Die
innere Sicherheit
D 2000, R: Christian Petzold,
B: Harun Farocki, Christian Petzold,
D: Katharina Schüttler, Julia Hummer,
Bilge Bingül, Richy Müller, Barbara
Auer, 106’
Die innere Sicherheit erzählt eine
einfache Geschichte: Ein Terroristenpaar
ist mit seiner 15-jährigen Tochter
auf ewiger Flucht. Sie sind Übriggebliebene
eines vergangenen Krieges, dessen Parolen
und Ziele schon lange ausgeblichen sind.
Die RAF wird nie erwähnt, die Parolen,
die Rechtfertigung der Gewalt sind unwichtig
geworden.
»Petzold kippt die üblichen Bilder
von Normalität und Terror. Das Paar
symbolisiert keinen damönischen oder
faszinierenden Ausnahmezustand, keine Entgrenzung.
Die beiden sind weder das böse Andere,
das wir uns vom Leib halten müssen,
noch ein Trauma von Freiheit, Sex und Tod.
So gelingt ein präzises Bild: der Terror
als Gespenst aus der Vergangenheit, als
Untotes.« (Stefan Reinecke)
Christian Petzold: »Ich las, dass
der später in Bad Kleinen erschossene
Wolfgang Grams Marmelade eingekocht hat,
irgendwo in der Anonymität des Untergrunds.
Dass er Lieder, Blueslieder, geschrieben
hat. Für eine Frau.Nachrichten aus
dem Untergrund, die davon erzählten,
dass da irgendwelche Gespenster an ihrer
Menschwerdung arbeiteten. Die hier im Film
zeugten ein Kind. Sie werden Familie. Begehren
das Normale. Wenn Gespenster Menschen werden
möchten, dann sind sie immer Protagonisten
einer Tragödie.«
am 01.04.2004 um 18.15
Uhr
am 03.04.2004 um 20.30 Uhr
Stammheim
BRD 1986, R: Reinhard
Hauff,
D: Ulrich Pleitgen, Ulrich Tukur, Therese
Affolter, Sabine Wegner, Hans Cremer,107'
1972 werden die RAF-Terroristen Andreas
Baader und Jan-Carl Raspe gefangengenommen.
Wenig später fasst die Polizei auch
Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Im Mai
1975 beginnt der Prozess. Das Urteil heißt
1977 lebenslänglich für alle.
Ulrike Meinhof ist zu diesem Zeitpunkt bereits
tot – sie hatte sich kurz vorher in
ihrer Zelle erhängt.
Rund zehn Jahre nachdem in Stammheim die
führenden Mitglieder der »Baader-Meinhof-Gruppe«
vor Gericht gestellt und verurteilt wurden,
unternimmt Regisseur Reinhard Hauff eine
filmische Rekonstruktion des 192 Tage währenden
Prozesses. Ausgehend von authentischen Protokollen
und unter Verzicht auf dramaturgisches Beiwerk,
beschränkt sich die Inszenierung bewußt
auf wörtliche Rezitation.
»1986 war Stammheim ein Film über
die Gegenwart, heute ist es ein Film über
die Vergangenheit. Denn zwischen uns und
Stammheim liegt der 11. September 2001,
der ein Superzeichen, ein Realbild, das
aus Kinofiktionen zu stammen schien, hervorbrachte,
das alle vorherigen Terrorbilder überschrieb.«
(Stefan Reinecke)
Am 01.04.2004 um 20. 30
Uhr ist Reinhard Hauff zu Gast.
am 01.04.2004 um 20.30 Uhr
am 02.04.2004 um 18.15 Uhr,
am 04.04.2004 um 18.15 Uhr
Im
Namen des Vaters
In the Name of the Father
Großbritannien/Irland
1993, R: Jim Sheridan,
D: Emma Thompson, Daniel Day-Lewis, Pete
Postlethwaite, 132' | dt. Fass.
Jim Sheridan nimmt den vielpublizierten
Fall der »Guildford 4«, der
Großbritannien jahrelang hinweg in
zwei Lager spaltete, als Vorbild für
das authentische Justizdrama Im Namen des
Vaters:
Belfast 1974: Der junge Gerry Conlon hat
Probleme mit der IRA und wird von seinem
Vater Giuseppe aus Sicherheitsgründen
nach London geschickt. Dort genießt
er das Leben in vollen Zügen, bis bei
einem Attentat mehrere Menschen getötet
werden. Als Ire gehört Gerry zu den
Verdächtigen – die Polizei nimmt
ihn fest. Obwohl unschuldig, wird er solange
gefoltert und verhört, bis er ein Verbrechen
zugibt, das er nie begangen hat. Daraufhin
wird auch sein Vater festgenommen. Die Verhandlung
ist eine Farce, die beiden werden zu 30
Jahren Haft verurteilt und zusammen in eine
Zelle gesperrt. 15 Jahre nach der Verurteilung
entdeckt die Rechtsanwältin Gareth
Peirce eine Akte, die den ganzen Fall in
einem neuen Licht erscheinen läßt:
Die Ermittlungsbehörden wussten, dass
Gerry unschuldig war. Gareth versucht den
Fall neu aufzurollen...
am 03.04.2004 um 18.00
Uhr
am 04.04.2004 um 20.30 Uhr
Die
verlorene Ehre der Katharina Blum
BRD 1975, R: Volker Schlöndorff,
Margarethe von Trotta,
D: Angela Winkler, Mario Adorf, Dieter Laser,
106'
In enger Zusammenarbeit mit Heinrich Böll
schrieben Volker Schlöndorff und seine
Frau Margarethe von Trotta das Drehbuch.
