5.3. Die Wasserqualität
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fische gelten als Messgeräte für Wasserverschmutzungen, da es Fischarten gibt, die sehr empfindlich auf bestimmte Chemikalien reagieren und Gifte um eine weit höhere Konzentration als im Wasser in ihrem Körper speichern. Da die Fische nur mit eingeschränkten Möglichkeiten vor den gefährlichen Stoffen flüchten können, wirkt sich eine Veränderung in erster Linie auf die Fische aus. In diesem Sinne ist es interessant sich mit der veränderten Wasserqualität zu befassen.

Hier haben wir uns auf die letzten 50 Jahre beschränkt, da wir von vorher keine schriftlichen oder mündlichen Quellen gefunden haben.

In der Broschüre, „Der Rhein Gestern, Heute, Morgen“ [1] wird die Entwicklung der Wasserqualität des Rheins von 1947 bis 1997 dargestellt.

In den Jahren, die unmittelbar nach dem Krieg folgten, dachte man allein an das Überleben. Die Städte waren verwüstet, Brücken waren zerstört und der Schiffsverkehr war behindert. Die Menschen in Rheinland-Pfalz litten Not und noch bis Ende der 50er Jahre herrschte Armut. Dadurch, dass Wirtschaft, Industrie und Verkehr nur langsam wuchsen, gab es auch keine schwerwiegende ökologische Belastung für den Rhein. Man konnte bedenkenlos in ihm schwimmen und Fische sowie Kleinlebewesen gab es genügend. [2]

Bereits für 1955 lassen sich punktuelle Belastungen nachweisen. Vor allem unterhalb der industriellen Einleitungen registrierte man große Verschmutzungen. Zum Beispiel wurden Säurehaltige Abwässer eingeleitet. Vorwiegend war die Gegend um Mannheim und Ludwigshafen durch die Ableitungen der Zellstofffabriken belastet, so dass sogar die Netze der Berufsfischer verstopften. Die Firmen bezahlten den Fischern als Entschädigung Nylonnetze, die nicht so leicht verstopften. Aber auch der Rheinabschnitt um Mainz war sehr stark verschmutzt. Wiederaufbau und wirtschaftlicher Aufschwung standen an erster Stelle, so dass sich niemand mit der Abwasserproblematik befasste. Es gab noch keine Gesetze und Regelung zum Gewässerschutz. [3]

Bis 1972 hatte sich der Rhein zu einer Kloake entwickelt. Fischsterben war an der Tagesordnung und die lebenden Fische waren ungenießbar, so dass sie von den Fischern nur schwierig verkauft werden konnten. Im Jahre 1971 verendeten sogar sämtliche Fische von der Mainmündung bis nach Köln. Die Belastung war so hoch, dass es zeitweise im Rhein bei Koblenz gar keinen Sauerstoff mehr gab. Die übermäßig verschmutzten Bereiche lagen zwischen Ludwigshafen und Mainz. Nur einige Abwassertolerante Kleinlebewesen lebten noch in diesem Abschnitt. [4]

 

Bereits seit den 60er Jahren gab das Erscheinungsbild des Rheins Anlass zu erheblicher Sorge. Um den Zustand der Gewässer darstellen zu können, wurde 1974 eine „Gewässergütekarte der Bundesrepublik Deutschland“ eingeführt, so dass Veränderungen festgestellt und bewertet werden konnten. Die Qualität wird in sieben Stufen unterteilt:

 

Güteklasse I=       unbelastet bis sehr gering belastet 

Güteklasse I-II=   gering belastet (große Artenvielfalt)

Güteklasse II=      mäßig belastet (sehr große Artenvielfalt)

Güteklasse II-III= kritisch belastet (noch ertragreiches Fischgewässer)

Güteklasse III=    stark verschmutzt (mit periodischem Fischsterben ist zu rechnen)

Güteklasse III-IV= sehr stark verschmutzt (Fische nicht auf Dauer und dann nur örtlich begrenzt anzutreffen)

Güteklasse IV = übermäßig verschmutzt (Fische fehlen; bei starker toxischer Belastung biologische Verödung). [5]

 

Die Wasserbeschaffenheit des Rheins 1972. [6]

 

 

 

Bereits schon 1976 schrieb die MAZ, dass der Sauerstoffgehalt bei mehr als 7 Milligramm pro Liter liegt, womit die Sättigungsgrenze erreicht wurde und dass es seit 1972 in Rheinland- Pfalz 150 Kläranlagen gibt. [7]   Auch wenn 1976 das Wasser im Rhein noch nicht wieder gut war, so muß es zumindest etwas besser geworden sein.

