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Tomi
Ungerer
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Verlag AG Zürich
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1931
Jean Thomas Ungerer, genannt Tomi, wird in Straßburg am 28. November als
vierter und jüngster Sohn des Ehepaares Ungerer geboren. Der Vater Théodore
ist gemäß der Familientradition Uhrenmacher, er betätigt sich darüber
hinaus aber auch als Künstler und Historiker. Die Mutter Alice, geborene
Essler, stammt aus einer oberrheinischen Industriellenfamilie.
1935
Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie Ungerer nach Logelbach bei Colmar.
1939/1945
Nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 annektieren die Deutschen
das Elsaß. Das Haus der Familie Ungerer wird von der deutschen Wehrmacht
beschlagnahmt, die gegenüberliegenden Haussmann-Werke werden in ein Gefangenenlager
umgewandelt. Tomi Ungerer besucht die "Matthias Grünewald-Schule, Oberschule
für Jungen", deren Unterricht von intensiver Germanisierung und systematischer
nationalsozialistischer Indoktrination geprägt ist. Während des Winters
1944/45 erlebt der Junge in der "Poche de Colmar", der dreimonatigen Schlacht
um den Colmarer Brückenkopf, die Schrecken des Krieges.
1945
Nach der Kapitulation Deutschlands wird das Elsaß wieder französisch.
Der Unterricht in französischer Sprache wird aufgenommen, Elsässisch wird
verboten.
1946/1948
Als Pfadfinder unternimmt Tomi Ungerer zahlreiche Fahrten mit dem Fahrrad
durch Frankreich.
1950/1951
In einem Schulheft beurteilt ein Lehrer den Jungen als "pervers und subversiv".
Tomi Ungerer scheitert am zweiten Teil seiner Abiturprüfung, woraufhin
er sich entschließt, zum Nordkap in Lappland zu trampen.
1952
Ungerer tritt als berittener Soldat in die französischen Saharatruppen
in Algerien ein, erkrankt jedoch bald schwer und wird schließlich ausgemustert.
1953
Im April Rückkehr nach Straßburg, im Oktober Eintritt in die Ecole Municipale
des Arts Décoratifs.
1954
Nach dem Verlassen der Schule arbeitet Ungerer als Schaufensterdekorateur
und Werbezeichner für lokale Unternehmen. Er beginnt sich für die USA
zu interessieren und besucht häufig das Centre Culturel Américain. Zahlreiche
Reisen führen ihn durch ganz Europa.
1956
Tomi Ungerer reist per Schiff nach New York, mit 60 Dollar in der Tasche
und mit einer Mappe voller Zeichnungen und Manuskripte. Heirat mit der
Amerikanerin Nancy White.
1957
Ungerers erstes Kinderbuch, "The Mellops Go Flying", erscheint im Verlag
Harper & Row und erhält den berühmten Preis des "Spring Book Festival".
Für Maschinen von Burroughs gestaltet Ungerer seine erste Werbekampagne
und zeichnet zugleich für die Zeitschriften "Esquire", "Life", "Holiday",
"Harper's Magazin", "The New York Times", daneben arbeitet er auch für
das Fernsehen. In München lernt Ungerer Daniel Keel kennen, dessen Züricher
Verlag Diogenes die Mehrzahl von Ungerers Büchern publizieren wird.
1958/1962
Ungerer vervollständigt seine Serie der "Mellops" und veröffentlicht eine
Reihe weiterer Kinderbücher.
1962
Unter Schirmherrschaft von Willy Brandt widmet die Stadt Berlin Tomi Ungerer
seine erste große Ausstellung. Ungerers erste Tochter Phoebe wird geboren.
1966
Das Buch "The Party" erscheint, das die New-Yorker Gesellschaft karikiert.
1970/1971
Mit seiner zweiten Frau Yvonne Wright verläßt Ungerer nach dreizehnjährigem
Aufenthalt New York und läßt sich im kanadischen Neuschottland nieder.
1971/72
Tomi Ungerer entwirft Zeichnungen für eine Kampagne der SPD unter Willy
Brandt.
