Kino im Zeughaus

Aktuelles Kinoprogramm


   

 

Filminhalte Mai 2004

 

The Weather Underground 
USA 2002, R: Sam Green, Bill Siegel, 93' | OF

Jane Fonda war in den ausgehenden sechziger Jahren die Sex-Ikone der Protestbewegung. In The Weather Underground sieht man sie zu Beginn bei einer politischen Demonstration. Mit Bildern wie diesem und bisher wenig bekanntem Archivmaterial bringen die Regisseure Sam Green und Bill Siegel in schnellen Strichen das Bild der Zeit nach dem »Summer of Love« ins Gedächtnis zurück: der Mord der Hells Angels beim Rolling-Stones-Konzert, die Überfälle der Manson-Bande, die Bilder vom Massaker aus My Lai, das Opfer des Überfalls der amerikanischen Bundespolizei auf eine Gruppe von Black-Panther-Aktivisten.
Für die Radikalisierung der Kriegsgegner gab es eine Fülle von Anlässen. Aktivisten von damals berichten von ihrem Gang in den Untergrund, vom Versuch, den Krieg mittels Bombenattentaten nach Amerika zu tragen. Im Unterschied zu vergleichbaren Bewegungen in Europa war es ihnen wichtig, keine Menschenopfer zu verursachen. »The Weather Underground zeigt ein doppelt unbekanntes Amerika: die Entschlossenen von damals, die reifer, aber keineswegs reumütig von ihrer Zeit im Untergrund erzählen, und eine Gegenwart, in der sie, für deutsche Verhältnisse unvorstellbar, zum großen Teil gutbürgerliche Existenzen als Hochschullehrer führen.« (Barbara Schweizerhof)


am 01.05.2004 um 18.15 Uhr
am 02.05.2004 um 20.30 Uhr

 


Underground 
USA 1976, R: Emile de Antonio, Mary Lampson, Haskell Wexler, 88' | OF

Der Film ist ein Porträt der »Weathermen«, jener Abspaltung von Studenten des amerikanischen SDS (Students for a Democratic Society), die Ende der sechziger Jahre in den Untergrund gingen. Von dort setzten sie ihren Kampf gegen die »Imperialistischen USA« mit Bombenanschlägen auf Banken, Polzeireviere und Armeeeinrichtungen fort. »Bewaffnete Propaganda« nannten sie ihre Unternehmung.
De Antonio war damals, wie er sagt, von der »liebevollen Sorgfalt« beeindruckt, mit der sie ihre Bomben zur Explosion brachten. Er betont: »Nie wurde dabei jemand verletzt.« Über Mittelsmänner bot er ihnen an, einen Film über sie zu drehen. Sie akzeptierten, und de Antonio ging mit seinem Team für einige Tage in den Untergrund. Der Film, den er aus dem Interviewmaterial schnitt und durch Ausschnitte anderer Dokumentarfilme ergänzte, wurde in den USA sogar im Fernsehen gezeigt. Auch im WDR sollte der Film zu sehen sein, aber in den Tagen des »deutschen Herbstes« 1977 galt er als nicht sendbar.
Die »Weathermen« – sie nannten sich nach einer Textzeile aus Bob Dylans »Subterranean Homesick Blues« – hofften, dass sie als politische Avantgarde eine revolutionäre Mehrheit aus entrechteten Schwarzen, enteignetem Mittelstand und politischer Arbeiterklasse anführen könnten.
(Filmblatt zur Retrospektive »New Hollywood« der IFB 2004 vom Filmmuseum Berlin)

am 01.05.2004 um 20.30 Uhr
am 02.05.2004 um 18.15 Uhr

 

Bloody Sunday
Großbritannien/Irland 2001, R: Paul Greengrass, D: James Nesbitt, Tim Pigott-Smith, Nicholas Farrell, Gerard McSorley, Kiera Clarke, 107' | OmU