Der Film bezieht sich eindeutig auf Streitfragen
im Zusammenhang mit der Terrorismusdebatte
der siebziger Jahre: die Verfilzung staatlicher
Institutionen mit privater wirtschaftlicher
Macht; die Manipulationsmöglichkeiten
auflagenstarker Boulevardzeitungen im Dienste
politischer Restauration und die Machtlosigkeit
des Einzelnen gegenüber einer zur Massenhysterie
angeheizten »öffentlichen Meinung«.
»Ein Mann wird heimlich verfolgt,
er entkommt im Trubel des Kölner Karnevals
und hat eine kurze, scheue Liebebegegnung
mit Katharina Blum. Dann packt die Polizei
zu, mit einem absurden Aufwand, in einer
ans Mittelalter oder Sciene-fiction-Bilder
erinnernden Maskerade – eine gespenstische
Aktion, nicht ohne unfreiwillige Komik,
die aber sofort mit physischer Beklemmung
deutlich macht, worauf diese Maschinerie
programmiert ist: auf Überführung
statt Ermittlung, Verdachtsbestätigung
statt Fahndung. Das ist die furchtbare Erkenntnis
des Films: das in wenigen Augenblicken das
Leben eines unschuldigen Menschen radikal
verändert werden kann, wenn ihn der
Zufall mit einem politisch fanatisierten
Behördenapparat in Berührung bringt.
Alles, was Katharina Blum sagt und tut,
kann nur noch ihr Täterbild bestätigen;
sie ist schuldig, ist Opfer, ein ›Fall‹,
Freiwild.« (Wolf Donner)
am 08.04.2004 um 18.15 Uhr
am 09.04.2004 um 20.30 Uhr
Die
dritte Generation
BRD 1979, R. Rainer Werner Fassbinder,
D: Eddie Constantine, Hanna Schygulla, Bulle
Ogier, Volker Spengler, Harry Baer, Hark
Bohm, 110'
Ein Jahr, nachdem die RAF den Manager Hanns
Martin Schleyer entführt und ermordet
hatte, schildert Fassbinder seine persönliche
Sicht der Dinge: Das Kapital habe den Terrorismus
erfunden, um den Staat zu schützen
_ lässt er seinen Film-Kommissar (Hark
Bohm) sagen. WDR und Berliner Senat waren
empört und zogen ihre finanzielle Zusage
zurück. Fassbinder machte Schulden
und zog das Projekt allein durch.
»In Rainer Werner Fassbinders Die
dritte Generation tauchen die Terroristen
als Marionetten des Kapitals auf, (...).
Die dritte Generation steigert den Irrsinn
von Terror und Terrorbekämpfung zur
aberwitzigen Fantasie: Die Terroristen sind
mannigfach mit Staat und Kapital verbunden.
Verrat ist keine Ausnahme, sondern Struktur.
Die Terroristen sind kaputte Dandys, das
übliche, zwischen Depression und Exaltiertheit
schwankende Fassbinder-Personal. Vor allem
sind sie Figuren im Machtspiel eines Unternehmers
(Eddie Constantine), der Computer an den
Staat verkaufen will und dafür Verkaufsargumente
braucht. (...)
Die dritte Generation fasste, schnell und
schrill, zwei Stimmen zusammen: die Post-1977-Paranoia,
die dem Staat alles zutraute, und das Gefühl,
dass die zweite und dritte RAF-Generation,
anders als deren irgendwie tragisch gescheiterte
Gründer, keine Aufmerksamkeit mehr
verdient hatten.« (Stefan Renecke)
am 08.04.2004 um 20.30
Uhr
am 09.04.2004 um 18.15 Uhr
Black
Box BRD
D 2001, R: Andres Veiel,
102'
Black Box BRD, ein Doppelporträt des
Terroristen Wolfgang Grams und des Bankiers
Alfred Herrhausen, rückt diese denkbar
fernen Biografien in einer Parallelmontage
assoziativ zusammen: Beide gehören
einer Art Eliteorganisation an, beide glauben
an eine Botschaft, die sie unerbittlich
verfolgen. Grams, geboren 1953, gehörte
der dritten Generation der RAF an und starb
1993 in Bad Kleinen bei einem Einsatz von
GSG-9, BKA und Polizei. Herrhausen, geboren
1930, war Vorstandssprecher der Deutschen
Bank und starb 1989 durch ein Attentat der
RAF. Black Box BRD löst in dieser Montage
die Gut-Böse-Zuschreibungen auf und
fokussiert den Blick auf die Ähnlichkeiten
der Todfeinde...
»Der Film erzählt nicht, wie
die Arbeiten von Heinrich Breloer, mit einem
Mix aus authentischem Material und Inszenierung,
sondern bleibt rein dokumentarisch. Beachtlich,
wen Veiel dazu bewegen konnte, sich vor
der Kamera zu äußern: Die Witwe
Traudl Herrhausen nimmt ausführlich
Stellung, genau wie Hilmar Kopper und Dr.
