Zu diesem Comeback gehörte nicht
nur, historisch relevante Themen zu besetzen und Neubauten
zu errichten, sondern auch gute Traditionen aus der
Arbeit der neunziger Jahre wieder aufzugreifen. Eine
dieser Traditionen ist, der Gattung Fotografie im
Deutschen Historischen Museum Beachtung zu schenken.
An keinem anderen Ort in Berlin konnte man seit 1992
die Fotografie so vielfältig kennenlernen wie
in der Fotogalerie unseres Museums.
Bedeutende Fotografen wie Barbara Klemm,
Bettina Reims, Stephan Moses und Yousuf Karsh widmeten
wir eigene Ausstellungen. Die häufig nur als
Dokument unterschätzte Pressefotografie stellten
wir in das Spannungsfeld zwischen Dokumentation, Propaganda
und künstlerischem Anspruch. Jungen Fotografen
boten wir eine Bühne. Diese Tradition wollen
wir fortsetzen. In den kommenden Jahren soll die Fotografie,
Medium und Bildsprache des 20. Jahrhunderts, in der
neuen Ausstellungshalle ihren festen Ort finden.
Es ist uns eine große Ehre und Freude zugleich,
daß wir an dem Fotoprojekt von Klaus Honnef
als die Berliner Station teilnehmen dürfen. Nach
Prag und vor Moskau und Bochum präsentieren wir
für drei Monate die Ausstellung Von Körpern
und anderen Dingen, die uns die Avantgarde deutscher
Fotografie des 20. Jahrhunderts vorstellt. Sie spannt
zeitlich den Bogen von den Anfängen der Weimarer
Republik bis zur Gegenwart und betrachtet die fotografische
Konstruktion und Dekonstruktion der Körper. Es
ist kein Zufall, daß diese Epoche auch anthropologisch
von zwei dämonischen Körpererlebnissen begrenzt
wird: von einer zuvor nicht gekannten massenhaften
industriellen Zerstörung des Körpers auf
den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges und der
atemberaubenden Diskussionen über die Grenzen
einer gezielten Rekonstruktion von Körpern durch
das Klonen zur Jahrtausendwende.
Ausstellung und Katalog stellen den
menschlichen Körper und die menschliche Dingwelt
zur Diskussion zwischen den Begriffen der Versachlichung,
der Manipulation, der Pervertierung, des Menschenmaterials
und der Fragmentierung.
Vor allem gilt unser Dank den Autoren
und Leihgebern, die uns in fast dreihundertfünfzig
Beispielen eine großartige Revue der fotografischen
Körperwelten aus dem letzten Jahrhundert vor
Augen führen.