Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Italien

Tage des Ruhms

Die Zeit zwischen der Absetzung Mussolinis 1943 und dem Ende des Krieges am 25. April 1945 wurde in Italien sehr bald als Zeit des Freiheitskampfes definiert . Seitdem gilt der Faschismus als etwas Fremdes in der italienischen Geschichte.
Schon die erste Regierung nach 1945 stellte die Widerstandsbewegung in die nationale Tradition der ersten Einigungsbewegung des 19. Jahrhunderts, des Risorgimento. In den 60er Jahren brachen die Kommunisten mit dieser Erinnerungskonstruktion. Sie machten aus dem Widerstand (Resistenza) einen rein kommunistischen (Resistenza Rossa). Diese Deutung verband jedoch nur den Teil der Gesellschaft, der mit dem Kommunismus sympathisierte.
Um 1970 entstanden linksextreme Gruppen, die sich in die Tradition der Partisanenbewegung stellten. Ein Großteil der Bevölkerung lehnte 20 Jahre nach Kriegsende mit der „Resistenza Rossa“ auch den Widerstand im Ganzen ab.
Mit dem Ende des Kalten Krieges 1989 und der Staatskrise Anfang der 90er Jahre kam es zu einer Revision der Interpretation der Resistenza. Die Rechte gab ihre Deutung der Resistenza als „Verrat“ an der Heimat auf, und die kommunistische Linke entfernte sich von der Vorstellung der Resistenza Rossa. Der Tag der Befreiung wurde zum offiziellen Feiertag erklärt. Am 2. Juni 2001, dem 55. Jahrestag der Abschaffung der Monarchie, betonte Staatspräsident Carlo Ciampi, daß die Entscheidung der Italiener für die Republik nicht zu trennen sei von der Wiederkehr der Freiheit und der nationalen Unabhängigkeit am 25. April 1945.
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1945/1946 organisierte eine der bedeutendsten Widerstandsorganisationen, das Comitato Volontari della Libertà (CVL), Ausstellungen über den Widerstand in Italien und Frankreich. In Frankreich wurden sie gezeigt, um die weltanschauliche Nähe zur französischen Widerstandsbewegung zu demonstrieren. Die Ausstellungen vermittelten gleich nach Kriegsende die Idee der Einheit von Volk und Widerstand. Der heldenhafte Protagonist war der patriotische Partisan. Dazu heißt es, die jungen Partisanen seien, in Gefechten mit der überwältigenden Stärke des Feindes konfrontiert, oft dem Tode geweiht gewesen. Dennoch könnten sie auf eine Erfolgsbilanz blicken. Ihr Opfer sei nicht umsonst gewesen, denn sie „retteten Italiens Ehre nach so viel Schande“.
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In seinem Film „Roma città aperta“ gelang es Roberto Rossellini, die Einheit zwischen Volk und Partisanen darzustellen. Ein ganzes Volk steht gegen seine Besatzer. Die wichtigste Szene des Filmes zeigt den zu Tode gefolterten Kommunisten Manfredi, dem der Priester Don Pietro in der letzten Sekunde noch zuflüstern kann, daß er nichts verraten habe. Die Einheit des Volkes wird in der Zusammenarbeit von katholischem Priester und dem Kommunisten im Widerstand sinnfällig. Dieser Film beeinflußte wie kein anderer das Verständnis des Widerstandes und trug entscheidend dazu bei, daß „Volk“ und „Resistenza“ fest verbunden waren.
   
 
   
 
   
   
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