo Stimmen, die versuchten, die Protestierenden mit patriotischen Parolen zu übertönen: Sie demonstrierten damit nicht zwangsläufig für den Krieg, aber sie wollten der Reichsregierung deutlich machen, standhaft zu bleiben und die vermeintlichen Interessen Deutschlands gegenüber Russland und Frankreich zu wahren. Andere taten das, was bis heute Menschen im Angesicht von Krisen und Zukunftsangst tun: ihr Geld in Sicherheit bringen. Panisch hoben sie es von den Sparkonten ab oder versuchten ihre Banknoten in wertbeständige Gold- und Silbermünzen einzutauschen.
Als der Krieg am 1. August schließlich zur Gewissheit wurde, verschärfte sich der Ansturm auf die Lebensmittelgeschäfte. Gleichzeitig waren es junge Männer und Jugendliche, die unter dem Absingen patriotischer Lieder die Aufmerksamkeit auf sich zogen: Fotografien zeigen sie freudestrahlend und Hüte schwenkend auf den Straßen. Schon bald darauf wurden diese Umzüge in patriotischen Publikationen als Beweis für eine umfassende Kriegsbegeisterung in Deutschland herangezogen. Doch Begeisterung für den Krieg hegten tatsächlich nur vergleichsweise wenige Menschen in den Großstädten, sie stammten in der Regel aus dem Bürgertum, waren jung, zumeist Schüler und Studenten. Es gibt jedoch keine Fotografien von jenen Frauen und Männern, die in stiller Zweisamkeit zu Hause sorgenvoll in Zukunft blickten. Bei den Deutschen herrschte keine Freude über den Krieg, aber die meisten Männer waren bereit, für das Vaterland in den Kampf zu ziehen. Wie in den anderen kriegsbeteiligten Staaten überwog auch in Deutschland die Überzeugung, einen Verteidigungskampf führen zu müssen.
Die im Sommer 1914 rasch zunehmende Zahl von Propagandaartikeln erweckte den Eindruck, der Krieg werde in vergleichsweise kurzer Zeit triumphal beendet sein. Den meisten Deutschen dienten die Appelle zur nationalen Einheit und zur radikalen Abgrenzung gegenüber den feindlichen Nationen als identitätsstiftende Orientierung in stürmischer Zeit. In der national aufgeladenen Atmosphäre sich überbietender Vaterlandsliebe bedurfte es keiner behördlichen Beeinflussung, um im August 1914 die Bevölkerung Berlins geistig für den Kampf zu mobilisieren. In einer rasch anschwellenden Flut von patriotischen Büchern und Broschüren, von Gedichten und Liedern ganz unterschiedlicher Qualität beschworen die meisten Autoren die nationale Geschlossenheit. Aufgrund des siegreichen deutschen Vormarsches in Belgien, vor allem aber nach den Erfolgen über zwei in Ostpreußen eingefallene russische Armeen nahm die Siegeseuphorie selbst in Arbeitervierteln zu, wo nun zahlreiche schwarz-weiß-rote Deutschlandfahnen wehten.
Im Sommer 1914 meldeten sich Hunderttausende im Glauben an einen raschen Sieg als Freiwillige an die Front. Warnende Stimmen gegen die unabsehbaren Folgen des Krieges blieben weitgehend ungehört. Auf den vielen kleinen Bühnen des kommerziellen Unterhaltungstheaters waren patriotische Lustspiele große Publikumserfolge, die mit Humor und Komik den nationalen Aufbruch in Deutschland und den Abmarsch der Soldaten an die Front zum Hauptthema hatten. Ab Frühjahr 1915 wurden sie jedoch zunehmend durch vollkommen unmilitärische Unterhaltsstücke ersetzt, nachdem der Schrecken des realen Krieges durch Berichte von der Front Einzug in die heimatlichen Stuben gehalten hatte. Für die Öffentlichkeit der Hauptstadt wurden – der Tradition entsprechend – in den ersten Kriegswochen noch Listen mit gefallenen Soldaten ausgehangen. Als diese Verlustlisten jedoch immer größere Ausmaße annahmen, wurde ihr Aushang noch im Herbst 1914 untersagt