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Die zunächst für Ende des Jahres 2025 als realisierbar angenommene Wiedereröffnung des Zeughauses Unter den Linden verzögert sich. Das im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) stehende historische Gebäude wird von der Stiftung Deutsches Historisches Museum für die Präsentation seiner umfassenden Ständigen Ausstellung zur deutschen Geschichte gemietet. Die Fassaden des Zeughauses wurden im Rahmen des „Gesamtprojekts Funktionserhalt Deutsches Historisches Museum˝ in den Jahren 2018 bis 2022 bei laufendem Museumsbetrieb saniert. Im nächsten Schritt steht im Rahmen der Sanierungsarbeiten die grundlegende Erneuerung der Klimatechnik an. Zudem hat eine Machbarkeitsstudie ergeben, dass die bauliche Implementierung einer komplett neuen IT-Infrastruktur unerlässlich ist, um einen zeitgemäßen Museumsbetrieb zu gewährleisten. Dieser wird nach Fertigstellung der baulichen Maßnahmen in einer vollständig neu konzipierten Ständigen Ausstellung zum Ausdruck kommen, an der das Deutsche Historische Museum intensiv arbeitet. Aufgrund des großen Aufwands und Umfangs der Baumaßnahmen im Inneren des denkmalgeschützten Zeughauses und in historischer Substanz wurde das Gebäude beräumt. Durch die notwendig gewordene Erneuerung der veralteten IT-Infrastruktur können die baulichen Maßnahmen in ihrer Gesamtheit nicht mehr im Rahmen des „Funktionserhalts˝ durchgeführt werden. Vielmehr ist aufgrund der Komplexität und des Volumens ein eigenständiges Bauprojekt Grundlage für die Planung und Durchführung.

Die BImA als Eigentümerin des Zeughauses fungiert als Bauherrin und wird vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Dieses hat die Planung, Leitung und Überwachung der Ausführung der baulichen Maßnahmen inne. Unter Leitung des BBR finden seit 2016 im Rahmen des sogenannten Funktionserhalts Instandsetzungsmaßnahmen an den verschiedenen Gebäuden des Museums statt, so auch am Zeughaus. Infolge umfassender Analysen war festgestellt worden, dass die Klimakaltwasserleitungen im Zeughaus erheblich korrodiert sind und komplett erneuert werden müssen. Hierfür ist es erforderlich, die zwei im Fußboden verlaufenden Ringleitungen, die Steigleitungen in den Wänden und die Anschlüsse an die Klimageräte komplett freizulegen und auszutauschen.

Für die künftige Klimatisierung der Ausstellungsbereiche wurden bereits im Vorfeld im Auftrag des BBR innovative Nischenklimageräte entwickelt. Die ursprünglichen Geräte waren hinsichtlich der Vorgaben und Anforderungen eines modernen Museumsbetriebs an Heizung, Kälte, Be- und Entfeuchtung nicht auskömmlich.

Die Beräumung des Zeughauses wurde aufgrund eines drohenden Ausfalls der konservatorisch notwendigen Klimatisierung Mitte 2021 begonnen und weitestgehend Ende 2021 abgeschlossen: Das DHM sicherte bis zu diesem Zeitpunkt sämtliche rund 6.000 Objekte der bisherigen Dauerausstellung rechtzeitig in eigens neu angemieteten Depotflächen. Bis Ende September 2022 demontierte das DHM die Ausstellungsarchitektur. Der befürchtete Umstand eines Lecks der Klimakaltwasserleitungen trat im Spätsommer 2021 tatsächlich ein.

Das BBR hatte ohne den erhöhten Bedarf der IT-Erneuerung zunächst davon ausgehen können, dass es möglich sein würde die Instandsetzungen im Zeughaus im Rahmen des sogenannten Funktionserhalts durchzuführen, so dass die daran anschließende Einbringung der neuen Ständigen Ausstellung durch das DHM bis voraussichtlich Ende 2025 hätte abgeschlossen werden können.

Eine für die weiteren Vorplanungen erforderliche und zwischen März und November 2021 seitens des BBR durchgeführte Machbarkeitsstudie zur notwendigen Ertüchtigung der veralteten IT-Infrastruktur in den DHM-Liegenschaften brachte die Erkenntnis, dass neben der maroden Klimatechnik auch die IT-Infrastruktur aus dem Jahr 2006 in den Ausstellungsflächen des Zeughauses von Grund auf erneuert werden muss. Hierzu müssen zum Beispiel die Böden und Wände im Zeughaus flächendeckend geöffnet werden.

Aufgrund der Komplexität des baulichen Bedarfs, unter anderem an neuer Technik, und aufgrund des umfangreichen Volumens ist es zwingend, die Maßnahme als Bauprojekt (nach Neuer RBBau – Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes) durchzuführen. Jedoch wurde vereinbart, die Arbeiten im Zeughaus vorrangig durchzuführen, um die Wiederöffnung desselben vorzuziehen und die Arbeiten an den weiteren Liegenschaften des DHM erst anschließend vorzunehmen.