Rolf E. Breuer von der Deutschen Bank, die
Eltern von Wolfgang Grams, sein Bruder,
sowie viele Weggefährten und Freunde
beider. Sie alle kommen zu Wort und berichten
aus ihrer Sicht von einem Stück deutscher
Geschichte.« (Sandra Vogell)
am 10.04.2004 um 18.15
Uhr
am 11.04.2004 um 20.30 Uhr
Die
Stille nach dem Schuss
D 2000, R: Volker Schlöndorff,
D: Bibiana Beglau, Nadja Uhl, Martin Wuttke,
Harald Schrott,
Alexander Beyer, 104'
Erzählt wird die Geschichte von Rita
Vogt, die vom Land in die Städte und
über die heitere Anarchie zu den Terroristen
kam, verführt durch Gerechtigkeitssinn
und durch Liebe. Als sie das Scheitern der
RAF erkennt, flieht sie in die DDR, um dort
unterzutauchen. Die Stasi verschafft ihr
eine »Legende«, d.h. einen anderen
Namen und eine andere Biografie. Wie sie
damit umgehen soll, muss sie selbst entdecken.
Zunächst einmal lebt sie das ganz normale
Leben der Arbeiterklasse. Sie ist allein,
sie findet Freunde, eine junge Kollegin
will weg in den Westen. Rita will ankommen.
Sie verlieben sich. Kurz darauf wird Rita
erkannt. Sie muss über Nacht verschwinden
und ihre Freundin verraten. Noch eine Legende
und ein vertauschtes Leben in einer anderen
Stadt. Wieder eine Liebe, vielleicht ein
Kind – da öffnet sich die Mauer.
»Der Film behandelt sein Thema nicht
in Form einer dramatisierten Dokumentation«,
sagt Autor Wolfgang Kohlhaase. »Die
Ereignisse sind genau recherchiert, die
Personen, ihre Charaktere und der Bogen
der Erzählung sind jedoch frei erfunden.
Alles ist so gewesen, nichts war genau so.
Die Geschichte einer jungen Frau, wie sie
wohl nur in Deutschland geschehen konnte.«
am 10.04.2004 um 20.30
Uhr
am 11.04.2004 um 18.15 Uhr
Starbuck
– Holger Meins
D 2001 , R: Gerd Conradt,
90'
Starbuck – das ist der Steuermann
der Pequod aus Melvilles Roman »Moby
Dick«. Starbuck – das war der
Deckname des deutschen Terroristen Holger
Meins. Holger Meins starb als erstes RAF-Mitglied
1974 in Untersuchungshaft im Hungerstreik.
Er wurde 33 Jahre alt.
25 Jahre nach seinem Tod begibt sich der
Filmemacher und Freund Gerd Conradt auf
Spurensuche nach dem Steuermann der »Baader-Meinhof-Gruppe«.
Wer war Holger Meins? Was führte ihn
in den Untergrund? Welche Umstände
führten zu seinem Tod, mit dem er zum
erklärten Symbol des radikalen Widerstandes
wurde? Was bleibt von ihm?
Auf dem Weg durch dieses tragische Kapitel
deutscher Geschichte geben ihm anhand der
vielfältigen Zeitdokumente die unterschiedlichsten
Weggefährten Auskunft. An den Pfadfinder,
Künstler, Filmemacher und Guerillero
Meins erinnern sich u.a. Gretchen Dutschke,
Harun Farocki, Wolfgang Petersen, Peter
Lilienthal, Michael Ballhaus, Margrit Schiller
und »der Familienbulle«, Kriminalkommissar
Alfred Klaus.
am 15.04.2004 um 18.15
Uhr
am 17.04.2004 um 18.15 Uhr
My
Terrorist
Israel 2002, R: Yulie
Gerstel, 58' | OmeU, Beta SP
Yulie Gerstel berichtet: »Als ich
Fahad Mihyi im August 1978 zum ersten Mal
erblickte, war er mir sofort verdächtig.
Ich war Teil einer israelischen El-Al-Crew,
und wir waren gerade in London gelandet.
Wenige Minuten später richtete Fahad
Mihyi ein Maschinengewehr auf uns und eröffnete
das Feuer. Er und sein Partner töteten
eine Stewardess und verwundeten drei von
uns, darunter auch mich. Die ›Volksfront
für die Befreiung Palästinas‹
übernahm die Verantwortung für
den Anschlag. Ein Jahr später trat
ich in London als Zeugin auf im Prozess
gegen Mihyi. Er wurde zu viermal lebenslänglich
verurteilt. 22 Jahre später begann
ich, mich nach ›meinem‹ Terroristen
zu fragen. Ich wollte ins Reine kommen mit
dem Mann, der versucht hatte, mich zu töten,
wollte seine Motive verstehen. Wider Erwarten
fand ich Fahad Mihyi in einem englischen
Gefängnis, alleine und verlassen. Sowohl
seine Familie als auch die ›PFLP‹
hatten sich von ihm distanziert. Nachdem
wir mehrere Briefe ausgetauscht hatten,
besuchte ich ihn im Gefängnis. Er drückte
mir gegenüber sein tiefstes Bedauern
aus, beteuerte, dass er sich gänzlich
von politischer Gewalt abgewandt hätte.
