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Österreich
Das erste Opfer
Österreich stellte sich als ein Land dar, das im März 1938 gewaltsam besetzt und im Frühjahr 1945 vom österreichischen Widerstand und den Alliierten befreit worden war. Dank dieser erfolgreichen Externalisierung der NS-Zeit und der eigenen NS-Vergangenheit konnte sich die österreichische Gesellschaft als unschuldiges Opfer des Krieges stilisieren. Der Opferstatus wurde auch als Argument gegen die Anwesenheit der Besatzungsmächte verwendet. Wenn Österreich, wie in der Moskauer Deklaration festgehalten, 1938 besetzt und 1945 von den Alliierten befreit worden war, warum wurde dann dem österreichischen Volk die Freiheit vorenthalten? Bis in die 80er Jahre beruhte die Selbstdarstellung auf dieser Opfererzählung. |
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Die Interpretation des Nationalsozialismus als fremde Gewaltherrschaft lag der von der Stadt Wien 1946 veranstalteten Ausstellung „Niemals vergessen“ zugrunde. Das Titelblatt des Begleitbandes zeigt die riesige Figur eines Proletariers, der mit einem Hammer das Hakenkreuz zerschlägt. Die Opfererzählung hatte noch nicht ihren Platz in der nationalen Erzählung gefunden. Allerdings wird die Verbindung zwischen Widerstand und Befreiung durch die Alliierten thematisiert. Dies zeigen die Fahnen der Alliierten, die jedoch von der rot-weiß-roten österreichischen beinahe überdeckt werden. |
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Die Vorstellung, eine Fremdherrschaft sei durch eine andere abgelöst worden, wird in einem Plakat zum zehnten Jahrestag des „Anschlusses“ zum Ausdruck gebracht. Zehn Jahre nach dem „Anschluß“ und drei Jahre nach Kriegsende befindet Österreich sich immer noch hinter Gittern und die Fahnen der Alliierten auf den Schatten der Gitterstäbe symbolisieren, wer über das Land herrscht. |
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