1975
Ungerer entdeckt seine Heimat neu: Mit einer großen Ausstellung im Musée
d'Art Moderne seiner Geburtsstadt Straßburg dokumentiert er seine Bindung
ans Elsaß. Das im Diogenes Verlag veröffentlichte "Große Liederbuch",
eine Sammlung alter deutscher Volkslieder, illustriert der Künstler mit
elsässischen Landschafts- und Städtebildern.
1976
Umzug mit Yvonne nach Südirland, wo die Kinder Aria (1976), Lukas (1978)
und Pascal (1980) geboren werden. Seiner Geburtsstadt Straßburg vermacht
Ungerer seine Sammlung mechanischer Spielsachen.
1979
Die Bücher "Babylon" und "Politrics" erscheinen, deren Zeichnungen die
zeitgenössische Gesellschaft und Politik persiflieren. Ungerer schenkt
der Stadt Straßburg über 3 000 Zeichnungen.
1981
Erste große Retrospektive im Musée des Arts Décoratifs in Paris.
1983
Ungerer
erhält den Jacob-Burckhardt-Preis der Johann-Wolfgang-Goethe-Stiftung
in Basel.
1984
Ungerer wird zum "Commandeur de l'Ordre des Arts et Lettres" ernannt.
1986
Das Buch "Schutzengel der Hölle", in dem Ungerer zeichnerische Reportagen
aus dem Hamburger Prostituiertenmilieu veröffentlicht, erscheint.
1987
Der französische Kulturminister Jack Lang beruft Tomi Ungerer zum Mitglied
der Interministeriellen Deutsch-Französischen Kommission.
1988
Ungerer
zeichnet Pläne für ein Denkmal zur Zweitausendjahrfeier seiner Geburtsstadt
Straßburg: Mit einem "Aquädukt des Janus" möchte Ungerer die zwiespältige,
von Frankreich und Deutschland gleichermaßen geprägte Kultur der Stadt
versinnbildlichen.
1989
Für
die Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution entsteht eine Folge
von Zeichnungen, die in dem Portfolio "Liberté, Egalité, Fraternité" zusammengefaßt
werden.
1990
Ungerer gründet in Straßburg die Gesellschaft "Kulturbank" zur Förderung
des deutsch-französischen Kulturaustauschs. In Paris wird Tomi Ungerer
der Orden der Ehrenlegion verliehen. Anläßlich des internationalen Tierschutzkongresses
in Basel werden die Zeichnungen zum Buch "Amnesty Animal" ausgestellt,
die Ungerers Engagement für den Tierschutz bezeugen.
1991
Aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages wird der erste Band von Ungerers
Erinnerungen
"A la guerre comme à la guerre" ("Im Krieg ganz wie im Krieg") veröffentlicht.
Der Stadt Straßburg überläßt Ungerer eine weitere Schenkung von über 4
500 Zeichnungen.
1992
Der Künstler wird unter den "500 World Leaders of Influence" des Amerikanischen
Biographischen Instituts aufgeführt. Er beteiligt sich an zahlreichen
humanitären Hilfsaktionen, zeichnet für das Französische Rote Kreuz und
engagiert sich im Kampf gegen Aids.
1993
Für seinen Einsatz für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen wird
Ungerer das Bundesverdienstkreuz verliehen. In deutscher Sprache erscheint
"Die Gedanken sind frei", ein Buch über seine Jugenderfahrungen im Elsaß
während der deutschen Besatzungszeit.
1994
Unter dem Titel "Poster" werden Ungerers kommerzielle Arbeiten zur Werbung
publiziert. Im "Liederlichen Liederbuch" veröffentlicht der Künstler erotische
Zeichnungen.
1995
Tomi Ungerer wird der französische "Große Nationalpreis für Graphik" verliehen.
1998
Ungerer erhält für seine Kinderbücher den "Hans-Christian-Andersen-Preis".
1999
Das Kinderbuch "Otto. Autobiographie eines Teddybären" erscheint im Diogenes
Verlag.
2001
Eröffnung des Tomi-Ungerer-Museums in Straßburg.
Interview
mit Tomi Ungerer
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