Joe J(ulius) Heydecker (1916-1997)
Joe J. Heydecker, 1916 in Nürnberg als Sohn eines Schauspielers geboren, entstammte einem liberalen Elternhaus, und bereits in jungen Jahren war ihm jeglicher Militarismus zuwider. Nach einer Fotografenlehre in Frankfurt am Main bei Stefan Rosenbauer (1931 bis 1933) emigrierte er mit seiner Familie, die aufgrund ihrer freiheitlichen Gesinnung den Schikanen des NS-Regimes ausgesetzt war, in die Schweiz. Von dort unternahm er viele Reisen und lernte dabei Polen kennen und lieben. 1939 wurde der inzwischen zum Nazi-Gegner gereifte junge Mann zur Wehrmacht einberufen. Es gelang ihm, den Fronteinsatz (unter anderem in Frankreich, Belgien und Russland) im passiven Widerstand zu überstehen. Aufgrund seiner fotografischen Kenntnisse wurde er als Fotolaborant einer Propaganda-Kompanie 1941 nach Warschau versetzt. Wiederholt begab er sich, auf der Suche nach jüdischen Freunden, unerlaubt in das dortige Ghetto, um das Elend und die menschenunwürdigen Umstände, in denen die jüdische Bevölkerung hausen musste, für die Nachwelt zu dokumentieren. Seine Aufnahmen, alle mit einer Kleinbildkamera gefertigt und heimlich entwickelt, sind erschütternde Belege der NS-Gräueltaten. Erst im Jahr 1981 wurden sie veröffentlicht.Während seines gesamten Kriegseinsatzes fotografierte er daneben auch das Soldatenleben jenseits der Kampfhandlungen und hielt den Alltag fest. Nach dem Krieg arbeitete Joe J. Heydecker für den amerikanischen Sender "Radio Munich" und gehörte zu den wenigen deutschen Berichterstattern des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses. Die Einführung von Bundeswehr und Wehrpflicht veranlassten den überzeugten Pazifisten jedoch, nach Brasilien auszuwandern. Erst 1986 kehrte er zurück, um sich schließlich in Wien niederzulassen. Als Journalist und Schriftsteller publizierte er verschiedene Bücher und Fotodokumentationen (unter anderem zum Warschauer Ghetto und zu den Nürnberger Prozessen) sowie Kinderbücher. Joe J. Heydecker starb 1997.
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