Beruf: »Bildberichterstatterin«

In der Weimarer Republik galt Fotografin bereits als ein angesehener und begehrter Frauenberuf. Durch die rasante Entwicklung der illustrierten Presse war Fotografie zu einem integralen Bestandteil des modernen Lebens geworden. Erste Bildreporterinnen reisten durch die Welt. Für eine Frau war jedoch der Entschluß, nicht Mode- oder Porträtfotografin, sondern Bildjournalistin zu werden, noch immer ungewöhnlich.

Nach 1933 änderten sich die Arbeitsbedingungen für Bildjournalisten gravierend. Die nationalsozialistische Propaganda hielt Fotos für ein wirksames Mittel der Beeinflussung und band den Bildjournalismus eng in die verschiedenen Mechanismen zur Presselenkung ein. Aus Bildreportern wurden »Bildberichterstatter«, so die offizielle Berufsbezeichnung, die sich in erster Linie als »Diener des Staates und des Volkes« verstehen sollten. Voraussetzungen für die Tätigkeit als »Bildberichterstatter« waren unter anderem »arische Abstammung« und die Eignung »für die geistige Einwirkung auf die Öffentlichkeit«.

Viele in der Weimarer Republik erfolgreiche Fotografinnen verließen Deutschland. Wer trotz jüdischer Herkunft oder unerwünschter politischer Auffassungen blieb, mußte zunehmend Einschränkungen seiner Arbeits- und Lebensmöglichkeiten hinnehmen. Die bekannte Modefotografin »Yva« (Else Neuländer) erhielt als Jüdin 1938 Berufsverbot und wurde 1942 in ein KZ verschleppt. Tag und Ort ihres Todes sind nicht genau bekannt.

Frauen, die nicht direkt von der nationalsozialistischen Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik betroffen waren, konnten weiterhin im fotografischen Bereich arbeiten. Fotografin galt auch im »Dritten Reich« als ein für Frauen geeigneter Beruf. So präsentierte die Reichsfrauenführung 1941 auf ihrer Ausstellung »Frauenschaffen in Deutschland« unter anderem die Tätigkeit von Fotografinnen. Liselotte Purper wurde stellvertretend für den Berufszweig der »Bildberichterstatterin« gezeigt - neben der Porträtfotografin Erna Lendvai-Dircksen und der Theaterfotografin Rosemarie Clausen. Noch für September 1944 war von der Reichsfrauenführung eine Ausstellung zum Thema »Die deutsche Frau als Lichtbildnerin und Bildberichterstatterin« geplant, die wegen des Kriegsverlaufs jedoch nicht mehr zustande kam.