Lebensstationen in Deutschland 1900 bis 1993

 

PLAKAT "VORURTEIL: FRAUEN GEHÖREN AM BESTEN INS HAUS." "BAUT VORURTEILE AB BAUT PARTNERSCHAFT AUF."

HG.: KOMITEE "INTERNATIONALES JAHR DER FRAU 1975" BONN-BAD GODESBERG; OFFSET; 83,8 X 59 CM

DHM 1992/616 / ABB. SEITE 228

 

Das Plakat zeigt Wade und und Fuß eines Frauenbeins sowie das Modell eines Einfamilienhauses. Die Frau trägt hochhackige Schuhe; sie ist mit einer durch ein Vorhängeschloß gesicherten Eisenschelle an ihrer Fessel an das Einfamilienhaus gekettet.
Interessant ist diese Reaktion der staatlichen Politik auf die Forderungen der Frauenbewegung nach mehr Gleichberechtigung. An Stelle der Hausfrau wird nun die Partnerin propagiert.
In der schwierigen Aufgabe, die Berufswege von Mann und Frau und ein Familienleben mit Kindern zu vereinbaren, liegt wohl ein Grund für die seit den siebziger Jahren zu beobachtende Relativierung der Ehe. Zumal sich die Rollenverteilung innerhalb der Familien nur wenig geändert hat: Noch immer liegt in einem erheblichen Teil der Familien die Arbeit im Haushalt und die Erziehung der Kinder, auch dann, wenn sie berufstätig sind, bei den Frauen.
Berufstätigkeit und Kinder lassen sich in der Bundesrepublik für die Frauen nur schwer vereinbaren. Für eine Betreuung der Kinder stehen nur wenige Krippen- und Kindergartenplätze zur Verfügung. 1986 gab es für 4,6 Prozent der Kinder einen Platz in einer Krippe. Nach dem 3. Lebensjahr besuchen 70 Prozent der Kinder einen Kindergarten, davon können allerdings nur 12 Prozent über Mittag betreut werden. Der Besuch eines Kindergartens wird in der Bundesrepublik eher als eine soziale Erfahrung für das Kind begriffen und weniger als Entlastung für die Mütter verstanden. Dabei wünschen sich nur 6 Prozent der Frauen, ausschließlich Hausfrau zu sein. Doch nur ein Drittel der Frauen zwischen 30 und 39 Jahren in der Bundesrepublik ist berufstätig.
In den siebziger Jahren versuchten Eltern, durch Eigeninitiative dem Notstand der Kinderbetreuung entgegenzuwirken. Sie gründeten selbstverwaltete Kinderläden, in denen auch neue, freiere Erziehungsmethoden ausprobiert wurden. Für den weitere Entwicklung der Kleinkindpädagogik in der Bundesrepublik waren diese neuen Ansätze von großem Einfluß.




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