Ich beschloss, mich für seine Freilassung
einzusetzen...« (www.zdf.de)
am 15.04.2004 um 20.30
Uhr
am 16.04.2004 um 18.15 Uhr
Der
stille Amerikaner
The Quiet American
USA/Aus 2002, R: Phillip
Noyce, D: Brendan Fraser, Michael Caine,
Do Thi Hai Yen, Rade Serbedzija, 100’
1952: Der etwas ausgebrannte englische
Reporter Thomas Fowler (Michael Caine) lebt
und arbeitet als Korrespondent für
die London Times in Saigon und zelebriert
die festen Rituale eines Engländers.
Um 11 Uhr trinkt er Tee auf der Terrasse
des Hotel Continental und beobachtet scharf
die Tätigkeiten der zunehmend glücklosen
französischen Kolonialherren, die wachsende
Anhängerschaft der Kommunisten und
die ersten Aktivitäten der Amerikaner,
die sich hier scheinbar nur humanitär
engagieren. Hier trifft Fowler auf den jungen
Amerikaner Alden Pyle (Brendan Fraser) und
findet ihn auf Anhieb sympathisch. Doch
alles ist anders: Der junge Amerikaner wird
Fowler nicht nur in den besten moralischen
Absichten die schöne Freundin ausspannen,
er wird auch ein Massaker inszenieren und
sich als CIA- Agent erweisen.
Die Geschichte von Graham Greene ist verblüffend
aktuell. In den USA geriet Der stille Amerikaner
nach dem 11. September unter die Anklage,
unpatriotisch und unamerikanisch zu sein,
niemand wollte den Film zunächst herausbringen.
»Man muss sich schon wundern, wie
rüde hier – in einem Hollywoodfilm!
– das amerikanische Freiheits-Modell
an den Pranger gestellt wird. Schlicht genial
ist das Bild, das die Macher dafür
gefunden haben. Wie sich CIA-Mann Pyle nach
einem von ihm mitverschuldeten Massaker
angeekelt das Blut vom Schuh wischt –
das ist die Quintessenz der amerikanischen
Vietnam-Politik der darauffolgenden 23 Jahre.«
(Klaus-Peter Eichele)
am 16.04.2004 um 20.30
Uhr
am 18.04.2004 um 20.30 Uhr
One
Day in September
Schweiz/Deutschland/Großbritannien
2000, R: Kevin Macdonald | OF
München, 5. September 1972, der elfte
Tag der Olympischen Sommerspiele in München.
Am frühen Morgen stürmt das palästinensische
Terrorkommando »Schwarzer September«
das israelische Mannschaftsquartier. Ein
Athlet kann fliehen, zwei werden getötet.
Die Attentäter nehmen die übrigen
neun Sportler als Geiseln. Sie haben die
Absicht, 236 politische Gefangene (darunter
Andreas Baader und Ulrike Meinhof) freizupressen.
Ein zermürbender Verhandlungsmarathon
beginnt. Am selben Abend werden Terroristen
und Geiseln per Hubschrauber zum Flugplatz
in Fürstenfeldbruck gebracht, wo eine
Boeing 727 der Lufthansa bereitsteht. Die
deutsche Polizei unternimmt einen Befreiungsversuch,
der vollständig misslingt und in einem
Blutbad endet. Alle neun Israelis, fünf
Terroristen und ein Polizist sterben. Am
folgenden Tag verkündet der Präsident
des Internationalen Olympischen Komitees
(IOC) Avery Brundage: »The games must
go on.«
Zwei Jahre und vier Monate arbeiteten der
schottische Regisseur Kevin Macdonald und
der Produzent Arthur Cohn an ihrem Film.
Macdonald trug nicht nur historisches Filmmaterial
zusammen, sondern interviewte Augenzeugen
und Beteiligte: u.a. den ehemaligen Chef
des israelischen Geheimdienstes Mossad,
den Leiter des Olympischen Dorfes, die Verantwortlichen
für den deutschen Polizeieinsatz (den
damaligen Innenminister Hans-Dietrich Genscher
und den Münchner Polizeichef Manfred
Schreiber), israelische Sportler und Angehörige
der Opfer.
am 17.04.2004 um 20.30
Uhr
am 18.04.2004 um 18.15 Uhr
Divine
Intervention
Göttliche Intervention
Frankreich/ Marokko/Deutschland/Palästina
2002, R: Elia Suleiman, D: Elia Suleiman,
Manal Khader, Nayef Fahoum Daher, 92’ | OmU
»Ein Araber schnippt einen Mirabellenkern
aus dem Autofenster. Der Kern streift einen
israelischen Panzer. Der Panzer detoniert.
– Mit vermeintlich lässiger Geste
kontert der palästinensische Regisseur
Elia Suleiman die Unterdrückung seines
Volks. In einer anderen Szene trudelt das
Porträt Arafats auf einem rosa Ballon
über alle israelischen Militärkontrollen
hinweg nach Jerusalem und bleibt neckisch
über dem Felsendom schweben. Dort also,
wo Scharons unsäglicher Auftritt vor
zweieinhalb Jahren die Al Aksa Intifada
provozierte. Oder: Die Pappkameraden, auf
die eine israelische Einheit das Zielschießen
trainiert, vereinen sich zur Hongkong-Action-Heroine
im Palästinensertuch, an der alle Ballistik
scheitert. Patronen formieren sich um ihr
Haupt zur Dornenkrone, bevor sie unnütz
zu Boden ploppen.
