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Das Gedicht Thors
Hammerwurf von Felix Dahn, das in den davorliegenden
Jahren in verschiedenen völkischen Zeitschriften
veröffentlicht wurde, könnte man als Kommentar neben
Kaulbachs Gemälde stellen: »Thor stand am
Mitternacht-Ende der Welt,/ Die Streitaxt warf er, die
schwere:/ Soweit der sausende Hammer fällt,/ Sind
mein das Land und die Meere!/ Und es flog der
Hammer aus seiner Hand,/ Flog über die ganze Erde,/ Fiel
nieder an fernsten Südens Rand,/ Daß alles sein eigen
werde./ Seitdem ists freudig Germanenrecht,/ Mit
dem Hammer Land zu erwerben:/ Wir sind von des
Hammergottes Geschlecht/ Und wollen sein Weltreich
erben.« Im Gegensatz zum angriffslustigen Tenor des
Gedichtes ist die Germania mit erhobenem Schild
jedoch im Begriff, ihr Schwert zu heben, um sich zu
verteidigen. Und während die Krone der grimmig
entschlossen blickenden Germania an die ottonische
Reichsinsignie denken läßt, sind die Rüstung und ihr
gesamter Habitus der Bildwelt von Richard Wagners Opern
verpflichtet: der flammende Himmel als Bild des Krieges
erinnert an die Götterdämmerung.
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