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Ukraine
Solange die Ukraine Teil der Sowjetunion war, folgten das Gedenken und die offizielle Geschichtsinterpretation dem in Moskau vorgegebenen Muster. Die Haupterzählung war die vom Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“. Da die ganze Ukraine während des Krieges besetzt war, wurde die Widerstands-erzählung dort womöglich noch stärker betont als im russischen Teil der Sowjetunion. |
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Eine geringfügige nationale Abweichung vom sowjetischen Muster konnte die Wahl von ukrainischen Schauplätzen sein, beispielsweise wenn der Krieg im ukrainischen Theater thematisiert wurde. Nicht zufällig war eines der beliebtesten Schauspiele in den 60er Jahren Vadim Sobkos „Kievskaja tetrad'“ – Kiewer Notizbuch, das von einer legendären Gruppe Kiewer Widerstandskämpfer handelt. In der von dem Bühnenbildner des berühmten Moskauer Taganka-Theaters, David Borovskij, entworfenen Szenerie symbolisieren tote Bäume, die das Versteck der Widerstandskämpfer einrahmen, deren auswegslose Situation. |
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Der verordneten Erinnerungspolitik folgend, wurde in Kiew wie in vielen anderen Städten der Sowjetunion in den späten 40er Jahren die Oper „Molodaja gvardija“ – Die junge Garde aufgeführt. Jurij Mejtus komponierte sie nach Aleksandr Fadeevs gleichnamigem Roman. Der Roman geht auf tatsächliche Kriegsereignisse zurück: den heldenhaften Widerstandskampf einer Gruppe von Komsomolzen in der Stadt Krasnodon im Donezbecken. Dieser „jungen Garde“ gelingen im Roman eine Reihe von Sabotageakten. Sie scheuen auch vor dem bewaffneten Kampf und vor der Hinrichtung von Kollaborateuren nicht zurück. Schließlich aber fallen sie durch Verrat in die Hände der Deutschen und werden gefoltert und hingerichtet.
Nach der Befreiung der Ukraine entdeckt die Rote Armee ihre Leichen in einem Massengrab. Posthum erhielten die jungen Märtyrer die Auszeichnung „Helden der Sowjetunion“. Der Entwurf für das Bühnenbild der Inszenierung an der Kiewer Staatsoper von 1947 zeigt vor flammend rotem Hintergrund eine Gruppe junger Kämpfer, die mit wehender Fahne einen Hang empor stürmen, das hohe Ziel vor Augen und bereit, jedes Opfer zu bringen. |
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