> Werner Mork: Propaganda und Uniformierung im Dritten Reich

Werner Mork: Propaganda und Uniformierung im Dritten Reich

Dieser Eintrag stammt von Werner Mork (*1921) aus Kronach, Juli 2004:

In dem neuen Dritten Reich gab es ab 1933 eine bis dahin fast unbekannte Art der politischen Propaganda, die täglich über uns hinweg rollte in den Zeitungen und Zeitschriften, in den Kinos und im stärker werdenden Rundfunk. Die neue Funktion eines Reichspropagandaministers wurde von Dr. Joseph Goebbels, dem kämpferischen NS-Gauleiter von Berlin mit soviel Verve in Szene gesetzt, dass die Art der Propaganda schon oftmals als sehr übertrieben, lästig und auch als gemein empfunden wurde, aber andererseits erschien diese völlig neue Propaganda als wohl doch erforderlich um alle im Volk richtig aufzurütteln, vor allem aber dem Ausland ein anderes Deutschland zu vermitteln, als es in anderen Ländern dargestellt wurde. Gegen die "unerhörte" Anti-Propaganda im Ausland, die vor allem Emigranten gemacht wurde, musste doch etwas von uns aus getan werden.

Es erschien uns doch als wirklich unerträglich, dass Deutsche, die ins Ausland emigriert waren, von dort aus eine Hetz- und Hasskampagne übelster Art, eine hemmungslose Gräuel-Hetze gegen ihr ehemaliges Vaterland in die Welt setzten. Dafür gab es in der Mehrheit kein Verständnis, das waren schäbige Menschen, die nur den deutlich sichtbaren Aufstieg stören wollten. So sahen wir das, weil es uns so auch beigebracht wurde, dass wir das glaubten. Wir waren davon überzeugt, dass diese Emigranten Volksverräter sind, die doch nur geflüchtet waren, weil sie hier sonst ihrer "verdienten Strafe" zugeführt worden wären. So wurden auch die Verurteilungen und Bestrafungen gesehen, mit denen die Gegner des neuen Systems "behandelt" wurden, die Gegner, die im Reich als "Unverbesserliche" verhaftet worden waren. Es war doch gerecht, dass diese Gegner, verurteilt wurden, dass sie eingesperrt wurden in Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationslagern. Mitleid wurde nur noch von wenigen Volksgenossen diesen üblen Subjekten entgegengebracht.

Und das war auch bei meinem Idol der Eisernen Front, dem Reichsbannermann Paul Gnutzmann dann der Fall. Wobei es dann noch hieß, er sei doch von einem "ordentlichen Gericht" zu 6 Monaten Haft verurteilt worden. Dieser aufrechte Sozialdemokrat musste ins Gefängnis, weil er gegen die Nazis war und sich nicht hatte beugen wollen. Diese Verurteilung, war zwar ein Schock in der Nachbarschaft, aber dabei klang auch die Frage an, ob er denn richtig gehandelt habe mit seinem Verhalten, hätte er sich nicht auch etwas anpassen können? Viel Solidarität klang da nicht mehr mit, auch nicht bei vielen seiner alten Genossen in unserem Umfeld. Es änderten sich die Zeiten, und auch die Menschen!

Zu der NS-Propaganda ist noch zu sagen, dass die Mehrheit kaum merkte, wie geschickt sie davon geleitet und geführt wurde. Das war schon eine sehr gekonnte Regie, die hier ihre Fäden spann und uns im Sinne des NS-Geistes einlullte. Dazu gehörten auch die vielen Bilder von den guten Volksgenossen in den mannigfaltigen Uniformen. Besonders waren es aber die Fotos des Führers bei allen Gelegenheiten, nicht zuletzt bei den vielen Empfängen in Berlin auf denen ausländische Staatsmänner, Politiker, Gesandte, Botschafter und Militärs "unserem Führer" ihre Aufwartung machten. Das war doch die Wirklichkeit für uns und nicht die widerliche Hass-Welle der Emigranten. So wie auch in den Illustrierten, den Zeitungen und den Wochenschauen im Kino zu sehen war, wie die Größen der deutschen Politik, der Diplomatie, der Wirtschaft, der Industrie, der Gesellschaft, der führenden Schicht im Volke sich jetzt in "schmucken" NS-Uniformen zeigten.

