2. Wie jagten die Fürstbischöfe?
Während des Mittelalters, bis ins 16. Jahrhundert hinein,
war die übliche Jagdform die sogenannte Einzeljagd. Sie vollzog
sich in der Weise, dass Einzelpersonen oder kleine Gruppen zu Fuß
oder zu Pferd mit Armbrust, Speer, und Spieß, Netzen und Hunden
dem Wild in ausgedehnten Wäldern nachstellten.
Im Zeitalters des Absolutismus(vor allem im 17. und 18. Jahrhundert)
entwickelte sich die Jagd immer mehr von der mittelalterlichen Einzeljagd
zur feudalen Gesellschafts-und Hofjagd. Zum Teil nach französischem
Vorbild wurden sogenannte eingestellte Jagden, Wasserjagden oder
sogenannte Parforcejagden abgehalten.1
Im Rahmen dieser Arbeit stellen sich nun zwei Fragen:
1. Wie funktionierten solche Jagden?
2. Wurden solche Jagden auch im Tiergarten Wolbeck von
den Fürstbischöfen abgehalten?
Zur 1. Frage beschreibt Host Stern sehr schön den Ablauf einer
"Eingestellten Jagd" am Beispiel einer Jagd in der
Nähe von Nürnberg im Jahre 1748.
Eine solche große Jagd sei an einem Beispiel dargestellt,
und zwar dem gut belegten festlichen Jagen bei Leonberg im Jahre
1748. Das Jagen war als Wasserjagd angelegt. Zuerst wurde der Bach
des Wasserbachtales zu einem großen See aufgestaut, inmitten
eines großen Waldgebietes. Dann kamen bauliche Anlagen: Ein
Kastell aus Holz trennte die Wasserfläche von den eingehegten
Tieren. Am gegenüberliegenden Ufer des Sees lag inmitten einer
Triumphpforte der Jagdschirm für 50 Personen, jener Stand,
von dem aus die Jagdgesellschaft vorhatte, zu schießen. Am
Jagdtage fanden sich unter dem Spektakel von Pauken und Trompeten
die fürstlichen Herren mit ihrem Gefolge ein. Danach öffneten
die Bauern und Jäger die Tore zum blutigen Schauspiel. Rund
800 Rothirsche und Sauen flohen durch die Bögen des Kastells
und landeten, von einer Sichtblende irregeleitet, im See. Auf die
schwimmenden und am Ufer Rettung suchenden Tiere eröffneten
die Herren im Jagdschirm das Feuer. Rund die Hälfte aller Tiere,
400 etwa, blieb auf der Strecke. Der zeitgenössische Bericht
bestätigte, daß die Jagdgesellschaft das erwünschte
Vergnügen fand: Sie ergötzte sich an den ins Wasser stürzenden
Tieren und über ihr ängstliches Fliehen. (Horst Stern,
Rettet den Wald, München, 1979, S.182)
Auch wenn dieses ein sicher extremes Beispiel für "Eingestelltes
Jagden" ist, muss man sich die Jagd bei den Fürstbischöfen
im 17. und 18. Jahrhundert so änhlich vorstellen, wobei als
weitere Form auch noch die oben erwähnte Parforcejagd als groß
angelegte Hetzjagd mit Hundemeuten und berittenen Jägern hinzu
kam.
Jagten aber auch die Fürstbischöfe von Münster in
dieser Form?
Fest steht, dass Clemens August von Bayern unter anderem auch ein
großes Jagdrevier mit Jagdschloss in Clemenswerth im Emsland
besaß, wo er mit Jagdgästen die Parforcejagd betrieb.
In einem Stich von Stephan Laurent Delarque (gestorben 1792) kann
man die Anlage dieses Jagdreviers gut erkennen:1
Am Schnittpunkt von 8 Alleen, die mit hohen Mauern oder Zäunen
eingefasst sind, steht ein zweigeschossige Mittelpavillion, umgeben
von 8 kreisförmig angelegten einstöckigen Nebengebäuden,
die den Namen des Bauherrn und seiner 6 Territorien tragen. Die
in den Wald geschlagenen Schneisen laufen auf diesen Jagdstern zu,
in dessen Zentrum die aristokratischen Jäger mit ihren Büchsenspannern
warten, um recht unwaidmännisch das von den Seiten herangetriebene
Wild zu erlegen; die Einzäunungen verhindern das Entweichen
der Tiere.
Vergleicht man diese Anlage mit dem Tiergarten Wolbeck, so erkennt
man große Ähnlichkeiten.Vor allem das große Wegekreuz
hat starke Ähnlichkeit mit der sternförmigen Anlage von
Clemenswerth, auch wenn wenn der zentrale Jagdpavillon in der Mitte
fehlt. Es wird aber berichtet, dass der Wildhüterskotten(später
Hof Hengstebeck; heute Markfort) genau zu diesem Zweck diente: Das
Wild wurde von Treibern unter die Fenster getrieben und dort von
den Herren der Jagdgesellschaft abgeschossen.2
Hieraus lässt sich schließen, dass bei diesen Jagden
auch das "Drumherum" vergleichbar war mit dem, was Horst
Stern oben aus Leonberg berichtete: Spektakel, Festgelage und andere
Vergnügen werden auch in Wolbeck veranstaltet worden .
