Zu den häufigeren und ehedem weit verbreiteten antipäpstlichen
Spottmedaillen aus der Reformationszeit zählen die doppelseitigen
Kopfmedaillen, bei denen durch Drehen der Medaille um 180 Grad aus dem
Papst der Teufel und aus dem Kardinal ein Narr wird. Die vorliegende
Medaille soll auf den bekannten Augsburger Renaissance-Medailleur Friedrich
Hagenauer zurückgehen und Bezug nehmen auf den sogenannten Naumburger
Bischofsstreit von 1543. Sie zeigt auf der Rückseite statt des
Doppelkopfes eine ebenso leicht zu verstehende Wendefigur aus Bischof
mit Kelch und Frau mit Bibel und Leuchter. Ein Zentrum der Herstellung
dieser Medaillen bestand wohl
in der erzgebirgischen Münzstätte Joachimstal, wo die Stempelschneider
Milicz eine bedeutende Werkstatt unterhielten. Durch zahllose Nachgüsse
vervielfältigt und etwa 20 Jahre lang ausgegeben, blieben die antipäpstlichen
Spottmedaillen von einprägsamer Propagandawirkung im Kirchenkampf
des 16. Jahrhunderts.