Presseinformation
zum Dokumentarfilm
„Verkaufte Seelen – der Große
Kurfürst und die Sklaven“
ein Film von Gorch Pieken und
Christian Schumacher
Sendetermin:
11. Nov. 2005
23:45 Uhr
Arte
Auch Deutsche waren am internationalen Sklavenhandel
beteiligt. Für kurze Zeit waren sie die erfolgreichsten
Menschenhändler auf dem Atlantischen Ozean.
Auf der Grundlage neuer und überraschender
Forschungsergebnisse zeigt der in Zusammenarbeit
mit dem Deutschen Historischen Museum entstandene
Film den frühneuzeitlichen Menschenhandel am
Beispiel Brandenburg-Preußens.
Viele Millionen Afrikaner wurden von den Europäern
in die Sklaverei getrieben. Auch Deutsche erhofften
sich hohe Gewinnspannen durch ihre Beteiligung am
internationalen Geschäft mit den Sklaven.
Ohne ein einziges Schiff zu besitzen, fasst der
Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von
Brandenburg den Plan, aus dem kleinen Land eine
Seefahrernation zu machen. Unter Aufbietung aller
Kräfte baut er die erste kleine Flotte in der
Geschichte Brandenburg- Preußens. Die Schwierigkeiten
scheinen unüberwindlich: der wichtigste Schiffsbauplatz
der Brandenburger liegt mitten im Land 200 Kilometer
vom nächsten Meer entfernt, das arme Fürstentum
ist auf ausländisches Kapital angewiesen und
in Afrika dulden die großen europäischen
Seemächte keine Konkurrenz.
Mit viel Glück gelingt den Brandenburgern
das scheinbar Unmögliche: sie können sich
an drei Punkten der afrikanischen Küste festsetzen
und in das große Geschäft mit Sklaven
einsteigen.
Die 90er Jahre des 17. Jahrhunderts zählen
zu den ertragreichsten Jahren im transatlantischen
Geschäft der Brandenburger. Allein 1693 transportieren
brandenburgische Schiffe doppelt so viele Versklavte
aus Afrika in die Karibik als die Engländer
und dreimal so viele als die Holländer.
Unter den Decks der deutschen Schiffe herrschen
dieselben unvorstellbaren Bedingungen, wie bei der
europäischen Konkurrenz. Die körperlichen
Grausamkeiten und Verletzungen werden von unmenschlichen
Demütigungen und Entwürdigungen begleitet.
Geradezu unmöglich ist es, die Namen und Geschichten
der unglücklichen und verzweifelten Menschen
herauszufinden. In den amtlichen Dokumenten haben
die Sklaven keine Stimme, kein Gesicht. Sie sind
registriert, doch sie tragen keine Namen. Ihre Nachfahren
leben heute in Rio de Janeiro, Barbados und New
York, ihre Vergangenheit ist jedoch aus allen Geschichtsbüchern
herausgefallen.
Der überwiegend in Afrika und der Karibik
gedrehte Film vermittelt die Perspektive der Opfer
ebenso wie die globalen Zusammenhänge. Alle
relevanten Orte des Geschehens finden sich in der
filmischen Spurensuche – darunter drei Schauplätze
des internationalen Sklavenhandels in Übersee
die noch von keinem Kamerateam zuvor besucht worden
sind. Die Zuckerindustrie war eine tödliche
Industrie – das war der Grund für den
Sklavenhandel. Interviews mit Amerikanern, Afrikanern
und Europäern, mit Historikern, Bankern und
Stammeshäuptlingen vermitteln ein vielschichtiges
Bild des Phänomens Sklaverei, das noch heute
– 300 Jahre später – bei den Nachgeborenen
Erinnerungen und Gefühle freisetzt.
Kontakt: Gorch Pieken, pieken@dhm.de,
Tel.: 030 20304210
© dipol-film, 2005
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