1Abbildung nächste Seite aus : Helmut Lahrkamp, Unter dem Krummstab,
Münster, 1999, S.197sein.
1Begriffserklärung: Eingestelltes Jagen (Stelljagen, Teutsches
Jagen) - Beliebte Art der höfischen Jagd im 16.-18. Jh. Etwa
10 Tage vor dem E. J. wurde das Jagdgebiet mit ausrollbaren Tüchern
oder Netzen und Lappen (Jagdzeugs) umstellt und so das darin befindliche
Wild eingesperrt. Mit dem E. J. wurde v. a. Rotwild bejagt, vereinzelt
gab es aber auch E. J. auf Rehe oder Raubwild, häufiger auf
Schwarzwild. Neben den Berufsjägern hatten meist zahlreiche
Bauern beim Aufstellen des Jagdzeugs und beim Treiben mitzuhelfen
(Jagdfron). Das Wild wurde langsam ins Zentrum des Jagdgebietes
gedrückt bzw. in Richtung des vorher bestimmten Abschießplatzes.
Der Umfang des E. J. wurde so immer kleiner. War das Wild auf relativ
kleiner Fläche beisammen , wurde es mit hohen Rolltüchern
fest eingesperrt. Tags darauf öffnete man die Kammer an einer
Stelle und trieb oder hetzte das Wild uber den "Lauf"
zum Abschießplatz mit dem Jagdschirm oder -zelt des Jagdherrn.
Dort wurde es abgeschossen. Angeschossenes Wild wurde mit bereit
gehaltenen Hunden gehetzt und abgefangen.
Parforcejagd (Französische Jagd) - Historische Reitjagd hinter
einer Hundemeute insb. auf den Rothirsch, in England auch auf den
Fuchs. Der P. auf den Hirsch ging das Suchen und Anjagen voraus.
Hatte sich der nach manchmal mehrstündiger P. erschöpfte
Hirsch der Meute gestellt, wurden seine Laufsehnen durchtrennt und
man gab ihm mit der blanken Waffe den Todesstoß. Die P. wurde
in Frankreich nach einem festgelegten Zeremoniell durchgeführt,
das dann auch in Deutschland übernommen wurde. Das Personal
bestand aus adeligen Jagdjunkern sowie Besuchjägern, Hundsjungen
und Piqueuren ( Berufsjäger).
Aus: Jagdlexikon Karl Berrens u.a, München, Wien Zürich,
1994, S. 178/79 und
Kurt Mantel, Wald und Forst in der Geschichte. Ein Lehr- und Handbuch,Hannover,
1990, S.197
1Begriffserklärung: Eingestelltes Jagen (Stelljagen, Teutsches
Jagen) - Beliebte Art der höfischen Jagd im 16.-18. Jh. Etwa
10 Tage vor dem E. J. wurde das Jagdgebiet mit ausrollbaren Tüchern
oder Netzen und Lappen (Jagdzeugs) umstellt und so das darin befindliche
Wild eingesperrt. Mit dem E. J. wurde v. a. Rotwild bejagt, vereinzelt
gab es aber auch E. J. auf Rehe oder Raubwild, häufiger auf
Schwarzwild. Neben den Berufsjägern hatten meist zahlreiche
Bauern beim Aufstellen des Jagdzeugs und beim Treiben mitzuhelfen
(Jagdfron). Das Wild wurde langsam ins Zentrum des Jagdgebietes
gedrückt bzw. in Richtung des vorher bestimmten Abschießplatzes.
Der Umfang des E. J. wurde so immer kleiner. War das Wild auf relativ
kleiner Fläche beisammen , wurde es mit hohen Rolltüchern
fest eingesperrt. Tags darauf öffnete man die Kammer an einer
Stelle und trieb oder hetzte das Wild uber den "Lauf"
zum Abschießplatz mit dem Jagdschirm oder -zelt des Jagdherrn.
Dort wurde es abgeschossen. Angeschossenes Wild wurde mit bereit
gehaltenen Hunden gehetzt und abgefangen.
Parforcejagd (Französische Jagd) - Historische Reitjagd hinter
einer Hundemeute insb. auf den Rothirsch, in England auch auf den
Fuchs. Der P. auf den Hirsch ging das Suchen und Anjagen voraus.
Hatte sich der nach manchmal mehrstündiger P. erschöpfte
Hirsch der Meute gestellt, wurden seine Laufsehnen durchtrennt und
man gab ihm mit der blanken Waffe den Todesstoß. Die P. wurde
in Frankreich nach einem festgelegten Zeremoniell durchgeführt,
das dann auch in Deutschland übernommen wurde. Das Personal
bestand aus adeligen Jagdjunkern sowie Besuchjägern, Hundsjungen
und Piqueuren ( Berufsjäger).
Aus: Jagdlexikon Karl Berrens u.a, München, Wien Zürich,
1994, S. 178/79 und
Kurt Mantel, Wald und Forst in der Geschichte. Ein Lehr- und Handbuch,Hannover,
1990, S.166
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