Bis 1984 wurden entscheidende Schritte zur Verbesserung der Wasserqualität gemacht. Außer an einer kurzen Strecke unterhalb von Ludwigshafen, war der Rheinabschnitt in Rheinland-Pfalz nur noch mäßig belastet (Güteklasse II).

Die Wasserbeschaffenheit 1984 [8]

 

Mit dem Inkrafttreten des Abwasserabgabengesetzes 1978 war Abwasserreinigung erstmals auch wirtschaftlich zweckmäßig. Die Inbetriebnahme der Kläranlage der BASF 1974 führte zu einer erheblichen Entlastung des Gewässers. Die Verbesserung der Rheinwasserbeschaffentheit ermöglichte einer Vielzahl von Lebewesen, den Rhein wieder zu besiedeln. Eine Genesung des Rheins war in greifbarer Nähe. [9] Ein Chemieunfall bei Sandoz führte 1986 führte zu einer Katastrophe. Am 1.11.1986 stand bei Basel ein Lager mit 1300 Tonnen Chemikalien in Flammen. Das Löschwasser wurde in den Rhein geschwemmt und färbte diesen rot. Ein Chemikaliencocktail mit ca. 10 Tonnen Pflanzenschutzmittel gelangte in das Gewässer und die Folge war der Tot von Insekten und Kleinlebewesen sowie Tonnen von toten Fischen, vor allem Aale. Ein Abschnitt von 100 Kilometern wurde massiv geschädigt. Man befürchtete, dass die bisherigen Bemühungen zum Schutze des Rheins zunichte gemacht wurden. [10] Die Katastrophe bei Sandoz war Auslöser für  viele weitere nationale wie internationale Gewässerschutzmaßnahmen. dadurch konnte sich der Rhein erfreulich schnell erholen. Ein Jahr danach waren kaum noch Beeinträchtigungen durch das Unglückes feststellbar. Der Schrecken bei den Rheinanliegern saß tief, so dass eine Vielzahl an Projekten in Angriff genommen wurden, unter anderem:

-Sicherheit gegen Betriebsstörungen in der Industrie durch technische      Vorkehrungen und Meldesysteme

- Reduzierung der schädlichen Substanzen in zehn Jahren um 50% Prozent.

- Bau von Rheingütestationen zur Gewässerüberwachung

- Reduzierung der Nährstoffe Phosphor und Stickstoff um die Massenentwicklung von Algen zu stoppen

Die Maßnahmen hatten Erfolg. Die Anzahl der Schadensfälle gingen deutlich zurück. Auch die Mainzer Allgemeine Zeitung berichtete über den verbesserten Wasserzustand. Es gab eine Verringerung der leicht abbaubaren Schadstoffe um 97 Prozent und eine Sauerstoffanreicherung des Wassers. [11]

Das nach dem Sandoz-Unglück beschlossene Aktionsprogramm der IKSR (Internationale Kommission zum Schutz des Rheins) erzielte neben der Reduzierung der gefährlichen Stoffe auch eine Verbesserung des gesamten Rheinökosystems (Aktion „Lachs 2000“). So sollen früher vorhandene Fischarten wie der Lachs wieder im Rhein heimisch werden.

Obwohl sich die Wasserqualität in Laufe der Jahre deutlich verbessert hat, ist einen kontinuierliche Überwachung notwendig, da immer wieder neue unbekannte Substanzen in den Rhein gelangen. Diese Stoffe zu erkennen und ihre Einleitung zu verhindern ist schwierig und gehört weiterhin zu den Aufgaben der Wasser-Untersuchungsstation. [12]

 



[1] MINISTERIUM FÜR UMWELT UND FORSTEN, Der Rhein. S.12-24.

[2] Ebenda S.12.

[3] Ebenda S. 14.

[4] Ebenda S.16.

[5] Verkürzt übernommen Aus: LENNINGER, Lebensader Rhein. S.55.

[6] MINISTERIUM FÜR UMWELT UND FORSTEN, Der Rhein. S.16.

[7] MAZ, 16./17. 06. 1976: Im Rhein gibt`s wieder Forellen.

[8] MINISTERIUM FÜR UMWELT UND FORSTEN, Der Rhein. S.18.

[9] Ebenda S.18.

[10] Ebenda S.20.

[11] StaatsZeitung, 30.10.1999: Wasserzustand eindeutig verbessert.

[12] siehe Interview mit Dr. Engel.