MATHIAS
LANG
BEATRTICE
VON SCHMIDT-PAULI-HAUX URSULA
FUHRER
Die
Restaurierung
der vier Jahreszeiten
Gemälde und ihre
zeitliche Einordnung
aus maltechnischer
Sicht
Anmerkung
ZUR
RESTAURIERUNG
DER GEMÄLDE
Die
Aufgabenstellung
der Restaurierung
wurde im Fall
der vorliegenden
vier Gemälde durch
das Ausmaß der
Schäden und die
Versuche zu deren
Behebung bei früheren
Restaurierungen
bestimmt: Schmutz,
ein stark gegilbter
Firnis und großflächige
Überarbeitungen
beeinträchtigten
die malerische
Gesamtwirkung
derart, daß man
sich entschloß,
Proben zur Entfernung
des Oberflächenschmutzes,
zur Reduzierung
oder Abnahme des
Firnisses und
der Übermalungen
vorzunehmen.
Diese Proben wurden
zuerst an jenem
Gemälde durchgeführt,
das den bei der
Voruntersuchung
festgestellten
schlechtesten
Erhaltungszustand
aufwies, um in
den folgenden
Konservierungs-
und Restaurierungsarbeiten
das Erscheinungsbild
der vier zusammengehörigen
Monatsbilder nicht
"auseinanderzurestaurieren".
Um dies zu vermeiden,
hat man sich während
des gesamten Restaurierungsprozesses
nach den für das
am schlechtesten
erhaltene Bild
möglichen restauratorischen
Eingriffen gerichtet.
Das Ergebnis der
Proben zur Reduzierung
und Abnahme des
Firnisses zeigte
eine völlig veränderte
Farbigkeit in
den gereinigten
Stellen und ließ
ein großes Ausmaß
an Übermalungen
erkennen. Erste
Versuche, die
Übermalungen
zu entfernen,
ergaben, daß diese
großflächig und
großzügig
über Fehlstellen
gelegt waren und
daß die darunter
zum Vorschein
kommenden originalen
Malereien detaillierter
ausgeführt und
bedeutend qualitätvoller
waren. Somit entschloß
man sich nicht
nur für rein konservatorische,
d.h. erhaltende
Maßnahmen,
sondern für weitergehende
restauratorische
Eingriffe. Damit
sollte eine neue
Lesbarkeit der
beeinträchtigten
künstlerischen
Gesamtwirkung
erzielt werden.
Die in diesem
Rahmen notwendigen
maltechnischen
und naturwissenschaftlichen
Untersuchungen
dienten auch dazu,
noch offene Fragestellungen
zu erhellen. Dies
betraf Unsicherheiten
bezüglich der
genauen Entstehungszeit
der Gemälde, der
tatsächlichen
Urheberschaft
und Fragen nach
der Zusammengehörigkeit
aller vier Bilder.
Die Zuschreibung
an den Maler Jörg
Breu d.Ä. und
seine Werkstatt
erfolgte wegen
der motivischen
Wiederaufnahme
seiner Darstellungen
von Tätigkeiten
im Zusammenhang
mit den einzelnen
Monaten, die er
um 1525 in Scheibenrissen
festgehalten hatte.
Maltechnische
Vergleiche mit
anderen Werken
Breus und seiner
Werkstatt sollten
weiteren Aufschluß
über die ungesicherte
Zuschreibung geben.
Zusätzlich zur
schriftlichen,
grafischen und
fotografischen
Erfassung der
Arbeiten und Ergebnisse
wurde eine neue
Form der Dokumentation
mittels Videokamera
angewandt. Alle
Konservierungs-
und Restaurierungsarbeiten,
die 1990 begonnen
und im Sommer
1993 abgeschlossen
wurden, konnten
aufgrund der Übergröße
der Gemälde nicht
in der eigentlichen
Gemälderestaurierung
durchgeführt werden,
sondern wurden
in einem provisorisch
eingerichteten
Restaurierungsatelier
geleistet und
dokumentiert.
Die Arbeiten unterlagen
somit zusätzlichen
Erschwernissen.
Allgemeine
Beschreibung des
Zustandes vor
der Restaurierung
Die vier Gemälde
waren, was den
Zerstörungsgrad
der originalen
Substanz betraf,
in unterschiedlich
gutem Erhaltungszustand.
Die spezifischen
Schadensbilder
der einzelnen
Gemälde waren
jedoch miteinander
vergleichbar.
Der Verschmutzungsgrad
der Oberflächen
aller vier Bilder
war unterschiedlich.
Auffällig stark
waren die die
Oberfläche bestimmenden
und sichtbar werdenden
Noppen der Leinwand,
die weder durch
Grundierung noch
durch Malschicht
bedeckt waren
oder in Teilen
spätere, großflächige
Übermalungen
aufwiesen.
Der bei allen
Bildern vorhandene
Firnisüberzug
war unterschiedlich
stark vergilbt.
Erkenntlich waren
überall Kittungen
unterschiedlichen
Materials, die
alte Fehlstellen
ausfüllten und
die oft in die
originale Malschicht
hineinreichten
und übermalt waren.
Zusätzlich gab
es übermalte,
ungekittete Bereiche
von Fehlstellen
und Ausbrüche
der Malschicht.
Über die
Gemäldeoberflächen
zogen sich in
der Bildmitte
querverlaufende
Fehlstellenbereiche.
Viele Fehlstellen
verliefen in linienförmigen
Anordnungen. Ansonsten
wies die Malschicht
zusammen mit der
Grundierung eine
gute Haftung zum
Bildträger auf.
Durch die mit
Bleiweiß ausgemischten
hellen Farbpartien,
die im Laufe der
Zeit transparent
geworden waren,
ließen sich die
ansonsten mit
dem bloßen Auge
nicht sichtbaren
Unterzeichnungen
erkennen.
Alle originalen
Leinwände sind
beschnitten und
auf neue Gewebe
mit Kleister aufgebracht
worden. Bei einer
späteren Restaurierung
wurden zusätzlich
Leinwandstreifen
entlang der Ränder
angeklebt. Die
Naht der immer
aus zwei Teilen
in der Bildmitte
querverlaufend
zusammengefügten
Bildträger zeichnet
sich durch die
Doublierung auf
der Bildvorderseite
deutlich ab. Im
Juli-September-Gemälde
wurden die Überstände
der Naht vor der
Doublierung abgeschnitten.
Bis auf wenige
Risse und teilweise
Loslösungen der
Originalleinwand
vom Doubliergewebe
und unzureichende
Befestigungen
waren die Bildträger
stabil. Eine zu
geringe Spannung
der Leinwände
verursachte vor
allem zu den unteren
Bildkanten hin
eine Beulenbildung.
Alle Bildrückseiten
waren verschmutzt.
Die Keilrahmen,
die bei allen
vier Gemälden
aus zwei einzeln
zusammengefügten
Querformaten bestanden,
gefährdeten durch
fehlende Holzverbindungen
die Stabilität
des Gesamtträgers.
Das
Restaurierungskonzept
Die
erste Überlegung
bestand darin,
die Gemälde rein
konservatorisch
zu behandeln.
Aufgrund der starken
Überarbeitung
des Originals,
die nach eingehender
Untersuchung festgestellt
wurde, entschloß
man sich doch
zu einer Abnahme
der nicht mehr
originalen und
stark gegilbten
Firnisschichten
und der großflächigen
Übermalungen
und Überkittungen.
Abnahmeproben
von Schmutz, Firnis
und alten Überarbeitungen
hatten bei allen
vorhandenen Zerstörungen
die noch gut erhaltene
Originalsubstanz
freigelegt. Stabile,
durch ihr Alter
strukturierte
und sich in die
Oberfläche integrierende
Kittungen sollten
erhalten werden.
Neukittungen sollten
nur in reduziertem
Maße und dann
nur in Fehlstellen
erfolgen, die
den weiteren Verlust
von Malschicht
provozierten oder
die Oberflächengesamtwirkung
stark beeinträchtigten.
Die Vorretusche
sollte auf alten
und neuen Kittungen
und auf bereits
übermalter Leinwand
in Tratteggiotechnik
durchgeführt werden.
Die abschließenden
Lasuren sollten
nach einem gestrichenen
Firnisauftrag
als Schlußretusche
folgen. Bei näherer
Betrachtung bleiben
dann die Retuschen
und damit der
Verlust von originaler
Malschicht durch
diese Technik
erkennbar. Kleinere,
weniger stark
zerstörte Bereiche
können so weitgehend
geschlossen werden,
und größere Fehlstellen
bleiben in einem
neutralen Farbton
der Umgebung angepaßt.
Keilrahmen und
Bildträger sollten
eine rein konservatorische
und stabilisierende
Behandlung erhalten.
DIE
RESTAURIERUNG
Keilrahmen:
Die zwei jeweils
zusammengesetzten
Keilrahmen wurden
durch vier leichte,
aber stabile und
mit Filz unterfütterte
Aluminiumschienen
zusätzlich noch
einmal miteinander
verbunden. Fehlende
Holzverbindungen
und Keile wurden
ergänzt.
