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Kochlöffel, 1953

Rührend
Ja, ich mußte wirklich weinen, als ich bei der Haushaltsauflösung meiner Eltern auf diesen Kochlöffel stieß. Er schien mir die Verkörperung der Emsigkeit und Sparsamkeit meiner Mama zu sein. Nie hatte sie sich etwas selbst gegönnt, doch immer RÜHREND (ja - im wahrsten Sinne des Wortes) für Papa und mich gesorgt, eine Meisterin im Resteverwerten. Zehn Jahre war ich wohl alt, da kam dieser Löffel - ich glaube, als Werbegeschenk von Birkel - ins Haus; und ungerührt von Politik und Wirtschaft wurde kräftig im Uhrzeigersinn gerührt: Graupensuppe (brr!), Grießbrei, Eintöpfe, Mehlschwitzen, Rührei, Pudding und vieles mehr. Dieser Kochlöffel - oder das wenige, was von ihm übrig ist - begleitete uns von Niederscheden (bei Hann. Münden) nach Speyer und von dort nach München; er machte den Umzug meiner Eltern nach Braunschweig mit, um schließlich an ihrem letzten Wohnort (Hann. Münden) nach dem Tod meiner Mutter - in meine Hände zu fallen.

 

Rita Sartorius

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