Der Planungsauftrag der BImA an das BBR wurde am 4.12.2023 erteilt. Der voraussichtliche Fertigstellungstermin kann mitgeteilt werden, wenn alle Grundlagen zwischen BImA und BBR geklärt sind.

Fortdauernde Präsenz im Pei-Bau

Mit dem modernen Gebäude für Wechselausstellungen, dem nach seinem Architekten benannten Pei-Bau, steht der Stiftung Deutsches Historisches Museum ein Ort zur Verfügung, an dem es mit thematisch vielfältigen Ausstellungen, Begleitprogrammen und Bildungsangeboten präsent bleibt. Das besondere Interesse gerade von auswärtigen bzw. internationalen Gästen, einen Überblick zur deutschen Geschichte zu bekommen, wird teilweise mit der beim Publikum unverändert stark nachgefragten Ausstellung „Roads not Taken. Oder: Es hätte auch anders kommen können“ aufgefangen. Denn diese von dem Historiker Dan Diner konzipierte Ausstellung nimmt Wendepunkte deutscher Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in den Blick – eine Zeit also, mit der sich sehr viele Besucherinnen und Besucher auseinandersetzen wollen. Das DHM hat im Lichte der länger währenden Bauphase im Zeughaus daher entschieden, dieses Ausstellungsangebot bis zum 11. Januar 2026 zu verlängern. Im ersten Obergeschoss widmet sich die Ausstellung „Wolf Biermann. Ein Lyriker und Liedermacher in Deutschland“ – ebenfalls verlängert – noch bis zum 2. Juni 2024 dem Leben und Werk des Künstlers im Kontext der deutsch-deutschen Zeitgeschichte.

In den kommenden Jahren wird das DHM in einer Reihe von Wechselausstellungen Themen behandeln, die auch für die neue Ständige Ausstellung zentral sein werden. Den Anfang macht bereits ab dem 2. Juni 2024 die erste Kinderausstellung des DHM. Unter dem Titel „Rein ins Gemälde! Eine Zeitreise für Kinder“ wird sie junge Museumsgäste im Grundschulalter und ihre Begleiterinnen und Begleiter dazu einladen, eines der berühmten Augsburger Monatsbilder aus dem 16. Jahrhundert näher zu erkunden und in das Leben der Menschen in der frühen Neuzeit einzutauchen. Dabei werden sie spielerisch und mithilfe von Exponaten Formate erproben, die in den zukünftigen Kinderbereich der Ständigen Ausstellung einfließen können. Ein weiterer Schwerpunkt wird 2024 die Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ sein, die sich ab Oktober mit den zentralen Auseinandersetzungen und Widersprüchen dieser Epoche beschäftigen wird.

Vollständige Neukonzeption einer Ständigen Ausstellung für das Zeughaus

Das DHM konzipiert parallel dazu seine neue Ständige Ausstellung, die von der Beauftragten für Kultur und Medien gefördert und nach Ende der Sanierungsarbeiten im Zeughaus eröffnet wird. Die Ausstellung wird deutsche Geschichte in ihren internationalen Bezügen zeigen und dabei neue Akzente setzen. So soll die chronologische Darstellung komprimiert werden, um in Themenräumen Grundfragen der deutschen Geschichte in diachroner und vergleichender Perspektive behandeln zu können. Ein eigener Bereich soll Fragen von Kindern und Jugendlichen an die Vergangenheit aufgreifen und zu einem Familienbesuch des Museums einladen. Der wechselvollen Geschichte des barocken Zeughauses soll ebenfalls ein Ausstellungsbereich gewidmet werden.

Ziel der Ausstellung wird es sein, ihren Besucherinnen und Besuchern die prinzipielle Offenheit vergangener historischer Entwicklungen nahezubringen und sie einzuladen, sich selbst ein Urteil zu bilden. Ein neuer Bereich, das „Arsenal“, wird sich mit den unterschiedlichen Bedeutungsebenen von Objekten beschäftigen und sich dabei auch mit Fragen der Provenienz der Sammlungen des DHM befassen. Inklusive sowie mehrsprachige und digitale Angebote werden künftig die Besucherfreundlichkeit der Ausstellung stärken. Das Zeughaus wird zudem einen zweiten Besuchereingang am Kupfergraben erhalten, nur wenige Schritte entfernt von einem der vier Ein- und Ausgänge des U-Bahnhofs „Museumsinsel“.

Ausgangspunkt der neuen Ständigen Ausstellung ist die in ihrer historischen Bedeutung einzigartige Sammlung des Deutschen Historischen Museums, die in den letzten fünfzehn Jahren um zahlreiche bedeutende Stücke erweitert werden konnte.

In den letzten zwei Jahren hat das DHM ein Grobkonzept für die Ausstellung erarbeitet und in zahlreichen Workshops mit in- und ausländischen Expertinnen und Experten sowie einem eigens eingesetzten Fachbeirat diskutiert und weiterentwickelt. Mit der Beauftragung eines Ausstellungsgestalters wird zu Beginn des Jahres 2024 der nächste entscheidende Schritt hin zur Realisierung dieses großen Vorhabens unternommen.