Der Standard, 29. 8.90

... Nein, ein politisches Ärgernis ist diese Bismarck-Ausstellung gewiß nicht. Lothar Gall, der wissenschaftliche Leiter, hat sorgsam alles vermieden, was Provokation oder mißbräuchliche Vereinnahmung des rücksichtslosen politischen Genies nahelegen könnte. Bismarck wird zurückgenommen in sein Jahrhundert. Dieses allerdings ist - wie auch er selbst - eingehend zu besichtigen.
Damit ist vielleicht mehr erreicht, als Mut und Kühnheit zu überspitzter eigener Stellungnahme ausrichten könnten. Das 19. Jahrhundert ist zu besichtigen und Bismarck selbst mit ihm. Beides wird neue Sicht erfahren. Die Diskussion darüber kommt mit der Ausstellung in Gang. Sie wird uns noch beschäftigen.

Lorenz Tomerius