Uniformen beherrschten das Erscheinungsbild bei allen Gelegenheiten und das waren die NS-Uniformen, die noch vor wenigen Monaten als eine billige Kostümierung angesehen wurden, jetzt aber gerne getragen wurden von den Leuten, die bisher davon nichts wissen wollten. Auch von den Deutschen, die doch eigentlich nur eine militärische Uniform als wirkliche Uniform anerkannten, die doch nur Soldaten zustand, im Dienst wie in der Öffentlichkeit. Aber nun gab es Uniformen für das ganze Volk, die nun auch ständig zu sehen waren, nicht etwa nur bei besonderen Anlässen. Daneben traten jetzt auch wieder die höheren Offiziere aus der Kaiserzeit in ihren alten Uniformen auf, was ihnen ausdrücklich zugestanden worden und auch erwünscht war. Besonders viele Ex-Generale der kaiserlichen Armee traten in der Öffentlichkeit jetzt im Schmucke der alten Uniformen und der Orden auf, diese Herren a. D. Sie taten das gerne und ließen sich auch gerne zum Vorzeigen gebrauchen, waren sie doch jetzt wieder das, was sie in der Republik kaum hatten sein können, außer bei Auftritten in rechten Parteien. Nun traten sie überall auf, diese doch so verdienten Generale, die so trefflich "ihre" Soldaten geführt, bzw. in den Tod gejagt hatten. Und sie traten auf in ihren alten kaiserlichen Uniformen, wie es der Reichspräsident Paul von Hindenburg, schon während seiner Amtszeit als Reichspräsident der Republik getan hatte, der sich in dieser Funktion in der Uniform der Kaiserzeit zeigte, was nicht einmal die Sozis schockierte, als sie noch als gute Republikaner existierten in ihrer Republik. Und im 3. Reich trug der Herr mit besonderem Stolz die Uniform des kaiserlichen General-Feldmarschalls.

Wer hätte jemals gedacht, dass einmal eine Partei-Uniform das Schmuckstück der ganzen Nation werden sollte. Die hätte "man" doch nicht angezogen, wenn man nicht Nazi wäre. Beim Stahlhelm, da war das etwas anderes gewesen, da trugen die Mitglieder doch das alte, gute "graue Ehrenkleid" der Frontsoldaten. Aber nun hatten die meisten nichts mehr dagegen, in NS-Uniformen in der Öffentlichkeit aufzutreten und entsprechend zu posieren. Auch die Herren Diplomaten taten das, wie wir sehen konnten. Das deutsche Volk wurde jetzt ein Volk von Uniformträgern und das in vielen schönen und bunten Uniformen.

Zu all diesen Uniformen wurden jetzt auch Waffen getragen. Die SA, die SS und auch die Politischen Leiter bekamen so genannte Ehrendolche, die den alten, germanischen Waffen nachempfunden waren, so hieß es jedenfalls. Und die HJ, sowie die Pimpfe trugen stolz ihr Fahrtenmesser, das verliehen wurde vom zuständigen "Führer" der jeweiligen Einheit. Ein ganzes Volk in Uniform, das hatte es in Deutschland so noch nicht gegeben. Aber jetzt, jetzt war ja alles so ganz anders geworden und nun stolzierte und marschierte dieses Volk, Frauen und Männer, Mädels und Jungens in Uniformen, die es so vielfältig gab. Allerdings war das nicht etwa nur eine spezielle (Un)Art der Deutschen, auch andere Länder und Nationen waren nicht frei von diesem Getue.

So neu war dieses Theater gar nicht. In Italien war es bereits seit Mussolinis "Marsch auf Rom" so, dass Partei und Jugend uniformiert waren, und damit dann der größte Teil des italienischen Volkes. Massenaufmärsche in Uniform gehörten dort schon längst zum alltäglichen Erscheinungsbild. In Österreich war es ebenfalls "Mode" geworden, dass die Angehörigen der Vaterländischen Front und der Heimwehr, in Uniformen prangten. Dieser Drang und Hang zur Uniformierung der Zivilisten, die einer Partei angehörten, auch bei den Roten, war inzwischen weit verbreitet in ganz Europa. Nicht nur in Völkern, die mehr oder weniger diktatorisch-autokratisch regiert wurden. In den demokratischen Ländern war es nach dem Krieg "Mode" geworden, sich mit Uniformen oder uniformähnlichen Bekleidungsgegenständen zu schmücken, besonders bei den Ex-Frontsoldaten aller Staaten, auch in den USA. Nur war es bei uns jetzt so, dass fast ein jeder Volksgenosse, ob männlich oder weiblich mit einer Uniform beglückt wurde, die aber auch von jedem dieser Volksgenossen sehr gerne getragen wurde. Sogar die Deutsche Arbeitsfront, Nachfolger der Gewerkschaften verfügte über eine schmucke, schwarze Uniform für ihre Funktionäre.

