Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Griechenland

Nein!

Die Existenz konkurrierender kommunistischer und nationalkonservativer Widerstandsgruppen, die bereits im Krieg gegeneinander gekämpft hatten, führte in Griechenland nach Ende des Zweiten Weltkrieges in einen Bürgerkrieg. Danach mußte die tiefe Spaltung der Gesellschaft überwunden werden. Der Widerstand im Zweiten Weltkrieg wurde als einer des ganzen Volkes beschworen.
Auch im politischen und kulturellen Frühling der frühen 60er Jahre wurde die Trennung zwischen links und rechts beschwiegen. So blieb es auch in der Zeit der Junta, die von 1967 bis 1974 in Griechenland herrschte.
Die anschließende Wiederherstellung der Demokratie wurde von einer starker Politisierung vor allem der Jugend begleitet. Jetzt wurde die Linke, die parlamentarische wie die außerparlamentarische, tonangebend. Ihre heroisierende Darstellung des Widerstandes dominierte nunmehr die Erinnerung an den Krieg und an die Zeit der Besatzung.
Eine weitere Zäsur gab es 1982, als die Regierungspartei den linken Widerstand offiziell würdigte. Dies ermöglichte es schließlich auch den kommunistischen Kämpfern, ihre Beteiligung am Widerstand im Krieg öffentlich zu bekennen. Durch die Versöhnung der gespaltenen Erinnerungen konnten auch die Folgen des Bürgerkrieges überwunden werden.
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In Griechenland wird bis heute nicht des Kriegsendes gedacht. Statt dessen feiert man den 28. Oktober 1940. An diesem Tag lehnte Ministerpräsident Metaxas ultimative italienische Gebietsforderungen ab. Den darauf folgenden Angriff der Italiener konnte die griechische Armee abwehren. So steht der 28. Oktober symbolisch für das „Ochi“ (Nein), das die Griechen ihren Invasoren 1940 entgegenhielten. Im kollektiven Gedächtnis gilt dieser Tag als der Beleg für die Unbesiegbarkeit der griechischen Armee und den Zusammenhalt der Nation. Am Vortag des Nationalfeiertages findet in allen Schulen ein Fest statt. Die Wände werden mit Parolen wie „Nein“, „Hoch lebe die Nation“ und „Es lebe der 28. Oktober 1940“ geschmückt. Dieses „Nein“ ist auch beliebtes Motiv für Spielzeuge, wie diese kleine Papierkulisse. Sie stellt eine Berglandschaft mit Soldaten dar, die Griechenland verteidigen. Über allem steht wie eine Verheißung ein mit Lorbeer umkränztes „Ochi“. Diese Feiern werden seit 1945 immer auf die gleiche Weise begangen. Das „Nein“ ist das einzige Widerstandssymbol, an das Linke wie Rechte lange Zeit gemeinsam erinnern konnten.
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Mit der Wiederherstellung der Demokratie konnte sich der linke Widerstand artikulieren. Spyros Meletzēs gab endlich seine Photomappen mit Bildern des bewaffneten Widerstands gegen die Besatzung heraus. Meletzēs hatte die Photographien schon einmal 1947 für eine Ausstellung vergrößert, die aber wegen des Bürgerkriegs nicht realisiert werden konnte. 1986 erschien sein Bildband „Mit den Partisanen in den Bergen“. Auf dem Titel findet sich das berühmteste Photo der Serie, der „Daskalos-Antartēs“ – Lehrer-Partisan.
   
 
   
 
   
   
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