1. Kontinuitäten (Ohne Kapiteltext)
12 3923
Hermann J. Abs unterzeichnet das Londoner Schuldenabkommen
Hermann J. Abs signs the London Debt Treaty
London, 27. Februar 1953
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Hermann Josef Abs (190194) war als führender deutscher Bankier enger Finanzberater Konrad Adenauers. Abs leitete die deutsche Delegation bei den Verhandlungen mit 65 Gläubigerstaaten Deutschlands. Im Londoner Schuldenabkommen von 1953 erreichte er den Erlaß eines Teils der Altschulden und Regelungen über die Rückzahlung des Restbetrages. Damit wurde die Bundesrepublik wieder international kreditwürdig.
Als Vorstandssprecher (195767) und Aufsichtsratsvorsitzender (196776) begründete er die wirtschaftliche Vormachtstellung der Deutschen Bank.
Umstritten war seine Rolle im "Dritten Reich". Als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank war Abs von 1937 bis 1945 für die Auslandsgeschäfte der Bank zuständig. Ebenso gehörte die Arisierung" jüdischen Vermögens zu seinen Aufgaben.
1970 erhob der Ostberliner Historiker Eberhard Czichon deswegen schwere Vorwürfe. Abs Klage dagegen war vor dem Landgericht Stuttgart erfolgreich. Den Ausschlag gaben Ehrenerklärungen jüdischer Unternehmer, deren Betriebe unter der Aufsicht von Abs arisiert" worden waren.
Unklar ist, ob und wieviel Abs von der Herkunft der zunehmenden Goldvorräte der Bank aus den Vernichtungslagern wußte.
12 3924, 4414
Vereidigung Hans Filbingers zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg
The swearing in of Hans Filbinger as the state governor of Baden-Württemberg
Stuttgart, 10. Januar 1967
Koblenz, Bundesarchiv
Hans Filbinger (geb. 1913) war von 1966 bis 1978 Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Der Jurist Filbinger war im Zweiten Weltkrieg Marinerichter, zuletzt von Januar bis zur Kapitulation im Mai 1945 am Marinegericht Osloford in Oslo.
Wegen dieser Tätigkeit bezeichnete der Schriftsteller Rolf Hochhuth ihn 1978 in der "Zeit" als einen "furchtbaren Richter", der "auf freiem Fuß ist nur dank des Schweigens derer, die ihn kennen". Diese Aussage wurde Hochhuth jedoch gerichtlich untersagt.
Filbinger selbst teilte der Öffentlichkeit mit, an der Verurteilung des Matrosen Walter Gröger als Vertreter der Anklage beteiligt gewesen zu sein. Dieser war im März 1945 wegen Fahnenflucht hingerichtet worden. Filbinger verteidigte sich mit Weisungsgebundenheit und wies darauf hin, zahlreiche Wehrmachtsangehörige vor einer Verurteilung bewahrt zu haben.
Dennoch trat er am 7. August 1978 zurück, nachdem seine Mitwirkung an zwei weiteren Todesurteilen aus dem Jahr 1945 bekannt geworden war. Filbinger sah sich als Opfer einer Rufmordkampagne.
12 4414
Akte Walter Gröger
File for Walter Gröger
Auszüge, Reproduktionen
Oslo, 16. und 20. Januar 1945
Aachen, Bundesarchiv - Zentralnachweisstelle
12 3925
Veit Harlan bei den Dreharbeiten zu dem Film "Liebe kann wie Gift sein"
Veit Harlan during the shooting of the feature film "Love Can Be Like Poison"
(v.l.n.r. Joachim Fuchsberger, Veit Harlan, Sabrina Sesselmann)
1958
Berlin, Stiftung Deutsche Kinemathek
Der Schauspieler und Regisseur Veit Harlan (1899-1964) feierte im "Dritten Reich" mit Unterhaltungsfilmen Erfolge. Im Auftrag von Joseph Goebbels drehte er mehrere Propagandafilme.
Wegen des antisemitischen Hetzfilmes "Jud Süß" (1940) wurde er 1949 der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Das Berufungsverfahren endete 1952 jedoch mit einem Freispruch. Für das Hamburger Landgericht war eine Mitverantwortung für Verbrechen an Juden nicht nachweisbar.
Während des Verfahrens kam es zu antisemitischen Zwischenfällen in der Öffentlichkeit. Der Freispruch löste neben heftigen Protesten auch große Zustimmung aus.
Veit Harlan arbeitete ab 1951 weiterhin als Regisseur. Wegen seiner Tätigkeit im "Dritten Reich" kam es regelmäßig zu Protesten und Boykottaufrufen.
12 3926
"Illustrierter Film-Kurier" zu dem Veit-Harlan-Film "Jud Süß"
The "Illustrated Film Gazette" on Veit Harlan's film "Jew Süß"
1941
Berlin, Bundesarchiv - Filmarchiv
12 3927
"Internationaler Frühschoppen" mit Werner Höfer und Journalisten
"The International Morning Show" with Werner Höfer and journalists
WDR / Köln, 13. September 1987
Köln, Westdeutscher Rundfunk
Werner Höfer (1913-97) war als Moderator des "Internationalen Frühschoppens" von 1952 bis 1987 eine Institution des deutschen Fernsehens.
Der Journalist war bereits ab 1933 Mitglied der NSDAP gewesen. Am 20. September 1943 erschien im Berliner "12-Uhr-Blatt" ein Kommentar Höfers. Darin begrüßte er indirekt die Hinrichtung des jungen Pianisten Karlrobert Kreiten wegen Wehrkraftzersetzung.
Wegen dieses Artikels wurde er ab 1962 wiederholt von der DDR angegriffen. Höfer wies die Vorwürfe stets mit der Begründung zurück, daß man seine Beiträge umgeschrieben habe. Erst nach einem "Spiegel"-Bericht 1987 legte er die Leitung der Sendung nieder. Der WDR-Rundfunkrat hatte ihm das Vertrauen entzogen.
12 4415
"Künstler - Beispiel und Vorbild. Legende und Wirklichkeit, Rechte und Pflichten"
"The Artist - Example and Role Model: Legend and Reality, Rights and Duties"
Artikel von Werner Höfer
In: Der Spiegel, 14. Dezember 1987
Berlin, Privatbesitz
12 3928
Konrad Lorenz auf dem Gelände des Max-Planck-Instituts
Konrad Lorenz on the premises of the Max Planck Institute
Foto: Gerhard Gronefeld
Seewiesen 1957
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Der Österreicher Konrad Lorenz (1903-89) gilt als prominentester Vertreter der modernen Verhaltensforschung. Besonders seine Studien über die Graugänse machten den Forscher bekannt. 1973 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
1937 habilitierte sich Lorenz in Vergleichender Anatomie und Vergleichender Tierpsychologie an der Universität Wien. Nach dem Anschluß Österreichs trat er in die NSDAP ein. Seit 1940 war er Professor für Humanpsychologie in Königsberg. Als Militärarzt arbeitete er ab 1942 ehrenamtlich für die "Reichsstiftung für deutsche Ostforschung" in Posen. Dort führte er "eignungspsychologische und charakterologische Wertigkeitsuntersuchungen an deutsch-polnischen Mischlingen und Polen" durch. "Asoziale" oder "erbbiologisch Minderwertige" wurden in Konzentrationslager überführt. Lorenz forderte eine "bewußte, wissenschaftlich unterbaute Rassenpolitik".
12 3929
"Durch Domestikation verursachte Störungen arteigenen Verhaltens"
"Disturbances in the Behavior Characteristic of a Species As a Result of Domestication"
Artikel von Konrad Lorenz
In: "Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde", Bd. 59, 1940
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin
12 3930
Theodor Maunz
Theodor Maunz
Ullstein - dpa
Bundesrepublik Deutschland 1961
Berlin, Ullstein Bilderdienst
Theodor Maunz (1901-93) war von 1957 bis 1964 Bayerischer Kultusminister und ab 1959 Mitherausgeber des Standardkommentars zum Grundgesetz, des "Maunz-Dürig-Herzog".
Der Jurist lehrte nach seiner Habilitation von 1932 bis 1945 in Freiburg Öffentliches
Recht. In seinen Schriften verteidigte er nationalsozialistische Rechtsauffassungen wie z.B. das Führerprinzip. Von 1952 bis zu seiner Emeritierung 1969 hatte er erneut in München einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht inne. Als Verfasser juristischer Standardwerke war er eine anerkannte Autorität. Zahlreiche Professoren des Faches zählen zu seinen Schülern.
Wegen Vorwürfen zu seinen im "Dritten Reich" erschienenen Publikationen trat Maunz am 9. Juli 1964 als Minister zurück. Posthum wurde bekannt, daß er auch weiterhin unter einem Pseudonym Beiträge für die "National-Zeitung" verfaßt und den Vorsitzenden der DVU, Gerhad Frey, juristisch beraten hatte.
12 4416
"Verwaltung"
"Administration"
Aus der Reihe A (Rechtswissenschaft) der "Grundzüge der Rechts-und Wirtschaftswissenschaft"
Theodor Maunz
Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1937
Berlin, Freie Universität Berlin - Juristische Bibliothek
12 4417
Franz Nüsslein
Franz Nüsslein
1950er Jahre
Bonn, Auswärtiges Amt - Politisches Archiv und Historisches Referat
Franz Nüsslein (geb. 1909) arbeitete seit Mitte der 50er Jahre im Organisationsreferat des Auswärtigen Amtes. Von 1962 bis 1974 war er Generalkonsul in Barcelona.
Nüsslein war seit 1942 als höchster Justizbeamter im Protektorat Böhmen und Mähren für Gnadengesuche zuständig. Der Oberstaatsanwalt legte in Zusammenarbeit mit der Gestapo auch die politischen Richtlinien für Staatsanwälte fest.
1948 wurde Nüsslein in der Tschechoslowakei zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde die Mitschuld an der Vollstreckung ungerechter Todesurteile vorgeworfen. 1955 wurde er der Bundesrepublik überstellt.
Eine Strafanzeige des Bundes der Verfolgten des Naziregimes wurde von der Staatsanwaltschaft Köln 1961 abgewiesen.
12 3932
Anklageschrift gegen K. Kratina
The indictment of K. Kratina
In Kopie angefertigt für die Ausstellung "Ungesühnte Nazijustiz" 1959-61
Prag 12. September 1944
Berlin, Reinhard Strecker
Die Anklageschrift wurde Franz Nüsslein zur Genehmigung vorgelegt.
12 3931
Franz Schönhuber
Franz Schönhuber
Ullstein - Fotoagentur Sven Simon
1988
Berlin, Ullstein Bilderdienst
Franz Schönhuber (geb. 1923) war als Moderator der Sendung "Jetzt red i" in den 70er Jahren einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands.
Unter seinem Vorsitz (1983-1994) feierte die rechtsextreme Partei "Die Republikaner" Anfang der 90er Jahre kurzfristige Wahlerfolge.