Leinwand: Bei
allen vier Gemälden
wurde die Leinwand
nachgespannt und
rückseitig gereinigt.
Durch das Ersetzen
fehlender Keile
und ein erneutes
Auskeilen der
Rahmen konnte
die Beulenbildung
der Bildträger
beseitigt werden.
Ein Riß in der
Originalleinwand
in der rechten
Bildhälfte des
Juli-September-Gemäldes
wurde mit Kleister
geschlossen und
wieder auf der
Doublierleinwand
verklebt.
Firnis und
Malschicht: Löseproben
zum Entfernen
des Oberflächenschmutzes,
des Firnisses
und der alten
Übermalungen
erforderten den
Einsatz von verschiedenen
Lösemitteln und
ein mehrschichtiges
Reinigen. Der
Oberflächenschmutz
wurde wäßrig
entfernt, der
Firnis und die
Übermalungen,
die zum Teil aufgrund
ihrer unterschiedlichen
Alterung besonders
in den weiß ausgemischten
Partien sehr hartnäckig
waren, ließen
sich mit Gemischen
aus organischen
Lösemitteln beseitigen
oder zumindest
reduzieren. Während
der Firnisabnahme
wurde wiederholt
unter UV-Licht
kontrolliert.
Nach der Reduktion
der obersten Firnisschichten
war diese Art
der Untersuchung
sehr hilfreich
bei der Beurteilung
der abzunehmenden
Übermalungen.
Uberkittungen:
Sie lösten
sich zum Teil
bereits während
der Abnahme der
Übermalungen.
Ansonsten wurden
sie mechanisch
mit dem Skalpell
entfernt.
Neukittung:
Sie erfolgte
in den Fehlstellen
mit einem Gemisch
aus Kreide und
tierischem Leim.
Retusche: Die
Retusche wurde
mit Aquarellfarbe
vorgelegt und
mit Lasuren von
Pigmenten in gelöstem
Dammarharz abgeschlossen.
Hierbei wurde
die beschriebene
Tratteggiotechnik
angewendet.
Firnis: Der
verwendete Dammarfirnis
wurde in einer
Zwischenlage nach
Abschluß der vorgelegten
Aquarellretusche
aufgestrichen.
Resümee
Alle vier Gemälde
zeigten in unterschiedlichem
Ausmaß vergleichbare
Schäden. Zumeist
waren die Malschichten
der rechten Bildhälften
zerstörter und
überarbeiteter
als die übrigen
Malschichten.
Dies kann mit
einer früheren
unsachgemäßen
Lagerung und Handhabung
oder dem früheren
Standort der Bilder
zusammenhängen.
Es können auch
Fehler beim maltechnischen
Aufbau der Gemälde
eine Rolle spielen.
Andere Verluste
der Malschicht,
wie die in vielen
Fällen quer oder
schräg über die
Oberflächen laufenden
Fehlstellenbereiche,
sind bei der Abnahme
der Leinwände
von ihren Spannrahmen
und durch unsachgemäße
Lagerung mit Faltung
oder Knicken und
Rollen der Bildträger
entstanden. Bei
den Fehlstellen
in Bereichen der
dickeren Nahtstelle
ist der Gewebeuntergrund
eine natürliche
Schwachstelle
für die Haftung
von Mal- und Grundierschichten.
Es ist nachweisbar,
daß die Gemälde
verschiedenen
Restaurierungen
unterzogen wurden.
Alle Bildformate
wurden vermutlich
vor der Doublierung
verkleinert. Dies
ist innerhalb
ein und derselben
Restaurierung
durchgeführt worden.
Allerdings läßt
sich nicht sagen,
wann diese stattgefunden
hat.
Unterschiedliche
Kittungsarten,
nichtgekittete
und über das Original
hinaus übermalte
Partien sind auf
verschiedene Restaurierungen
zurückzuführen.
Die Übermalungen
besaßen ebenfalls
unterschiedliche
Qualität. So existierten
großflächige,
auffällige Überarbeitungen
und feiner ausgeführte,
die schwerer zu
erkennen waren.
Dies können Hinweise
auf unterschiedliche
Hände oder verschiedene
Restaurierungsphasen
sein. Im Bereich
der großflächigen
Übermalungen
bestand die Tendenz,
die auffällig
zutage tretenden
Noppen der Leinwand
und verstreute
Fehlstellen zu
verdecken. Überall
war das unter
der Überarbeitung
befindliche Original
intakter als angenommen.
Allerdings wiesen
die Malschichten
einen unterschiedlichen
Verputzungsgrad
auf. Erstaunlicherweise
sind empfindliche
Farblacke gut
erhalten geblieben.
Beim abgenommenen
Firnis handelt
es sich nicht
mehr um den Originalfirnis.
Er war in mehreren
Schichten und
unterschiedlich
dick aufgetragen.
Unter den Übermalungsschichten
befanden sich
bei einer vorangegangenen
Restaurierung
unvollständig
abgenommene Reste
von Originalfirnis.
Technologische
Untersuchung
Keilrahmen:
Es handelt
sich um zwei jeweils
im Querformat
aufeinandergesetzte
Keilrahmen, die
ihrerseits wiederum
durch Keile miteinander
verbunden sind.
Sie sind ohne
diese Verbindung
theoretisch "zusammenklappbar".
Bildträger:
Das sind hier
Leinwände, die
vergleichbare
Webdichten aufweisen,
deren Mittelwert
zwischen 9 x 12
Fäden pro Quadratzentimeter
liegt. Zwei Leinwandbahnen
sind bei allen
Gemälden mittig
und parallel zur
Ober- und Unterkante
zusammengenäht.
Die jetzigen Maße
der Bahnbreiten
lassen darauf
schließen, daß
die ursprünglichen
Bahnbreiten der
Gewebe mindestens
130 cm betrugen
- die in der damaligen
Zeit übliche Webstuhlbreite.
Vorleimung:
Die Anfärbungen
der Schliffe ließen
keine eindeutige
Vorleimung der
Leinwände mit
tierischem Leim
erkennen. Mikroskopisch
konnte allerdings
eine dünne Schicht,
die aus Leim bestehen
kann, zwischen
Grundierung und
Leinwand festgestellt
werden.
Grundierung:
Alle Bildträger
besitzen eine
erste, weiße Grundierungsschicht.
Darüber befindet
sich bei allen
vier Gemälden
eine im Verhältnis
dünnere graue
Farbschicht, die
in die Farbwirkung
der späteren Malerei
miteinbezogen
wurde. Es bleibt
eine Frage der
Definition, inwieweit
diese Schicht
eine zweite Grundierungsschicht
ist oder eine
sogenannte Imprimitur.
Sie ist in sich
relativ dick und
deckend aufgetragen.
Unterzeichnung:
Sie ist mit
bloßem Auge in
Bereichen von
Fehlstellen und
in verseiften
Partien erkennbar.
Bei allen Gemälden
liegt sie auf
der zweiten grauen
Schicht und umreißt
häufig die Konturen
der Darstellung.
Bei dem April-Juni-
und dem Oktober-Dezember-Gemälde
ist sie in einem
bräunlichen Farbton
ausgeführt, bei
den anderen beiden
Bildern sind rote
Vorzeichnungen
sichtbar. Vermehrt
finden sich auch
Pentimenti,
das sind in der
Malerei letztendlich
nicht ausgeführte
oder veränderte
Anlagen.
Farbschicht:
Der Aufbau
der einzelnen
Farbschichten
erfolgt in jedem
Gemälde nach dem
gleichen Prinzip:
Die graue Untermalung
oder letzte Grundierungsschicht
wurde in die Schattenwirkung
von modellierten
Körpern durch
teilweises Freilassen
miteinbezogen.
Ansonsten wurden
auf diesen grauen
Grund Mitteltöne
gelegt, auf die
wiederum noch
dunklere Schatten
oder hellere Partien
gesetzt wurden.
Darauf wurden
die hellsten Höhungen
gesetzt. Farbmischungen
wurden meist direkt
ausgemischt und
nur in wenigen
Partien durch
Aufbringen lasierender
Farblacke erreicht.
Firnis: Stellenweise
konnte anhand
von Resten des
Originalfirnis
belegt werden,
daß die Gemälde
einen Firnisüberzug
besaßen, der möglicherweise
direkt nach Beendigung
der Malerei aufgetragen
wurde.
Oberflächenstruktur:
Stark auffallende,
nicht durch die
Malschicht bedeckte
Noppen der Leinwand,
die den Oberflächencharakter
prägen, weisen
auf Vorgänge beim
Grundierungsprozeß
hin. Zwischenschleifgänge
einzeln aufgetragener
Grundierungsschichten
können hier die
Ursache für die
Freilegung der
oberen Noppen
der Leinwand gewesen
sein.
Spätere Eingriffe
und Veränderungen:
Die vier Bilder
wurden mehrere
Male restauriert.
Der letzte Eingriff
aus der ersten
Hälfte dieses
Jahrhunderts war
eine Firnisabnahme
und eine Abnahme
von Übermalungen.
Er ist anhand
alter Fotos dokumentiert.
