3.2. Lasttier in der Forstwirtschaft
Ein weiteres Einsatzgebiet neben der Nutzung im Steinbruch, in der
Landwirtschaft, Molkerei, Feuerwehr und Post ist der Gebrauch von
Pferden in der Forstwirtschaft. Im 19. Jahrhundert wurden fast ausschließlich
Pferdegespanne benutzt. Teilweise waren aber auch Ochsengespanne
im Einsatz. Das hieß sowohl für die Pferdegespanne als
auch für die Waldarbeiter schwere Arbeit, denn die Gespanne
wurden überwiegend zur Rückung des Holzes aus den Wäldern
an die Fuhrwerke und Straßen eingesetzt. Sie mussten Lang-
, Schicht- , Stangen- und Reiserholz auf Plätze beziehungsweise
Abfuhrstraßen bringen. Diese Holztransporte gingen aber unter
anderem zur Eisenbahn und zu Sägewerken. Die Pferdegespanne
wurden auch zum Transport von Forstpflanzen, wie zum Beispiel Bäume
zur Neuanpflanzung oder dem Transport von Wegbaumaterial eingesetzt.
Außerdem dienten sie dem Forstarbeiter bei der Bearbeitung
von Anzuchtstätten sowie zu der Bearbeitung von forsteigenen
Wiesen und Feldern, welche für die Gewinnung von Futter für
Pferde und Wild gebraucht wurden.
Welche Pferde wurden eingesetzt?
Das ist eine ziemlich schwer zu beantwortende Frage! Überwiegend
wurden Herrn Miersch, dem ehemaligen Leiter des Forstamts Grimma
zufolge, Kaltblutpferde, aber auch schwere Warmblutpferde und später
sogar Haflinger eingesetzt.
Durch das Aufkommen von Maschinen in der Forstwirtschaft wurden
Pferde immer weniger gebraucht. Doch nach dem 2. Weltkrieg kam der
Einsatz von Pferdegespannen wieder "in Mode", da der Krieg
einen großen Treibstoff- und Reifenmangel hervorbrachte. Mit
der Verordnung vom Dezember 1946 wurden alle Pferde- und Ochsenbesitzer
herangezogen, um in den Wintermonaten die großen Mengen von
Kalamitätshölzern¹ zu rücken und auch abzufahren.
Diese Verordnung wurde erlassen, da der staatliche Waldbesitz keine
eigenen Kapazitäten an Traktoren beziehungsweise Pferden hatte.
Die Holzrückung und der Holztransport erfolgte in den Sommermonaten
sowie teilweise auch in den Wintermonaten durch private Unternehmen
und Landwirtschaftsbetriebe.
Erst zu Beginn der fünfziger Jahre wurden in der damaligen
DDR staatliche Forstwirtschaftsbetriebe gebildet. Diese besaßen
auch eigene Fuhrparks, das heißt sie besaßen eigene
Pferde, Traktoren, Kettenschlepper² und LKWs . Der staatliche
Forstwirtschaftsbetrieb Grimma besaß in den sechziger beziehungsweise
siebziger Jahren bis zu 26 eigene Pferdegespanne. Jedoch gehörten
zum Forstwirtschaftsbetrieb Grimma 7 Kreise und dadurch ist es auch
sehr schwer die Anzahl im Einsatz gewesener Gespanne im Muldentalkreis
zu bestimmen. Herr Miersch schätzt, dass es im heutigen Muldentalkreis
zur damaligen Zeit etwa 12 Gespanne gab.
Mit der Zunahme der modernen Technik, die sogar speziell für
die Forstwirtschaft entwickelt wurde, wurden die Gespanne völlig
in den Hintergrund gedrängt. Ende der siebziger Jahre verschwand
somit auch im Muldentalkreis das letzte Pferd in der Forstwirtschaft.
Man weiß jedoch nicht, ob der Grund dafür die neue Technik
oder die Pflege der Pferde war.
Warum Pflege?
Das ist eine sehr leicht zu beantwortende Frage! Es fanden sich
in der damaligen Zeit immer weniger Forstangestellte, die sich für
die Fütterung und Betreuung der Gespanne am frühen Morgen,
späten Abend und natürlich auch am Wochenende bereit erklärten.
Da die Forstarbeiter damals durchschnittlich um 7 Uhr mit ihrer
Arbeit anfingen, mussten sie schon um 4 Uhr aufstehen, denn die
Fütterzeit der Pferde betrug etwa 2 Stunden. Jetzt muss man
sich auch noch vorstellen, dass der Forstarbeiter diese zusätzliche
Arbeit jeden Tag und am Wochenende machen musste.
Dies bedeutete für ihn eine starke Einschränkung seiner
Freizeit und somit hatte er im Laufe der Zeit immer weniger Interesse
an seiner eigentlichen Arbeit im Forst. Er will schließlich
auch mal etwas Zeit mit seiner Familie verbringen. Das ist doch
normal, oder?
Nach 1990 wurden in den 5 Neuen Bundesländern wieder kleine
Forstämter eingerichtet. Jedoch gibt es in der Regel keine
eigenen Pferdegespanne mehr. Die Forstämter im Muldentalkreis
sind Colditz, Grimma und teilweise Wermsdorf, aber diese besitzen
ebenfalls keine Pferde mehr.
Doch die Rückung durch Pferdegespanne wurde teilweise in Deutschland
wieder eingeführt, denn gegenüber Traktoren und anderen
Maschinen sind Pferde schonender für den Waldboden und den
Baumbestand des Waldes. Diese Einsätze gelten aber nur für
schwaches Langholz und Stangensortimente und vorwiegend nur in Gebirgslagen.
Auch heute sieht man im Muldentalkreis noch Pferde in den Wäldern,
jedoch sind diese Pferde nicht mehr im Arbeitseinsatz, sondern dienen
der Erholung des Menschen.
Damit die Pferde beim Ausritt nicht dem Forst schaden oder die
Forstarbeiter bei der Arbeit stören, hat die Abteilung für
Reit? und Fahrwege im Muldentalkreis des Landratsamtes Grimma einen
speziellen Projektplan für Reitwege in den Wäldern des
Muldentalkreises entwickelt. Es soll ein vom Staat vorgeschriebenes
Gebiet erschlossen werden, welches den Muldentalkreis mit einschließt.
¹ vom Schädling befallenes Holz
² Maschine zur Beförderung von Hölzern

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