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Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen - Die Ständige Ausstellung des DHM im Zeughaus
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Ein Gang durch zwei Jahrtausende
deutscher Geschichte
Die Ausstellungsgliederung
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Der Rundweg durch die Ständige Ausstellung beginnt
im Westflügel des Zeughaus-Obergeschosses und findet im
Erdgeschoss seine Fortsetzung. Es entfalten sich neun Epochenbereiche,
beginnend im 1. Jh. v. Chr., bis zum Jahr 1994.
Obergeschoss: 1. Jh. v. Chr. – 1918 |
Erdgeschoss: 1918 – Gegenwart |
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1. Jahrhundert vor Christus bis 1500
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Frühe Kulturen und Mittelalter
Das Vordringen der Römer bis an Rhein und Donau beendete im 1. Jahrhundert
vor Christus die politische und kulturelle Eigenständigkeit der Kelten und Germanen
in Mitteleuropa. Ausgrabungsfunde bezeugen, dass militärische Konflikte wie
die Varus-Schlacht im Jahre 9 nach Christus, zunehmend aber auch rege Handelskontakte,
das Nebeneinander von Germanen und Römern dominierten. Zivilisation,
Sprache und Schrift der Römer blieben nach dem Niedergang des römischen
Staates nach dem 5. Jahrhundert lebendig und verbanden das spätere Europa.
Mit der Krönung Karls des Großen zum Kaiser im Jahr 800 ging das Reich der
Römer auf die Franken über. Karl erweiterte sein Frankenreich zum mächtigsten in
ganz Europa, vereinheitlichte Recht und Verwaltung und setzte eine Bildungsreform
in Gang. Unter den nachfolgenden Kaisern entstand bis ins 15. Jahrhundert das Heilige
Römische Reich Deutscher Nation als Lehnsverband aus zahlreichen Ländern
und regionalen Obrigkeiten. Überlieferte Zeugnisse der Alltagskultur und Werke
mittelalterlicher Kunst geben Einblicke in die Bedeutung von Religion und Reichskirche
sowie in die ständisch gegliederte Gesellschaft des Mittelalters.
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1500 – 1650
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Reformation und Dreißigjähriger Krieg
Ausgehend von den Lehren Luthers, an deren Verbreitung
der frühe Buchdruck Anteil hatte, kam es im 16. Jahrhundert
zur Reformation der Kirche, die grundlegende religiöse
und politische Wandlungen im Reich zur Folge hatte. Es
entstanden die drei Konfessionen. Die politischen Kräfte
spalteten sich in Anhänger und Gegner der Reformation.
Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 brachte für Jahrzehnte
Ruhe und beförderte vielerorts die städtische Kultur.
Um 1600 verschärften sich die konfessionellen Gegensätze
und politischen Konflikte und mündeten in den Dreißigjährigen
Krieg von 1618 bis 1648. Schauplatz dieses Krieges,
von dessen grausamen Ereignissen Graphiken und
Berichte, aber auch Rüstungen und Waffen aus den historischen
Zeughausbeständen Zeugnis geben, war das Reich. Andere europäische Mächte griffen in die Kämpfe ein,
deren religiöse Hintergründe gegenüber machtpolitischen
Interessen in den Hintergrund traten. Erst der Westfälische
Friede von 1648 schuf eine neue europäische Ordnung, die
über ein halbes Jahrhundert Frieden garantierte.
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1650 – 1789
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Vormacht und deutscher Dualismus in Europa
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges rangen mehrere Dynastien um die
Vorherrschaft in Europa, allen voran die französischen Könige und die österreichischen
Habsburger. Ludwig XIV. von Frankreich wurde zum Inbegriff des
absolut regierenden Herrschers, sein Hof zum Vorbild für das höfische Zeremoniell
und für eine Adelskultur, die sich in vielen Bauten und Luxusgütern dokumentiert.
Für die deutschen Landesherren entstand eine eingeschränkte Souveränität,
in der sich der Absolutismus in abgeschwächter Form ausprägte.
Als im Jahre 1740 Kaiser Karl VI. starb, ohne Erben zu hinterlassen, eskalierte
das machtpolitische Ringen zwischen Österreich und Preußen. Im Streit um die
Nachfolge auf dem Kaiserthron erhoben neben Preußen auch Bayern und Frankreich
Einspruch gegen die Habsburgerin Maria Theresia. Aus dem entfesselten
österreichischen Erbfolgekrieg gingen fünf europäische Großmächte hervor, die
jetzt um die Durchsetzung ihrer wechselnden Interessen rangen: England und
Frankreich kämpften um die Besitzungen in Übersee. Österreich und Preußen
führten von 1756 bis 1763 Krieg um Schlesien. Nach dem Ende des Siebenjährigen
Krieges richtete sich der Expansionsdrang Österreichs, Preußens und Russlands gegen Polen.