Am 30. Januar 1972 starben auf den Straßen der nordirischen Stadt Derry 13 Menschen, 14 weitere wurden durch Kugeln verletzt – unbewaffnete Bürger, die an einem Protestmarsch teilnahmen, der sich gegen eine Verfügung der britischen Regierung richtete, die Inhaftierungen auch ohne ein vorausgegangenes Gerichtsverfahren zuließ. Der Tag ist als »blutiger Sonntag« in die Geschichte eingegangen, mit ihm begann in Nordirland der bewaffnete Bürgerkrieg.
Der Film erzählt von diesem Tag, indem er die Geschehnisse minutiös und realistisch rekonstruiert. Vier Personen stehen dabei im Mittelpunkt: der Bürgerrechtsaktivist Ivan Cooper, ein Protestant, der sich die Sache der Katholiken zu eigen gemacht hat; Gerry Donaghy, ein 17-jähriger katholischer Heißsporn, der mit seiner protestantischen Freundin gern eine Familie gründen würde; der Brigadekommandeur Patrick MacLellan, beauftragt, den geplanten Marsch zu unterbinden oder aufzuhalten; und ein junger britischer Soldat, der als Funker in einem Fallschirmjägerbataillon dient und gemeinsam mit einem Kommando aus hartgesottenen Haudegen zum Einsatz kommt.
Der Film spielt auf den Straßen einer Stadt, die sich im Belagerungszustand befindet – zwischen Straßensperren und Barrikaden, unter Bürgerrechtlern, Militärs und Steinewerfern. Es ist ein Kriegsfilm, der vom Kampf um Frieden handelt.
(Katalog IFB 2002)

am 06.05.2004 um 20.30 Uhr


Solo
Eine Stadt zittert vor Solo 

F/ Belgien 1969, R: Jean-Pierre Mocky, D: Jean-Pierre Mocky, Denis Le Guillou, Anne Deleuze, Henri Poirier, 89' | OF

»Moi, mon parti précis, c’est de faire éclater la vérité partout, de foutre les pieds dans le plat.« (Also, mir geht es genau gesagt darum, überall die Wahrheit hervorbrechen zu lassen und kräftig ins Fettnäpfchen zu treten.) (J.P. Mocky)
Jean Pierre Mocky dreht seit über vierzig Jahren unermüdlich auf eigene Kosten Filme, in denen er seiner Wut über die Schikanen der Bürokratie, der Verblödung durch das Fernsehen, die Leichtgläubigkeit und den Fanatismus der Massen oder den politischen Sumpf Luft macht und die Dinge beim Namen nennt. So auch in dem Kriminalfilm Solo, der die Geschichte zweier Brüder erzählt, von denen der jüngere, als Chef einer studentischen Anarchistengruppe, Attentate auf verkommene Bürger organisiert.
Eine französisch-belgische Koproduktion, die direkt nach den Studentenunruhen 1968 entstand und das Problem des jugendlichen Radikalismus mit seinen politischen und moralischen Konsequenzen aufgreift.

am 06.05.2004 um 18.15 Uhr
am 08.05.2004 um 18.15 Uhr

 

The Dancer Upstairs
Der Obrist und die Tänzerin

USA 2002, R: John Malkovich, D: Javier Bardem, Laura Morante, Juan Diego Botto, 133' | OmU

Der Schauplatz: ein südamerikanisches Land, unbenannt ist es und wird es bleiben. Augustin Rejas (Javier Bardem) hat seinen vielversprechenden Job als Anwalt an den Nagel gehängt. Er versieht seinen Dienst in der Hauptstadt, wo er als kleiner Polizist dem Ideal der Gerechtigkeit dienen möchte. Mit zunehmender Häufigkeit tauchen Nachrichten von einem Guerilla-Aufstand auf, der durch blutige Attentate, skrupellose Sabotageakte und ritualisierte Hinrichtungen die Bevölkerung terrorisiert. Dennoch ist es eine stille Revolution, wenig Informationen haben die Behörden über den geheimnisvollen Anführer mit dem Decknamen Ezequiel. Als Leiter einer Sonderkommission liegt es an Rejas, diesen Mann zu verhaften. Unter Druck macht er sich an die Arbeit; möglichst schnell soll sie erledigt sein, um die fortschreitende Destabilisierung des Regimes zu verhindern. Als jedoch bei einem weiteren Anschlag ein hochrangiger Militär von vier Schulmädchen auf offener Straße erschossen wird, übernimmt das Militär das Kommando. Die Truppen schlagen zurück, nicht minder blutig als Ezequiel, nicht minder wahllos gegen jeden, der scheinbar mit ihm kollaboriert.

am 07.05.2004 um 18.00 Uhr
am 09.05.2004 um 20.30 Uhr

 