Diese Allmachtsphantasien sind in Divine
Intervention natürlich ironisierend
überzeichnet, erwachsen aber sind sie
aus persönlichem Zorn. Elia Suleiman,
1960 als Sohn eines palästinensischen
Widerständlers in Nazareth geboren,
macht keinen Hehl aus seiner Verachtung.
›Wir sind im Krieg. Ich habe gerade
einen israelischen Panzer erledigt. Vater,
Ruhe in Frieden. Denen werden wir keinen
geben. Dies ist erst der Anfang.‹,
so schreibt er im Presseheft.« (Urs
Richter)
Für diesen ersten palästinensischen
Film jemals auf dem Filmfestival in Cannes
erhielt Suleiman den »Prix du Jury«.
am 22.04.2004 um 18.15
Uhr
am 24.04.2004 um 20.30 Uhr
Rachida
Algerien/Frankreich 2002,
R: Yamina Bachir Chouikh, D: Ibtissem Djouadi,
Bahia Rachedi, Hamid Remas, 100' | OmU
Rachida (Ibtissem Djouadi) lebt in der
algerischen Hauptstadt Algier und arbeitet
als Lehrerin. Es sind die Jahre des Terrors,
des 1992 ausgebrochenen Bürgerkriegs,
des Kampfes zwischen der zivilen Bevölkerung,
den islamistischen Fundamentalisten und
der Regierung. Es ist ein Leben in permanenter
Angst. Doch der private, der persönliche
Schrecken kommt erst, wenn es die eigene
Familie trifft, oder einen selbst: Eines
Tages wird Rachida auf ihrem üblichen
Weg in die Schule von einer Gruppe junger
Männer festgehalten, sie soll eine
Bombe in ihrer eigenen Schule plazieren.
Rachida weigert sich, der Kinder wegen,
und riskiert damit ihr Leben. Einer der
Jung-Terroristen schießt auf sie ein,
und sie wird lebensgefährlich verletzt,
wacht nach Tagen wieder aus ihrem Koma auf.
Ihre Mutter Aicha bringt sie aufs Land,
fernab der Großstadt, wo sie beide
bei Verwandten unterkommen. Mit der Zeit
leben sie sich ein, und Rachida beginnt,
wieder als Lehrerin in einer Schule zu arbeiten.
Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer...
Yamina Bachir Chouikh hat über Jahre
hinweg als Cutterin bei verschiedensten
algerischen Produktionen gearbeitet. Bevor
sie den Regiestuhl erklomm, schrieb sie
zwei Drehbücher für Filme anderer
Regisseure, darunter Merzak Allouache (L'autre
monde). Rachida ist denn auch ohne jegliche
Förderungen von Seiten Algeriens entstanden,
die Finanzierung des Filmes wurde erst durch
französische Koproduzenten gesichert.
am 22.04.2004 um 20.30 Uhr
am 24.04.2004 um 18.15 Uhr
La
seconda Volta
The Second Time
Italien/Frankreich 1995,
R: Mimmo Calopresti, D: Nanni Moretti, Valeria
Bruno Tedeschi, Valeria Milillo, Roberto
de Francesco, 80' | OmU
Alberto Sajevo, Professor für Ökonomie
an der Universität von Turin, begegnet
auf dem Nachhauseweg der Frau, die ihn töten
wollte: Lisa Venturi, Mitglied der Roten
Brigaden, hatte vor zwölf Jahren auf
den damaligen leitenden Fiat-Angestellten
geschossen. Sajevo überlebte, aber
das Projektil blieb in seinem Kopf stecken.
Die ehemalige Terroristin verbüßt
ihre Haft mittlerweile im offenen Vollzug;
jeden Morgen fährt sie in die Stadt,
wo sie in einem Büro arbeitet. Während
Alberto erstarrt, als er sie sieht, erkennt
Lisa ihn nicht, fühlt sich durch seine
»Annäherungsversuche« sogar
geschmeichelt. Alberto führt diese
Begegnungen herbei, aus dem vagen Bedürfnis,
mehr über das Geschehene herausfinden
zu wollen, obwohl ihn die Konfrontation
schmerzt, und das ganz wörtlich: Das
Projektil in seinem Kopf beginnt wieder
zu schmerzen...
Diesmal hat Moretti nicht versucht, seine
Lieblingsfigur, den geschwätzigen Meckerer
Michele, als »Running Gag« unterzubringen;
es handelt sich vielmehr um einen sehr verhaltenen
Film über die finsteren siebziger Jahre
des Terrorismus in Italien.
am 23.04.2004 um 18.15 Uhr
am 25.04.2004 um 20.30 Uhr
Crying Game
The Crying Game
Großbritannien 1992,
R: Neil Jordan, D: Forest Whitaker, Miranda
Richardson, Stephen Rea, Adrian Dunbar,
Jaye Davidson, 105' | dt. Fass.
South Armagh, Irland.2004 um einen ihrer Mitkämpfer
freipressen zu können, entführt
die IRA auf einem irischen Jahrmarkt den
farbigen britischen Soldaten Jody. Im Laufe
der Gefangenschaft entwickelt sich zwischen
dem gutmütigen Jody und einem seiner
Geiselnehmer, Fergus, eine tiefer gehende
Beziehung, eine Art Freundschaft. Jody erzählt
viel aus seinem Leben und zeigt Fergus ein
Foto seines Mädchens in London –
der schönen, exotischen Nachtclubsängerin
Dil. Als die Erpressungsversuche der IRA
fehlschlagen, soll Fergus Jody erschießen,
doch dieser kann flüchten und läuft
vor ein britisches Militärfahrzeug.
