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Nach dem Willen des Vaters hätte Carl Linde Missionar werden sollen, schließlich akzeptierte der Vater jedoch den Berufswunsch Maschinenbauer. Lindes Zielstrebigkeit zeigte sich schon an der Wahl seines Studienorts: Das Polytechnikum Zürich war zu dieser Zeit wohl das beste Technikum des Kontinents. Trotz dieser hervorragenden Ausbildung hatte Linde nach seiner Zwangsexmatrikulation aufgrund eines Studentenprotests 1864 Schwierigkeiten, eine angemessene Stellung zu finden. Nach Absagen der Maffei’schen Fabrik in München und der Maschinenfabrik in Augsburg zog er nach Berlin, wo er auf Vermittlung seines ehemaligen Professors Franz Reuleaux, der inzwischen Direktor der Gewerbeakademie in Berlin geworden war, eine Anstellung in der Borsig’schen Maschinenfabrik fand, allerdings zunächst als Werkstattvolontär am Schraubstock. Linde durfte in dieser Eigenschaft auch die Auslieferfahrten von Lokomotiven begleiten und sammelte so Erfahrungen. Das Gehalt eines Zeichners in Borsigs Büro, monatlich 20 Taler, reichte noch immer nicht für die ersehnte Familiengründung. Linde bewarb sich schließlich bei der in Planung begriffenen Maschinenbaufabrik Krauss in München und auf eine Ingenieursstelle zur Verwendung von Erdölquellen in den Karpaten. Linde entschied sich für München, heiratete und konstruierte seine erste Lokomotive Landwürden, die von der Pariser Weltausstellung mit einer Goldmedaille in 60-stündiger Fahrt wieder heimdampfte. Linde wurde mit 26 Jahren Lehrer, später Professor der neugegründeten Technischen Hochschule in München, konstruierte eine Versuchskältemaschine in der Spaten-Brauerei von Gabriel Sedlmayr und legte damit den Grundstein für eine der erfolgreichsten Karrieren im deutschen Maschinenbau. 1879 erfolgte die Gründung der »Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen AG« in Wiesbaden, die er 1910 an seine Söhne Friedrich und Richard weitergab.