Nach dem Abitur hatte sich Schönhuber freiwillig zur Waffen-SS gemeldet. 1981 versuchte er deren Ideale in seinem autobiographischen Buch "Ich war dabei" zu verteidigen. Deswegen wurde ihm vom Bayerischen Rundfunk mit sofortiger Wirkung gekündigt und der Ehrenvorsitz des Bayerischen Journalistenverbandes aberkannt.
12 3933
"Ich war dabei"
"I Was There"
Franz Schönhuber
München: Langen Mueller 1988
Berlin, Technische Universität Berlin - Zentrum für Antisemitismusforschung
2. Die 50er Jahre
12 4430
Manuskript der Rede von Theodor Heuss zum 20. Juli 1944
Manuscript of a speech held by Theodor Heuss on July 20, 1944
Auszug, Reproduktion
Berlin, 1954
Koblenz, Bundesarchiv
Zehn Jahre nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 fand in der Freien Universität Berlin eine Gedenkveranstaltung statt. Als Hauptredner sprach Theodor Heuss über das Thema "Vom Recht auf Widerstand". Der Bundespräsident dankte den Mitgliedern des Widerstandes ausdrücklich für ihr Handeln.
Viele Deutsche sahen zu diesem Zeitpunkt in den Widerstandskämpfern noch Vaterlandsverräter.
In der Schlußpassage seiner Rede hieß es: "Aber wenn ich am Beginn meiner Worte sagte, die Stunde sollte Bekenntnis und Dank sein, so will ich das noch einmal aussprechen: Bekenntnis zur Gesinnung wie zum Rechte jener Männer, deren Tun Eberhard Zeller in seinem großen Werke unter das Wort gestellt hat 'Geist der Freiheit', Dank für ein Vermächtnis, das durch das stolze Sterben dem Leben der Nation geschenkt wurde. Die Scham, in die Hitler uns Deutsche gezwungen hatte, wurde durch ihr Blut vom besudelten deutschen Namen wieder weggewischt. Das Vermächtnis ist noch in Wirksamkeit, die Verpflichtung noch nicht eingelöst."
12 3906
"Vor der Revision"
"Before the Appeal"
In: "Quick", 9. März 1952
Dortmund, Institut für Zeitungsforschung
12 3907
Rundschreiben "Nun erst recht"
Circular letter "Amnesty Now"
Ernst Aschenbach
Reproduktion
Essen, 30. Mai 1952
Koblenz, Bundesarchiv
Ernst Achenbach (1909-91) war von 1936 bis 1944 im Auswärtigen Dienst tätig. 1951 gründete der FDP-Politiker den "Vorbereitenden Ausschuß zur Herbeiführung einer Generalamnestie". Dieser forderte eine Amnestie aller Straftaten, die in "politischen Zusammenhängen oder im Zusammenhang mit dem Krieg" begangen wurden. Darunter fielen alle NS-Verbrechen.
Besonders während der Verhandlungen zum Deutschland-Vertrag 1952 versuchte der Ausschuß, mit öffentlichen Kampagnen Druck auf die Regierung auszuüben.
12 3910
Entlassung Ernst von Weizsäckers aus dem Landsberger Gefängnis
Release of Ernst von Weizsäcker from Landsberg Prison
Landsberg, 16. Oktober 1950
Berlin, Ullstein Bilderdienst
Ernst von Weizsäcker (1882-1951) war von 1938 bis 1943 Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Anschließend war er bis Kriegsende deutscher Botschafter beim Vatikan.
Im Nürnberger Wilhelmstraßenprozeß wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Verurteilung war wegen seiner Bemühungen, den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zu verhindern, äußerst umstritten. Theodor Heuss setzte sich neben anderen für seine Freilassung ein.
Im Oktober 1950 wurde von Weizsäcker vorzeitig aus der Haft entlassen.
12 3911
Entlassung Wilhelm Speidels aus dem Landsberger Gefängnis
Release of Wilhelm Speidel from Landsberg Prison
Landsberg, 3. Februar 1951
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Der General der Flieger Wilhelm Speidel (geb. 1895) war Militärbefehlshaber in Griechenland.
Im Nürnberger Geiselmord-Prozeß zu 20 Jahren Haft verurteilt, wurde er am 31.1.1951 begnadigt.
12 3909
Entlassung Alfried Krupps aus dem Landsberger Gefängnis
Release of Alfried Krupp from Landsberg Prison
(links: Alfried Krupp)
Landsberg, 3. Februar 1951
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Alfried Krupp (1907-67) war seit 1943 Alleininhaber der Krupp-Werke.
Wegen des Einsatzes von Zwangsarbeitern und der Ausbeutung der besetzten Gebiete im Nürnberger Krupp-Prozeß zu zwölf Jahren Haft verurteilt, wurde er am 31. Januar 1951 begnadigt.
12 3908
Vorzeitige Entlassung von 19 Kriegsverbrechern aus dem Landsberger Gefängnis
The early release of 19 war criminals from Landsberg Prison
Landsberg, 25. August 1950
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 3912
Der ehemalige Waffen-SS-General Kurt Meyer auf einem SS-Treffen
The former Waffen-SS general Kurt Meyer at a meeting of the SS
Hameln, September 1959
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Der SS-General Kurt Meyer (1910-61) war an der Exekution von kanadischen Kriegsgefangenen in der Normandie beteiligt. Ein kanadisches Kriegsgericht verurteilte ihn 1945 deswegen zum Tod. Das Urteil wurde 1946 in lebenslange Haft umgewandelt. 1954 wurde er entlassen.
12 3913
Der ehemalige Generalfeldmarschall Albert Kesselring auf einer Bundestagung des "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten".
The former field marshal Albert Kesselring at the national conference of the "Steel Helmet Alliance of Front-Line Soldiers"
12. Juni 1953
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Albert Kesselring (1885-1960) war Oberbefehlshaber Süd (Italien) und Gesamtbefehlshaber im Mittelmeerraum. Wegen der Mitverantwortung für die Erschießung von 335 italienischen Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom wurde er 1947 von einem britischen Militärgericht zum Tod verurteilt. Zunächst zu lebenslanger Haft begnadigt, wurde er im Juli 1952 entlassen.
DDR-Kampagnen gegen bundesdeutsche Politiker und Wirtschaftsvertreter
12 3914
"Das Braune Haus von Bonn"
"The Brown House of Bonn"
ZK der SED, Abt. Agitation, Presse, Rundfunk
Halle/Saale 1956
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 3915
"Mörder...Mörder..."
"Murder...Murder..."
Gera 1958
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 3916
"Steckbrief Dr. Hans Josef Maria Globke"
"Wanted: Dr. Hans Josef Maria Globke"
Der Generalstaatsanwalt der DDR
Ost-Berlin 1963
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Hans Globke (1898 - 1973) gehörte 1949 - 1963 im Bundeskanzleramt, seit 1953 als dessen Leiter, zu den wichtigsten Mitarbeitern Adenauers.
Der Verwaltungsjurist arbeitete seit 1932 im Reichsinnenministerium als Referent für Staatsangehörigkeitsfragen. Gemeinsam mit Staatssekretär Wilhelm Stuckart verfaßte er 1935 einen offiziellen Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen.
Wegen seiner Rolle im "Dritten Reich" kam es immer wieder zu heftigen Angriffen der parlamentarischen Opposition.
Die DDR organisierte wiederholt medienwirksame Kampagnen gegen Globke. 1963 veruteilte ihn ein DDR-Gericht in spektakulärer, aber rechtswidriger Weise zu lebenslanger Haft. Die Angriffe galten weniger seiner Person als seiner Funkion als Staatssekretär Adenauers.
12 3917
"Der aufhaltsame Aufstieg des Dr. Hans Maria Globke"
"The Unstoppable Rise of Dr. Hans Maria Globke"
DDR 1960er Jahre
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
12 3918
"Wir klagen an!"
"We condemn!"
SED-Bezirksleitung Groß-Berlin
Ost-Berlin 1959
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 3919
"Warnung Massenmörder auf freiem Fuss"
"Warning: Serial Killer on the Loose"
Ausschuß für Deutsche Einheit
Ost-Berlin 1960
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Theodor Oberländer (1905-98) war von 1953 bis 1960 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte.
Der Teilnehmer am Hitler-Putsch (1923) war ab 1933 NSDAP-Mitglied. An der Universität Königsberg leitete er das Institut für osteuropäische Wirtschaft. Er baute einen Nachrichtendienst für die Belange der sog. Volksdeutschen in Osteuropa auf. Sei 1937 arbeitete er für die Abwehr unter Canaris.
Nach 1945 machte sich Oberländer als Vertriebenenpolitiker um deren Integration verdient. Parteipolitisch führte ihn sein Weg über die FDP und den "Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten" 1956 in die CDU.
Die DDR-Angriffe auf Oberländer bildeten die erste Großkampagne gegen einen Politiker aus der Bundesrepublik. Dabei wurde ihm eine Beteiligung an Massenerschießungen in Lemberg vorgeworfen. In einem Schauprozeß wurde er in der DDR zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt.
Wegen zunehmender Kritik auch in der Bundesrepublik trat er 1960 als Bundesminister zurück.
12 3920
"Der dritte von links"
"The Third from the Left"
ZK der SED, Abteilung Agitation und Propaganda
Ost-Berlin 1958
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Bereits in der Weimarer Republik konnte Friedrich Flick (1883-1972) eine führende Stellung in der Montanindustrie erringen. Er besaß gute Kontakte zur nationalsozialistischen Führungselite und profitierte von den Arisierungen. Während des Krieges verschaffte er sich die Kontrolle über fast alle Stahlwerke in den besetzten Gebieten.
Wegen Ausbeutung von KZ- und Zwangsarbeitern 1947 zu sieben Jahren Gefängis verurteilt, wurde er 1950 vorzeitig entlassen.
Als Inhaber des größten deutschen Konzerns war Flick ein ideales Propagandaziel der DDR.
12 3921
Braunbuch "Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik"
Brown book "War and Nazi Criminals in the Federal Republic of Germany"
Nationalrat der Nationalen Front
Ost-Berlin 1965
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 3922
"Aufstieg und Fall des Heinrich Lübke. Die Geschichte einer Karriere"
"The Rise and Fall of Heinrich Lübke: The History of a Career"
Ost-Berlin, um 1968
Berlin, Verein Aktives Museum
Ein letzter Höhepunkt der Kampagnenpolitik waren die Vorwürfe gegen Heinrich Lübke. Mit gefälschten Unterlagen beschuldigte die SED den Bundespräsidenten, als Architekt am Bau von Konzentrationslagern beteiligt gewesen zu sein.
Der Agrarpolitiker Lübke wurde nach der "Machtergreifung" als Direktor der "Deutschen Bauernschaft" entlassen. Wegen des Vorwurfes der Korruption saß er 1934/35 vorübergehend in Untersuchungshaft. Seit Kriegsbeginn arbeitete er in einem Berliner Architekturbüro, das für den den späteren Rüstungsminister Speer dienstverpflichtet wurde. Lübke war mit dem Bau von zivilen und militärischen Anlagen befaßt.
