Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Österreich

Doch nicht das erste Opfer?

Mit dem Generationenwechsel in den frühen 60er Jahren, begann man, die Meistererzählung – Österreich sei das erste Opfer der Nationalsozialisten gewesen – zu hinterfragen. Aus der Kulturszene heraus entwickelte dieser Prozeß bald eine eigene Dynamik im Zusammenhang mit dem Tod des kommunistischen Widerstandskämpfers Ernst Kirchweger im Jahre 1965. Die Politisierung vor allem der studentischen Jugend und das Entstehen eines neuen Typs von kritischem Journalismus trugen sehr dazu bei, die Rahmenbedingungen für das Geschichtsbewußtsein langfristig zu verändern. Diese Veränderungen wurden sowohl in Skandalen als auch in neuen Gedächtnisorten sichtbar.
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Die Neukonstruktion der Leiterzählung betraf vor allem die Ereignisse des März 1938. Die Photographien der pogromartigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung Wiens unmittelbar nach dem „Anschluß“ belegen, daß die Juden und nicht die Österreicher die Opfer waren. Die Juden mußten unter dem Gelächter der Österreicher die Straßen säubern. Diese Demütigung wurde nun als der spezifisch österreichische Anteil an der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik gedeutet. Die Ereignisse wurden zum Symbol für die schuldhafte Verstrickung und die Kollaboration mit den Deutschen.
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Das Motiv des Straßen waschenden Juden diente Gerhard Haderer für seine Profil-Karikatur zum „Anschluß“-Pogrom als Vorlage. Österreichische Juden – darunter Sigmund Freud – müssen unter den feixenden Blicken der Passanten die Straße säubern.

   
 
   
 
   
   
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