Diesem Kapitel haben wir die meiste Aufmerksamkeit geschenkt. Es behandelt das Kernthema unserer Arbeit. Es berichtet �ber den Pfau als Symboltier des heiligen Liborius.
Zur Zeit Ludwigs des Frommen als Baduard Bischof von Paderborn und Alderich Bischof von Le Mans waren, schlossen sie einen
Freundschaftspakt, den sie für „ewige Zeiten“ auch auf ihre Bistümer übertrugen. Daraufhin tauschten die beiden Bischofsstätte im Jahre 836 der
Zeit entsprechende Geschenke aus. Das schon einige Jahrhunderte christliche Le Mans überließ in missionarischem Eifer dem noch jungen und an sakralen Kleinoden armen Paderborn die Reliquien des Bekennerbischofs Liborius. Die Freude der Sachsen war sehr groß
,und Paderborn rüstete zur Fahrt nach Le Mans. In Le Mans wurden sie herzlich empfangen und bewirtet. Sie überreichten ihre
Geschenke. Mit vielen gegenseitigen Segenswünschen und Freundschaftsbeteuerungen wurden dann die Gebeine des heiligen Liborius von Bischof Alderich an Bischof Baduard übergeben.
Die Überlieferung,
man könnte sie auch Pilgerfahrt nennen, sollte über Paris, Aachen, Zons und von da über die alte Heerstraße, den Hellweg, vor
sich gehen (siehe Karte). Je n�her sie dem Rhein kamen, desto mehr h�uften
sich die Hindernisse und das Wetter verschlechterte sich. An einem
Morgen, sie hatten sich gerade zur Morgenandacht versammelt, wurden
sie auch noch von dichtem Nebel �berfallen. Eine wei�graue,
formen- und schallschluckende Wolke senkte sich herab und h�llte
sie in einen Schleier von Finsternis. In dieser Not besannen sich
der Bischof und sein Gefolge der Wunderkraft des Heiligen. Sie
versammelten sich am Feldaltar und flehten inst�ndig um Hilfe. Sie
gelobten mit heiligem Eid, dass die Gebeine in Paderborn f�r immer
eine w�rdige Heimat finden w�rden und hoch in Ehren gehalten
w�rden.
Und siehe da, augenblicklich lichtete sich der Nebel, und vom Sonnenlicht umstrahlt sahen sei einen gro�en, m�rchenhaften Vogel, einen Pfau, auf dem Reliquienschrein stehen, sich drehen und wenden und sein buntes Gefieder als farbenpr�chtigen F�cher ausbreiten.
Als sich die fromme Schar wieder in Bewegung setzte, erhob sich der Pfau und folgte der Prozession, die sich von Tag zu Tag vergr��erte bis zum Paderborner Dom voran. Mit dem Schrein, auf dem sich der Pfau niedergelassen hatte, wurde er in den Paderborner Dom getragen.
Seitdem begleiten die Pfauenfedern den Liboriusschrein jedes Jahr aufs neue.
Diese Sage ist eine von vielen Versionen, die oben genannte erscheint uns als glaubw�rdigste, sie wird auch am meisten erz�hlt.
Doch
der Pfau ist nicht schon
seit der �berf�hrung von Le Mans ein Attribut des Heiligen.
Zum ersten Mal erscheint der hl. Liborius mit dem Pfau erst in der 1730 errichteten Liborikapelle auf dem Liboriberg in Paderborn.
Trotzdem muss der heiligen Liborius bis zum 19. Jahrhundert nur mit Buch und Steinen als Erkennungszeichen auskommen, denn erst dann wird ihm auch der Pfau als Symboltier beigef�gt.
Buch, Stab und Mitra zeigen seine offizielle Funktion als Kirchenmann und Glaubensverk�nder. Doch sein Patronat bei Steinleiden und der Pfau holen ihn auf die Seite des Volkes. Damals wie heute.
Ein
gutes Beispiel daf�r ist der Liborius-Brunnen am Kamp der 1894 von
einem Bildhauer namens Paschen errichtet wurde. Hier
ist der Pfau zu F��en des Liborius deutlich zu erkennen.
In der heutigen Zeit kommt es vor, dass ausschlie�lich der Pfau als Erkennungsmerkmal dient und die restlichen Attribute v�llig au�er Acht gelassen werden, wie es an der Holzstatuette des Dorsales des Chorgest�tes im Paderborner Domes gut zu sehen ist.
In
Paderborn wird zum allj�hrlichen Liborifest, das vom Samstag nach
dem 23. Juli bis zum darauffolgenden Dienstag gefeiert wird, der
Schrein des heiligen durch die Stadt getragen wird. Dieser
Prozession geht seit 1648 ein Pfauenwedel voran, der traditionsgem��
von einem Diakon aus dem Hochstift Paderborn getragen wird. Der
lateinische Ausdruck f�r diesen Tr�ger ist pavonicaudafer.
Der F�cher hat seinen Ursprung in der gallischen Liturgie, wie sie im neunten Jahrhundert in Le Mans gefeiert wurde. Dort verwandte man solche F�cher aus Pfauenfedern ,um w�hrend der Messfeier Ungeziefer von Kelch und Opferschale fernzuhalten und den Priestern bei der Hitze K�hlung zu verschaffen.
Wahrscheinlich
wurde solch ein F�cher den Abgesandten aus Paderborn vom Le
Manser Bischof Aldrich mit auf
den Weg gegeben.
Es ist bekannt, dass es in Paderborn im Jahre 1483 ein solches Flabellum gab, denn es wurde erw�hnt, dass der Tr�ger zum Essen nach der Prozession eingeladen wurde.
Als
man den urspr�nglichen Sinn dieses F�chers nicht mehr kannte, b�rgerte
sich die Pfauensage ein. Clementini d� Amelia erw�hnte 1702
erstmals die Legende und erkl�rt so den Brauch des Pfauenwedels.
Heute vermutet man, dass es nicht ein ganzer Pfau war, der der Translation voranflog. Es ist wahrscheinlicher, dass ein solches Flabellum den Zug begleitete. Als dieser Wedel dann in Paderborn mit in den Dom getragen wurde, sah das f�r die tobende Menge so aus, als sei der Pfau tot zu Boden gefallen.
Daraus wurde in vielen Jahrhunderten m�ndlicher �berlieferung dann ein wahrhaftiger Pfau.
Der
erste Paderborner Pfauenwedel wurde 1910 hergestellt und bis 1936
verwendet. Er bestand aus zwei nat�rlichen, gegeneinandergestellten
Pfauenk�rpern und einem gro�en Schweif. Um die Anfertigung dieses
Wedels bem�hte sich der damalige Dom Pastor Pr�dikt Ferdinano Altst�dt.
Zum 1100 j�hrigen Jubil�um lie� man allerdings einen neuen
herstellen, da der Alte unansehnlich geworden war. Der neue
Wedel bestand nur noch aus Federn die durch eine silberne Halterung
in der Mitte befestigt waren. Dieser Wedel ist allerdings im Krieg
verbrannt ,so dass nun der dritte F�cher hergestellt werden musste.
Dieser neue F�cher wurde 1948 von Johannes Steiner
aus Paderborn hergestellt. Das
bezeugt ein Dokument das bei der Restauration des Wedels im Jahre 1988 vom Paderborner Goldschmied Schnorrenberg gefunden wurde.
Im Jahre 1941 nahm Erzbischof Lorenz Jaeger den Pfauenwedel in sein Bischofswappen auf.