Ausstellungen

 

REIHE "FOTOGALERIE IM PEI-BAU"

American Portraits -
Reiner Leist

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums
Ansprechpartner DHM: Dr. Dieter Vorsteher

15. Juli bis 3. Oktober 2004
in der Ausstellungshalle von I.M.Pei/ 2. OG

 

Sieben Jahre reiste Reiner Leist seit 1994 durch die USA und suchte in dieser Zeit den Kontakt zu verschiedenen Bevölkerungsgruppen, um sie zum Thema „Amerika“ zu befragen. Er sprach mit Nachfahren der Ureinwohner des Landes, Menschen, die seit Generationen in den USA leben, und Einwanderern, die ihre Kindheit noch in einem anderen Land verbracht haben. Seine Erwartungen als Europäer, geprägt von vielen Klischees über das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, die von der Freiheitsstatue und Cowboys, von Baseball bis Hollywood reichten, konfrontiert er dabei systematisch mit der Realität in unterschiedlichen Biographien. Fast 100 Menschen zwischen Rochester und Key West, zwischen Seattle und Los Angeles traf und interviewte der Fotograf; 34 von ihnen werden in unserer Ausstellung vorgestellt. Die Bandbreite der geschilderten Leben und Schicksale, die Leist protokollierte, lässt ein Amerika im Spiegel seiner Menschen entstehen. Die Fotos von Leist werden dabei zum Medium der Vergewisserung und Recherche nach der Authentizität eines Landes.
Reiner Leist bat seine Gesprächspartner um ein Kinderfoto, dem er eine von ihm gemachte Porträtaufnahme gegenüberstellt. In knappen, häufig sehr offenen Statements berichten die Porträtierten, welche Erwartungen, Wünsche und Hoffnungen sie zum Zeitpunkt der Aufnahme hatten und welche Erfahrungen sie im Laufe ihres Lebens sammelten. Die Bildpaare und Textfragmente stehen gleichwertig nebeneinander und verbinden sich zu einem Ganzen. In den vorgestellten Porträts offenbart sich den Betrachtern ein Stück Geschichte. Im Interview mit Susanne Baumann beschreibt Leist sein Projekt American Portraits als „die Arbeit an einer Art fragmentarischen Landkarte, eine neue Welt, die in geografischer Breite und biografischer Tiefe ausgelegt ist“. Durch die Erzählungen und Porträts der jüdischen Flüchtlinge aus NS-Deutschland wird ein Teil deutsch-amerikanischer Geschichte ins Blickfeld gerückt. Einige der abgebildeten Personen haben selbst Weltgeschichte geschrieben: Der kleine Heinz aus Fürth konnte zum Zeitpunkt der ersten Aufnahme 1931 nicht ahnen, dass er später als US-amerikanischer Außenminister Henry Kissinger den Friedensnobelpreis erhalten würde...

Das Langzeitprojekt des Fotografen Reiner Leist ist in einer Publikation des Prestel Verlages, München erschienen:
Reiner Leist. American Portraits mit Essays von Vicki Goldberg, Claus Leggewie, Christoph Menke sowie einem Interview von Susanne Baumann mit Reiner Leist; 176 Seiten
Preis: 29,95 €