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Löwenberg

Ort: Löwenberg.
Name: Schloss, Schule, Kindertagesstätte.
Landkreis: Oberhavel, ehem. Lks. Gransee.
Bundesland: Brandenburg.
Bestand: Zweigeschossiger barocker Putzbau. Spätmittelalterliche Keller mit Kreuz- und Tonnengewölben.
Gebäudetyp: Festes Haus.
Datierung: 13. Jahrhundert, um 1700.
Besitzergeschichte: Das wohl Anfang des 13. Jahrhunderts gegründete Löwenberg wird erstmalig 1267 als "Lowenburg" urkundlich erwähnt. Der Name belegt eine schon zu dieser Zeit vorhandene Befestigungsanlage. "Lowenburg" kommt durch Tausch vom Brandenburger Markgrafen Johann I. an den Bischof Heinrich von Brandenburg. Im Landbuch Kaiser Karls des IV. aus dem Jahre 1375 wird von einem "oppidum et castrum", einer befestigten Stadt mit Burg gesprochen. Ein Jahr früher wird das "Hus tu Lowenberg" vom Brandenburger Bischof Dietrich an Albert von Redern versetzt. 1460 kommt Löwenberg und das zugehörige Ländchen durch Kauf als Lehen an Hans von Bredow. Es bleibt bis 1788 ganz bzw. teilweise im Besitz der Familie von  Bredow und geht dann an die Familie von  Arnstedt über.
Nach 1926 wurde das wiederhergestellte Schloss als Jugendherberge genutzt. Seit den 1950er Jahren beherbergt das Schloss und die Nebengebäude die Kindertagesstätte Löwenbergs.
Baugeschichte: Aufgrund ihrer topographischen Situation kann die Löwenberger Burg als Niederungsburg angesprochen werden. Der Entstehungszeitraum und die frühe Baugeschichte der Löwenberger Burg können bislang nicht genau rekonstruiert werden. Habitus und die Bezeichnung "-burg" in der Ersterwähnung Löwenbergs machen jedoch eine Entstehung bis zur Mitte des 13. Jh. wahrscheinlich.
Die Burganlage besteht aus einem rechteckigen, aufgeschütteten Plateau von 35 x 47 m, das von einem Graben umgeben war. Der südwestliche und der südöstliche Burggraben waren zugleich Teil der Stadtbefestigung, die in ihrem weiteren Verlauf mehrgliedrig war. Die Sohle der Burggräben dürfte zu deren Nutzungszeit deutlich tiefer gelegen haben, als es heute der Fall ist. Die Grabenanlage ist heute vollkommen trocken, was aber auch mit der großflächigen Drainierung des Geländes zusammenhängt. In mittelalterlicher Zeit dürften die Gräben ganz sicher wasserführend gewesen sein. Auch die südlich und südöstlich angrenzenden Flächen stellten als entweder offenes Wasser oder zumindest unpassierbares Sumpfland ein wirksames Annäherungshindernis dar. Die rechteckige Grabenanlage ist relativ gut erhalten. Nur im Nord- und Ostbereich sind in der jüngsten Vergangenheit durch Erosion, die Einbringung von Abfall und die Verfüllung im Bereich der ehemaligen Brücke Veränderungen vorgenommen worden.
Von dem quadratischen Burgturm der Burg des 13. Jahrhunderts hat sich unter dem Nordteil des heutigen Schlosses das Untergeschoß (Verlies) erhalten. Es weicht in seiner Orientierung leicht von der heutigen Gebäudeachse ab. Die beachtliche Wandstärke des etwa 11 x 11 m großen Gebäudes von etwa 3 m kann auf die große Höhe des Turmes hinweisen. Der wohl sekundäre, tunnelartige Zugang in den kleinen, tonnengewölbten Raum bot Anlass für eine Sage vom Gang zwischen Kirche und Schloß.
Der südliche anschließende Schlossteil ruht auf einem mehrgliedrigen, kreuz- und tonnengewölbten Kellergeschoß des im 14.und 15. Jahrhunderts an den bestehenden Turm angebauten Palas. Ein kreuzgratgewölbter Keller weist eine bemerkenswerte Kaminanlage auf. Bei der Fundament- und Fassadensanierung wurde erkennbar, daß die Bausubstanz des heutigen Gebäudes über diesen Kellern vom Fundament bis weit in das bestehende Erdgeschoss hinein dieser Bauphase aus qualitätsvollem Ziegelsichtmauerwerk angehört.
Die Anfang des 18. Jahrhunderts als Ruine erhaltenen Reste der Burg wurden in einen barocken Quaderbau mit Walmdach einbezogen. Dieser verfiel wiederum am Beginn des 20. Jahrhunderts und wurde in den 1920er Jahren zu einer Jugendherberge umgebaut.
In der DDR-Zeit wurden an der als Kindergarten genutzten Burganlage umfangreiche Veränderungen vorgenommen (Anbau eines Heizhauses, Teilverfüllung des Burg- und Stadtgrabens). Im Jahre 2002 wurde das ehemalige Heizhaus abgerissen und durch einen Sanitärtrakt ersetzt. Die nördliche Turmwand wurde in diesem Zuge freigelegt und ist zugänglich.
Untersuchungen: Vermessung 1999 (Hauptmann), Bauaufnahmen 2000 (Breitling)
Literatur: BAU- UND KUNSTDENKMALE in der DDR, hrsg. von der Abteilung Bestandforschung, Red. Heinrich Trost. Der Bezirk Potsdam. Berlin 1978, S. 112;
BREITLING, Stefan, Löwenberg, bauhistorisches Gutachten und Aufmaß, 2000, Archiv TU Berlin, Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte;
BREITLING, Stefan, Adelssitze zwischen Oder und Elbe 1400 - 1600. (Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung Reihe A: Forschungen, Band 10). Braubach 2005, S. 96-97;
DEHIO, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von Gerhard Vinken u. a., München/Berlin 2000, S. 604;
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ENDERS, Lieselott, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil II: Ruppin. (Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam), Weimar 1970;
HANDBUCH DER HISTORISCHEN STÄTTEN Deutschlands 10, Berlin und Brandenburg, hrsg. von Gerd Heinrich. Stuttgart 1973, S. 267-268;
HAUPTMANN, Thomas, Löwenberg, Lkr. Oberhavel, Fpl. 1, Bestandsaufnahme und Vermessung der erhaltenen Reste der Befestigungsanlagen (ungedr. Bericht, Archiv BLDAM PRH 1999: SO/12/1 1999;
HAUPTMANN, Thomas, Das "Hus tu Lowenberg" - Zur Geschichte des Dorfes Löwenberg und seiner Burg. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg, Stuttgart 2000 (2001), S.115-117;
HERMANN, Joachim, Die vor und frühgeschichtlichen Burgwälle Groß-Berlins und des Bezirkes Potsdam (Handbuch vor- und frühgeschichtlicher Wall- und Wehranlagen; T. 2. Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte; Bd. 9), Berlin 1960;
PESCHKE, W., Schloß Löwenberg und seine Wiederherstellung durch den Provinzialverband Brandenburg. In: Brandenburgisches Jahrbuch, hrsg. vom Landesdirektor der Provinz Brandenburg. Berlin/Leipzig 1927, S. 32-38;
REHBERG, M., Zur Geschichte des Landes Löwenberg. In: Heimat und Welt, Nr. 15 v. 10. 4. 1937.
Autor: Thomas Hauptmann, Stefan Breitling.