Es wurden alle
Bildformate bis
in die figürlichen
Darstellungen
hinein beschnitten.
Wann dies geschah,
ist nicht nachvollziehbar.
NATURWISSENSCHAFTLICHE
UNTERSUCHUNGEN
Die vier Gemälde
wurden zuerst
im Tageslicht
mit und ohne Technoskop
untersucht. Dies
ergab erste Aufschlüsse
über das Ausmaß
der Übermalungen
und die spezifische
Maltechnik der
Bilder. Die Untersuchung
unter ultraviolettem
Licht sollte zur
besseren Einschätzung
des Erhaltungszustandes
der originalen
Malschicht und
zur Beurteilung
der unterschiedlich
dicken Firnisschichten
beitragen. Die
Infrarotaufnahmen
sollten die Unterzeichnungen
und eventuelle
Abweichungen davon
in der ausgeführten
Malerei deutlicher
hervorheben und
zeigen. Auf Röntgenaufnahmen
mußte wegen des
Fehlens einer
mobilen Röntgenanlage
und der geeigneten
Räumlichkeiten
verzichtet werden.
Zur Bestimmung
des Malaufbaus
und der Bindemittel
wurden Querschliffe
von Malschichtproben
aller vier Gemälde
angefertigt, die
anschließend angefärbt
wurden.
Das Rathgen-Forschungslabor
in Berlin ergänzte
diese Untersuchungen
durch die Bestimmung
einzeln verwendeter
Pigmente in den
Bildern. Diese
Ergebnisse sollten
mit zur Klärung
der Entstehungszeit
der Gemälde beitragen.
Die
Ergebnisse
UV-Untersuchung:
Bei der Betrachtung
im ultravioletten
Licht wurden nur
einige der schon
gealterten Firnis-
und Übermalungsschichten
erkennbar. Da
das Bindemittel
der Übermalungs-
und Firnisschichten
bereits stark
oxidiert war,
konnte jedoch
mit dieser Untersuchung
kein befriedigendes
Ergebnis erzielt
werden.
Infrarotuntersuchung:
Die Unterzeichnung
der Gemälde wurde
nicht ersichtlich,
dafür aber die
starke Übermalung
des Originals.
Bindemitteluntersuchung:
Die Vorleimung
zeigte kein positives
Ergebnis in der
Anfärbung auf
Proteine. Ob die
Vorleimung mit
den sonst üblichen
tierischen Leimen
ausgeführt wurde,
bleibt deshalb
fraglich. Die
weiße Grundierung
zeigte eine positive
Reaktion in der
Anfärbung auf
trocknende Öle
und keine Reaktion
auf Proteine.
Die graue Schicht
zeigte eine positive
Reaktion in der
Anfärbung auf
trocknende Öle
und ergab keinen
Nachweis auf Proteine.
Die Malschicht
zeigte eine positive
Reaktion in der
Anfärbung auf
trocknende Öle
und keine Reaktion
auf Proteine.
Pigmentuntersuchung:
Zur Überprüfung
vergleichbarer
Pigmente aller
vier Gemälde wurde
vom Rathgen-Forschungslabor
von Proben folgender,
nicht sämtlicher,
Pigmente eine
Bestimmung durchgeführt:
a) Blau und Grün:
Kupferverbindungen,
die als Azurit
und Malachit identifiziert
werden konnten,
sowie grüne Erde.
b) Gelb: Es entbält
viel Aluminium
und Bleiweiß.
c) Weiß: Bleiweiß,
in der Grundierung
und in allen Ausmischungen
vorkommend.
d) Rot: Zinnober
und Eisenverbindungen.
Beurteilung
der Ergebnisse
der technologischen
und naturwissenschaftlichen
Untersuchung und
der Restaurierung
Der maltechnische
Aufbau aller vier
Gemälde ist ähnlich
und vergleichbar.
Dies betrifft
auch die Ergebnisse
aller durchgeführten
Analysen. Das
ist ein Hinweis
darauf, daß alle
vier Gemälde aus
derselben Werkstatt
stammen. Die Pigmentanalysen
bestätigen die
Möglichkeit einer
Entstehung der
Gemälde im 16.
Jahrhundert. Diese
Ergebnisse allein
lassen jedoch
keine genaue zeitliche
Eingrenzung zu,
da alle Pigmente
auch noch nach
dem 16. Jahrhundert
Verwendung fanden.
Eine zeitliche
Grenze stellt
unter Umständen
zumindest die
Verwendung des
Azurits dar, das
ab dem 17. Jahrhundert
aufgrund von Beschaffungsschwierigkeiten
nördlich der Alpen
nur noch selten
Verwendung fand.
Die Bindemittelanalyse
läßt keine
zeitliche Eingrenzung
zu, da die Verwendung
von Ölen als Bindemittel
ohne Unterbrechung
bis in unsere
Zeit üblich ist.
Der Zustand der
Gemälde nach der
Restaurierung
zeigt in vielen
Partien und trotz
aller Beschädigungen,
daß die originale
Malerei nicht
so zerstört war,
wie zuvor angenommen.
Die maltechnische
Qualität kann
nun klarer und
wesentlich differenzierter
in Erscheinung
treten. Die Farbigkeit
der Malerei hat
sich sichtbar
verändert und
hat wesentlich
an Aussagekraft
gewonnen. Alle
vier Gemälde näherten
sich im Zuge der
Abnahme aller
Überarbeitungen
in ihrem Erscheinungsbild
immer mehr einander
an.
Betont werden
muß, daß auch
der nun geschaffene
Zustand keine
Rückführung zum
originalen Erscheinungsbild
darstellt. Eine
Alterung der Malschicht,
wie z.B. eine
farbliche Veränderung,
ist unwiderruflich.
Schäden, die durch
im Laufe der Zeit
entstandene natürliche
Einwirkungen oder
durch bewußte
Eingriffe erfolgen,
hinterlassen bei
der Zerstörung
oder dem Verlust
von Originalsubstanz
nachhaltige Spuren.
Auch die aktuelle
Restaurierung
wird bei aller
Zurückhaltung
in der Wahl der
Methoden immer
geprägt sein durch
die Anschauungen
des späten 20.
Jahrhunderts.
Sie bedeutet hier
den Versuch einer
Annäherung an
das originale
Erscheinungsbild.
Anmerkungen
zu den einzelnen
Bildern
Januar-März
Die
Oberfläche
war weniger
verschmutzt als
bei dem April-Juni-
und dem Juli-September-Gemälde.
Der
Firnis ließ
sich leichter
lösen, da er unter
anderem als dünnere
Schicht aufgetragen
war.
Die
Übermalungen
waren so flächig
ausgeführt, daß
das Ausmaß der
Beschädigungen
des Originals
erst bei deren
Abnahme erkannt
werden konnte:
So war die gesamte
Waldpartie
in der oberen
rechten Bildhälfte
übermalt. In der
linken Bildhälfte
war die verschneite
Landschaft
mit noch mehr
Schnee übermalt.
Bei der Abnahme
dieser Übermalungen
wurden, soweit
möglich, später
aufgetragene Schneeflocken
entfernt. Um die
Malschicht nicht
durch eine zu
starke Reinigung
zu gefährden,
wurden dabei in
der jetzigen Restaurierung
einige Flocken
der Übermalung
belassen. Diese
Reste beeinflussen
jedoch kaum das
Erscheinungsbild.
Die Figuren und
die Reitergruppe
in der rechten
Bildhälfte
sind dicht gedrängt,
und es fehlen
die Zusammenhänge:
Es ist nicht klar,
welcher Reiter
auf welchem Pferd
sitzt und zu welcher
Figur welches
Bein gehört. Dies
war vermutlich
der Grund, warum
ein in der Malschicht
beschädigtes Bein,
welches nicht
eindeutig einer
Gestalt zuzuordnen
ist, bei einer
früheren Restaurierung
gänzlich übermalt
wurde.
Die Turnierdecke
mit der Inschrift
"MEIN SPIES
SPICZ - ICH HIE
SICZ" ist
während des ursprünglichen
Malvorgangs verändert
worden. Die aufgesetzten
Leuchter verschwinden
teilweise unter
der darüberliegenden
Malschicht und
sind dann nochmals
in doppelter Ausführung
darüber gemalt
worden. Alle drei
Versionen gehören
aber zu der ursprünglichen
Fassung des Bildes.
Die Farbigkeit
und die Oberflächenstruktur
der Malweise des
Umhanges entsprechen
nicht der sie
umgebenden Malerei.
Die Malschicht
erschien mit bloßem
Auge grau, enthält
aber, wie man
unter dem Mikroskop
erkennen konnte,
blaue Körnung.
Es
kommen zwei unterschiedliche
Kittungen vor,
die auf zwei vorangegangene
Restaurierungen
schließen lassen.
Eine der Kittmassen
ist in ihrer Farbigkeit
hell und leicht
lösbar, die andere
ist gelblich und
vermutlich in
Öl gebunden. Sie
konnte dort, wo
sie die originale
Malschicht bedeckte,
nur mechanisch
entfernt werden.