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1789 – 1871
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Französische Revolution bis zweites deutsches Kaiserreich
Die Auswirkungen der Französischen Revolution verbreiteten sich
in ganz Europa und führten zu Kriegen, in deren Verlauf das Heilige
Römische Reich 1806 zusammenbrach. Unter Napoleon reichte
Frankreichs Macht um 1812 bis weit nach Mitteleuropa und ermöglichte
in Preußen und in den neuen Rheinbundstaaten politische
und gesellschaftliche Reformen. Nach dem militärischen Sieg über
den französischen Kaiser, der auf Großgemälden und mit Trophäen
gefeiert und überliefert wurde, waren die politischen und territorialen
Veränderungen nicht mehr rückgängig zu machen. Der Wiener
Kongress 1814/15 stellte die alten Monarchien wieder her und brachte
für lange Zeit eine stabile Friedensordnung. In den Staaten des
Deutschen Bundes konnten große industrielle Zentren entstehen
und Verkehrs- und Handelsverbindungen ausgebaut werden.
Die Unterdrückung liberal-demokratischer und nationaler Bewegungen
führte zu den Revolutionen von 1848/49, in deren Folge die
erste deutsche Nationalversammlung in Frankfurt zusammentrat
und ein Verfassungswerk erarbeitete. Die Errichtung eines demokratischen
Verfassungs- und Rechtsstaates gelang in Deutschland
jedoch noch nicht. 1871 wurde nach drei Kriegen gegen Österreich,
Dänemark und Frankreich unter preußischer Vormacht das Deutsche
Reich als Nationalstaat gegründet.
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1871 – 1918
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Kaiserreich und Erster Weltkrieg
Das Deutsche Reich entstand 1871 als konstitutionell-monarchischer
Bundesstaat. Der preußische König Wilhelm I. wurde als deutscher Kaiser
zum Staatsoberhaupt. Reichskanzler Otto von Bismarck versuchte
die Stellung des Reiches durch eine europäische Bündnispolitik zu
sichern. Innenpolitisch strebte er an, das neue Reich durch eine autoritäre
Staatsführung unter Wahrung des gesellschaftlichen Gleichgewichtes
zu festigen. 1888 wurde Wilhelm II. Kaiser. Er förderte anfangs
sozialpolitische Reformen, lehnte aber eine Demokratisierung des Kaiserreiches
ab. Um die Jahrhundertwende erlaubte ein wirtschaftlicher
Aufschwung Unternehmern und Bildungsbürgern den Aufstieg zu neuen
Eliten, überdeckte jedoch große innenpolitische Konflikte. Versuche,
die Arbeiterschaft und die Sozialdemokratie in den Staat einzugliedern,
scheiterten am Widerstand agrarischer, industrieller und bürgerlicher
Interessen. Nationalismus, wirtschaftlicher Expansionsdrang und sozialer
Unfriede erzeugten ein Klima, in dem der Friede zunehmend als Einschränkung
empfunden wurde.
1914 führten die machtpolitischen Gegensätze in Europa und der
Rüstungswettlauf in den Ersten Weltkrieg. Die Erwartung eines schnellen
Sieges wurde im Trommelfeuer des Stellungskrieges zunichte
gemacht. 1918 kapitulierte Deutschland, Wilhelm II. musste abdanken.
Der Krieg setzte in Deutschland und in anderen Teilen Europas neue
republikanische Kräfte frei.
Mit den Darstellungen zu den Ereignissen am Kriegsende 1918 endet der Rundgang im Obergeschoss des Zeughauses. Über die Osttreppe
gelangt man in das Foyer und weiter in den Ostflügel des Erdgeschosses,
in dem die Ständige Ausstellung mit der Zeit der Weimarer
Republik ihre Fortsetzung findet. Entgegen dem Uhrzeigersinn hat der
Besucher in den nachfolgenden Räumen Gelegenheit, sich über die
Abläufe der nun folgenden Zeitabschnitte zu informieren:
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1918 – 1933
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Weimarer Republik
Aus den revolutionären Erschütterungen nach dem Ende
des Ersten Weltkrieges 1918 ging das Deutsche Reich als
parlamentarische Demokratie hervor. Die Besetzung des
Ruhrgebietes, die Inflation und schwere wirtschaftliche
Krisen bedrohten den Zusammenhalt der jungen Weimarer
Republik. In der zerrissenen Parteienlandschaft bestanden
gegensätzliche Vorstellungen von der politischen
Gestaltung Deutschlands. Linke wie rechte Extremisten
bekämpften die demokratische Ordnung. Während einer
kurzen Phase relativer Stabilität erholte sich die Wirtschaft,
und avantgardistische Formen in Kunst und Kultur erlebten
eine Blütezeit. Den häufig wechselnden Reichsregierungen
gelang es nicht, wirksame Mittel gegen soziale Not
und Arbeitslosigkeit zu finden. In der Weltwirtschaftskrise
verschärfte sich die Lage. Die politische Radikalisierung der
Bevölkerung ermöglichte den Aufstieg der NSDAP zur
Massenpartei mit der stärksten Fraktion im Reichstag.