11'09''01 – September 11 
F 2002, R: Samira Makhmalbaf, Sean Penn, Mira Nair, Amos Gitai, Claude LeLouch, Youssef Chahine, Danis Tanovich, Idrissa Quedrago, Ken Loach, Alejandro Gonzales Inarritu, Shohei Imamura, 134' | OmU

Steven Spielberg hatte das Thema zum Tabu erklärt. Daran hielten sich seine filmschaffenden amerikanischen Landsleute – abgesehen von einigen Dokumentationen, die in der Folgezeit entstanden. Lange hat es gedauert – immerhin gut ein Jahr – bis sich Kreative mit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 in New York und Washington auseinandergesetzt haben. Der französische Produzent Alain Brigand durchbrach den Bann und verwirklichte sein hochinteressantes Kurzfilmprojekt, das sich mit den Folgen des El-Kaida-Angriffs befasst.
Die Grundidee von 11'09''01 – September 11: Brigand bat elf international anerkannte Regisseure, jeweils einen Kurzfilm in der Länge von 11 Minuten, 9 Sekunden und einem Bild beizusteuern. Form und Ausdruck waren völlig frei wählbar, nur das Thema war vorgegeben. Unabhängig voneinander gingen die Filmemacher an die Arbeit. Herausgekommen ist ein facettenreiches Werk. Darunter die Sequenz des Amerikaners Sean Penn: Er beobachtete einen alten Mann. Der lebt einsam, arm, verloren – unberührt vom Geschehen in der Welt im Schatten des World Trade Centers. Die Live-Übertragung der Katastrophe bleibt von ihm unbemerkt. Oder die Sichtweise der Inderin Mira Nair: Sie zeigt, dass die Helden des 11. September auch andere Nationalitäten hatten als die amerikanische. Der Beitrag von Amos Gitai inszeniert den Umgang der Medien mit dem Terrorattentat aus israelischer Sicht.

am 08.05.2004 um 20.30 Uhr
am 09.05.2004 um 18.00 Uhr

 

 

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Künstlerklub »Die MÖWE« und dem Bundesarchiv Filmarchiv.

Ich lache Tränen, heule Heiterkeit 
BRD 1973, R: Volker Kühn, 40'
Ein Neuss-Porträt.

»Ich war früher mal ein berühmter Mann«, sagte Neuss, der »Mann mit der Pauke«, Anfang der Siebziger in einem persönlichen Rückblick, »ich war sogar berüchtigt.« Nach zwanzig Jahren, in denen der populäre Theaterschauspieler, Autor, Bühnenkomiker, Regisseur, Filmstar, Satiriker und Solo-Kabarettist in aller Munde war, beschließt Neuss, seine Karriere zu beenden, sich selbst »abzuschaffen«.
Volker Kühn hat aus diesem Anlaß eine Film-Dokumentation mit ihm gedreht, in der Rückschau auf seinen beispiellosen Aufstieg gehalten wird und die einen Ausblick auf das enthält, was sich der eigensinnige Aussteiger von der Zukunft erhofft.

am 04.05.2004 um 18.00 Uhr

 

Wir Kellerkinder 
BRD 1960, R: Jochen Wiedermann, D: Wolfgang Neuss, Wolfgang Gruner, Jo Herbst, Karin Baal, Ing-rid van Bergen, Achim Strietzel, Willi Rose, Hilde Sessak, Helmut Käutner, Eric Ode, Ralf Wolter, 86'

Macke Prinz, ein Berliner Gassenjunge, gerät nach 1933 als trommelnder Jungvolk-Pimpf und nach 1945 als unfreiwilliger Hakenkreuz-Schmierer zwischen die Mahlsteine der Zeitgeschichte. Der satirische Film, der unbewältigte Vergangenheit und die Beschäftigung mit ihr glossiert, führt vor, wie der kleine Mann an den Gegebenheiten scheitern kann: Wer sich ernsthaft um eine Bewältigung der jüngsten Vergangengheit bemüht, landet schnell in der »Klapsmühle«.
anschließend Filmgespräch mit Gästen

am 04.05.2004 um 20.00 Uhr

 