April-Juni
Bei diesem
Gemälde sind die
obere und die
untere Bildkante
auffällig stark
beschädigt, und
beide weisen weitreichende
Farbschichtverluste
auf.
Die
Firnisschichten
waren unterschiedlich
dick aufgetragen,
sehr stark gegilbt
und teilweise
nur in einem langwierigen
Prozeß lösbar.
Im oberen Drittel
des Gemäldes war
der Firnis im
Vergleich zur
restlichen Oberfläche
dünner aufgetragen
worden. Alte,
stark gedunkelte
und wohl ursprüngliche
Firnisreste wurden
bei der jetzigen
Restaurierung
an der oberen
Bildkante freigelegt
und belassen.
Hartnäckige
Übermalungen,
die wohl kurz
nach der Entstehungszeit
der Bilder ausgeführt
worden waren,
wurden so belassen,
z.B. auf den Körpern
der Badenden und
den Häusern im
Bildvordergrund.
Sie beeinträchtigen
aber nicht die
Form oder die
Inhalte der ursprünglichen
Darstellung. Zur
gleichen Zeit
wurden auch Gesichter
und Körper der
Figuren teilweise
übermalt, einerseits
um Schäden zu
überdecken, aber
auch um ihnen
eine andere Farbigkeit
oder einen anderen
Ausdruck zu verleihen.
So wurde auf die
ursprünglich hellrosa
Fassung auf dem
Körper des links
im Badehaus stehenden
Mannes eine noch
hellere
Inkarnatfassung
aufgetragen, ohne
daß die darunterliegende
Malschicht beschädigt
gewesen wäre.
Das Gesicht, der
auf dem Pferd
sitzenden Frau
war stark beschädigt,
und so wurde es
wegen der Fehlstellen
ähnlich wie bei
dem Badenden mit
einem hellrosa
Inkarnat übermalt.
Die Wolken in
der linken oberen
Ecke des Himmels
wiesen im Zusammenhang
großer Malschichtverluste
an der oberen
und unteren Bildkante
ebenfalls großflächige
Übermalungen
auf, die zwar
die Form der Wolken
wiederholten,
aber wesentlich
dunkler in der
Farbgebung waren.
Diese Übermalungen
wurden, soweit
es möglich war,
entfernt. Die
kleine Figur eines
Erschlagenen
wurde aufgrund
ihrer Beschädigung
ebenfalls vollständig
übermalt. Sie
wurde freigelegt
und konnte wieder
in die Gesamtszene
integriert werden.
Die
Unterzeichnung
wurde bei
einigen Gesichtern
vom Maler im Bereich
der Konturen belassen
und mit in die
Malerei einbezogen.
Eine sichtbare
Unterzeichnung
eines nicht an
dieser Stelle,
sondern weiter
oben ausgeführten
Pferdes in der
linken Bildhälfte
ist ein interessanter
Hinweis auf eine
Veränderung während
des Malens. Ein
weiterer Hinweis
auf eine konzeptionelle
Veränderung beim
Malvorgang zeigt
sich entlang der
Fehlstellen im
oberen Drittel,
besonders im Bereich
der Berge in der
rechten Bildhälfte.
An diesen Stellen
weist das Gemälde
eine andere Oberflächenstruktur
auf. Entlang der
offenen Fehlstellen
ist ein Rest von
Malerei unterhalb
der darüberliegenden
zu erkennen. Auf
weitergehende
Untersuchungen
dieser Bildpartie
wurde verzichtet,
da sie ohne Zerstörung
der originalen
Malschicht nicht
durchführbar gewesen
wären und, wie
bereits erwähnt,
eine Röntgenuntersuchung
nicht möglich
war.
Auch
hier kommen zwei
Arten von Kittungen
vor: eine
helle, leicht
lösbare und eine
gelblich erscheinende,
die kaum lösbar
war und vermutlich
mit Öl gebunden
wurde. Dies deutet
wiederum auf zwei
Restaurierungsphasen
hin.
Juli-September
Die
Firnisschichten
waren wie
bei dem April-Juni-Gemälde
unterschiedlich
stark aufgetragen.
Sie waren somit
entsprechend und
unterschiedlich
schwer löslich.
Auch
hier fanden sich
zahlreiche Übermalungen.
So ist die
in der unteren
rechten Ecke befindliche
Darstellung der
beiden Männer,
die im Tunnel
die Fässer
öffnen, stark
verputzt, zerstört
und übermalt worden.
Die Übermalung
verunklärte die
ursprüngliche
Ausführung. Die
Kopfbedeckung
des linken Mannes
sah durch die
Übermalung
wie eine Melone
aus und entsprach
gewiß nicht der
Vorstellung des
Malers der Bilder.
Leider konnte
aufgrund der starken
Beschädigung auch
nach der Abnahme
von Übermalung
und Überkittung
die ursprüngliche
Kopfbedeckung
nicht rekonstruiert
werden. In einem
Scheibenriß von
Jörg Breu d. Ä.,
in dem diese Darstellung
fast identisch
mit der auf dem
Gemälde ist, trägt
der Mann ein Kopftuch.
Da aber eine Ergänzung
in diesem Sinne
eine neue Interpretation
von Resten vorhandener
originaler Malerei
bedeuten würde
und dies im Rahmen
einer Restaurierung
nicht üblich ist,
wurde bei der
abschließenden
Retusche der jetzigen
Restaurierung
der Fehlstellenbereich
neutral ergänzt.
Das verwundete
Bein des Bettlers
in der linken
unteren Ecke wurde
bis zur Unkenntlichkeit
mit dem Farbton
der Umgebung übermalt;
ebenso wurde die
untergehende Sonne
hinter den Bäumen
im linken Bildbereich
verändert: Ursprünglich
war sie nur angedeutet
und wurde bei
einer früheren
Restaurierung
farblich verstärkt,
mit Strahlen versehen
und mit leuchtenden
Wolken verziert.
Diese Übermalung
wurde bei der
jetzigen Restaurierung
dokumentiert und
entfernt. Feine
Details in der
Malerei wie der
1cm klein gemalte
Mann
am Galgen
im Hintergrund
in der Bildmitte
waren durch die
gealterte Firnisschicht
und die dunkle
Oberflächenverschmutzung
nicht mehr zu
erkennen.
Bei dem Jungen
mit dem Blumenkranz
in der linken
Bildhälfte scheint
das Hemd transparenter
geworden zu sein.
Dies läßt
auf eine Veränderung
von Bindemittel
und Pigment schließen.
Bei einigen Gewandpartien
wiederholt sich
das Phänomen der
grauen Farbschicht,
die unter dem
Mikroskop blaue
Körnung enthält.
Die
rote Unterzeichnung
ist an einigen
Stellen wie zum
Beispiel im Mauerwerk
am Tunnel in der
rechten unteren
Bildecke zu erkennen.
Veränderungen
von Darstellungen
beim Malprozeß
konnten nicht
festgestellt werden.
Wie
bei allen Bildern
sind zwei Arten
der Kittung
vorhanden:
die weiße und
die gelblichere,
vermutlich in
Öl gebundene Version.
Oktober-Dezember
Die
Oberfläche
war entsprechend
dem Januar-März-Gemälde
weniger stark
verschmutzt als
bei den anderen
Gemälden.
Der
Firnis wie
auch einige Übermalungen
ließen sich wie
bei den drei anderen
Gemälden lösen.
Nach der Abnahme
der Firnis- und
Übermalungsschichten
konnten Reste
eines älteren,
vermutlich ursprünglichen
Firnisses in den
Vertiefungen festgestellt
werden. Sie wurden
als Dokument belassen.
Es
gab jedoch eine
Serie von Übermalungen,
die im Vergleich
zu den anderen
drei Bildern kaum
bzw. gar nicht
lösbar waren.
Bei einer Bindemitteluntersuchung
konnten hier Proteine
festgestellt werden,
was die Schwierigkeit
der Entfernung
der Übermalungen
erklärt.
Der dargestellte
Schlitten
und die goldene
Skulptur auf
dem Brunnen sind
im Vergleich zur
Umgebung eher
pastos ausgeführt.
Die ursprüngliche
Vermutung, daß
sie zu einem späteren
Zeitpunkt ergänzt
wurden, bestätigt
sich jedoch nicht.
Ungeklärt bleibt
die Frage, ob
sie von einer
anderen Hand innerhalb
derselben Werkstatt
ausgeführt wurden.
In der linken
Bildhälfte an
der rechten Hauswand
gibt es Malschichtüberlappungen.
Dies sind Korrekturen
des Malers. Die
darunterliegende
Malerei ist in
ihrer Struktur
zu erkennen, im
Gegensatz zu der
möglichen Korrektur
der Berge im April-Juli-Gemälde,
wo die untere
Schicht sich nur
im Fehlstellenbereich
andeutet.
Die
Unterzeichnung
ist bräunlich.
Bei den Gesichtern
der Männer im
rechten Bildvordergrund
ist die Backenlinie
teilweise akzentuiert.
Diese Art der
Betonung kommt
bei den anderen
Gemälden nicht
vor. Es handelt
sich um eine Unterzeichnung,
die mit in die
Darstellung integriert
wurde. Auffällig
ist auch im Vergleich
zu den anderen
Bildern, daß hier
die Konturen der
Gesichter stärker
vom Maler betont
wurden.
