Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaften
Neueste Geschichte
Dr. des. Kiran Klaus Patel in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Museum (DHM, Brigitte Vogel und Stefan Bresky, Museumspädagogik)
Wintersemester 2001/2, Mi 14-16 Uhr, Raum 3015

 

Die Vernichtung der europäischen Juden
als Thema der Geschichtswissenschaft und einer Ausstellung des DHM

 

Memoiren von Überlebenden des Holocaust

Die nachfolgend rezensierten Memoiren stellen allesamt Einblicke in Arbeiten von Überlebenden des Holocaust, genauer gesagt Überlebenden der Konzentrationslager des nationalsozialistischen Deutschlands, dar. Das Lesen solcher Werke bedeutet oft genug die Teilhabe an einem doppelten Prozess: Zunächst werden wir in eine subjektiv wahrgenommene Welt der historischen Umstände der Konzentrationslager eingeführt. Nicht alle Konzentrationslager funktionierten gleich und hatten den gleichen tieferliegenden Zweck. Einige waren als Arbeitslager, andere wiederum als reine Vernichtungslager konzipiert. Allen gemein war jedoch die Struktur der geplanten Gewalt und Entmenschlichung der Häftlinge. Die heutigen LeserInnen sehen sich mit einer aus der gesicherten Situation des alltäglichen Lebens unvorstellbaren Organisation von Lebens- und Ausbeutungsumständen konfrontiert. Unter dieser Gewalt, den unwirklichen Lebensumständen und der gezielten psychischen und physischen Zerstörung von Leben, finden sich dennoch Mechanismen, die einen dann entrückten Alltag der Lager konstruieren. Zudem werden Prozesse der Entsolidarisierung und der gegenseitigen Unterdrückung der Häftlinge offenbar.
Andererseits bedeuten die Memoiren auch immer ein Verarbeitungsprozess der Überlebenden. Wir werden Zeugen der subjektiven Vergangenheitsbewältigung derjenigen, die wie Primo Levi es ausdrückt "in der Tiefe angekommen sind." Ihre Dokumente bedeuten, dass sie aus dieser Tiefe wieder hervorsteigen konnten - oft genug war ihnen das Schreiben wichtiges Hilfsmittel dazu.
Die Teilnahme und Vergewisserung, der Nachvollzug und damit das Nichtvergessen dieser Lebensschicksale stellt eine der wichtigen Momente dar. Die Literatur der Holocaust-Memoiren kann dazu führen die Lebensschicksale der Opfer nicht zu vergessen, sondern auch die Mahnung ihrer Geschichte in Zeiten, in denen faschistisches Gedankengut wieder massiv auf deutschen Strassen präsent scheint, lebendig zu behalten.


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