|
|
Institutioneller Hintergrund
Auftraggeber dieser Materialien und Broschüren waren in der frühen
DDR das "Amt für Information beim Ministerpräsidenten der DDR", das allerdings
in dieser Form nur bis 1952 existierte,06
die Abteilungen Agitation und Propaganda beim Zentralkomitee (ZK) der SED,
die Abteilungen Agitation der Massenorgansiationen und die verschiedenen
Ausschüsse, die für Wahlen und Sportereignisse gebildet wurden. Für beide
deutsche Versionen des angeführten Picasso-Plakates stand als Initiator
im Hintergrund das seit 1949 existierende "Deutsche Komitee der Kämpfer
für den Frieden". Aus diesem Komitee wurde der "Deutsche Friedensrat", ab
1963 "Friedensrat der DDR", in dem die partei- und regierungsnahe "Friedensbewegung"
institutionell gebunden war. Die Organisation übernahm signethaft die Taube
Picassos auf viele ihrer Veranstaltungsplakate; auch der Bühnenvorhang des
Berliner Ensembles war mit dieser Friedenstaube versehen.
Die international und antiimperialistisch ausgerichtete Werbung für
Frieden und Solidarität gab seit den sechziger Jahren das "Solidaritätskomitee
der DDR" heraus, das aus dem "Komitee für Solidarität mit den Völkern Afrikas"
hervorgegangen war.
Als Herausgeber fungierte vor allem auch die "Deutsche Werbe- und
Anzeigengesellschaft" (DEWAG) mit ihren zahlreichen Landes- bzw. Bezirksabteilungen,
die eng an die SED angebunden war. Seit 1973 übernahm der "Verlag für Agitations-
und Anschauungsmittel" (VfAA) in Berlin die Produktion vornehmlich politischer
Plakate. Er war im Unterschied zu seinem Vorläufer, dem Verlag für Agitation
und Propaganda, eine juristisch selbständige Einrichtung. Allerdings verblieb
er als "Parteiverlag" bis 1987 im DEWAG-Verband. Ihm oblag neben der Konzipierung
und Herstellung von Propagandamaterialien die Aufgabe, wieder für eine stärkere
Anbindung der Gebrauchsgraphiker an die gesellschaftlichen Auftraggeber
zu sorgen.07 Auch der 1974
gegründete "Staatliche Kunsthandel der DDR" trat in den achtziger Jahren
mit dem Verkauf von Plakaten an die Öffentlichkeit.
|
06 |
Das Amt für Information beim
Ministerpräsidenten der DDR (AfI) wurde am 12.10.1949 nach Gründung
der DDR aus der vormaligen Hauptverwaltung für Information der
Deutschen Wirtschaftskommission gebildet. Diese zentrale Stelle für
regierungsamtliche Presseinformationen gab auch Propagandaschriften
und Plakate heraus und fungierte zudem als Kontroll- und Zensurbehörde
des Pressewesens der DDR. Es gab entsprechende Ämter auch bei
den einzelnen Landesregierungen. Ende Dezember 1952 wurde das AfI
aufgelöst, ein großer Teil seiner Funktionen wurde in das
am 1.1.1953 gegründete Presseamt beim Ministerpräsidenten
der DDR überführt. Aus: Herbst u. a.: So funktionierte die
DDR, Bd. 2, 1994, S. 826 ff. |
|
07 |
1987 wurde der VfAA aus der DEWAG
herausgelöst und der Zentrag unterstellt. Die Zentrale Druckerei-,
Einkaufs- und Revisionsgesellschaft mbH war eine Vereinigung organisationseigener
Betriebe (VOB) der SED. Sie wurde im Oktober 1945 gegründet.
SAPMO, DY 30/J IV 2/3-2319-64, Anlage 8 zum Protokoll Nr. 64 der Sitzung
des Sekretariats des ZK der SED vom 4. Juni 1975; DY 30/SED 13779,
Geschäftsbericht der DEWAG Werbung Zentrale Leitung für
das Jahr 1973; DY 30/J IV 2/3-4030-75, Anlage Nr. 4 zum Protokoll
des Sekretariats des ZK der SED vom 8.10.1986. |
|
|