Einführung Die Ausstellung »Kunst! Kommerz! Visionen! Deutsche Plakate 1888-1933«
Die Ausstellung »Kunst! Kommerz! Visionen! Deutsche Plakate 1888–1933« ist der deutschen Plakatkunst von ihren Anfängen bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts gewidmet. Sie zeigt ausschließlich Exponate aus dem Bestand des Deutschen Historischen Museums. Einen wesentlichen Teil dieses Bestandes bildet die ehemalige Sammlung von Dr. Hans Sachs (1881–1974), einem 1938 in die Emigration vertriebenen Zahnarzt aus Berlin. Als junger begeisterungsfähiger Mensch hatte er bereits um die Jahrhundertwende mit dem Sammeln von Plakaten begonnen und sie als damals neuartig anmutende Kunstwerke für sich entdeckt. Mit einigen gleichgesinnten Freunden gründete er 1905 den Verein der Plakatfreunde, der in der Folge für die Entwicklung der Plakatkunst bedeutsame Beiträge lieferte. Er wurde bis 1921 von Sachs geleitet und 1922 aufgelöst. Darüber und über das weitere Schicksal von Hans Sachs und seiner Sammlung gibt ein gesonderter Beitrag nähere Auskunft. Ausstellung und Katalog sind ein längst fälliger Beitrag zur posthumen Ehrung des Sammlers und des Plakatfreundes Hans Sachs. Obgleich seine Sammlungsaktivitäten sich auf das internationale Plakatschaffen richteten, beschränkt sich die Ausstellung auf die deutsche Plakatkunst. Hier gelang es Sachs, einen im Vergleich zu anderen Sammlungen von Zufallserwerbungen weitgehend (doch nicht völlig) freien, relativ umfassenden Bestand anzulegen. Das gilt jedenfalls für die Zeit vom Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts bis in die beginnenden zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts. Nach der Auflösung des Vereins und dem Einstellen seiner Zeitschrift ließ das auf das Plakat gerichtete Engagement von Sachs allmählich nach, um mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1935 und den folgenden Bedrängnissen für die jüdischen Staatsbürger vollends zum Erliegen zu kommen. Vor allem auf dem Bestand der Sammlung Sachs beruhend sind in der Ausstellung »Kunst! Kommerz! Visionen! Deutsche Plakate 1888–1933« bis auf wenige Ausnahmen wohl alle namhaften Künstler jener Zeit mit für sie charakteristischen Arbeiten vertreten. In vielen Fällen fiel die Auswahl angesichts der Fülle des zur Verfügung stehenden Materials schwer, in anderen konnte lediglich auf das zurückgegriffen werden, was eben in der Sammlung vorhanden ist. Daraus mag es sich erklären, daß der Kenner das eine oder andere ihm bekannte und für bedeutsam gehaltene Plakat in der Ausstellung vermissen wird. Insgesamt aber vermittelt die präsentierte Kollektion ein ausgewogenes, qualitativ ansprechendes Bild über die vier ersten Jahrzehnte deutschen Plakatschaffens. Auf Ergänzungen durch die Aufnahme von Leihgaben konnte daher verzichtet werden. Die Ausstellung bildet auch einen ersten Ansatz für eine Übersicht über einen Teilbereich der Plakatsammlung des Deutschen Historischen Museums. Hellmut Rademacher
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