Zusätzlich
zu den weißlichen
und gelblichen
Kittungen,
die bei den
drei anderen Gemälden
ausschließlich
vorkamen, gab
es eine weitere,
kaum lösbare ockerfarbene
Füllmasse, die
auf drei vorangegangene
Restaurierungsphasen
hinweist.
Das Gemälde ist
im Vergleich zu
den drei anderen
besonders stark
bis in die Darstellung
reichend beschnitten
worden. Hinzu
kommt der Verlust
von Malschicht
durch das frühere
Aufspannen auf
einen zu kleinen
Keilrahmen. Auf
den Spannkanten
befinden sich
Überreste
der Turmspitze
an der Bildoberkante,
Reste von Schuhen
an der Bildunterkante
und des Schlafzimmers
links im Bild.
ZEITLICHE
EINORDNUNG
AUS MALTECHNISCHER
SICHT
Die Datierung
1531
auf dem Turnierbild
und die in den
vier Gemälden
wiederkehrenden
Motive, die von
Scheibenrissen
von Jörg Breu
d.Ä. übernommen
wurden, wie auch
stilistische Ähnlichkeiten
mit anderen Werken
der Werkstatt
Breus sind aus
kunsthistorischer
Sicht Veranlassung
gewesen, den Jahreszeiten-Zyklus
der Werkstatt
Jörg Breus d.Ä.
zuzuschreiben.
Gode Krämer faßt
1980 die bisherigen
Meinungen in der
Literatur zusammen.
Er knüpft dabei
an die von Wolfgang
Wegner geäußerten
Zweifel an der
gleichzeitigen
Entstehungszeit
der Sommer- und
der Winterbilder
an. Wie Wegner
scheint auch ihm
die Entstehung
der Winterbilder
erst gegen Ende
des 16. Jahrhunderts
wahrscheinlich;
andererseits schließt
er Wegners Meinung,
das Monogramm
HSFA auf dem
Turnierbild sei
das von Hans Friedrich
Schorer (um 1585
bis nach 1654
in Augsburg) und
dieser sei damit
auch der Maler
der Winterbilder,
aus.
Um die Gemälde
aus maltechnischer
Sicht zueinander
zeitlich einordnen
zu können, wurde
der maltechnische
Aufbau der einzelnen
Bilder zuerst
miteinander verglichen.
Dabei sollte die
Frage, ob sie
alle gleichzeitig
und in einer Werkstatt
entstanden sind,
geklärt werden.
Die Authenzität
der Beschriftungen
auf den Bildern
wurde geprüft,
um ausschließen
zu können, daß
sie nicht zu einem
späteren Zeitpunkt
aufgetragen wurden.
Alle Untersuchungsergebnisse
weisen darauf
hin, daß die vier
Gemälde aus einer
Werkstatt stammen,
da der maltechnische
Aufbau bei allen
vier Bildern gleich
ist. Die Inschriften,
Wappen, Monatsschilder
und die aufgemalte
Datierung
"1531"
gehören zu der
ursprünglichen
Fassung der Bilder.
Die Ausführung
der Darstellungen
auf den einzelnen
Gemälden ist gleich,
aber es fallen
auch Unterschiede
auf, die auf eine
Werkstattarbeit
hinweisen. Dies
kann am Beispiel
zweier Frauengesichter
im Vergleich zu
dem Gesicht eines
älteren und eines
jungen Mannes
verdeutlicht werden.
Die Frauenköpfe
(im Frühling
und Herbst)
bestehen aus mehreren
aufeinanderliegenden
dünnen Farbschichten,
die Licht und
Schatten fließend
modellieren. Sie
sind klar von
der Umgebung abgegrenzt.
Im Gesicht der
beiden Männer
(im Winter
und Sommer)
bildet die graue
Imprimitur den
Grundton des Schattens,
auf dem klar ausgemischte
helle Farbtöne
aufgetragen wurden.
Hier wird die
Form nicht wie
bei den Frauengesichtern
modelliert, sondern
Licht und Schatten
liegen übergangslos
nebeneinander.
Um die Frage,
ob alle vier Gemälde
wirklich um 1531
entstanden sein
können, zu klären,
wurden die vorhandenen
Untersuchungsergebnisse
ausgewertet und
mit den wenigen
maltechnischen
Quellen der Zeit
und Belegen aus
der Sekundärliteratur
verglichen. Des
weiteren wurde
der maltechnische
Aufbau der vier
Gemälde mit dem
von originalen
Werken Breus d.
Ä. und seiner
Werkstatt verglichen.
Ausgewählt wurden
Hauptwerke aus
seiner Frühzeit
und solche, die
um 1530 entstanden
sind, um die Entwicklung
seiner Maltechnik
bis 1530 nachvollziehen
zu können. Ebenso
wurden Werke von
Hans Schöpfer
d. Ä. und Hans
Sebald Beham in
ihrem maltechnischen
Aufbau mit Werken
Jörg Breus d.
Ä. verglichen,
da beide im Umfeld
Breus tätig waren,
so z. B. an der
Serie von Historienbildern
für Wilhelm IV.
und seine Gemahlin
Jacobea von Baden
für die Münchener
Residenz. Es ist
anzunehmen, daß
dieser Zyklus
und die Maler
dieser Bilder
Zeitgenossen und
spätere Generationen
anregten und beeinflußten.
Sämtliche Untersuchungen
befassen sich
mit dem Bildaufbau:
dem Träger der
Grundierung, der
Imprimitur, der
Art der Unterzeichnung,
dem Aufbau der
Farben (sind sie
lasierend aufgebaut,
mehrschichtig
oder ausgemischt?)
und vergleichbaren
maltechnisch bedingten
Veränderungen
durch Anwendung
ähnlicher Bindemittel
und Pigmente.
Bildträger
Die
Maltechnik um
1530 orientierte
sich nördlich
der Alpen noch
vorwiegend an
der spätgotischen
Maltradition.
Es war üblich,
Malträger aus
Holz zu verwenden
oder wie Albrecht
Dürer mit einem
wäßrigen
Bindemittel auf
"Tüchlein"
zu malen.
E. Bosshard datiert
die anfängliche
Entwicklung der
Ölmalerei auf
Leinwand in Italien
um 1454 mit der
"Heiligen
Euphemia"
von Andrea Mantegna.
Nach 1500 kommt
diese Technik
in Italien häufig
vor. Aber: "Ganz
anders als in
Italien stellt
sich die Situation
nördlich der Alpen
dar: In Deutschland
tauchen die ersten
Olgemälde auf
Leinwand erst
ab 1550 auf ...".
Aber: "...
Eine Verwendung
von Leinwand statt
Holz könnte zumindest
bei Altar und
Orgelflügeln,
auch in statischen
Überlegungen
begründet sein".
Bosshard führt
die Verzögerung
auf die Tüchleinmalerei
zurück, einen
"Modus teutonicus",
eine Malerei auf
ungrundierter,
feiner Leinwand
mit einem wasserlöslichen
Bindemittel. "Zu
einem absoluten
Höhepunkt aber
kommt diese Technik
unter den Händen
von Albrecht Dürer
in Nürnberg und
Niklaus Mannel
Deutsch in Bern".
In der evangelischen
Kirche St. Anna
in Augsburg befinden
sich auf Leinwand
gemalte Orgelflügel,
die um 1518 datiert
werden und Jörg
Breu d.Ä.
zugeschrieben
sind. Dies wäre
ein, wie E. Bosshard
erwähnt, sehr
frühes Erscheinen
von Ölmalerei
auf Leinwand im
nördlichen Raum
der Alpen, deren
Verwendung vermutlich
mit einer statischen
Notwendigkeit
zu begründen ist.
Hierzu M. Koller:
"Leinwandbemalte
Orgelflügel als
neue Bildgattung
werden nach dem
Vorbild Venedigs
rasch auch nördlich
der Alpen übernommen
(z. B. Augsburg,
St. Anna, Fuggerkapelle:
Jörg Breu d.Ä.,
1518).
Die Größe der
Orgelflügel ist
vergleichbar mit
der der vier Jahreszeiten-Bilder.
Sie sind in direkter
Anlehnung an italienische
Vorbilder ausgeführt
und unterscheiden
sich sehr von
den kleinen Orgelflügeln
auf Holz, die
sich am selben
Altar befinden
und sicherlich
von Jörg Breu
d. Ä. sind. Es
gibt keinen Beleg,
wann Jörg Breu
d.Ä. die großen
Orgelflügel wirklich
fertiggestellt
haben soll. Breu
war 1514/15 in
Italien und wird
auch die derzeitige
Entwicklung der
Maltechnik in
Italien gekannt
haben. Mit Ausnahme
der Orgelflügel
läßt sich
jedoch kein weiteres
Leinwandgemälde
von ihm belegen,
noch eine Anlehnung
an die italienische
Manier zu dieser
Zeit in seinem
maltechnischen
Bildaufbau.