Am Boden zerstört und voller Schuldgefühle
will Fergus Jodys letzten Wunsch erfüllen
und macht sich in London auf die Suche nach
Dil. Abends im Pub singt sie ihr Lied –
»The Crying Game«....
»Ich habe große Sorgfalt darauf
verwendet, meine Personen so real wie möglich
zu machen. Ich bin nicht schwarz, ich bin
kein Soldat, ich bin auch kein Mitglied
der IRA«, sagt Neil Jordan. »Ich
wollte die IRA nicht als einen Haufen wahnsinniger
Psychopathen darstellen. Sie sind Menschen
mit sehr festen Überzeugungen, die
manchmal Dinge tun, die von den meisten
anderen Menschen nicht akzeptiert werden
können und manchmal sogar auch nicht
von ihnen selbst.« (Presseheft)
am 23.04.2004 um 20.30
Uhr
am 25.04.2004 um 18.15 Uhr
Das
zweite Gleis
DDR 1962, R: Joachim Kunert,
B: Günter Kunert, D: Albert Hetterle,
Annekathrin Bürger, Horst Jonischkan,
Walter Richter-Reinick, Helga Göring,
80'
Der Eisenbahner Brock disponiert pflichtbewusst
und zuverlässig auf seinem Stellwerk
die Rangierarbeiten eines Eisenbahnknotenpunktes.
Er wird in einen Kriminalfall mit Kollegen
verwickelt, leugnet aber bei einer Gegenüberstellung.
Schichtweise erfährt der Zuschauer,
dass Brock am Tod seiner Frau durch die
Nazis mitschuldig ist. Er leidet an seiner
Schuld, obwohl er sie verschweigt ... Die
Aufklärung des Kriminalfalls zwingt
ihn zur Wahrheit und seine Tochter, seine
Freunde und Kollegen zur Stellungnahme.
– Erstmals für die DDR-Filmgesellschaft
DEFA wird in diesem Film die persönliche
Verstrickung eines Mannes, der als normaler
DDR-Bürger in einer Kleinstadt lebt,
in die alltägliche Barbarei des NS-Regimes
thematisiert. Solche Sicht blieb selten,
denn spätere filmische Auseinandersetzungen
mit der jüngsten Vergangenheit wurden
durch zunehmendes Pathos und einseitige
Heroisierung eingefärbt. Auffallend
an dem Film war auch die Abwesenheit von
Staat und Partei und überhaupt von
Politik. Auch dies war ein Grund dafür,
dass der Film zu DDR-Zeiten nur selten im
Kinoprogramm erschien.
Die strenge Kameraarbeit (Günter Sohre)
nutzt die Linearität von Gleisanlagen
ebenso wie die Dampfmalereien der Lokomotiven
für expressionistisch anmutende Filmbilder,
die die düster-verhangene Stimmung
der Geschichte stützen. Die unspektakuläre
Besetzung mit Theaterschauspielern baut
auf Einfachheit in der Ausstrahlung. Der
Film war die zweite Zusammenarbeit von Günter
Kunert (Buch) und Joachim Kunert (Regie)
an einem abendfüllenden Spielfilm.
Eine Hommage an Günter Kunert anlässlich
seines 75. Geburtstags.
Einführung: Günter Agde, zu Gast:
Autor Günter Kunert
am 02.04.2004 um 20.30
Uhr
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit
mit dem Künstlerklub »Die MÖWE«
Beschreibung
eines Sommers
DDR 1963, R: Ralf Kirsten,
D: Manfred Krug, Christel Bodenstein, Günter
Grabbert, Johanna Clas, Marita Böhme,
80'
Am 20.04.1929 wurde der Schriftsteller
Karl-Heinz Jakobs in einem kleinen ostpreußischen
Dorf geboren. Nachdem er als Herausgeber
der Literaturzeitschrift »Temperamente«
1977 gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns
protestiert und sich für inhaftierte
Schriftstellerkollegen eingesetzt hatte,
wurde er aus dem Schriftstellerverband der
DDR ausgeschlossen. Daraufhin verließ
er 1981 die DDR und lebt seitdem in der
Nähe von Wuppertal. Sein viel diskutierter
Roman »Beschreibung eines Sommers«,
der 1961 erschien, wurde 1963 von der DEFA
verfilmt. Erzählt wird die komplizierte
Liebesgeschichte zwischen dem Bauingenieur
Tom und der verheirateten Grit, die sich
bei ihrer gemeinsamen Arbeit auf einer Großbaustelle
kennenlernen. Doch ihre heimliche Liaison
gefährdet die Arbeitsatmosphäre
und droht, das Team auseinanderzubrechen.
In den Hauptrollen beeindrucken Manfred
Krug und Christel Bodenstein.
Anschließend Paul Werner Wagner im
Gespräch mit Christel Bodenstein, Prof.