Auf diese Tätigkeit stützte sich die DDR-Kampagne. Dabei wurde sie von der linken Publizistik in der Bundesrepublik unterstützt. Diese zwang den Bundespräsidenten, zweieinhalb Monate vor Beendigung seiner Amtszeit vorzeitig zurückzutreten.
3. Die juristische Verfolgung von NS-Straftätern
12 3989
Einträge aus der Namenskartei Kurt Franz
Entries from Kurt Franz's card file
Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen
Ludwigsburg 1959-97
Ludwigsburg, Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
Die 1958 gegründete "Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen" ermittelt bei allen nationalsozialistischen Tötungsverbrechen an Zivilpersonen.
Sämtliche erreichbaren Unterlagen werden gesammelt. Kann der Verbleib der Beschuldigten ausfindig gemacht werden, übergibt sie der zuständigen Staatsanwaltschaft die Vorermittlungen zur Anklageerhebung. Die Zentrale Stelle dokumentiert alle laufenden und abgeschlossenen NS-Prozesse.
Der "Ulmer Einsatzgruppenprozeß" hatte 1958 die Notwendigkeit weiterer Ermittlungen zur Ahndung nationalsozialistischer Verbrechen deutlich gemacht. Ein ehemaliger SS-Oberführer hatte auf Wiedereinstellung in den Staatsdienst geklagt. Während dieses Verfahrens wurde bekannt, daß er als Polizeidirektor an Massenerschießungen von Juden beteiligt gewesen war. Er wurde verhaftet und mit neun weiteren Angeklagten in Ulm verurteilt. Die Justizminister der Länder beschlossen daraufhin die Errichtung der Zentralen Stelle.
12 3990
Adolf Eichmann bei der Anhörung des Todesurteils
Adolf Eichmann as the death penalty is announced
Foto: Ullstein - Paul Popper
Jerusalem, 18. Dezember 1961
Berlin, Ullstein Bilderdienst
Adolf Eichmann (1906-62) war ab 1939 Judenreferent im Reichssicherheitshauptamt. Er koordinierte sämtliche Judendeportationen aus Deutschland und den besetzten Gebieten.
1960 entführte der israelische Geheimdienst den Organisator des Mordes an den europäischen Juden aus Argentinien nach Jerusalem. Der Eichmann-Prozeß (April bis Dezember 1961) wurde weltweit mit Spannung verfolgt. Er belegte die Beteiligung des Verwaltungsapparates am Völkermord.
Eichmann wurde zum Tod verurteilt und im Frühsommer 1962 hingerichtet.
12 3991
Verhandlung gegen Adolf Eichmann
Trial of Adolf Eichmann
Foto: Ullstein - AP
Jerusalem, 12. April 1961
Berlin, Ullstein Bilderdienst
12 3992
Verteidigungsrede Adolf Eichmanns am Schluß der 120. Sitzung
Adolf Eichmann's defense speech at the conclusion of the 120th session
Unkorrigierte Niederschrift der Simultanübersetzung
Jerusalem, 13. Dezember 1961
Ludwigsburg, Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
12 3993
Verhandlung im Auschwitz-Prozeß
Session in the Auschwitz trial
Foto: Ullstein
Frankfurt, 3. April 1964
Berlin, Ullstein Bilderdienst
Von Dezember 1963 bis August 1965 fand in Frankfurt am Main der Große Auschwitz-Prozeß statt. Angeklagt waren 22 Mitglieder des Lagerpersonals.
Ermittlungen der "Zentralen Stelle" hatten zu seiner Eröffnung geführt. Die wissenschaftlichen Gutachten zum Prozeß stellen bis heute grundlegende Studien dar.
Der Prozeß fand unter großem öffentlichen Interesse statt.
12 3994
Auschwitz-Prozeß: Die Angeklagten
The Auschwitz trial: the accused
Foto: Ullstein
Frankfurt am Main 1965
Berlin, Ullstein Bilderdienst
12 3995
Auschwitz-Prozeß: Die Angeklagten
The Auschwitz trial: the accused
Foto: Ullstein
Frankfurt am Main 1965
Berlin, Ullstein Bilderdienst
12 3996
Auschwitz-Prozeß: Zwei Karten aus der Verfahrenskartei der Zentralen Stelle
The Auschwitz trial: two cards from the proceedings file of the Central Office
Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
Ludwigsburg 1963
Ludwigsburg, Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
12 Hörstation, ohne Reg.Nr.
Debatte des Deutschen Bundestages über die Verjährung von NS-Mordtaten
German Bundestag debate on the statute of limitations for Nazi murders
WDR
Bonn, 10.März 1965
Frankfurt am Main, Deutsches Rundfunkarchiv
Zu hören sind Auzüge aus den Reden von Ewald Bucher (FDP), Ernst Benda (CDU), Martin Hirsch (SPD) und Fritz Erler (SPD).
Die Verjährungsdebatte von 1965 gilt als eine der Sternstunden in der Geschichte des Parlamentes. Die Debatte war geprägt von einem Widerstreit zwischen dem Willen zur Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen und dem Wunsch, mit der NS-Vergangenheit abzuschließen.
12 3998
"Wir Massenmörder fordern Verjährung und danach Schadensersatz für's Untertauchen"
"We Serial Killers Demand a Statute of Limitations and Afterward Compensation for Having Had to Go Underground"
Plakat: Klaus Staeck
Göttingen 1979
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
12 3999
"Wir fordern: Amnestie für alle Straftaten des Zweiten Weltkrieges"
"We Demand Amnesty for all Crimes of the Second World War"
Flugblatt der NPD
Stuttgart 1979
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
12 4000
Akte Karl Wolff
File for Karl Wolff
Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
Ludwigsburg 1960
Ludwigsburg, Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
12 4001
Stempel "Verjährung droht"
Stamp "The Statute of Limitations Has Almost Expired"
Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
Stuttgart 1960er Jahre
Ludwigsburg, Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
Für alle nationalsozialistischen Verbrechen wurde das Jahr 1945 als Beginn der Verjährungsfrist festgelegt. 1955 waren somit Straftaten bis zu einem Strafmaß von zehn Jahren verjährt, 1960 die Totschlagsverbrechen. Als 1965 die Verjährung von Mord bevorstand, verlängerte der Bundestag das Ende der Frist zunächst um vier Jahre. 1969 um weitere zehn Jahre verlängert, wurde sie 1979 nach einer erbitterten öffentlichen Debatte ganz aufgehoben.
4. Umgang mit den NS-Verfolgten
12 3935
Unterzeichnung des deutsch-israelischen Wiedergutmachungsabkommens durch Bundeskanzler Konrad Adenauer und den israelischen Ministerpräsidenten Moshe Sharett
The signing of the German-Israel Restitution Treaty by Chancellor Konrad Adenauer and Israeli Prime Minister Moshe Sharett
Luxemburg, 10. September 1952
Bonn, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Das "Luxemburger Abkommen" war das erste Abkommen zur kollektiven Entschädigung von Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung.
Die Bundesrepublik verpflichtete sich, bis 1965 dem Staat Israel 3 Milliarden DM zu zahlen. Mehrere jüdische Organisationen sollten rund 500 Millionen DM für außerhalb Israels lebende Flüchtlinge erhalten.
Bundeskanzler Adenauer konnte das Abkommen nur gegen erheblichen innenpolitischen Widerstand mit Hilfe der SPD-Opposition im Bundestag durchsetzen. Auch in Israel war das Abkommen umstritten.
In den 1960er Jahren schloß die Bundesrepublik mit elf westeuropäischen Staaten ähnliche Abkommen zur Wiedergutmachung für NS-Verfolgte.
12 Videostation, ohne Reg.Nr.
"Opfer des Nationalsozialismus berichten"
"Victims of National Socialism Give Their Account"
Erinnerungen und Berichte über Wiedergutmachungsmaßnahmen nach 1945
Alexander von Plato, Institut für Geschichte und Biographie in Hagen und die "Loretta Walz Filmproduktion"
1994
Länge: 48.31 Min.
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik
12 3938
Schreiben des Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter an Hermann Lüdemann
Letter to Hermann Lüdemann from Ernst Reuter, mayor of Berlin
Reproduktion
Berlin, 4. September 1951
Berlin, Landesarchiv
Für die Antragsteller auf Entschädigung war es in vielen Fällen schwierig, die geforderten Nachweise über ihre Verfolgung beizubringen. Langwierige bürokratische Verfahren brachten zusätzliche Belastungen mit sich.
12 3941
Demonstration von Sinti und Roma gegen den Kölner Regierungspräsidenten
Demonstration by Sinti and Roma groups against the president of the administrative district of Cologne
Foto: Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Köln, 7. März 1985
Heidelberg, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Der Kölner Regierungspräsident hatte behauptet, daß Sinti in der NS-Zeit keiner Verfolgung aus rassischen Gründen ausgesetzt gewesen seien. Damit wollte er verhindern, daß das Verwaltungsgericht Köln Anträgen einiger Sinti und Roma auf Entschädigung stattgab.
Nach dem öffentlichen Protest mußte der Regierungspräsident seine Behauptung zurücknehmen. Die Entschädigungen wurden ausgezahlt.
12 3937
"Endlich Gerechtigkeit schaffen. Anerkennung und Entschädigung aller NS-Verfolgten..."
"We Demand Justice: Recognition and Restitution for All People Persecuted by the National Socialists..."
Foto: Johannes Zerger
1997
Berlin, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V.
Die Diskussionsveranstaltung wurde auf dem 27. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Leipzig von der Aktion Sühnezeichen gemeinsam mit dem 1992 gegründeten Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte" organisiert.
Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. wurde 1958 auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Berlin (EKD) ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist die Versöhnung mit den Opfern des Nationalsozialismus durch aktive freiwillige Hilfsdienste.
12 3939
Protestaktion von Siemens-Kritikerinnen
Protest by Critics of Siemens
Foto: J. Henschel
Berlin, 8. Februar 1997
Berlin, J. Henschel
12 3940
Demonstranten vor der deutschen Botschaft in Prag mit der Forderung nach Entschädigung für tschechische NS-Opfer
Demonstrators in front of the German embassy in Prague demanding restitution for Czech victims of the National Socialist regime
Foto: AP
Prag 1997
Frankfurt am Main, The Associated Press GmbH
12 3942
"Wiedergutmachung ohne Ende?"
"Unlimited Restitution?"
