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Zur Konfirmation schenkte der Goldochsenwirt Jakob Wieland in Ulm seinem Sohn, der gerade eine Lehre als Glockengießer begonnen hatte, eine Stück- und Glockengießerei. Der junge Wieland blieb nicht bei dem traditionellen Gewerbe – er erkannte neue Bedürfnisse am Markt. Für Feuerlöschgeräte beispielsweise: In der Gründerzeit organisierten sich die freiwilligen und städtischen Feuerwehren, die angesichts der immer höher aufragenden Gebäude auf neue Spritzentechniken angewiesen waren. Und er fand solide Geldgeber in Karl Friedrich Kapff, dem Vorstand der württembergischen Sparkassen, und dessen Bruder. Mit seinen Betrieben expandierte Wieland aufs Land, in den Not- und Hungerjahren 1846/47 suchte er als Mitbegründer des Ulmer Gewerbevereines die Lösung der sozialen Probleme in der Gewerbeförderung. 1871 wurde er zum Kommerzienrat ernannt, 1873 dichteten seine Arbeiter ihm einen Nachruf: »Es fehlt der Führer nun in dem Geschäft, der Vater fehlt im Hause.« Wieland hatte 1855 seinen einzigen Sohn verloren, 1860 war auch seine Frau gestorben. Doch zwei Jahre später hatte der 69-jährige Wieland eine neue Familie gegründet und das Nachfolgeproblem mit der ihm eigenen Energie gelöst: Er heiratete seine 24 Jahre alte Nichte, die ihm vier Kinder schenkte. 1873 übernahm die Witwe Mathilde Wieland offiziell sowohl die »Messing- und Metallwarenfabrik« als auch die »Feuerspritzen- und Glockenfabrikation«, vereinigte sie unter »Wieland & Cie.« zum größten Ulmer Industriebetrieb und führte die Geschäfte mit zwei Prokuristen – einem kaufmännischen und einem technischen Leiter – fort. Mit deren Hilfe konnte sie den umfangreichen Kundenstamm vom Schwarzwald bis nach Berlin, aber auch ins Ausland halten, das für viele Gewerbe bedenkliche Krisenjahr 1877 überstehen, ein neues Polier- und Walzwerk aufbauen und neue Transportwege erschließen. 1892 übergab sie die Geschäfte ihren Söhnen.