Dr. Frank Hörnigk und Heinz Klunker.
am 20.04.2004 um 20.00
Uhr
Eine Veranstaltung des Bündnisses
für Demokratie und Toleranz –
Filmbegleitprogramm zur OSZE-Konferenz »Conference
On Anti-Semitism«
In
Or Between
D/ Israel 2002, Gruppenproduktion
Medienprojekt Wuppertal, ca. 90' | Beta
SP
Vier israelische Jugendliche – davon
zwei jüdisch und zwei palästinensisch/israelisch
– und vier Jugendliche aus Deutschland
– davon zwei deutschstämmig und
zwei aus zugewanderten Familien –
produzierten gemeinsam eine Videodokumentation
in Deutschland und Israel über das
Zusammenleben von Jugendlichen verschiedener
Kulturen in beiden Ländern.
Die Themen des Films sind: »Nationale
Identität« – »Religiöse
Identität« -
»Liebe und Sexualität«
– »Leben zwischen den Kulturen«
– »Tod« -
»Holocaust« – »Perspektiven«.
am 27.04.2004 um 20.00
Uhr
Levins
Mühle
DDR 1980, R: Horst Seemann,
D: Erwin Geschonneck, Katja Paryla, Christian
Grashof, Ionka Iliewa, Käthe Reichel,
118'
Ein Dorf in Westpreußen anno 1874
– kein Platz für Juden?
In einem Dorf nahe der unteren Weichsel
leben zu jener Zeit deutsche Polen, Juden
und Zigeuner nebeneinander. Der wohlhabende
deutsche Mühlenbesitzer Johann (Erwin
Geschonneck) will nicht, dass der Jude Levin
(Christian Grashof), in dessen Bootsmühle
auch Korn mahlt. Da er überzeugt ist,
dass die Justiz auf seiner Seite sein wird,
öffnet er nachts das Wehr, um den lästigen
Konkurrenten los zu werden. Levins Mühle
wird weggeschwemmt. Im Prozess kommt Levin
nicht zu seinem Recht. Er resigniert und
verlässt mit seiner Freundin Marie
(Ionka Ilijewa), einer Zigeunerin, das Dorf.
Viele Menschen unterschiedlicher Nationalität
wenden sich nun von Johann ab. Die Literaturverfilmung
nach dem gleichnamigen Roman von Johannes
Bobrowski ist eine Attacke auf Scheinheiligkeit
und deutsch-nationale Gefühle.
anschließend Paul Werner Wagner im
Gespräch mit dem Hauptdarsteller Christian
Grashof
am 28.04.2004 um 17.00
Uhr
Jakob
der Lügner
DDR 1975, R: Frank Beyer,
D: Vlastimil Brodsk´y, Erwin Geschonneck,
Henry Hübchen, Blanche Kommerell, 101'
In einem osteuropäischen jüdischen
Ghetto im Jahre 1944 wird Jakob Heym (Vlastimil
Brodsk´y) wegen angeblicher Überschreitung
der Ausgangssperre von einem Posten zum
Gestapo-Revier geschickt. Durch Zufall kommt
er mit dem Leben davon und schnappt bei
der Gelegenheit eine Radiomeldung über
den Vormarsch der Roten Armee auf. Er möchte
die Nachricht an seine Leidensgefährten
weitergeben, um ihnen Mut zu machen, hat
aber Angst, man würde ihn wegen seiner
»Verbindung« zur Gestapo für
einen Spitzel halten. So greift er zu einer
List. Er gibt vor, ein Radio versteckt zu
haben. Die Menschen im Ghetto schöpfen
neuen Lebensmut. Es gibt keine Selbstmorde
mehr, und man möchte laufend neue Nachrichten
über den Vormarsch hören. Damit
die Hoffnung bleibt, muss er von nun an
immer weiter lügen.
Vorlage des Films ist der gleichnamige Roman
von Jurek Becker. Es ist ein sehr sanfter
stiller Film, der, bar jeder Larmoyance,
den Ghettoalltag mit kurzen Glücksmomenten
konfrontiert. Mit dem bitteren Thema des
Ghettolebens und der inszenierten Emotionalisierung
und Personifizierung jüdischen Lebens
und Leidens trug der Film wesentlich dazu
bei, das Interesse an der Geschichte des
Judentums in der DDR zu wecken. Er ist jedoch
auch der einzige DEFA-Film geblieben, der
in dieser Intensität den Judenmord
behandelte.
anschließend Paul Werner Wagner im
Gespräch mit dem Regisseur Frank Beyer
am 28.04.2004 um 20.00
Uhr
Affaire
Blum
DDR 1948, R: Erich Engel,
D: Kurt Ehrhardt, Hans-Christian Blech,
Gisela Trowe, Blandine Ebinger, 110'
Der jüdische Fabrikant Jacob Blum
(Kurt Ehrhardt) wird aufgrund einer Aussage
des Ganoven Gabler (Hans-Christian Blech)
wegen Mordes an seinem Buchhalter verhaftet.