In: "Deutsche National-Zeitung", 16. Mai 1997
Berlin, Technische Universität Berlin - Zentrum für Antisemitismusforschung
12 3943
Waldemar Felmet mit seinen Pflegeeltern
Waldemar Felmet with his foster parents
Um 1944
Potsdam, Waldemar Felmet
Im Frühjahr 1942 wurde der 18 Monate alte Waldemar Felmet seiner polnischen Mutter in Alexandrowo gewaltsam abgenommen, da sie sich geweigert hatte, eine "Deutsche Volksliste" zu unterzeichnen. Sein deutscher Vater war aus der Wehrmacht desertiert und galt als verschollen. Zunächst wurde Waldemar Felmet in ein Heim für "eindeutschungsfähige" Kinder gebracht. Im Juni 1942 kam er zu Pflegeeltern nach Posen. 1945 floh seine Pflegemutter mit ihm nach Berlin und dann nach Potsdam. Sein Pflegevater galt als vermißt.
Erst 1975 erfuhr Waldemar Felmet, daß er verschleppt worden war. Er fand schließlich seine Verwandten in Polen. Seine Mutter, die ihn lange vom Roten Kreuz hatte suchen lassen, war allerdings bereits verstorben. Sein Antrag auf Anerkennung als Verfolgter des Naziregimes wurde 1976 in Potsdam abgewiesen.
Bis heute leidet Waldemar Felmet gesundheitlich und psychisch unter den Folgen seiner Verschleppung. Seit 1996 ist er krank geschrieben. Nach der Wiedervereinigung stellte Waldemar Felmet mehrere Anträge auf Entschädigung, die alle abgelehnt wurden.
12 3958
Günter Olschewski
Günter Olschewski
Hoyerswerda 1959
Hoyerswerda, Günther Olschewski
Günter Olschewski wurde 1928 im ostpreußischen Allenstein geboren. Im Februar 1943 verhaftete die Gestapo den 14jährigen wegen Verbreitung von staatsfeindlichen Parolen. Ein paar Monate später wurde er in das Konzentrationslager Moringen gebracht, wo er bis zum Ende des Krieges in einer Munitionsfertigung unter Tage arbeiten mußte.
Günter Olschewskis Antrag auf Entschädigung wurde 1957 mit der Begründung abgelehnt, daß Moringen ein Jugendschutzlager für kriminelle Jugendliche gewesen sei. Ausschlaggebend war dabei u. a. die Aussage des ehemaligen Lagerleiters. Günter Olschewski klagte gegen den Beschluß, hatte jedoch keinen Erfolg.
Im November 1993 stellte Günter Olschewski einen Abhilfeantrag, der zunächst ebenfalls abgelehnt wurde. Aus dem Härtefonds des Landes Nordrhein-Westfalen erhielt er kein Geld, da er zum Stichtag 31. Dezember 1991 noch in Sachsen ansässig gewesen war. Im Februar 1998 sprach ihm das Oberlandesgericht Düsseldorf eine einmalige Entschädigung in Höhe von 13 750 DM zu.
12 4418
Kurt Baumgarte auf einem Treffen von Justizopfern
Kurt Barumgarte at a meeting for victims of the judiciary
Hamburg, 27. Juni 1998
Hannover, Kurt Baumgarte
Der 23jährige Grafiker Kurt Baumgarte wurde als kommunistischer Widerstandskämpfer 1935 von der Gestapo in Hannover verhaftet und 1936 zu einer 15jährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Nach der Befreiung berief ihn die britische Besatzungsmacht als Vertreter der KPD in den ersten Hannoverschen Landtag. 1949 erhielt Kurt Baumgarte wegen 50%iger Minderung seiner Erwerbsfähigkeit eine Rente in Höhe von 120 DM im Monat.
Wegen "Zuwiderhandlung gegen das KPD-Verbot" wurde Kurt Baumgarte 1965 verhaftet und 1966 zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt. Seine Rente gemäß dem "Niedersächsischen Sonderhilfsgesetz 1949" wurde ihm daraufhin aberkannt und erst 1973 - nachdem Kurt Baumgarte Einspruch erhoben hatte - wieder ausgezahlt. Ende September 1998 wurde das Urteil des Volksgerichtshofes von 1936 endgültig aufgehoben. Leistungen, die Kurt Baumgarte nach dem Bundesentschädigungsgesetz zustehen würden, hat er aufgrund seiner Verurteilung von 1966 nicht erhalten.
12 3945
Umzugskiste von Carl Calm
Moving box of Carl Calm
Leipzig 1947
Berlin, Jüdisches Museum
12 3946
Militärdecke
Military blanket
Um 1947
Berlin, Jüdisches Museum
12 3947
Kampferholztruhe
Chest made of camphor tree wood
1947 in Shanghai erworben
Berlin, Helga Beutler
12 3948
Armband
Bracelet
1947 in Shanghai erworben
Berlin, Helga Beutler
Shanghai war für viele Juden aus Deutschland, Österreich und Polen die letzte Zuflucht. Die Stadt war weltweit der einzige Ort, zu dem man ohne Visum gelangen konnte. Die projüdische Politik Japans seit 1938 war ebenso von Bedeutung.
Nach der Reichspogromnacht stieg die Zahl der Flüchtlinge sprunghaft an und war mit 17 000 Menschen bei Kriegsbeginn im Pazifik am höchsten.
Anfang 1943 errichteten die Japaner unter deutschem Druck ein Ghetto. Trotz großen Elends war das Leben dort nicht annähernd so unerträglich wie in europäischen Ghettos.
Nach der Befreiung konnten oder wollten die meisten Flüchtlinge nicht mehr in ihre ehemalige Heimat zurückkehren. Je die Hälfte übersiedelte nach Palästina/Israel und in die USA.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNRRA ermöglichte 650 Flüchtlingen 1947 die Rückkehr nach Deutschland. Es war die einzige größere Rückholaktion für Emigranten.
Helga Beutler und ihr Vater Carl Calm kamen nach Berlin. Carl Calm hatte von Emigranten zum Dank für seinen Einsatz die geschnitzte Truhe bekommen. Militärdecken und die nötigsten Kleidungsstücke wurden von der UNRRA an die Rückkehrer verteilt.
12 3949
Bernd Kurzweg
Bernd Kurzweg
1994
Berlin, Bernd Kurzweg
Als Zweijähriger kam Berl Kurzweg mit seiner Mutter 1940 nach Shanghai zu seinem Vater. Dieser war als Jude im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert worden und hatte Deutschland nach seiner Entlassung 1939 verlassen können.
1947 kehrte die Familie nach Berlin zurück. Ein Jahr später konnte der Name des Jungen in "Bernd" geändert werden. Mit dem jüdischen Namen "Berl" hatten die Eltern 1938 den zusätzlichen Zwangsnamen "Israel" für ihren Sohn vermeiden wollen.
Bernd Kurzweg arbeitete in Berlin als Schaufenstergestalter, Feuerwehrmann und Erzieher für Mehrfachbehinderte.
12 3951
Lilly Marx
Lilly Marx
Foto: Paul Esser
Bonn, Archiv Allgemeine Jüdische Wochenzeitung
Lilli Behrendt wurde 1921 als Tochter eines Kaufmanns in Berlin geboren. 1939 konnte sie nach London emigrieren, wo sie als Haushilfe und Sekretärin arbeitete. 1942 erfuhr sie, daß ihre Eltern in Konzentrationslagern umgebracht worden waren. Ein Jahr nach Kriegsende zog sie mit ihrem späteren Mann Karl Marx nach Düsseldorf.
Lilli Marx war bis 1972 geschäftsführendes Vorstandsmitglied des 1950 wiedergegründeten Jüdischen Frauenbundes in Deutschland und leitete von 1950 bis 1972 als Geschäftsführerin die "Allgemeine Jüdische Wochenzeitung". Nach dem Tod ihres Mannes 1966 lebte sie von 1970 bis 1986 mit dem isralischen Schrifsteller Alexander Czerski zusammen - jeweils etwa für die Hälfte eines Jahres in Tel Aviv und in Düsseldorf.
12 3952
"Allgemeine / unabhängige jüdische Wochenzeitung"
"Independent Jewish Weekly"
Düsseldorf, 19. Dezember 1968
Bonn, Archiv Allgemeine Jüdische Wochenzeitung
12 3953
Erna Proskauer
Erna Proskauer
Berlin 1988
Berlin, Erna Proskauer
Der Wunsch der Jurastudentin Erna Proskauer (geb. 1903) Richterin zu werden, wurde durch die nationalsozialistische Machtübernahme verhindert. Erna Proskauer emigrierte 1934 mit ihrem Mann nach Palästina, wo sich das Ehepaar von ihrer Arbeit als Wäscherin ernähren mußte. 1953 folgte Erna Proskauer ihrem Mann nach Berlin, der sich hier bessere Berufschancen erhoffte.
Bis 1956 prozessierte sie vergeblich um eine Stelle als Richterin. Ein Argument des Bundesjustizministeriums war, daß sie ohnehin keine Chance auf eine Lebenszeitstelle gehabt hätte, da bereits vor 1933 ein Gesetz galt, demzufolge Frauen, die durch ihren Ehemann finanziell abgesichert waren, nicht Richterin werden konnten. Eine entsprechende Pension, auf die sie Anspruch gehabt hätte, wenn sie im Ausland geblieben wäre, erhielt sie ebenfalls nicht. Bis 1988 praktizierte Erna Proskauer als Notarin und als Rechtsanwältin. Sie spezialisierte sich auf Entschädigungsfragen.
12 3954
"Wege und Umwege. Erinnerungen einer Rechtsanwältin"
"Paths and Detours: Memories of a Lawyer"
Erna Proskauer
Berlin: Berliner Geschichtswerkstatt (Dirk Nishen) 1989
Berlin, Verein Aktives Museum
12 3955
Demonstration gegen Marlene Dietrich
Demonstration against Marlene Dietrich
Foto: Heinz Köster
Berlin, 3. Mai 1960
Berlin, Stiftung Deutsche Kinemathek
Marlene Dietrich (1901-92) wurde 1930 in Berlin mit dem Film "Der blaue Engel" berühmt. Im selben Jahr begann ihre Hollywood-Kariere.
Wegen ihrer Popularität bemühte sich Joseph Goebbels um ihre Rückkehr nach Deutschland. Sie lehnte ab und nahm 1939 die US-Staatsbürgerschaft an. Mehrmals unterstützte sie jüdische Emigranten. Von 1943 bis 1946 war Marlene Dietrich in der amerikanischen Truppenbetreuung tätig.
Im Mai 1960 trat sie zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in deutschen Städten auf. Wegen ihrer demonstrativen Abkehr vom nationalsozialistischen Deutschland war sie in der Bundesrepublik wiederholten Anfeindungen ausgesetzt.
12 3956
Anonymer Brief an Marlene Dietrich in Paris
Anonymous letter sent to Marlene Dietrich in Paris
Füssen 1990
Berlin, Stiftung Deutsche Kinemathek
Der handschriftliche Vermerk auf dem Briefumschlag stammt von Marlene Dietrich: "Ich dachte, jemand sei gestorben. Der bisher schlimmste Brief. Erhalten am 15. Nov. 1990"
12 3957
Rundbrief "Geldgierig bis zur Unersättlichkeit!"