Wenn der Vierjahreszeiten-Zyklus
um 1531 entstanden
ist, wäre dies
in Anbetracht
der Entwicklung
der Leinwandmalerei
im Raum der nördlichen
Alpen spektakulär,
auch wenn Jörg
Breu d.Ä. Leinwand
als Träger für
die großen Orgelflügel
verwendet hat.
Es ist anzunehmen,
daß diese aus
statischer Notwendigkeit
auf Leinwand gemalt
wurden, da sie
sehr groß sind
und somit, wenn
auf Holz gemalt,
zu schwer wären,
um sie bei gegebenen
Kirchenfeiern
öffnen und schließen
zu können. Bei
der Richtigkeit
der Zuschreibung
der Orgelflügel
an Jörg Breu d.
Ä. ist die Verwendung
von Leinwand als
Bildträger in
seiner Werkstatt
jedoch nicht auszuschließen.
Grundierung
und Imprimitur
Die
Leinwände der
vier Gemälde sind
weiß grundiert.
Darauf befindet
sich eine graue
Schicht, die als
farbiges Element
mit in die Malerei
einbezogen wurde.
In diesem Sinne
ist für die graue
Schicht in ihrer
Funktion eher
der Begriff einer
Imprimitur, d.h.
einer farbigen
Untermalung, deren
Farbigkeit mit
in die Malerei
einbezogen wird,
angebracht als
der einer zweiten
Grundierungsschicht,
deren Farbigkeit
die Gesamtwirkung
aller darüberliegenden
Farben beeinflußt.
Sie dient hier,
wie schon beschrieben,
z.B. bei den Gesichtern
als Schattenpartie.
Sie enthält Öl
als Bindemittel.
Interessant wird
dies im Hinblick
auf den Inhalt
folgender Anmerkungen:
"Die frühesten
Farbimprimituren
finden sich, wie
zu erwarten, bei
den Bildern venezianischer
Maler. Nachdem
für Spätwerke
Giovanni Bellinis
in London ...
die bräunliche
Färbung oberer
Gipsgrundschichten
inzwischen als
Eidotterlösche
bestimmt werden
konnte .. ., gilt
weiterhin Tizians
Londoner 'Madonna
mit Kind und den
hll. Johannes
und Katharina'
auf Leinwand um
1530 gemalt, als
frühestes Beispiel
einer farbigen
Ölimprimitur über
Gips-Leim-Grundierung
erst mit Ocker,
dann mit Grau".
- "In Deutschland
haben die Maler
erst im späten
16. Jh. unter
dem Einfluß niederländischer
Manieristen Imprimituren
des Kreidegrundes
in ihren Malaufbau
einbezogen".
Vasari (1511-1574)
beschreibt ausführlich
die verschiedenen
Möglichkeiten
der Herstellung
dieser Imprimituren:
"Ich muß
jetzt erklären,
wie mit der Arbeit
zu beginnen ist.
Wenn der Künstler
anzufangen wünscht,
das heißt nachdem
er den Gips auf
die Tafeln oder
auf die aufgespannte
Leinwand aufgetragen
und geglättet
hat, breitet er
hierüber mit einem
Schwamm vier oder
fünf Schichten
des glattesten
Leimes und fährt
fort, die Farben
mit Walnuß- oder
Leinöl aufzustreichen
... Zuerst muß
jedoch eine Mischung
von Farbstoffen,
die trocknende
Eigenschaften
besitzen, aufgetragen
werden, wie Bleiweiß,
Trockner und Erde,
wie sie zum Glockenguß
benützt wird,
alles gut durcheinander
gemischt und von
einem Farbton.
Wenn der Leim
trocken ist, muß
diese Mischung
über das Brett
gestrichen [werden],
... so daß sie
glatt verbunden
Alles überzieht.
Diese heißen viele
'Imprimatura'".
Die auf allen
vier Bildern aufgetragene
grau erscheinende
Imprimitur enthält
verschiedene Farbkörper.
Dies setzt die
Kenntnis dieser
oder einer ähnlichen
Rezeptur voraus.
Es konnten bislang
auch bei Tafelgemälden
aus dieser Zeit
im Raum nördlich
der Alpen keine
vergleichbaren
Imprimituren belegt
werden, daher
erscheint in diesem
Kontext das Entstehungsdatum
der vier Gemälde
um 1531 sehr früh.
Unterzeichnung
Die Gemälde sind
mit Rot bzw. Braun
unterzeichnet.
Die Unterzeichnung
ist an weiß ausgemischten,
transparent gewordenen
Partien, in Fehlstellenbereichen
sowie als Kontur
zu erkennen. Sie
ist erhaben aufgetragen
und von unterschiedlich
starkem Strich.
Dies läßt
auf einen Auftrag
mit dem Pinsel
schließen. Schatten
werden durch die
Vorzeichnung nicht
angegeben.
Knut Nicolaus
beschreibt den
Gebrauch von rötlichen
und bräunlichen
Pigmenten bei
der Unterzeichnung:
Sie gehören "zu
den ältesten Formen
der Unterzeichnung
mit dem Pinsel
... Geht man von
der Häufigkeit
der bisher festgestellten
roten oder braunen
Unterzeichnungen
aus, so scheint
ihr Schwerpunkt
in der deutschen
Malerei um 1400
und in der niederländischen
Malerei des 17.
Jahrhunderts zu
liegen".
Die Feststellung,
daß die rote Unterzeichnung
in der deutschen
Malerei um 1400
vorkommt, schließt
nicht aus, daß
sie auch um 1531
Anwendung fand,
es ist jedoch
zu bemerken, daß
bei allen untersuchten
Gemälden von Jörg
Breu d. Ä. und
seinem näheren
Umkreis diese
Farbigkeit nicht
beobachtet werden
konnte.
Pigmente
und Bindemittel
Die
Ergebnisse der
Pigmentuntersuchung
geben keine Auskunft
bezüglich der
möglichen Entstehungszeit
der Bilder. Interessant
ist jedoch, wie
die Farben aufgetragen
wurden. Die Farbtöne
sind meist ausgemischt
und im Vergleich
zu den untersuchten
Werken aus dieser
Zeit selten lasierend
übereinander gemalt.
Das verwendete
ölhaltige Bindemittel
läßt sich
sowohl im 16.
Jahrhundert als
auch später auf
Tafelgemälden
und dann auf Leinwandgemälden
belegen.
Firnis
Entsprechend der
spätgotischen
Maltradition,
aber auch der
üblichen Maltechnik
in den folgenden
Jahrhunderten,
waren die Bilder
gefirnist. Da
die Bilder aber
schon bei einer
früheren Restaurierung
gereinigt worden
sind und der Firnis
dabei entfernt
wurde, kann anhand
kleiner Reste
nur noch belegt
werden, daß sie
einen Firnis besaßen;
aus welchen Materialien
dieser Firnis
zusammengesetzt
war, wurde nicht
analysiert. Es
kann somit keine
Aussage getroffen
werden, ob seine
Zusammensetzung
um 1531 gebräuchlich
war.
Resümee
Die aufgemalte
Datierung "1531"
ist nicht auf
das Entstehungsjahr
der Gemälde, sondern
auf ein für den
Auftraggeber wichtiges
Ereignis oder
auf eine Vorlage
zurückzuführen.
Es wird angenommen,
daß die großen
Orgelflügel
in der evangelischen
Kirche St. Anna
in Augsburg von
Jörg Breu d.Ä.
sind. Sollten
diese und auch
die Jahreszeiten-Bilder
auf die Werkstatt
bzw. den Umkreis
Jörg Breus d.
Ä. als Urheber
zurückzuführen
sein, so wäre
dies ein seltenes
und hervorzuhebendes
Beispiel für die
Anwendung von
Ölmalerei auf
Leinwand im frühen
16. Jahrhundert
im Raum nördlich
der Alpen. Die
großen Orgelflügel
sind um 1518 datiert.
Weder von Jörg
Breu d.Ä. noch
aus seinem Umkreis
gibt es einen
weiteren Beleg
für die Verwendung
dieses Bildträgers.
Es kann daher
angenommen werden,
daß die großen
Orgelflügel aufgrund
ihrer Größe und
ihrer Verwendung
eine zweckgebundene
Ausnahme sind.
Es sind im Raum
Augsburg keine
weiteren großformatigen
Werke in Öl auf
Leinwand gesichert.
In Deutschland
gibt es bisher
vor dem späten
16. Jahrhundert
kein weiteres
Beispiel für die
Verwendung von
farbigen Gründen,
die mit in die
Malerei einbezogen
wurden. Es ist
unwahrscheinlich,
daß bereits um
1531 einerseits
der für diese
Zeit ungewöhnliche
Bildträger "Leinwand"
als auch die noch
nicht verbreitete
Technik der Imprimitur
verwendet wurden,
zumal dies gewiß
Nachahmung gefunden
hätte, wenn es
von einer entsprechend
prominenten Werkstatt,
wie der von Jörg
Breu d. Ä. oder
seinem Umkreis,
geschehen wäre.
Der
Jahreszeiten-Zyklus
im maltechnischen
Vergleich zu Werken
Jörg Breus d.