Für den antisemitischen Untersuchungsrichter
(Paul Bildt) ist der Fall klar. Nur ein
Jude kann der Täter sein. Weder Entlastungsbeweise
noch die eindeutige Spur, die zu Gabler
selbst führt, kann ihn umstimmen, bis
es Kommissar Bonte (Alfred Schieske), von
Blums Freunden aus Berlin geholt, gelingt,
den wahren Täter mit Hilfe dessen Freundin
zu überführen. Der Justiz bleibt
nur noch, den skandalösen Fall tot
zu schweigen. Die Handlung greift einen
Fall auf, der sich zu Zeiten der Weimarer
Republik, im Jahr 1929, in Magdeburg tatsächlich
ereignete. Affaire Blum ist in der internationalen
Filmgeschichte bemerkenswert als Film, der
in der direkten Nachkriegszeit die tradierten
Wurzeln des Antisemitismus bloßlegt
und die verhängnisvollen Mechanismen
von Rassenwahn schlüssig beschreibt.
Der Film ist die erste DEFA-Produktion,
die den Antisemitismus als Konsequenz, als
Eskalation einer Entwicklung zeigt die keineswegs
erst 1933 begonnen hatte.
Affaire Blum beschließt den zeitlichen
Bogen (vom Kaiserreich über die Weimarer
Republik bis hin zur NS-Zeit) der in dieser
kurzen Serie gezeigten DEFA-Spielfilme zum
Thema Antisemitismus.
anschließend Paul Werner Wagner
im Gespräch mit Gästen
am 29.04.2004 um 17.00
Uhr
The
Hebrew Hammer
USA 2003, R: Jonathan
Kesselman, D: Adam Goldberg, Judy Greer,
Andy Dick, Mario Van Peeples, 90' | OF
Die Komödie präsentiert einen
jüdischen Supermann, der gegen Santa
Claus zu Felde zieht. Der bösartige
Weihnachtmann will nämlich das meist
zu Weihnachten stattfindende jüdische
Lichterfest Chanukka abschaffen.
Als Finale der Filmserie VORURTEILE, EWIG
NEU? ein Film, der mit dem Thema Antisemitismus
auf außergewöhnliche Weise umgeht:
nicht ganz koscher, aber mit Sicherheit
komisch.
anschließend Filmgespräch mit
Gästen
am 29.04.2004 um 20.00
Uhr
Der
Favorit der Königin
D 1922, R: Franz Seitz
(sen.), D: Erich Kaiser-Titz, Hanna Ralph,
Willy Kaiser-Heyl, Maria Minzenti, Ferdinand
Martini, 91’
Inspiriert von Madame Dubarry (D 1919,
R: Ernst Lubitsch), inszenierte Franz Seitz
1922 die Sensationskomödie Der Favorit
der Königin.
»Lord Surrey, Elisabeths Favorit,
liebt Pembrokes Töchterlein und geht
über Leichen, um ihrer habhaft zu werden
– gräbt sich damit schließlich
aber das eigene Grab...« »Freiheit
der Wissenschaft steht gegen Glaubensdünkel
und königliche Willkür.«
(Film-Kurier, 28.11.1922)
Der Film wurde wunderbar fotografiert von
Franz Planer, der später auch als Kameramann
bei so bekannten Filmen wie Liebelei (Max
Ophüls, 1933), Maskerade (Willi Forst,
1934) oder Breakfast at Tiffany's (Blake
Edwards, 1961) fungierte.
Eine virargierte Nitrokopie des verloren
geglaubten Films, allerdings die gekürzte
holländische Verleihfassung, fand sich
vor ein paar Jahren in einer privaten Filmsammlung
in den Niederlanden. Im Zeughauskino wird
nun eine neue Kopie gezeigt, die in Zusammenarbeit
mit dem Bundesarchiv Filmarchiv umkopiert
und mit deutschen Zwischentiteln versehen
wurde.
M it Klavierbegleitung
Z u Gast Filmproduzent
Franz Seitz, Sohn des Regisseurs
am 30.04.2004 um 21.00
Uhr
The
Weather Underground
USA 2002, R: Sam Green,
Bill Siegel, 93' | OF
Jane Fonda war in den ausgehenden sechziger
Jahren die Sex-Ikone der Protestbewegung.
In The Weather Underground sieht man sie
zu Beginn bei einer politischen Demonstration.
Mit Bildern wie diesem und bisher wenig
bekanntem Archivmaterial bringen die Regisseure
Sam Green und Bill Siegel in schnellen Strichen
das Bild der Zeit nach dem »Summer
of Love« ins Gedächtnis zurück:
der Mord der Hells Angels beim Rolling-Stones-Konzert,
die Überfälle der Manson-Bande,
die Bilder vom Massaker aus My Lai, das
Opfer des Überfalls der amerikanischen
Bundespolizei auf eine Gruppe von Black-Panther-Aktivisten.
Für die Radikalisierung der Kriegsgegner
gab es eine Fülle von Anlässen.
Aktivisten von damals berichten von ihrem
Gang in den Untergrund, vom Versuch, den
Krieg mittels Bombenattentaten nach Amerika
zu tragen. Im Unterschied zu vergleichbaren
Bewegungen in Europa war es ihnen wichtig,
keine Menschenopfer zu verursachen. »The
Weather Underground zeigt ein doppelt unbekanntes
Amerika: die Entschlossenen von damals,
die reifer, aber keineswegs reumütig
von ihrer Zeit im Untergrund erzählen,
und eine Gegenwart, in der sie, für
deutsche Verhältnisse unvorstellbar,
zum großen Teil gutbürgerliche
Existenzen als Hochschullehrer führen.«
(Barbara Schweizerhof)
am 01.05.2004 um 18.15
Uhr
am 02.05.2004 um 20.30 Uhr
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