Gründerzeit. 1848-1871
Industrie & Lebensträume zwischen Vormärz und Kaiserreich
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums
Kuratoren: Prof. Dr. Ottomeyer, Dr. Ulrike Laufer
Die politische Enttäuschung über den Ausgang der bürgerlichen Revolution 1848/49 mündete in eine Phase immenser wirtschaftlicher Energie. Einerseits kam es zu zahlreichen Neugründungen noch heute bestehender Unternehmen andererseits zu einem rasanten Aufschwung älterer Unternehmen wie Faber-Castell in Nürnberg oder Krupp in Essen. In Schlesien, an der Saar und an der Ruhr begann die große Zeit von Kohle und Stahl. Neue Gewerbe- und Handelsgesetze, der Ausbau der Eisenbahnverbindungen und eine bisher kaum gekannte Kapitalmenge auf dem Weltmarkt, zusätzlich angeregt durch die Goldfunde in Kalifornien und Australien, förderte die erste Gründerzeit in Deutschland. Aktiengesellschaften entwickelten sich, große Bankinstitute entstanden.
Aus der Mangelgesellschaft der Restauration entstanden die Grundlagen nationalen Wohlstands. Noch vor der Reichsgründung 1871 hatte sich Deutschland reorganisiert und war auf dem Weg zu einer europäischen Wirtschaftsmacht.
Doch diese industrielle Entwicklung hatte Schattenseiten. Landflucht und Arbeitskräftemangel sorgten für einen rasanten Anstieg des Arbeiteranteils in den frühen Industriemetropolen, die darauf weder mit ihrer Infrastruktur noch mit einem adäquaten Wohnungsangebot vorbereitet waren. Soziales Elend und Epidemien in den Arbeiterquartieren gehörten für einen wachsenden Anteil der Bevölkerung zum Alltag. Gleichzeitig bildete sich ein eigenes Standesbewusstsein unter den Arbeitern, die sich den Ideen Ferdinand Lassalles und August Bebels öffneten.
Die wirtschafts- und kulturgeschichtlich orientierte Ausstellung behandelt den industriellen Aufschwung, die Entstehung einer neuen Warenwelt und zugleich den Fortschrittseifer und die Lebensträume des unternehmenden Bürgertums zwischen Vormärz und Kaiserreich.