Ä. und seiner
Zeitgenossen
Das
Frühwerk und Gemälde,
die um 1530 von
Jörg Breu d.Ä.
geschaffen wurden,
ein Gemälde von
Jörg Breu d. J.,
"Die Eroberung
von Rhodos durch
die Königin Artemisia",
um 1535, und Werke
von Hans Schöpfer
d.Ä. und Barthel
Beham, die auch
um 1530 entstanden
sind, wurden mit
in die Untersuchung
einbezogen.
Georg Pencz ist
von großem Interesse,
weil seine um
1531 veröffentlichte
Planetenkinderfolge
zwar maltechnisch
nicht verglichen
werden kann, da
es sich um Holzschnitte
handelt, aber
doch erwähnt werden
muß, da erstens
das Erscheinungsdatum,
zweitens die Darstellungen
und drittens das
Thema dieser Folge
gewiß in einem
Zusammenhang mit
dem Jahreszeiten-Zyklus
stehen.
Alle Untersuchungen
wurden am Aufstellungsort
mit Hilfe eines
transportablen
Handmikroskops
ohne jeglichen
Eingriff in die
Originalsubstanz
vorgenommen.
Zu
Werken von Jörg
Breu d. Ä.
Folgende
Werke von Jörg
Breu d. Ä. wurden
miteinander verglichen:
1. Der Bernhardi-Altar,
nicht signiert,
um 1500, Kirche
des Zisterzienserstifts
Zwettl/Österreich
2. Der Aggsbacher
Altar, Breu und
Schüler bzw. Mitarbeiter,
signiert und datiert
1501, Museum von
Herzogenburg/Österreich
3. Der Melker
Altar, Breu und
Schüler, nicht
signiert und datiert,
um 1500-1502,
Museum Stift Melk/Österreich
4. Der Apostelabschied,
signiert, 1514,
Städtische Kunstsammlungen
Augsburg
5. Die Verspottung
Christi, nicht
signiert und datiert,
um 1522, Städtische
Kunstsammlungen
Augsburg
6. Die Geschichte
der Lukretia,
signiert und datiert,
1528, Alte Pinakothek
München
7. Die Schlacht
bei Zama, signiert
und datiert, 1530,
Alte Pinakothek
München
8. Meitingsches
Epitaph, nicht
signiert und datiert,
jedoch am Zierrahmen
bezeichnet, um
1534, St. Anna
Kirche in Augsburg
Bei all diesen
Werken handelt
es sich um Tafelmalerei.
Die Maltechnik
entspricht bei
allen Werken der
spätgotischen
Maltradition:
helle Grundierung,
heller Grundton,
mit lasierenden
Schatten, und
zum Schluß Lichter
durch helle Farbtöne
akzentuiert.
Keines der Gemälde
besitzt eine graue
Imprimitur oder
Grundierung. Bei
allen Tafelbildern
konnte die Unterzeichnung
als dunkel bzw.
schwarz identifiziert
werden. Schattenpartien
waren häufig mit
quer- und parallelverlaufenden
Strichen vorgelegt.
Ein Beispiel für
den beschriebenen
maltechnischen
Aufbau ist die
"Schlacht
bei Zama",
die 1530 signiert
und datiert ist.
Ein Jahr später
soll der Jahreszeiten-Zyklus
entstanden sein?
Die Malerei ist
auf einer hellen
weißlichen
Grundierung ausgeführt.
Die an vielen
Stellen heute
gut sichtbare
dunkle Unterzeichnung
gibt Schatten
bzw. Flächen durch
parallel aneinander
gesetzte Striche
an. Die Gesichter
haben einen einfachen
hellen Grundton
und sind durch
Lasuren in Schattenpartien
aufgebaut. Die
Profile der Gesichter
sind durch Konturen
zur Umgebung abgegrenzt.
Die Verwendung
von Lasuren auf
hellem Grundton
wiederholt sich
bei dem "Meitingschen
Epitaph"
von 1534. Dieselbe
Art der Unterzeichnung
ist deutlich durch
die transparent
gewordenen Malschichten
zu erkennen.
Bei der "Verspottung
Christi"
von 1522 (im Bereich
des Heiligenscheins)
und bei der "Anbetung
der Könige"
(im Gesicht des
Caspar) in Herzogenburg,
um 1501, hat Breu
die nasse lasierende
Farbe mit dem
Finger getupft;
zurück bleiben
eine ganz feine
Reliefstruktur
seiner Fingerabdrücke
und ein Hauch
von Farbe (Abb.
31). Auffällige
Frühschwundrisse,
entstanden durch
bindemittelreich
aufgetragene Pigmente,
sind bei Rot,
Grün und Blau
häufig zu beobachten.
Diese Farben bilden
ein starkes Oberflächenrelief.
Auf den Bildern
tauchen auch traditionelle
Techniken gotischer
Tafelmalerei auf,
wie Vergoldungen
von Hintergründen
und Lichtsetzungen
durch Höhungen
aus Feingold z.B.
am Gewand der
Lukretia in dem
Gemälde "Die
Geschichte der
Lukretia".
Am Melker Altar
in Melk und am
Aggsbacher Altar
in Herzogenburg
hat Breu das Konzept
der Darstellung
häufig geändert
bzw. überarbeitet.
Dies ist nicht
nicht nur durch
Abweichungen vorhandener
Vorzeichnungen
zu der ausgeführten
Darstellung zu
erkennen. An vielen
Pentimenti und
Malschichtüberlappungen,
die bereits mit
bloßem Auge erkennbar
sind, wird deutlich,
daß ganze schon
ausgeführte Bildpartien
verändert wurden.
Sowohl bei den
Beispielen in
Melk als auch
in Herzogenburg
hat Breu in Zusammenarbeit
mit Schülern oder
anderen Malern
die Altäre geschaffen.
Es sind unterschiedliche
Handschriften
erkennbar, denen
jedoch immer derselbe
maltechnische
Aufhau zugrunde
liegt. Zur Verdeutlichung
werden im folgenden
zwei Christusköpfe
verglichen. Das
Inkarnat zeigt
bei beiden einen
lasierenden SchattenaufLau
auf einem hellen
Grundton mit abschließend
aufgesetzten Höhungen.
Die Lichtsetzung
um Augen und Mund
ist bei dem Beispiel
des Melker Altars
wesentlich feiner
strukturiert.
Vermutlich wurde
dieser Kopf von
Breu selbst gemalt.
Beim Christuskopf
aus der Darstellung
der Verspottung
Christi auf der
Rückseite des
Aggsbacher Altars
von Herzogenburg
sind bei diesem
Beispiel Licht
und Schatten im
Vergleich wesentlich
flächiger aufgetragen.
Es wird hier deutlich,
daß der Maler
(ein Schüler oder
ein Mitarbeiter
Breus) dieses
Kopfes die Malweise
und Maltechnik
des Meisters Jörg
Breu d. Ä. annimmt,
wobei die abweichende
Handschrift unverkennbar
ist.
Die Malweise der
Jahreszeiten-Bilder
beinhaltet nur
noch wenige Elemente
spätgotischer
Maltechnik. Der
Bildaufbau ist
vom Dunkeln ins
Helle ausgeführt.
Die einzelnen
Farbtöne sind
direkt ausgemischt
und selten lasierend
aufgetragen, daher
sind kaum bindemittelbedingte
Veränderungen
wie z. B. ausgeprägte
Frühschwundrisse
in der Malschicht
zu erkennen. Unterschiedliche
Ausführungen einzelner
Gesichter z. B.
weisen auf eine
Werkstattarbeit
hin, wobei es
nicht erkennbar
ist, wessen Handschrift
die des Meisters
ist.
"Die Schlacht
bei Zama"
von Jörg Breu
d. Ä. von 1530,
auch ein Bild
mit weltlicher
Thematik, ist
noch entsprechend
dem spätgotischen
Stil ausgeführt.
In der Gegenüberstellung
scheint es unmöglich,
daß Breu, seine
Werkstatt oder
sein Umkreis ein
Jahr später einen
neuen Malstil
entwickelt haben,
auf einem bis
dahin unüblichen
Malträger, mit
einer neuen Möglichkeit,
Licht und Schatten
plastisch darzustellen,
ohne weiteren
Einfluß auf andere
Zeitgenossen,
die diesen maltechnischen
Stil erst mehr
als 60 Jahre später
aufnehmen.
In Italien war
die Leinwandmalerei
schon seit 1454
durch Mantegnas
Werk bekannt,
und erst 1530
malte Tizian das
Gemälde "Madonna
mit Kind".
Wie schon erwähnt,
ist dieses Bild
bisher das früheste
Beispiel eines
Gemäldes mit einer
farbigen Imprimitur.
Auch Jörg Breu
d. Ä. wird, als
er in Italien
war, einige "moderne"
Maltechniken kennengelernt
haben. Warum finden
sie bei keinem
seiner signierten
Werke, weder im
Bildaufbau noch
im Gebrauch von
Leinwand als Bildträger,
Anwendung? Wieso
kann auch in seinem
Umkreis kein weiteres
Beispiel belegt
werden, das eine
vergleichbare
Maltechnik aufweist?