Genosse Münchhausen 
BRD 1962, R: Wolfgang Neuss, D: Wolfgang Neuss, Corny Collins, Wolfgang Wahl, Jo Herbst, Balduin Baas, Ingrid van Bergen, Peer Schmidt, Peter Frankenfeld, 89'

Ein gesamtdeutsches Thema: Genosse Münchhausen ist die reale Fiktion aus der Wirklichkeit des Landes, in dem sie entstand und für die sie gedacht ist. In der Maske des Landwirts Oskar Puste beackert Neuss den Boden der deutsch-deutschen Tatsachen und zeichnet in einer satirischen Filmgeschichte die Ost-West-Politik vor, die erst sieben Jahre später zum Gegenstand erster sozialliberaler Geh-versuche wird. Die beiden großen Schlag-zeilen-Themen jener Jahre – Mauerbau und Sowjet-Major Gagarin im Weltraum – geben der phantastischen Story die herbe Würze. Wolfgang Neuss ist Drehbuchautor, Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent in einer Person.

am 05.05.2004 um 18.00 Uhr

 

Wir Wunderkinder
BRD 1958, R: Kurt Hoffmann, D: Johanna v. Koczian, Hansjörg Felmy, Robert Graf, Wera Frydtberg, Jürgen Goslar, Elisabeth Flickenschildt, Wolfgang Müller, Wolfgang Neuss, Lina Carstens, Liesl Karlstadt, Ingrid van Bergen, 108'

Die Karriere eines gesinnungslosen Kleinstädters, der sich nahtlos vom schneidigen Nazi-Führer zum unangefochtenen Geschäftsmann der westdeutschen Nachkriegszeit wandelt. Am Beispiel zweier Menschen, deren Leben völlig gegensätzlich verläuft, werden Opportunismus und Vorteilshascherei beleuchtet. Ein kabarettistisch-satirischer Querschnitt durch vier Jahrzehnte deutscher Geschichte. Neuss und Müller als Moritatensänger führen sie vor.
anschließend Filmgespräch mit Gästen

am 05.05.2004 um 20.00 Uhr

 

Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit CineGraph
Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv

Gitta entdeckt ihr Herz 
D 1932, R: Carl Froelich, D: Gitta Alpar, Gustav Fröhlich, Paul Kemp, Tibor von Halmay, Leonard Steckel, Blandine Ebinger, 98'

Auf der Flucht vor ihrem zudringlichen Agenten begegnet die junge ungarische Varietésängerin Gitta Farkas (Gitta Alpar) in Berlin dem unbekannten Komponisten Peter (Gustav Fröhlich), dem sie nach der üblichen Kaskade von Verwechslungen und Verwirrungen schließlich durch ihre Rückkehr auf die Bühne zum Durchbruch verhilft. Von Regie-Altmeister Carl Froelich routiniert und mit der nötigen Prise Ironie in Szene gesetzt, von Curt Courant mit sicherem Blick für Momente visueller Komik ins Bild gesetzt, präsentiert sich Gitta entdeckt ihr Herz aus der Welle der Musikfilme der frühen Tonfilmzeit, die auf bekannte Sängerdarsteller wie Marta Eggerth, Jan Kiepura oder eben Gitta Alpar zurückgriffen, als eines der filmisch reifsten Beispiele. Nicht nur auf der Leinwand fand sich am Ende das zentrale Figurenpaar glücklich zusammen: Gitta Alpar und Gustav Fröhlich heirateten am Tag der Uraufführung dieses Films.
Einführung: Michael Wedel

am 07.05.2004 um 20.30 Uhr

 

Im Westen nichts Neues
All Quiet on the Western Front 

USA 1930, Regie: Louis Milestone, D: Lew Ayres, Louis Wolheim, John Wray, Raymond Griffith, George Summerville, Russell Gleason, 140' | dt. Fass