Circular letter "Insatiably Greedy"
70er Jahre
Berlin, Stiftung Deutsche Kinemathek
5. Entwicklung der Gedenkstätten
12 3959
Abendmahlskelch
Communion cup
Ladelund 1951
Ladelund, KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Petri
Der Kelch ist ein Geschenk der niederländischen Kirchengemeinde Putten an die Ladelunder für deren Bemühen um Versöhnung.
Im Zuge einer Vergeltungsaktion waren im Oktober 1944 mehr als 600 Jugendliche und Männer aus dem niederländischen Putten deportiert worden. über hundert von ihnen starben innerhalb der nächsten Wochen in dem Außenlager Ladelund an der deutsch-dänischen Grenze. In einer außergewöhnlichen Aktion trug der Ladelunder Pastor Johannes Meyer die Toten ins Beerdigungsregister ein. Sie wurden auf dem Gemeindefriedhof bestattet. Nach dem Krieg gelang es Pastor Meyer, den Kontakt zu der Gemeinde Putten herzustellen, obwohl viele Familien Angehörige in Konzentrationslagern verloren hatten. Von den 600 Deportierten waren nur 49 zurückgekehrt.
12 3960
Bergen-Belsen, am Rande des ehemaligen Lagergeländes
Bergen-Belsen, on the edge of the former camp grounds
Foto: Sergeant Makin
14. April 1946
London, Imperial War Museum
12 3961
Gedenksäule auf dem Gelände des ehemaligen KZ Neuengamme
Memorial column on the grounds of the former Neuengamme concentration camp
Hamburg, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Auf die Forderung ehemaliger Häftlinge hin errichtete die Stadt Hamburg 1953 diese Säule.
12 3962
Mahnmal auf dem ehemaligen Anstalts- und Lagerfriedhof in Breitenau
Memorial at the former camp cemetery in Breitenau
Wilhelm Hugues
1954
Guxhagen, Archiv der Gedenkstätte Breitenau
Das Mahnmal von 1954 erinnerte an 28 Häftlinge des sogenannten Arbeitserziehungslagers Breitenau, die nach der Räumung des Lagers durch die Gestapo im März 1945 von Mitgliedern der SS und der Gestapo erschossen worden waren. Die Inschrift des Kreuzes wies ausdrücklich auf die Täter hin. 1960 wurden die Toten auf die Kriegsgräberstätte Ludwigstein überführt. Auch das Kreuz erhielt dort einen Platz. Allerdings fehlte ein Hinweis, woher die Toten und das Kreuz stammten. Damit geriet die Geschichte der Stadt Breitenau im "Dritten Reich" für lange Zeit in Vergessenheit.
12 3964
Untersuchungsgefängnis auf dem Gelände des ehemaligen KZ Neuengamme
Prison for people awaiting trial on the grounds of the former Neuengamme concentration camp
Hamburg 1997
Hamburg, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Das Bild des ehemaligen KZ Neuengamme ist vor allem durch zwei Gefängnisse geprägt, die die Stadt Hamburg 1948 und Ende der 60er Jahre errichten ließ. Die 1965 eröffnete Gedenkstätte befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei des Konzentrationslagers. 1981 wurde sie um ein Dokumentenhaus erweitert. Nach jahrelangen Verhandlungen beschloß der Hamburger Senat 1989 eines der Gefängnisse zu verlegen. 1995 wurde eine neue Ausstellung in einem noch erhalten gebliebenen Gebäude eingerichtet.
12 3965
Im Flüchtlingslager auf dem Gelände des ehemaligen KZ Esterwegen
In the refugee camp on the grounds of the former Esterwegen concentration camp
1950er Jahre
Papenburg, DIZ-Emslandlager
Zwischen 1953 und 1959 diente das ehemalige KZ als Flüchtlingslager. Anfang der 80er Jahre errichtete die Bundeswehr ein Bekleidungsdepot. Der damalige Bundesverteidigungsminister Hans Apel ließ eine Gedenktafel zur Erinnerung an die KZ-Häftlinge anbringen. Aufgrund eines Beschlusses des zuständigen Landkreises wurde 1993 eine Informationstafel aufgestellt.
12 3966
Ersatzteillager: Ehemalige Häftlingsunterkunft des KZ Drütte
Spare parts storeroom: the former prisoner quarters in the Drütte concentration camp
Salzgitter 1988
Salzgitter, Arbeitskreis Stadtgeschichte e. V., Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte
Das 1942 eingerichtete Außenkommando KZ Drütte gehörte zu den größten Außenlagern von Neuengamme. Die Häftlinge mußten für die Reichswerke "Hermann Göring" in der Stahlgewinnung arbeiten. Erst in den 80er Jahren setzte eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Geschichte Salzgitters ein. Und so konnte 1992 in einer ehemaligen Häftlingsunterkunft, die jahrelang als Ersatzteillager genutzt worden war, eine Gedenkstätte eingerichtet werden.
12 3967
Abriß der Häftlingsbaracken des ehemaligen KZ Flossenbürg
The demolition of the prisoner barracks in the former Flossenbürg concentration camp
Foto: Wilhelm Bieber
1964
Flossenbürg, Archiv Gedenkstätte Flossenbürg
Bereits 1946 begannen ehemalige Häftlinge damit, einen Ehrenfriedhof anzulegen. Auf ihm sind mehr als 5 000 Tote bestattet. 1955 wurde ein großer Teil der Häftlingsbaracken abgerissen. Auf dem Gelände wurden Wohnhäuser errichtet. Mitte der 60er Jahre eröffnete man ihm ehemaligen Lagergefängnis eine Ausstellung.
12 3968
Gästebuch der KZ-Gedenkstätte Dachau
Visitor's book from the memorial site at the Dachau concentration camp
1963
Dachau, KZ-Gedenkstätte Dachau
12 3969
"Wohnsiedlung Dachau-Ost"
"Dachau East Housing Project"
1950er/60er Jahre
Dachau, Archiv Hans-Günter Richardi
12 3971
Ausstellung im Krematorium des ehemaligen KZ Dachau 1945-1953
Exhibition in the crematorium of the former Dachau concentration camp, 1945-1953
Foto: Edwin Tangl
Dachau, KZ-Gedenkstätte Dachau
12 3974
Verfall der ehemaligen Häftlingsbaracken in Dachau
The dilapidation of the former prisoner barracks in Dachau
Um 1963
Dachau, KZ-Gedenkstätte Dachau
12 3927
Geschäft in der "Wohnsiedlung Dachau-Ost"
Store in the "Dachau East Housing Project"
Foto: Otto Kohlhofer
1950er/60er Jahre
Dachau, KZ-Gedenkstätte Dachau
[[Bitte beachten: Kopf und Text separat produzieren]
[[12 3973
Kindergartengruppe in der "Wohnsiedlung Dachau-Ost"
Kindergarten group in the "Dachau East Housing Project"
1950er/60er Jahre
Dachau, Archiv Hans-Günter Richardi]]
[[Bei dem Bemühen, auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Dachau eine Gedenkstätte einzurichten, stießen die ehemaligen Häftlinge immer wieder auf den Widerstand der Bevölkerung und der Behörden. So wurde eine seit dem Herbst 1945 im Krematorium des ehemaligen KZs gezeigte Ausstellung 1953 geschlossen. Für weitere Auseinandersetzungen sorgte seit 1948 die Unterbringung von Flüchtlingen in der sogenannten Wohnsiedlung Dachau-Ost auf dem Lagergelände. Erst 1965 verließen die letzten Bewohner das Lagergelände. Im selben Jahr wurde die KZ-Gedenkstätte Dachau eröffnet. Als eine der ersten schloß sie das frühere Lagergelände mit ein und verfügte über ein Museum mit Bibliothek. In jüngster Zeit führte der geplante Bau einer Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Dachau zu Streitigkeiten. ]]
12 3975
Soll Hamburgs Vergangenheit verschwinden?"
Initiative Dokumentationsstätte KZ Neuengamme e. V. u.a.
1984
Hamburg, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Seit den 80er Jahren fordern Bürgerinitiativen immer wieder, erhaltene Gebäude oder Gebäudereste als Zeugnisse des Nationalsozialismus zu bewahren.
Die Forderung, das KZ Neuengamme unter Denkmalschutz zu stellen, unterschrieben mehr als 10 000 Menschen. Der Appell hatte Erfolg. Mehrere Gebäude wurden unter Denkmalschutz gestellt.
12 3976
"Der Moorsoldat"
"The Moor Soldier"
Komitee der Moorsoldaten
Ausgabe 3, September 1983
Papenburg, DIZ-Emslandlager
12 4421
Gedenkstätte Sachsenhausen
The Sachsenhausen memorial
Christoph Gödan
Oranienburg 1994
Bielefeld, Christoph Gödan
12 3978
Gedenkveranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zum 50. Jahrestag der Befreiungen der Konzentrationslager
Memorial event at the Neuengamme concentration camp on the 50th anniversary of the liberation of the concentration camp
Redner: Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau
agenda / Michael Kottmeier
4. Mai 1995
Hamburg, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Heute werden die Gedenkstätten zu Orten symbolischen politischen Handelns. Allerdings reichen die finanziellen Mittel oft nicht aus, die Erinnerungs- und Informationsarbeit der Gedenkstätten aufrechtzuerhalten.
12 4422
Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück
Memorial event on the 50th anniversary of the liberation of the Ravensbrück concentration camp
Foto: Heinz Heuschkel
Ravensbrück, 23. April 1995
Ravensbrück, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Zu den Gästen zählten Manfred Stolpe, Ministerpräsident von Brandenburg, Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth, Bundesverfassungsrichterin Jutta Limbach
12 4423
Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen
Memorial event on the 50th anniversary of the liberation of the BergenBelsen concentration camp
Mit Bundespräsident Roman Herzog
dpa
27. April 1995
Frankfurt am Main, Deutsche Presse-Agentur GmbH - Bildarchiv Frankfurt
12 4424
Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau
Memorial event on the 50th anniversary of the liberation of the Dachau concentration camp
Foto: Toni Heigl
Dachau, 30. April 1995
Dachau, Toni Heigl
An der Veranstaltung nahmen unter anderen Edmund Stoiber, Ministerpräsident von Bayern, Max Mannheimer von der Lagergemeinschaft Dachau und die Leiterin der Gedenkstätte Dachau Barbara Distel teil.
12 3979
Symbolischer Spenden-Baustein
Symbolic "building block" bought with donations
Kurt Blank-Markart
Berlin 1997
Berlin, Stiftung Topographie des Terrors
Die Finanzierung des seit 1992 geplanten Neubaus für die "Topographie des Terrors" gestaltete sich schwierig. Ein 1996 vom Berliner Senat beschlossener Baustopp stieß auf heftige Kritik aus dem In- und Ausland - mit Erfolg. Der Senat stellte kurze Zeit später die Mittel zur Verfügung. Im Rahmen einer Spendenaktion der "Topographie des Terrors" konnte man diesen Baustein erwerben.