Bevorzugte und begehrteste Uniform war die Uniform der SS, der zivilen SS. Die war auch deswegen sehr begehrt, weil sie an die "Totenkopf-Husaren" aus der Kaiserzeit erinnerte, eine Eliteeinheit, in der vorwiegend der Adel die Offiziere stellte. Diese Eliteeinheit trug damals am Tschako einen Totenkopf! Dieser Totenkopf war eine Erinnerung an die Befreiungskriege in der die Schill'schen Husaren einen solchen an ihrer Mütze getragen hatten. Die SS hatte ihren Totenkopf nicht neu erfunden, man hatte sich nur auf die alten preußisch-deutschen Überlieferungen besonnen und einen Totenkopf zum Abzeichen der SS gemacht. Mit dem Totenkopf war die SS-Uniform besonders beliebt und begehrt im deutschen Volk. So begehrt, dass höchste Stellen im Staat sich gerne damit schmücken ließen, und dazu auch mit einem möglichst hohen Rang, wie dem eines SS-Gruppenführers. Das war für diese Herren eine Auszeichnung, die sie ehrte und sie stolz machte, dementsprechend war ihr Auftreten.

Begeistert wurde auch die neue Art des gegenseitigen Begrüßen ausgeübt, nicht nur untereinander im bekannten und vertrauten Kreis, sondern auch mit und bei ausländischen Gästen. Immer wurde nun die rechte Hand zum Gruß erhoben, entweder mit ausgestrecktem Arm oder nur mit angewinkeltem Arm. Die Herren Diplomanten genierten sich nicht das zu tun, egal wen sie so begrüßten, schließlich war das ja nun der "Deutsche Gruß" und dazu wurde laut und vernehmlich auch "Heil Hitler" gesagt, so wie das im ganzen deutschen Volk eine Selbstverständlichkeit geworden war, auch sogar vielfach im privaten Bereich, wie ich es dann erleben sollte, bei meinem Onkel Josef (Jupp), der als ehemaliger Smutje in der kaiserlichen Marine nun bei der Marine - SA in Hamm Sturmführer geworden war, und der zu Hause nur mit Heil Hitler seine Familie begrüßte, und die das in gleicher Art auch ihm gegenüber zu tun hatte.

Wer von den Volksgenossen (noch) kein Uniformträger, aber als Parteigenosse Mitglied der NSDAP war, der schmückte sich mit dem stolz zur Schau getragenem Parteiabzeichen, deutlich sichtbar am Revers oder an der Bluse. Und das nicht nur am Sonntag!

Zum Thema Uniform ist noch ergänzend zu sagen, dass die, die es sich leisten konnten, besonders elegante Extra-Uniformen trugen, möglichst nach Maß vom Schneider angefertigt. Die Herren, die eine SS-Uniform trugen, trugen in ihrer Eitelkeit besonders gern maßgeschneiderte Uniformen, weil die dann noch eleganter wirkten! Aber auch, weil die Meinung vorherrschte, dass die SS so etwas sei, wie die ehemaligen Elite-Regimenter aus der Kaiserzeit. Darum musste "man" sich doch vom Äußeren her besonders darstellen und sich damit unterscheiden von der unattraktiven Uniform der SA, die ja auch mehr ein Haufen von Plebejern war, von doch sehr gewöhnlichen Leuten. Volksgemeinschaft, Gleichheit aller? Davon konnte alsbald kaum noch die Rede sein, es gab bald viele, die sich als erhabener vorkamen, gegenüber vielen anderen Volksgenossen.

Wer nicht bei der SS Mitglied war, aber in einer etwas exponierteren Stellung z. B. in der Wirtschaft und im Handel tätig war, der konnte und wurde gerne "Förderndes Mitglied" der SS, dafür zahlte man einen nicht unerheblichen Monatsbeitrag an den "Förderkreis" und trug als sichtbares Abzeichen der Mitgliedschaft ein rundes Abzeichen mit den Runen der SS und dem Aufdruck "FM". Das hatte für die SS den sehr angenehmen Vorteil, dass sie mit Hilfe dieses Förderkreises eine sehr vermögende Organisation wurde, im Gegensatz zur SA, die nur die mickerigen Beiträge ihrer Männer hatte und nicht zu Reichtum kommen konnte.

