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Das Plakat zeigt Wade und und Fuß eines Frauenbeins
sowie das Modell eines Einfamilienhauses. Die Frau trägt hochhackige
Schuhe; sie ist mit einer durch ein Vorhängeschloß gesicherten
Eisenschelle an ihrer Fessel an das Einfamilienhaus gekettet.
Interessant ist diese Reaktion der staatlichen Politik auf die Forderungen
der Frauenbewegung nach mehr Gleichberechtigung. An Stelle der Hausfrau
wird nun die Partnerin propagiert.
In der schwierigen Aufgabe, die Berufswege von Mann und Frau und ein Familienleben
mit Kindern zu vereinbaren, liegt wohl ein Grund für die seit den
siebziger Jahren zu beobachtende Relativierung der Ehe. Zumal sich die
Rollenverteilung innerhalb der Familien nur wenig geändert hat: Noch
immer liegt in einem erheblichen Teil der Familien die Arbeit im Haushalt
und die Erziehung der Kinder, auch dann, wenn sie berufstätig sind,
bei den Frauen.
Berufstätigkeit und Kinder lassen sich in der Bundesrepublik für
die Frauen nur schwer vereinbaren. Für eine Betreuung der Kinder
stehen nur wenige Krippen- und Kindergartenplätze zur Verfügung.
1986 gab es für 4,6 Prozent der Kinder einen Platz in einer Krippe.
Nach dem 3. Lebensjahr besuchen 70 Prozent der Kinder einen Kindergarten,
davon können allerdings nur 12 Prozent über Mittag betreut werden.
Der Besuch eines Kindergartens wird in der Bundesrepublik eher als eine
soziale Erfahrung für das Kind begriffen und weniger als Entlastung
für die Mütter verstanden. Dabei wünschen sich nur 6 Prozent
der Frauen, ausschließlich Hausfrau zu sein. Doch nur ein Drittel
der Frauen zwischen 30 und 39 Jahren in der Bundesrepublik ist berufstätig.
In den siebziger Jahren versuchten Eltern, durch Eigeninitiative dem Notstand
der Kinderbetreuung entgegenzuwirken. Sie gründeten selbstverwaltete
Kinderläden, in denen auch neue, freiere Erziehungsmethoden ausprobiert
wurden. Für den weitere Entwicklung der Kleinkindpädagogik in
der Bundesrepublik waren diese neuen Ansätze von großem Einfluß.
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