12 3980
Hinweisschild "Hier befanden sich die Folterzellen der Geheimen Staatspolizei"
Sign "The Gestapo Torture Cells Were Located Here"
Foto: Margret Nissen
Berlin, Oktober 1981
Berlin, Margret Nissen
Das Bezirksamt Kreuzberg ließ dieses Schild 1981 als ersten Hinweis auf die Geschichte des Gestapo-Geländes aufstellen.
12 4114
Topographie des Terrors
Topography of Terror
Plakat
Berlin 1997
Berlin, Stiftung Topographie des Terrors
Ende der 70er Jahre wiesen verschiedene Initiativen erstmals auf die Geschichte des "Gestapo-Geländes" in West-Berlin hin. Hier hatte sich das bürokratische Machtzentrum des "Dritten Reiches" befunden, aber auch das Hausgefängnis der Gestapo-Zentrale. Nach langjährigen Diskussionen wurde 1987 in einem der wenigen erhaltenen Gebäudereste die Ausstellung "Topographie des Terrors" eröffnet. Sie war eine der ersten, die sich mit den Tätern nationalsozialistischer Verbrechen auseinandersetzte.
12 4425
Spurensuche auf dem "Gestapo-Gelände"
Looking for traces of the past on the "Gestapo grounds"
West-Berlin, 5. Mai 1985
Berlin, Stiftung Topographie des Terrors
Mit der symbolischen Grabung wies der Verein "Aktives Museum" auf überreste der Gestapo-Keller hin.
12 Computerstation.
"Gedenkstätten für die Opfer des NS-Regimes - Eine übersicht"
"Memorials for the Victims of the National Socialist Regime - an Overview"
Berlin 1995
Stiftung Topographie des Terrors
Berlin, Stiftung Topographie des Terrors
6. Initiativen der Bevölkerung
12 4002
Ausstellungskatalog "Ungesühnte Nazijustiz"
Exhibition catalogue "Unatoned Crimes of the Nazi Judiciary"
W. Koppel
Karlsruhe 1960
Berlin, Verein Aktives Museum
12 4003
Akte Wicenty Michalski - Sondergericht Posen III, 9. Juni 1942
File for Wicenty Michalski - Special Court Posen III, 9 June 1942
1959
Berlin, Reinhard Strecker
12 4004
Akte Stanislaus Czapczyk
File for Stanislaus Czapczyk
1959
Berlin, Reinhard Strecker
Die Ausstellung "Ungesühnte Nazijustiz" rückte die NS-Justiz erstmals in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Die 1959 bis 1961 in mehreren Städten der Bundesrepublik gezeigte Dokumentation ging auf die Initiative des Westberliner Studenten Reinhard Strecker zurück. Sie wies anhand von 105 kopierten Straf- und Personalakten auf die Weiterbeschäftigung schwer belasteter Richter nach 1945 hin.
Die Ausstellung fand im In- und Ausland ein breites Medienecho. Wegen der Herkunft der Akten aus Ostberliner und osteuropäischen Quellen wurde sie als kommunistische Propaganda verurteilt, bis Generalbundesantwalt Max Güde eine positive Stellung abgab.
Die Ausstellung war auch in mehreren westeuropäischen Städten zu sehen. In der Bundesrepublik bewirkte sie eine Neufassung des Richtergesetzes.
12 1788
Demonstrationsplakate gegen Bundeskanzler Kiesinger
Posters for demonstrations against Chancellor Kiesinger
West-Berlin 1967
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Wiederholt kam es von seiten der Außerparlamentarischen Opposition (APO) zu Protesten gegen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (190488). Am 7. November 1968 wurde er auf dem CDU-Parteitag in Berlin wegen seiner NS-Vergangenheit von Beate Klarsfeld geohrfeigt.
Kiesinger war bereits 1933 in die NSDAP eingetreten. Von 1940 bis 1945 arbeitete er in der Rundfunkabteilung im Auswärtigen Amt, seit 1943 als stellvertretender Abteilungsleiter.
Die Zusammenarbeit zwischen dem ehemaligen NSDAP-Mitglied Kiesinger und dem früheren Widerstandskämpfer Willy Brandt in der Großen Koalition der Jahre 1966 bis 1969 wurde als sichtbares Zeichen der Versöhnung gewertet.
12 4005
"Kommandeur der Berliner Polizei SS-Werner"
"Commander of the Berlin Police, SS Werner"
APO-Zeitung
In: "Oberbaum-Blatt", 21. Februar 1968, Berlin
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 4007
"Alltag im Nationalsozialismus. Die Kriegsjahre in Deutschland"
"Everyday Life in National Socialism: The War Years in Germany"
Körber-Stiftung
Hamburg 1983
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Der "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten" wurde 1973 von Gustav Heinemann und dem Hamburger Unternehmer Kurt A. Körber ins Leben gerufen.
1980/81 und 1982/83 war der Alltag im Nationalsozialismus Thema des Wettbewerbs. Allein im ersten Jahr beteiligten sich rund 13 000 Jugendliche. Auf der Grundlage von Interviews und Archivrecherchen entstanden breitgefächerte lokalgeschichtliche Studien.
12 4009
"Das Konzentrationslager Hersbruck"
"The Hersbruck Concentration Camp"
Beitrag zum Schülerwettbewerb "Alltag im Nationalsozialismus"
Gerd Vanselow
Hersbruck 1982/83
Hamburg, Körber-Stiftung
1982 beschäftigten sich zahlreiche Schüler auf lokaler Ebene mit dem Schicksal der Zwangsarbeiter. Sie gaben damit der Geschichtswissenschaft wichtige Impulse. Allerdings stießen die Schüler bei ihren Forschungen oft auf Mißtrauen und Ablehnung.
12 4010
"Lesen im NS Reich"
"Reading under the National Socialists"
Beitrag zum Schülerwettbewerb "Alltag im Nationalsozialismus"
Barbara Nagel, Andrea Roth, Gunnar Schmidt, Marcus Völcker
Hamburg 1980
Hamburg, Körber-Stiftung
12 4426
Denkmalsentwurf "Trilogie des Schicksals"
Model of the memorial "Trilogy of Fate"
Anna Rosenstein
Regensburg 1992
Regensburg, Von-Müller-Gymnasium
12 4427
Denkmalsentwurf "Zuneigung unter Staatsauge"
Model of the memorial "Affection under the Gaze of the State"
Ann-Kathrin Puchner
Regensburg 1992
Regensburg, Von-Müller-Gymnasium
12 4428
Denkmalsentwurf "Unterdrückt"
Model of the memorial "Repressed"
Ulrike Lehmer
Regensburg 1992
Regensburg, Von-Müller-Gymnasium
Die Tonarbeiten sind Entwürfe zu einem Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Regensburg. Sie entstanden im Rahmen des Schülerwettbewerbs von 1992/93: "Denkmal: Erinnerung - Mahnmal - Ärgernis".
12 4429
Denkmalsentwurf "übermacht"
Model of the memorial "Superior Power"
Wolfgang Maugelkammer
Regensburg 1992
Regensburg, Von-Müller-Gymnasium
12 4014
"Das Vergehen der Vergangenheit. Antwort an meine Kritiker im sogenannten Historikerstreit"
"The Crimes of the Past: A Response to My Critics in the So-Called Historians' Dispute"
Ernst Nolte
Berlin: Ullstein 1988
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin
Der Historikerstreit von 1986/87 war eine Kontroverse über die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Verbrechen.
Auslöser war ein Beitrag des Historikers Ernst Nolte in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter dem Titel "Vergangenheit, die nicht vergehen will". Darin setzte er den Holocaust mit dem Archipel Gulag in Beziehung.
Die Auseinandersetzung selbst eröffnete der Sozialphilosoph Jürgen Habermas. In der "Zeit" beschuldigte er neben Ernst Nolte die Historiker Andreas Hillgruber und Michael Stürmer, die nationalsozialistischen Verbrechen verharmlosen zu wollen.
Der Diskussionsrahmen erweiterte sich schnell zu einer Kontroverse über die politisch-ideologische Deutung der Zeitgeschichte. Daher beteiligten sich vor allem Publizisten und Journalisten daran.
Der wissenschaftliche Ertrag des polemisch und mit persönlichen Diffamierungen ausgetragenen Streits war gering.
12 4015
"Entsorgung der deutschen Vergangenheit? Ein polemischer Essay zum ,Historikerstreit'"
"Disposing of the German Past? A Polemic Essay on the 'Historians Dispute'"
Hans-Ulrich Wehler
München: Beck 1988
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 4022
"Das Tagebuch der Anne Frank"
"The Diary of Anne Frank"
Hamburg: Fischer 1955
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Das "Tagebuch der Anne Frank", das diese von 1942 bis 1944 führte, erschien 1947 in niederländischer Sprache in Amsterdam und wurde weltweit übersetzt. Die deutsche Ausgabe wird seit 1950 in mehreren Millionen Exemplaren verkauft. Das Buch wurde für die Bühne bearbeitet (1956) und verfilmt (1959). Fälschungsvorwürfe sind seit der textkritischen Ausgabe von 1986 widerlegt.
Anne Frank (1929-45) war mit ihren Eltern 1933 in die Niederlande emigriert. Während der deutschen Besatzung hielt sich die Familie in einem Amsterdamer Hinterhaus versteckt. 1944 wurde das Versteck entdeckt. Anne Frank starb 1945 in Bergen-Belsen.
12 Video, ohne Reg. Nr.
"Anruf erwünscht"
"Please Call"
Ausschnitt aus der Studiodiskussion zu der Serie "Holocaust"
WDR, 22. Januar 1979
Die Teilnehmenden sind Margarete Mitscherlich (Psychoanalytikerin), Eugen Kogon (Politologe), W. Laquer (Londoner Institut für Zeitgeschichte), W. Scheel (Historiker), H. W. Hübner (Programmdirektor, Fernsehen WDR)
12 4024
"Holocaust. Mußte dieser Film sein?"
"Holocaust: Did this Film Have to Be Made?"
In: "Der Stern", 1. Februar 1979
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Die amerikanische Fernsehserie "Holocaust" wurde 1979 in den Dritten Programmen ausgestrahlt. Sie erzählt in Form eines Melodrams die Geschichte der fiktiven jüdischen Familie Weiss von 1935 bis zu ihrer Deportation. Die Ausstrahlung führte zu einer breiten öffentlichen Debatte. Nach jeder Folge konnten Zuschauer in Diskussionssendungen ihre Meinung äußern. Beinahe die Hälfte aller Erwachsenen in der Bundesrepublik sahen die Serie.
