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aufbau west - aufbau ost
Die Planstädte Wolfsburg und Eisenhüttenstadt in der Nachkriegszeit

Wohnen in Wolfsburg

Nach Jahren in beengten Verhältnissen standen Wohnungen zur Verfügung, deren Architektur und Ausstattung außergewöhnlich modern war. Nach den Vorstellungen der Architekten sollte sich in den schlichten, häufig nach skandinavischen Vorbildern entworfenen Wohngebäuden eine "moderne Wohnkultur" durchsetzen. Doch viele Mieter wollten vor allem "Gemütlichkeit". Bis zum Ende der fünfziger Jahre waren dunkle Farben und schwere, verzierte Möbel für die Wohnungseinrichtung charakteristisch. Langsam setzten sich - in Wolfsburg wie überhaupt in der Bundesrepublik - Gedanken des "Neuen Wohnens" durch.

 

Die Wohnsiedlung Rabenberg

Der Stadtteil Rabenberg gehört zu einer Reihe von Waldsiedlungen, die in den fünfziger Jahren in Wolfsburg entstanden. Mit seiner dezentralen Anlage, der Zeilenbauweise sowie einer großzügigen Verkehrs- und Grünplanung ist der "Rabenberg" ein Musterbeispiel für den westdeutschen Städtebau dieser Zeit. Er folgte dem Vorbild der "aufgelokkerten und gegliederten Stadt". Die einzelnen Baugruppen wurden von verschiedenen Architekten individuell gestaltet, häufig nach skandinavischen Vorbildern. Auch moderne Techniken kamen beim Bau der Siedlung zum Einsatz: Die Punkthochhäuser entstanden in "Großtafelbauweise". In Fertigteilfabriken vorgefertigte, geschoßhohe Betonplatten wurden auf der Baustelle mit großen Kränen montiert. Dieses System der Plattenbauweise war auch in den sozialistischen Ländern weit verbreitet.

Wohnen in Stalinstadt

Auch das Wohnen sollte in der "ersten sozialistischen Stadt" vorbildlich sein. Die "Arbeiterpaläste" der neuen Stadt boten geräumige Wohnungen mit Parkett, Balkon und großen Fenstern. Wie in der Architektur propagierte die Staatsführung der DDR auch für die Möbelgestaltung einen Stil, der "sozialistisch im Inhalt, national in der Form" sein sollte. Schlichte und moderne Möbel wurden als "formalistisch" abgelehnt. In Stalinstadt waren Möbelausstellungen und Musterwohnungen zu sehen, die verzierte Möbel mit dunklen, polierten Oberflächen anboten. Doch der "Stil des nationalen Erbes" stieß vielfach auf Ablehnung. Ende der fünfziger Jahre wurde der Plan, eine "sozialistische Bautradition" nach historischen Vorbildern zu begründen, aufgegeben. Auch die Innenarchitektur orientierte sich fortan am modernen, internationalen Stil.

 

Anschluß an die internationale Moderne

Nach der Ablösung von Kurt W. Leucht als "Generalprojektant" der neuen Stadt im April 1953 veränderten sich Stadtplanung und Architektur zunächst nicht wesentlich. Im Dezember 1954 veranlaßte der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow eine Kehrtwendung weg von den teuren Prachtbauten hin zum industrialisierten Massenwohnungsbau und löste damit unter den Architekten der DDR starke Verunsicherung aus. In Stalinstadt griff man vorübergehend auf die Vorbilder des "Heimatschutzstils" zurück. Unter dem Stadtbaurat Herbert Härtel vollzog sich bald darauf in Stalinstadt, als einer der ersten Städte in der DDR, der Anschluß an die internationale Moderne. Die unter Härtels Federführung realisierte Bebauung gehört zur qualitativ besten des DDR-Städtebaus der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre.

 
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