Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Frankreich

Den Helden der Résistance

Die Besatzung und die Entstehung des Vichy-Regimes wurden in Frankreich als traumatischer Verlust der Einheit erlebt. Nach einer noch während des Krieges aufgestellten juristischen Definition hatte die Republik nie zu existieren aufgehört. Die meisten Franzosen hätten Widerstand gegen Vichy und die Besatzung geleistet und unter Führung General de Gaulles gemeinsam mit den Alliierten schließlich das Land befreit. Zwischen Kommunisten und Gaullisten entwickelte sich bald ein Gegensatz in der Bewertung des Widerstandes. Anfang der 60er Jahre verlor dieser an Schärfe. Es etablierte sich von neuem ein relativer Konsens, die Erinnerung an den Widerstand (Résistance) zu einer der tragenden Säulen des Nationalgefühls zu machen.
Eine ebenso wichtige Rolle spielte die große Zahl der unschuldigen Opfer. Von diesen weckten die Deportierten die meisten Emotionen, denn die Deportation war emblematisch für die totalitären Praktiken des NS-Staates.
Von großer Bedeutung für die Nachkriegszeit in Frankreich war außerdem der Umgang mit der Kollaboration. Dort wurde besonders streng gegen die Kollaborateure vorgegangen. Kollaboration galt als äußerste Form des Verrats, ohne daß die Frage nach einem politischen Engagement der Kollaborateure gestellt worden wäre. Nach Kriegsende wurden etwa 10 000 Menschen in Schnellverfahren oder ohne ordentlichen Gerichtsprozeß hingerichtet. Später haben reguläre Gerichte ca. 140 000 Personen abgeurteilt. Mehrere tausend Menschen wurden zum Tode verurteilt. Mit diesen „Säuberungen“ schien das Thema der Kollaboration verarbeitet.
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1958 wurde im Fort Mont-Valérien, nordöstlich von Paris, zur Würdigung der Opfer der Widerstandes das „Mémorial de la France combattante“ errichtet. Es wird von einem großen Lothringerkreuz dominiert, Wahrzeichen der 1942 von General de Gaulle organisierten Widerstandsbewegung „France combattante“ und Symbol des freien Frankreichs. Die Gedenkstätte wurde genau an der Stelle errichtet, wo die Deutschen etwa 1 000 gefangene Widerstandskämpfer und Geiseln erschossen hatten. Vier Jahre nach Errichtung des Denkmals erschien eine Gedenkbriefmarke mit seinem Bild. Auf diese Weise wurde es bei den briefmarkenbegeisterten Franzosen popularisiert.
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Die Überlebenden der nationalsozialistischen Lager haben sehr früh und in großer Zahl von ihren Erfahrungen Zeugnis abgelegt. Die politische Gefangene Suzanne Busson, die in Ravensbrück und Mauthausen inhaftiert war, hat 1946 ihre Erinnerungen unter dem Titel „Dans les griffes des Nazies“ publiziert. Den Buchtitel ziert die Zeichnung einer Frau, die durch ihren roten Winkel als politische Gefangene ausgewiesen ist. Sie hat den Arm schützend um eine Mitgefangene gelegt. Dies soll die Solidarität der politischen Häftlinge untereinander betonen.
   
 
   
 
   
   
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