BZ am Abend, 1.9.90

... Mag sie die Förderung der deutschen Kolonialexpansion oder das frappierend autoritative Umgehen mit Wilhelm I. (" Nicht leicht, unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein") betreffen, mag sie den Reichstagsabgeordneten zu schildern suchen oder den ziemlich nichtsnutzigen Göttinger Studenten (u.a.. zehn Tage Karzer): Die Ausstellung bietet in den stärkeren Teilen Überraschungen die Menge. Ihr überragendes Verdienst ist eine sicherlich beabsichtigte Gegenläufigkeit.
Hier Otto von Bismarck, preußischer Junker, dem mit den Jahren das Verständnis für seine Zeit abhanden kommt (Sozialistengesetz!). Dort eben jene Zeit, in all ihrer Dynamik vorgeführt auf Bildern arbeitender und - jawohl - kämpfender Menschen und sogar in Gestalt leibhaftiger neuartiger Maschinen. Da wird die Fülle nicht als erdrückend, sondern als erhellend empfunden. Die Besucher-Schwerstarbeit bringt Gewinn.

Günther Bellmann