Prolog: Die Friedliche Revolution
Im Sommer 1989 geriet die DDR in eine existentielle Krise: Die marode Planwirtschaft konnte die Bevölkerung kaum noch versorgen, das SED-Regime besaß in den Augen der meisten DDR-Bürger weder Glaubwürdigkeit noch Legitimität. Die Weigerung der Staatsführung dem Reformkurs Michail Gorbatschows in der Sowjetunion zu folgen, verschärfte die Situation.
Nachdem Ungarn ein Loch im „Eisernen Vorhang“ geöffnet hatte, setzte eine Fluchtwelle von Ostdeutschen in die Bundesrepublik ein. Gleichzeitig formierten sich zahlreiche Oppositionsgruppen, die eine demokratische Erneuerung der DDR anstrebten. Sie wurden zu Wortführern einer friedlichen Revolution. Ihren Massendemonstrationen und Diskussionsforen hatte die erstarrte Staats- und Parteiführung ohne wirtschaftlichen Rückhalt und militärische Unterstützung aus Moskau nichts entgegenzusetzen.
Mit dem Mauerfall am 9. November endete die SED-Diktatur. Seit Dezember trafen sich Vertreter der Oppositionsgruppen und reformorientierte Vertreter der alten Ordnung am „Runden Tisch“. Das Gremium forderte die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit und bereitete freie Wahlen sowie eine demokratische Verfassung vor.
Seit Mitte November waren auf den Straßen neue Forderungen zu hören: Mit dem Ruf „Deutschland einig Vaterland“ bekundeten immer mehr Menschen den Wunsch nach einer baldigen Vereinigung mit der Bundesrepublik. Die deutsche Revolution ging in ihre zweite Phase über: die Wiedervereinigung.