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1933 – 1945
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NS-Regime und Zweiter Weltkrieg
Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933
errichteten die Nationalsozialisten in kurzer Zeit eine Diktatur,
die Deutschland durch eine radikale Umgestaltung
von Staat und Gesellschaft auf einen Krieg vorbereitete.
Politische Gegner verfolgte der NS-Staat mit brutaler
Gewalt. Juden sowie all jene, die den rassischen Idealen der
NS-Ideologie nicht entsprachen, wurden aus der "Volksgemeinschaft" ausgegrenzt.
Mit dem deutschen Überfall auf Polen 1939 begann der
Zweite Weltkrieg. Bis 1941 besetzte die Wehrmacht Dänemark,
Norwegen, die Beneluxstaaten, Frankreich, Griechenland,
Jugoslawien und Teile Nordafrikas. Beim Angriff
auf die Sowjetunion 1941 folgten Einsatzgruppen aus SS
und Polizei der vorrückenden Wehrmacht und ermordeten
Hunderttausende Juden, Sinti und Roma sowie sowjetische
Funktionäre. Ab 1942 setzte der NS-Staat alle Mittel ein,
um den systematischen Völkermord an den europäischen
Juden in Vernichtungslagern zu organisieren und millionenfach
umzusetzen.
Eine von der Sowjetunion, Großbritannien und den
USA geführte Kriegskoalition stellte sich den deutschen
Angriffskriegen entgegen. Nach der Landung in der Normandie
1944 schlugen die alliierten Truppen die deutsche
Wehrmacht an allen Fronten zurück und drangen nach
Deutschland vor. Die Rote Armee startete im April 1945 den
Angriff auf Berlin. Mit der bedingungslosen Kapitulation
Deutschlands am 8. Mai 1945 waren die NS-Herrschaft und
der Zweite Weltkrieg in Europa beendet, der über 50 Millionen
Menschenleben gefordert hatte.
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1945 – 1949
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Deutschland unter alliierter Besatzung
Nach der Kapitulation teilten die Alliierten das durch den Krieg in weiten Teilen
verwüstete Land in vier Besatzungszonen auf. Die Gebiete östlich von Oder und
Neiße wurden polnischer bzw. sowjetischer Verwaltung unterstellt. Mehr als 12
Millionen Flüchtlinge und Vertriebene strömten aus dem Osten in die von den Siegermächten
verwalteten Zonen. Der Kampf ums tägliche Überleben band die Kräfte
und drängte die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und seinen Verbrechen
in den Hintergrund. Möglichkeiten politischer Mitgestaltung hatten die Deutschen
anfangs nur in geringem Umfang. Eine gemeinsame Politik der Alliierten
gegenüber Deutschland scheiterte mit dem Beginn des »Kalten Krieges«. Die
Sowjetunion trieb den Umbau ihrer Zone nach sowjet-sozialistischen Leitbildern
voran, während die West-Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich ihre
Besatzungsgebiete in das Staatenbündnis der westlichen Demokratien zu integrieren
suchten.
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1949 – 1994
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Geteiltes Deutschland und Wiedervereinigung
Seit 1949 existierten zwei deutsche Staaten. Die Deutsche
Demokratische Republik errichtete eine sozialistische Einparteienherrschaft
nach sowje- tischem Vorbild. Die Bundesrepublik
Deutschland entstand unter dem Einfluss der
Westalliierten als demokratischer, föderalistischer Staat.
Die Grenze zwischen beiden Staaten bildete zunächst Stachel- draht,
ab 1961 die von der DDR errichtete Mauer. Die
Außenpolitik war geprägt durch den »Kalten Krieg« der
Großmächte. In den 1970er Jahren begann dennoch ein
von den Weltmächten getragener Entspannungsprozess.
Während Westdeutschland trotz Wirtschaftskrisen und
innenpolitischer Konflikte den demokratischen Grundsätzen
verpflichtet blieb, beschleunigten Ende der 1980er Jahre
die hohe Staatsverschuldung, die unflexible Planwirtschaft
und die starren Machtstrukturen den Untergang des
DDR-Regimes. Die Öffnung der Berliner Mauer besiegelte
1989 das Ende des DDR-Staates und ebnete den Weg zum
Beitritt zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 mit
Zustimmung der Alliierten im Zwei-plus-Vier-Vertrag. Berlin
wurde Hauptstadt und Regierungssitz.
Den Schlusspunkt der ständigen Ausstellung bildet ein
Raum mit wechselnden Ausblicken auf Neuerwerbungen
sowie Nachrichten zu aktuellen Ereignissen.
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