Wieso übernimmt
kein anderer deutscher
Maler schon viel
früher diese neuen
Techniken in der
Malerei? Sind
es die Wünsche
der Auftraggeber
oder (bzw. und)
die Vorgaben der
Zünfte, die dies
verhindert haben
können?
Zu
Werken von Zeitgenossen
Jörg Breus d.
Ä.
Es konnte zum
Vergleich das
einzige von Jörg
Breu d.J. erhaltene
Tafelgemälde herangezogen
werden. Die
"Eroberung
von Rhodos durch
die Königin Artemisia"
von 1535 weist
jedoch auch keine
maltechnische
Beziehung zum
Jahreszeiten-Zyklus
auf. Hier wirkt
die Ölmalerei
auf Holz fast
wie ein Aquarell.
Die Farbe ist
sehr transparent
auf einem hellen
Grund aufgetragen.
Allein der Duktus
der Unterzeichnung
ähnelt interessanterweise
der Unterzeichnung
des Jahreszeiten-Zyklus,
nicht aber die
Farbigkeit. Es
ist ein sich verjüngender
Strich zu erkennen,
der anscheinend
mit in die Malerei
einbezogen wurde,
so z. B. bei Konturen
von Häusern. Wie
bei dem Jahreszeiten-Zyklus
sind keine Schattenangaben
durch die Vorgabe
einer Unterzeichnung
zu erkennen.
Die von Hans Schöpfer
d.Ä. 1537 gemalte
"Geschichte
der Susanna"
wurde zum Vergleich
herangezogen.
Im Rahmen desselben
Historienbilder-Zyklus
wurden u.a. sowohl
Hans Schöpfer
d.Ä. als
auch Jörg Breu
d.Ä. von
Wilhelm IV. beauftragt.
Die zeitliche
Nähe dieser Bilder
zum angenommenen
Entstehungsdatum
des Jahreszeiten-Zyklus
und Ähnlichkeiten
in der Ausführung
einiger Gesichter
gaben Anlaß zum
Vergleich mit
den Jahreszeiten-Bildern.
Auch hier kann
die bis dahin
übliche Maltechnik
beobachtet werden:
heller Grund,
Aufbau der Farben
vom Hellen ins
Dunkle.
Bildliche Details
wie die Ausführung
der Berge oder
die kippende Architektur
erinnern an die
Darstellungen
in dem Jahreszeiten-Zyklus.
Auch der scheinbar
versteckte alte
Mann im rechten
Bildhintergrund
erinnert an den
im Spiegel
versteckten alten
Mann im Oktober-Dezember-Gemälde,
der noch deutlicher
in der Augsburger
Kopie dieses Gemäldes
zu erkennen ist.
Da die Maltechnik
sich jedoch unterscheidet,
stellt sich eher
die Frage, ob
vielleicht dieses
Werk oder andere
von Hans Schöpfer
d.Ä. die
Maler des Jahreszeiten-Zyklus
beeinflußt haben.
Das Gemälde "Geschichte
der Helena",
1530 von Barthel
Beham gemalt,
gehört auch zu
dem Historienbilder-Zyklus
und hat wie die
beschriebenen
Werke von Hans
Schöpfer d.Ä.
und Jörg Breu
d. Ä. den bis
dahin üblichen
Bildaufbau.
Ergebnis
Das
Ergebnis der vergleichenden
Untersuchungen
schließt das Entstehungsdatum
des Jahreszeiten-Zyklus
von 1531 aus.
Die vier Gemälde
wurden weder von
Jörg Breu d. Ä.,
seiner Werkstatt,
noch von seinem
Sohn Jörg Breu
d.J., der die
Werkstatt 1534
übernahm, geschaffen.
Der Zyklus muß
zu einem späteren
Zeitpunkt gemalt
worden sein.
Die Zuschreibungsfrage
Georg Pencz, der
wie Hans Sebald
und Barthel Beham
einer der sogenannten
"drei gottlosen
Maler" von
Nürnberg war,
schuf die Folge
der "Planetenkinder",
die Albrecht Glockendon
1531 verlegte.
Die Darstellung
"Sol"
ist mit "Prima
Augusti 1531"
beschriftet. Diese
Folge war nach
Zschelletzky "in
ungewöhnlich großem
Format für einen
Kleinmeister ausgeführt".
Zu den einzelnen
Blättern gehört
eine Renaissance-Umrahmung,
die mit einem
zweiten Holzstock
gedruckt wurde.
Die einzelnen
Drucke sind mit
Umrahmung jeweils
350 mm hoch und
230 mm breit und
können zu einem
etwa anderthalb
Meter langen Fries
zusammengesetzt
werden. Es gibt
innerhalb dieser
Blätter Motive,
die sich in dem
Jahreszeiten-Zyklus
wiederholen. Hier
sei nur eines
erwähnt: Das Jagdmotiv
in der Darstellung
des Mars erinnert
nicht nur durch
die Darstellung
der Waldlichtung
und die Position
des Pferdes mit
Reiter, sondern
auch durch die
Häuser im rechten
Hintergrund an
die Darstellung
in dem Juli-September-Gemälde.
Ist es ein Zufall,
daß die Darstellung
"Sol"
aus dieser Planetenkinder-Folge
mit "1531"
beschriftet ist
und das Turnierbild
aus dem Jahreszeiten-Zzyklus
auch? Kann es
sein, daß der
Jahreszeiten-Zyklus
diese Folge zitiert?
Besteht ein Zusammenhang
zwischen der Größe
der Blätter der
Planetenkinder-Folge,
die in 10facher
Verkleinerung
der der vier Gemälde
(zwar im Querformat)
beinahe entspricht?
Die Planetenkinder-Folge
wird auf eine
um 1460 in Italien
entstandene Folge
gleichen Inhaltes
zurückgeführt.
Die Arbeiten von
Pencz wurden wiederum
in veränderter
Form bis ins 17.
Jahrhundert hinein
kopiert.
In Sebald Behams
"Das große
Kirchweihfest"
befinden sich
zwei Darstellungen
desselben Kopfes
eines Mannes,
dessen Haar nach
hinten gekämmt
ist. Dieser Kopf
ähnelt einer ohnehin
sehr auffälligen
Darstellung in
dem April-Juni-Gemälde.
Hier werden wie
bei dem Jahreszeiten-Zyklus
Szenen des alltäglichen
Lebens dargestellt,
wie der Besuch
beim Zahnarzt,
die Weinprobe
und tanzende Bauern.
Die vier Bilder
bestehen aus einer
Fülle von Vorlagen
und Zitaten. Ist
die Turnierszene
von Pferde- und
Schlachtendarstellungen
Paolo Uccellos
beeinflußt? Wer
ist der Mann im
Spiegel in dem
Oktober-Dezember-Gemälde?
In dem Jahreszeiten-Zyklus
sind verwendete
Vorlagen und Ähnlichkeiten
zu Werken u.a.
von den beiden
Breus, von Georg
Pencz und vielleicht
Hans Schöpfer
d.Ä. zu erkennen.
Es wird aber keiner
dieser Maler der
Urheber der Gemälde
sein, weil sie
in einer anderen
Maltechnik, nämlich
der, die ihrer
Wirkungszeit entspricht,
malen.
Auf dem Januar-März-Gemälde
gibt es einen
Hinweis auf das
Jahr 1531
und ein Monogramm.
Nach dem Hinweis
von Wegener und
den Ausführungen
im Monogrammisten-Lexikon
könnte eine Beziehung
von HSFA
zu Hans Friedrich
Schorer hergestellt
werden. Er war
Maler und Zeichner.
Ende des 16. Jahrhunderts
lernte er in Italien,
er lebte in Venedig
und kehrte dann
nach Nürnberg
und Augsburg zurück,
wo er 1639 noch
als Bürger der
Stadt nachgewiesen
werden kann. Durch
seine Studien
kannte er die
Entwicklung der
italienischen
Maltechnik im
16. Jahrhundert
und ihren Einfluß
auf die Maltechnik
in Deutschland
gegen Ende des
16. Jahrhunderts.
Ihm waren die
Werke der genannten
Maler durch seine
Tätigkeit in Nürnberg
und Augsburg gewiß
bekannt. Die Verwendung
von Bildvorlagen
war zu dieser
Zeit gängig. Der
Jahreszeiten-Zyklus
selbst findet
seine Wiederholung
in dem einzigen,
als Kopie des
Oktober-Dezember-Gemäldes
bezeichneten Bild
in Augsburg.
Kann es nicht
doch sein, daß
Schorer in Absprache
mit dem Auftraggeber
Motive einiger
der bedeutendsten
Künstler im Augsburger
Raum in dem Jahreszeiten-Zyklus
zusammengefaßt
hat? Daß die Ansammlung
von Zitaten und
Inhalten aus Werken
im Besitz anderer
prominenter Auftraggeber,
wie z. B. die
Serie der Historienbilder
für die Münchener
Residenz von Wilhelm
IV. und seiner
Gemahlin, das
Repräsentationsbedürfnis
eines Auftraggebers
befriedigen sollte?
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