12 4026
"The Making of 'Schwindlers Liste'"
"The Making of 'Swindler's List'"
Wolf Wagner
Bundesrepublik Deutschland, um 1994
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Deko
"Der gute Deutsche"
"The Good German"
In: "Der Spiegel", 21. Februar 1994
Berlin, Deutsches Historisches Museum
1994 führte der Spielfilm "Schindlers Liste" zu einer monatelangen Berichterstattung und zu Diskussionen in den Medien. Mit sieben Oscars ausgezeichnet, wurde er ein weltweiter Erfolg. In Deutschland sahen ihn allein in der ersten Woche 100 000 Zuschauer.
Der Film erzählt die Geschichte des Fabrikanten Oskar Schindler. Dieser konnte über 1 000 Juden durch die Beschäftigung in seinen Betrieben retten.
Deko
Briefe an Daniel Jonah Goldhagen
Letters to Daniel Jonah Goldhagen
1996/97
Berlin, Siedler Verlag
1996 führten die Thesen des amerikanischen Politikwissenschaftlers Daniel J. Goldhagen zu einer breiten Diskussion in der Öffentlichkeit.
Nach wochenlangen Presseberichten verteidigte Goldhagen seine Arbeit auf einer Deutschlandreise in vier vom Fernsehen ausgestrahlten Diskussionsrunden mit Historikern und Publizisten.
Goldhagens Studie beruht auf der These, der Massenmord an den Juden sei von "ganz gewöhnlichen Deutschen" verübt worden. Ursache dafür sei ein tief im kollektiven Bewußtsein der Deutschen verankerter "eliminatorischer Antisemitismus" gewesen.
Der wissenschaftlichen Kritik hielt das Buch nicht stand. Neben der monokausalen Bewertung wurde vor allem kritisiert, daß die Vernichtungspolitik gegenüber anderen ethnischen und sozialen Gruppen ignoriert werde. Auf einer viel zu schmalen Quellenbasis habe er zu weitreichende Schlußfolgerungen gezogen.
12 Deko
Depot der Reichsbank
Foto: Donald R. Ornitz
Thüringen, 15. April 1945
USA, National Archives
Die Deutsche Bank und andere Geschäftsbanken kauften während des Dritten Reiches" Gold von der Reichsbank. Unter diesen Goldvorräten befand sich auch Gold, das aus den Vernichtungslagern stammte.
12 Deko
Plakat zu dem Film Schindlers Liste"
1993
Berlin, Deutsches Historisches Museum
8. Antifaschismus in der DDR
12 2765
"Wofür die Antifaschisten kämpften, ist in der DDR Wirklichkeit"
"What the Antifascists are Fighting for is a Reality in the German Democratic Republic"
Nationale Front des Demokratischen Deutschland
Ost-Berlin: Neues Deutschland 1960
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 4228
Walter Ulbricht
Walter Ulbricht
Oktober 1951
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 4229
Franz Dahlem
Franz Dahlem
1952
Berlin, Deutsches Historisches Museum
12 4230
Paul Merker, Mitglied der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), spricht auf einer Genossenschaftstagung in der Deutschen Staatsoper
Paul Merker, member of the German Economic Commission, speaking at a conference for collectives in the Deutsche Staatsoper
Berlin, 16. März 1949
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Im kommunistischen Lager führten die ehemaligen Emigranten um Walter Ulbricht einen heftigen Kampf gegen die Konkurrenten um die Macht, die in Deutschland verfolgt worden waren bzw. in der "Westemigration" überlebt hatten. Ab 1949 wurden Westemigranten" verfolgt und als Konkurrenten ausgeschaltet. Paul Merker, der Kopf der Westemigration, saß jahrelang im Stasigefängnis. Die Ausschaltung der Vertreter des inneren Widerstandes, die ein hohes Renommee besaßen, war weit schwieriger und gelang erst 1953. Der Schauprozeß gegen Franz Dahlem, ihren prominentesten Vertreter, scheiterte nach dem 17. Juni 1953.
12 4231
Pionierrepublik "Wilhelm Pieck"
Pioneer Republic "Wilhelm Pieck"
1954
Berlin, Deutsches Historisches Museum
In einigen Formen wie der Uniformierung knüpfte die antifaschistische Jugendarbeit an das Erscheinungsbild der NS-Jugendpolitik an.
12 4232
Protestdemonstration gegen Neonazis am Treptower Ehrenmal in Berlin
Demonstration against Neo-Nazis at the Treptow Memorial in Berlin
ADN-ZB/ Hirschberger
3. Januar 1990
Koblenz, Bundesarchiv
Mit dieser Demonstration versuchte die SED/PDS, im Namen des Antifaschismus die Auflösung der Stasi zu verhindern. Es war der letzte Versuch, den Antifaschismus in der DDR für die Machterhaltung zu instrumentalisieren. Nach dieser Veranstaltung liefen der Partei die Mitglieder in Massen davon.
12 4233
"Die Tat"
"The Deed"
Nr. 10 / 7. März 1953 (Jg. 7)
Herausgeber: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes im VVN-Verlag
Berlin: Thüringer Volksverlag GmbH
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Die Selbstauflösung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) markiert den endgültigen Sieg von Walter Ulbricht und den anderen Moskauer Emigranten über die Widerständler, die im Reich gegen den Nationalsozialismus gekämpft hatten. Bis 1974 existierte im antifaschistischen Staat DDR keine Organisation der NS-Opfer. Lediglich für die Auslandsarbeit wurde ein "Komitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer" betrieben.
12 4234
"Neues Deutschland"
"New Germany"
15./16. April 1990
Berlin
Berlin, Privatbesitz
Auf Antrag aller Fraktionen verabschiedete die erste frei gewählte Volkskammer ein Schuldbekenntnis zur Vernichtung der Juden und zum Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Das war ein Bruch mit einer zentralen Lebenslüge der DDR, nach der die Bundesrepublik für die Verbrechen, die während der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden, alleinverantwortlich war.
12 4235
"Deutsche Volkszeitung"
"German People's Newspaper"
1. Juli 1945
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Im Sommer 1945 versuchten diejenigen Kommunisten, die im "Dritten Reich" verfolgt worden waren, den Status als "Opfer des Faschismus" ausschließlich für Widerstandskämpfer zu reklamieren. Dagegen protestierten vor allem die rassisch verfolgten Juden. Im September 1945 fand in Leipzig eine erste Konferenz der Nazi-Opfer statt. Dort schlugen die Kommunisten eine Unterscheidung in "Opfer" und "Kämpfer" vor, also in Opfer erster und zweiter Klasse. Diese Opferhierarchie wurde bis zum Ende der DDR beibehalten. Sie drückte sich in der Höhe der Entschädigungzahlungen aus.
12 4236
Der Stürzende
Man Falling
Fritz Cremer
1952/1958
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Nach der Auflösung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) nahm das SED-Politbüro die Gedenkarbeit in die Hand. Das geplante Denkmal für die Widerstandskämpfer im Berliner Lustgarten wurde gestrichen. Lediglich an den Orten ehemaliger Konzentrationslager wurden Gedenkstätten errichtet. Bei den Einweihungen - 1958 Buchenwald, 1959 Ravensbrück, 1961 Sachsenhausen - sprachen als Hauptredner nicht ehemalige Häftlinge, sondern Walter Ulbricht bzw. Otto Grotewohl.
9. Rechtsextremismus und Antisemitismus
12 3981
"Deutsche National-Zeitung"
"German National Newspaper"
Bundesrepublik Deutschland, 20.Januar 1967
Berlin, Technische Universität Berlin - Zentrum für Antisemitismusforschung
Die Leugnung des Holocaust gehört zum Kernbestand rechtsextremistischer Positionen. Mit pseudowissenschaftlichen Methoden soll der Völkermord an den Juden als Lüge dargestellt werden.
Seit 1979 durch Rechtssprechung strafbar, wurde das Verbot der sogenannten Auschwitz-Lüge 1985 in das Strafgesetzbuch aufgenommen.
12 3982
Flugblatt "10.000,- DM Belohnung"
Leaflet "10,000 DM Reward"
Rückseite
Kampfbund Deutscher Soldaten
Frankfurt am Main 1978
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
12 3984
"Jüdische Demonstration gegen die SZ"
"Jewish Demonstrations against the Süddeutsche Zeitung"
In: "Süddeutsche Zeitung", 11. August 1949
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Die "Süddeutsche Zeitung" vom 2. August 1949 bezeichnete das deutsch-jüdische Verhältnis als "Prüfstein" für die Demokratie. Daraufhin gingen zahlreiche Leserbriefe ein.
Wegen der Veröffentlichung einer antisemitischen Zuschrift demonstrierten über 3 000 Juden gegen die Zeitung. Dabei kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei.
12 3985
Antisemitische Parolen auf dem jüdischen Friedhof in Bielefeld
Anti-Semitic slogans at the Jewish Cemetery in Bielefeld
Foto: Jürgen Siegmann
1988
Bielefeld, Jürgen Siegmann
12 3986
Geschändete Synagoge in Köln
Desecrated synagogue in Cologne
Köln, 28. Dezember 1959
Koblenz, Bundesarchiv
Wiederholt wurden jüdische Friedhöfe und Einrichtungen geschändet.
Die Vorgänge um die Kölner Synagoge rückten erstmals den fortgesetzten, latenten Antisemitismus verstärkt ins Bewußtsein der Öffentlichkeit. Die Kultusminister empfahlen eine intensivere Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in den Schulen.
In der Weihnachtsnacht 1959 war die neu eröffnete Kölner Synagoge mit antisemitischen Parolen beschmiert worden. Die beiden jugendlichen Täter fanden zahlreiche Nachahmer. Bis Ende 1960 wurden 470 Nachfolgetaten registriert.
(Symbolische Akte)
12 4018
Willy Brandt in Warschau
Willy Brandt in Warsaw
Foto: Hans Hübmann
7. Dezember 1970
Berlin, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Die Bilder vom Kniefall Willy Brandts vor dem Denkmal für die Opfer des Aufstandes im Warschauer Ghetto gingen um die Welt. Die spontane Geste des ehemaligen Widerstandskämpfers war nicht im Protokoll vorgesehen gewesen. In Polen und im Ausland wurde sie als Eingeständnis der deutschen Schuld und als Bitte um Versöhnung verstanden. In der Bundesrepublik gab es auch kritische Stimmen, die sie als überzogen und unangebracht bezeichneten.
12 4019
Ronald Reagan und Helmut Kohl beim Besuch des Soldatenfriedhofs in Bitburg/Eifel
Ronald Reagan and Helmut Kohl during a visit to the Soldiers' Cemetery in Bitburg/Eifel
Mit Ehefrauen
Foto: Ullstein - Lothar Kucharz
5. Mai 1985
Berlin, Ullstein Bilderdienst
12 4020
Ronald Reagan, Ernst Albrecht und Helmut Kohl beim Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen
Ronald Reagan, Ernst Albrecht and Helmut Kohl during a visit to the Bergen-Belsen memorial
Mit Ehefrauen
5. Mai 1985
Bonn, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Aus Anlaß des 40. Jahrestages der Kapitulation besuchten Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan den deutsch-amerikanischen Soldatenfriedhof Bitburg. Der gemeinsame Besuch sollte ein Zeichen der Versöhnung sein.