Sie war und blieb ein ziemlich armseliger Verein im Vergleich zur stolzen SS.

Uniform kleidete nicht nur den deutschen Mann, sondern auch die deutsche Frau. Uniform am Körper verlieh ihnen allen das Gefühl von Macht und Überlegenheit gegenüber allen Nicht-Uniformträgern, was sich auch sehr deutlich zeigte beim kleinen Blockwart der Partei. Der konnte von zu Hause her dumm und primitiv sein, aber hatte er Uniform an, dann fühlte er sich als Machtperson, die auch Gewalt ausüben konnte. Das alles war aber auch wieder nicht so neu, denn schon beim Kommiss war es zu allen Zeiten so gewesen, dass die unteren Dienstgrade sich immer dann am stärksten und am mächtigsten fühlten, wenn sie Kraft ihrer Uniform und den dazugehörigen Abzeichen sich als "Mächtige" gebärden konnten.

Das waren die, die am gemeinsten sein konnten und am widerlichsten schikanierten. So war es auch mit dem jeweiligen Blockwart, der, als kleines Würstchen, aber nun PG, sich so überaus wichtig vorkam in dem Straßenabschnitt, in dem er die Partei verkörperte und die Aufsicht über die anderen Volksgenossen ausübte, nicht nur bei den Haus-Sammlungen, auch beim Eintopf-Sonntag und anderen Gelegenheiten, die immer mehr wurden.

Aber nicht nur diese kleinen PG's waren nun Leute geworden, die Macht ausüben konnten, es gab viele neue Machtinhaber, die hochkamen in ihren Ämtern und Funktionen, die jetzt alle nach dem NS-Führerprinzip ausgerichtet wurden. Und weil dem so war, hatten sie alle eine Macht, die sie nicht nur ausübten, sondern in der sie auch von den Mitgliedern der jeweiligen Organisation Respekt und Gehorsam verlangten. Das war auch dann in allen Berufsorganisationen der Fall, die neu gegründet oder gleichgeschaltet worden waren, wie z. B. im NS-Lehrerbund, im NS-Beamtenbund, im NS-Juristenbund, im NS-Ärztebund und allen anderen Berufsverbänden und Zusammenschlüssen. Das Führerprinzip war überall fest verankert. Dabei waren die jüdischen Mitglieder bereits 1933 ausgeschlossen worden, in den Berufsverbänden war man nur noch "unter sich", unter den guten Arieren. Das war der Anfang der Verfolgung und Unterdrückung der Juden im Reich, der dann zur völligen Eliminierung der Juden führte. Die Herren der "besseren Gesellschaft", die nun die Führer solcher Verbände wurden, alles Menschen der doch wirklich gehobeneren Schicht, keine simplen Geister, waren sich schon 1933 nicht zu schade, ihre bisherigen Kollegen und Verbandsmitglieder auszuschließen, weil diese Juden waren, und sich auch nicht zu schade, sie dann nicht mehr zu kennen. Das taten völlig normale deutsche Menschen, die nun auf ihre Art Gewalt ausübten gegen andere deutsche Menschen, die aber nun, weil sie Juden waren, nicht mehr als solche angesehen wurden. Aber wie hieß es dann nach 1945, sie taten nur ihre Pflicht, sie taten nur das, weil sie dazu gezwungen wurden. Welch armseligen Geister, welch erbärmliche Kreaturen, die nun zu feige waren, zu dem zu stehen, was sie damals freiwillig getan haben unter Zustimmung und Beifall aller anderen Mitglieder, die sich als rassereine Arier gebärdeten.

Ein rückhaltloses Bekennen der "normalen" Menschen zu ihrem eigenen Tun, zu ihrem eigenen Handeln und Verhalten im guten wie im bösen ist durchweg nicht der Fall. Das Beschönigen und Verniedlichen ist weitaus häufiger der Fall. Und solch ein Verhalten trägt auch nicht zu objektiven Betrachtungen bei. Ein leider sehr grundlegender Fehler, den viele meiner Generation begangen haben. Sie waren entweder zu feige, oder zu ängstlich sich zu dem zu bekennen, was sie selber getan, mitgemacht und erlebt haben. Das führte ganz besonders zu dem Schweigen und Nichtbeantworten gegenüber vielen drängenden Fragen der Jugend. Ich jedenfalls bekenne mich zu der Zeit und zu meinem Verhalten in der Zeit.

