Tierkörperbeseitigung heute

Beispiel: Fleischmehlfabrikant Jean Schaap

In diesem Kapitel beschreiben wir nun genau, wie die Tierkörperbeseitigung in der Fleischmehlfabrik Jean Schaap, die schon seit 1945 Tierkörper beseitigt, Tag für Tag vonstatten geht.
Jeden Morgen fahren 23 große Transportwagen los, um Bauernhöfe, Schlachtereien, Metzgereien, Tierärzte und Restaurants im Umkreis von 100 km anzufahren und tote Tiere und Fleischreste abzuholen. Täglich werden ca. 700-1000 Bauernhöfe angefahren und ca. 80-100 Tonnen totes Vieh abgeholt. Von den Schlachthöfen werden ca. 200 Tonnen Tonage bestehend aus untauglichen Schlachttieren, Innereien abgeholt. Zurück bei der Tierkörperbeseitigungsanlage wird der Inhalt der Fahrzeuge gewogen. Anhand der Markierungen der toten Tiere wird festgestellt, wieviel kg von den einzelnen Bauern abgeholt wurde.
Tote Tiere werden nur dann angenommen, wenn sie einen Pass oder einen Marke im Ohr besitzen. Dann wird das tote Vieh von den Transportern abgeladen und gelangt zu der 1. Station der Anlage: der Zerkleinerung.
Alle Kadaver und Fleischreste werden bis auf einen Durchmesser von 50 mm zerkleinert, damit bei der anschließenden Sterilisation die Hitze bis ins Innere des Fleisches gelangen kann. Die zerkleinerten Fleischstücke werden in einem Druckkessel dem sogenannten Sterilisator, bei einer Mindesttemperatur von 133º Celsius und einem Druck von 3 bar 20 Minuten lang erhitzt . Die Temperatur des Sterilisators wird automatisch durch einen Schreiber dokumentiert. Die Notizen des Schreibers werden regelmäßig von Veterinären kontrolliert.
Der Druckkessel lässt sich nur dann öffnen, wenn die Mindesttemperatur erreicht worden ist. Bei der Sterilisation ist ein Fleischbrei entstanden, der zu 60-70% aus Wasser besteht. Der Fleischbrei wird nun in einem anderen Kessel mit Satdampf bei 180º Celsius und 10 bar Druck beheizt. Das Wasser verdampft in diesem Kessel bis auf einen Gehalt von 4-6%. Der entwässerte Fleischbrei besteht aus viel Fett, das von den Feststoffen getrennt wird.
Die Entfettung findet durch zwei Schneckenpressen statt, die das Fett von den Feststoffen abpresst. Danach wird das Fett gereinigt, dekantiert und separiert.
Die Feststoffe und das gereinigte Fett gelangen durch verschiedene Ausläufe aus der Schneckenpresse. Die Feststoffe, genannt Schilfer werden dann in einer Mühle zu Tiermehl vermahlen, dass in Silos gelagert wird . Das es seit den neuesten Bestimmungen verboten ist, Tiermehl an Tiere zu verfüttern , verkauft die Firma das Tiermehl nun an Kraftwerke, z.B. nach Werne. Tiermehl eignet sich gut für die Kraftwerke, da sein Brennwert höher ist als der von Braunkohle.
Das Fett, das in Lagertanks aufbewahrt wird, wurde früher zum Pressen von Pellets verwendet, die an alle Tiere außer Wiederkäuern verfüttert wurden. Heute wird das Fett an die chemische Industrie verkauft, wo es z.B. zu Motorenöl verarbeitet und verkauft wird.
Insgesamt werden in der Fleischmehlfabrik Schaap täglich 70 Tonnen Tiermehl und 30 Tonnen Fett produziert. In der betriebseigenen Luftreinigungsanlage werden pro Stunde 60.000 Kubikmeter Luft abgesaugt, gereinigt und wieder abgegeben. So wird der Geruch minimiert .

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