Im Vorfeld des Besuches kam es vor allem in den USA zu öffentlichen Protesten. Es war bekannt geworden, daß in Bitburg nicht nur amerikanische neben deutschen Soldaten, sondern auch Angehörige der Waffen-SS begraben sind. Vor ihrem Besuch in Bitburg nahmen Kohl und Reagan daher an einer Gedenkfeier in Bergen-Belsen teil.
12 4021
Manuskript der Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Kriegsendes
Manuscript of a speech by Richard von Weizsäcker, the federal president, on the 40th anniversary of the end of the war
Auszug
Bonn, 8 Mai 1985
Berlin, Dr. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a.D.
Die Rede Richard von Weizsäckers zum Ende des Zweiten Weltkrieges fand internationale Beachtung und Anerkennung.
Wenige Tage nach dem Besuch von Helmut Kohl und Ronald Reagan in Bitburg betonte der Bundespräsident, daß der 8. Mai 1945 auch für die Deutschen ein Tag der Befreiung gewesen sei.
12 Monitorstation, ohne Reg.Nr.
Rede des Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger zum 50. Jahrestag der nationalsozialistischen Novemberpogrome
Speech of Philipp Jenninger, the federal president, on the 50th anniversary of the National Socialists' November pogroms
Auszug
Bonn, Deutscher Bundestag am 10. November 1988
Bundestagspräsident Philipp Jenninger mußte wegen seiner mißverständlichen Rede zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht zurücktreten. Er hatte versucht zu erklären, weshalb so viele Deutsche Adolf Hitler gefolgt waren. In rhetorischen Fragen beschrieb er die antisemitischen Vorurteile vieler Deutscher während der Reichspogromnacht. Dabei wurde die Distanz zu den referierten Meinungen nicht immer deutlich. Noch während der Rede verließen Abgeordnete den Plenarsaal. Obwohl alle Parteien Jenninger persönliche Integrität bescheinigten, trat er einen Tag nach der Rede zurück.
Lichthof
12 4419
Neue Wache
The New Guardhouse
Foto: Theil
Berlin 1992
Berlin, Licht und Schatten GmbH
Am 14. November 1993 wurde die Neue Wache als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik" eröffnet.
Bereits seit den 60er Jahren hatte es wiederholt Diskussionen um ein nationales Mahn- und Ehrenmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Bonn gegeben.
Die Bundesregierung beschloß Anfang 1993 die Umgestaltung der Neuen Wache zur Zentralen Gedenkstätte. Dies löste eine kurze, jedoch heftige Debatte aus. Während sich im Bundestag eine parteiübergreifende Zustimmung fand, artikulierte sich die Kritik vor allem außerparlamentarisch.
Die Gegner äußerten Bedenken gegen den Ort. Schinkels 1818 errichteter Bau hatte vor allem militärischen Zwecken gedient. Erst 1931 von Heinrich Tessenow als Mahnmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges umgestaltet, wurde er 1969 von der DDR den "Opfern des Faschismus und Militarismus" gewidmet.
Ebenso erschien die Inschrift "Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft" zu vage. Kritiker sahen darin eine Gleichsetzung der Opfer mit den Tätern. Daher wurde eine zweite Tafelinschrift angebracht, die alle Opfergruppen im einzelnen erwähnt.
Auch erschien vielen die Pietá von Käthe Kollwitz als nicht adäquat für die Erinnerung an die Toten der Weltkriege und NS-Gewaltherrschaft.
12 4420
Modell des Holocaust-Mahnmals von Peter Eisenman
Model of the Holocaust Memorial designed by Peter Eisenman
Berlin 1998
Berlin, Deutsches Historisches Museum
1989 wurde auf Initiative der Journalistin Lea Rosh der Förderkreis zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas e. V. gegründet. Sein Ziel ist die Errichtung eines zentralen Holocaust-Mahnmals in Berlin.
1992 traten Bundesregierung und Berliner Senat als Träger des Vorhabens hinzu. Ursprünglich sollte das Mahnmal bis zum Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin fertiggestellt sein.
Bei einem künstlerischen Wettbewerb erhielt 1995 eine Berliner Künstlergruppe um Christine Jackob-Marks den Zuschlag. Bundesregierung und Berliner Senat lehnten die monumentale Grabplatte jedoch ab.
1997/98 wurden bei einem zweiten Wettbewerb nur ausgewählte Künstler eingeladen. Der von der Mehrheit der Jury favorisierte Entwurf von Peter Eisenman ist ebenfalls umstritten.
Anfang 1998 stellten auch frühere Befürworter das ganze Vorhaben in Frage. Gegenüber den zahlreichen Plätzen authentischer Erinnerung werde das Mahnmal Ablehnung erfahren und nichts bewirken. Von anderen wurde die Beschränkung auf eine einzige Opfergruppe in Frage gestellt.
Trotz immer neuer Vorschläge ist bis heute keine endgültige Entscheidung getroffen worden.
ZENTRALRAUM
12 4028
"Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen 1938-1945"
"The Shadow Man: Diary Entries 1938-1945"
Ruth Andreas-Friedrich
Berlin: Suhrkamp Verlag 1947 (Erstausgabe)
Gauting, Karin Friedrich, Journalistin
Ruth Andreas-Friedrich war Mitglied in einem konservativen Widerstandskreis in Berlin.
12 4029
Feldpostbrief
Letter from the front
Von Ludwig B., Gefreiter
Kiew, 28. September 1941
Stuttgart, Bibliothek für Zeitgeschichte
"In Kiew zum beispiel ist eine Explosion nach der anderen durch Minen, die Stadt brennt schon 8 Tage, alles machen die Juden, darauf sind die von 14 bis 60 Jahre alten Juden erschossen worden und werden auch noch die Frauen von den Juden erschossen, sonst wird nicht schluß damit."
12 4030
Feldpostbrief
Letter from the front
Von H. R., Soldat
Dünaburg, 27. Juni 1943
Stuttgart, Bibliothek für Zeitgeschichte
"Die Bevölkerung ist uns Deutschen nicht gut gesinnt. Die Stadt Dünaburg ist zur Hälfte auch nur ein Trümmerfeld. Hier lebten bis zu 75 % Juden. Diese haben ihre Häuser, meist ehe die Deutschen kamen, selbst gesprengt oder verbrannt. Daraufhin sind zusammen 30 000 Juden nicht weit von der Stadt erschossen worden. Außerdem sind an anderen Leuten auch durch uns viel Erschießungen vollstreckt worden über Kleinigkeiten. Der Deutsche ist einmal dadurch nirgends gern gesehen. Die Leute sind mißtrauisch."
12 4031
Feldpostbrief
Letter from the front
Von Ch. B., Regiment-Inspekteur
5. März 1943
Stuttgart, Bibliothek für Zeitgeschichte
"Der Große Gegensatz zwischen unserer Welt und der Welt der Polen bot sich mir ja dann gleich, als ich in die Gegend von Warschau kam. Diesen Unterschied zu schildern macht mir zuviel Mühe, und ich erzählte Dir ja schon davon, als ich im Frühjahr 1941 in diese schmucklose Welt verschlagen wurde. Aufgefallen ist mir, daß es keine Juden mehr hat."
12 4117
Brief
Letter
Von K. H., Soldat
Reproduktion
18. April 1945
Stuttgart, Bibliothek für Zeitgeschichte
"Vorigen Donnerstag und Freitag war ich mit zur Bewachung außerhalb Komotaus. Das KZ-Lager Buchenwald bei Weimar war hier durchgefahren (Sonderzug mit 60 offenen Waggons). In jedem Waggon etwa 90 Häftlinge. Wir mußten 2 Tage und Nächte die ermüdete SS-Wachmannschaft ablösen. Ich habe gewacht von 20h mittags 1h, das waren 17 Stunden ohne Ablösung. Doppelschnitte mit Wurst gab es, abends erst ein Essen. Am 2. Tage 2 Doppelschnitten, sonst nichts. 3 Stunden mußten wir dann zu Fuß nach Komotau zurück. Ein Staucher waren die 2 Tage. Bilder - Bilder - gab es zu schauen, schaurig! Lieber tot als solch KZ. Jeden Tag starben welche. Wir hatten Befehl rücksichtslos scharf zu schießen. Ich selbst habe das bei meinem Waggon nicht gebraucht. Bin froh!"
12 4119
Aufzeichnungen
Notes
Von W. Cornides, Unteroffizier
Durchschlag
Rawa-Ruska (Galizien), 31. August 1942
12 4120
Feldpostbrief
Letter from the front
Von Herbert H., Unteroffizier
2. September 1942
Karlsruhe, Generallandesarchiv Karlsruhe
"Heute kann ich Ihnen mitteilen, daß ich vom Stürmer-Verlag laufend die Zeitung erhalte. Der Stürmer ist das richtige Kampfblatt und gibt auch jenen Einblick und Auklärung, die nicht wie wir das alles mit eigenen Augen schauen können. über 2 Jahre befinde ich mich jetzt schon im Osten. Sie dürfen glauben, daß wir hier die Gefährlichkeit der Juden erkannt haben. Die Ausrottung und Vernichtung ist das einzige am Platze, und wir hoffen, daß die Stunde nicht mehr so fern liegt, wo auch der letzte sein eigenes Grab schaufelt."
12 4121
Feldpostbrief
Letter from the front
Von Fritz K., Unteroffizier
14. August 1942
Karlsruhe, Generallandesarchiv Karlsruhe
"Als SA-Mann habe ich längst das jüdische Gift in unserem Volke erkannt; wie weit es mit uns hätte kommen können, das sehen wir erst jetzt in diesem Feldzug. Was das Juden-Regime in Rußland angerichtet hat, sehen wir mit jedem Tag, und auch der letzte Zweifler dürfte hier angesichts der Tatsachen kuriert werden. Es muß und wird uns gelingen, die Welt von dieser Pest zu befreien, dafür garantiert der deutsche Soldat der Ostfront, und wir wollen nicht eher zurück, als hier die Wurzel allen übels ausgerissen und die Zentrale der jüdisch-bolschewistischen "Weltbeglücker" vernichtet ist."
12 4122
Brief
Letter
Von Josef G., Soldat
Rußland, 16. Juli 1942
Karlsruhe, Generallandesarchiv Karlsruhe
"über Ereignisse im Osten betr. Juden könnte man ein Buch schreiben. Dafür ist das Papier zu schade. Ihr dürft Euch sicher sein, sie kommen an einen richtigen Ort, da unterdrücken sie keine Völker mehr."
12 4124
Tagebuchaufzeichnungen
Diary entries
Von Karl Dürkefälden
1942
Hannover, Manfred Dürkefälden
Karl Dürkefälden arbeitete als Ingenieur in Celle.