Ich weiß um meine eigenen Fehler, aber ich habe dennoch keinen Grund nun vor Scham in Grund und Boden zu versinken. Ich stehe voll und ganz zu dem, was ich getan habe. Auch zu meinen Überzeugungen, die mich zu guten aber auch zu unguten Taten veranlasst haben. Ich war ein Kind der damaligen Zeit, aber ich fühle mich nicht als ein unschuldiges Opfer der Zeit. Ich bin aufgewachsen in einer zwar verhängnisvollen Geschichte Deutschlands, die aber ihren Anfang nicht erst 1923 oder 1933 hatte. Ich bin in dem Geist erzogen worden, der die deutsche Geschichte zumindest seit 1871 geprägt hat. Ich war als Sozi, wie als Nazi in erster Linie ein patriotisch gesinnter deutscher Knabe und Jüngling. Und das waren wir, die Jungen der neuen Zeit auch im 2. Weltkrieg, der für uns kein Hitler-Krieg war, sondern als eine Notwendigkeit angesehen wurde, weil das neue Reich gegen die Feinde von gestern, die jetzt die neuen Feinde waren verteidigt werden musste. Daran nahmen alle teil, auch die, die gestern noch Gegner des NS-Regimes waren. Die absolute Mehrheit der Deutschen waren nur noch gute Volksgenossen, die nun für ihr Vaterland kämpften, um das Reich zu erhalten. Wir, und auch ich der noch junge Knabe, hatten zu der neuen Bewegung und ihrem Geist gefunden und unser vaterländisches Bewusstsein wurde nun von einem Nationalismus geformt, der uns als gut und richtig erschien. Und der musste uns nicht eingeprügelt werden, der kam auf uns zu und wurde bereitwillig aufgenommen. Diese Bereitwilligkeit war es auch, die uns veranlasste alles zu tun, was für das Vaterland wichtig war, was unser Reich wieder nach oben führte. Uns prägte ein starker Nationalstolz, der seine Wurzeln in dem hatte, was schon unsere Vorfahren in sich aufgenommen hatten, damals nach der Reichsgründung des großen Kanzlers Bismarck. Wir wollten unser Volk zu einem mächtigen Staat in Europa werden lassen, einem Europa, von dem wir glaubten, dass es endlich ein groß-germanisches Europa sein würde, im Geiste des Kaisers Karl der Große. Das war aber nicht nur unsere Idee, die war auch in vielen anderen Köpfen in Europa vorhanden, und das war nicht zuletzt eine Folge des Krieges von 1914 bis 1918. Wir, die Deutschen waren dabei aber der Überzeugung, dass die Führung dieses Europas in den Händen Deutschlands liegen muss, weil es die zentrale, und die volksreichste Nation in Europa ist.

Wir glaubten damals an eine glückliche Zukunft unseres neuen Deutschlands, und auch an die Dauer von 1000 Jahren, wie der Führer es uns allen verkündet hatte, somit für die Ewigkeit! Wir konnten nicht wissen, dass der dazu eingeschlagene Weg einmal in eine absolute Katastrophe führen würde, wir glaubten an eine friedvolle Entwicklung und daran, dass die Menschen in Europa alle nur noch friedlich miteinander leben würden, dass alle Grenzen fallen und es keine trennenden Nationen mehr geben wird, sondern nur noch Frieden.

So dachten wir bis zum September 1939, um dann doch wieder in einen neuen Krieg zu müssen, der ein wirklicher Weltkrieg wurde und unser Reich zerstörte. Das es dazu kommen würde, konnten wir nicht glauben, auch wenn wir alle Hitlers Buch "Mein Kampf" gelesen hätten. Auch die, die es gelesen haben, wie auch ich, konnten nicht ahnen, ein angebliches Weltuntergangsbuch zu lesen. Der Inhalt dieses Buches wurde damals wie eine Offenbarung gelesen, und es wurde wirklich von vielen Deutschen gelesen, auch wenn sie nach 1945 das Gegenteil behaupteten.

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