Im August 1929 fuhr der Chef der amerikanischen Filmgesellschaft UIP, der gebürtige Schwabe Carl Laemmle, wie jedes Jahr einmal in seine alte Heimat nach Deutschland, um dort einen geeigneten Stoff für eine Verfilmung zu suchen. In diesem Jahr war er von dem Literaturagenten Otto Klement auf den sensationellen Erfolg des ersten deutschen Bestsellers eines bis dahin vollkommen unbekannten Autors hingewiesen worden. Der Roman »Im Westen nichts Neues« von Erich Maria Remarque war nach dem Vorabdruck im November und Dezember 1928 in der Vossischen Zeitung im Januar 1929 erstmals als Buchausgabe erschienen und hatte sich bis Ende des Jahres in über 50 Auflagen 900.000 mal verkauft.
Die Verhandlungen von Laemmle und Remarque verliefen erfolgreich, Produzent des Films wurde Carl Laemmle sen., die Produktionsleitung übernahm Carl Laemmle jun., als Regisseur wurde der 35jährige, in Rußland geborene Lewis Milestone verpflichtet. Der Film wurde ein großer Film. Er ist der Anti-Kriegsfilm und wirkt bis heute für das Genre stilbildend.
Im Westen nichts Neues schildert die Erlebnisse des jungen Paul Bäumer, der zuerst begeistert Soldat wird, sich dann von einem sadistischen Unteroffizier schikanieren lassen muss und schließlich fällt – an einem Tag, an dem der Heeresbericht meldet: »Im Westen nichts Neues«.

am 13.05.2004 um 21.00 Uhr
am 15.05.2004 um 18.00 Uhr

 

Westfront 1918 
D 1930, R: Georg Wilhelm Pabst, D: Fritz Kampers, Gustav Dissl, Hans Joachim Moebis, 98'

In seinem erstem Tonfilm, basierend auf dem Roman »Vier von der Infanterie« von Ernest Johannsen, plädiert Pabst für eine deutsch-französische Aussöhnung.
Frankreich 1918: Vier deutsche Soldaten, der Bayer, der Student, Karl und der Leutnant liegen während einer Etappenpause bei einem französischen Bauern hinter der Frontlinie in Quartier. Die Soldaten machen Yvette, der Tochter des Bauern, den Hof, doch sie wendet nur einem, dem schüchternen blonden Studenten ihr Herz zu. Doch es ist nur eine kurze Pause, bald bricht der Alltag des Grabenkrieges, der Gas-, Artillerie- und Panzerangriffe wieder auf sie herein. Vor allem die erschütternd harten und realistischen Bilder forderten die Zuschauer zur Auseinandersetzung mit dem Schrecken und Grauen des Krieges heraus. Die NS-Zensur verfügte ein Verbot des Films im April 1933. »Indem der Bildstreifen die gebrachten Opfer als unnütz und den Krieg übertrieben realistisch darstellt, untergräbt er den Verteidigungswillen des Volkes und wirkt den Zielen der nationalen Regierung auf Ertüchtigung der Jugend und Wehrhaftmachung des Volkes entgegen. Der Bildstreifen gefährdet damit lebenswichtige Interessen des Staates.« (Entscheidung der Oberprüfstelle Berlin vom 27.4.1933, Nr. 6490 zu »Westfront 1918«)

am 14.05.2004 um 18.15 Uhr
am 16.05.2004 um 20.30 Uhr

 


J'accuse 
F 1919, R: Abel Gance, D: Romuald Joubé, Severin Mars, Maryse Dauvray, Maxime Desjardins, 100' | OF

Abel Gance realisierte diesen Antikriegsfilm 1918 nach dem I. Weltkrieg und verfilmte diesen Stoff 1938, als er sah, dass die Welt auf einen neuen Krieg zusteuerte, noch einmal.
Zwei Männer, Jean Diaz und Francois Laurin, lernen sich in den Schützengräben des I. Weltkriegs kennen. Obwohl Diaz eine Affäre mit Laurins Frau hat, versuchen sie hier unter dem Einfluss des Frontenkriegs, ihre Differenzen zu vergessen. Laurin bittet Diaz sogar, sich – im Falle seines Todes – um seine Ehefrau zu kümmern...
Gance war wie D.W. Griffith ein Meister der Montagetechnik und perfektionierte sie in diesem Antikriegsfilm, indem er reale Kampfszenen aus dem I. Weltkrieg mit einbaute.
Wir danken der Cinemathèque Française für die Bereitstellung der Kopie.
mit Klavierbegleitung

am 14.05.2004 um 20.30 Uhr

 

Journey's End 
USA/Großbritannien 1930, R: James Whale, D: Colin Clive, Ian Maclaren, David Manners, Billy Bevan, 120' | OF

James Whale, ein Engländer in Hollywood, den man den Oscar Wilde des Kinos nennen könnte, ist bekannt vor allem bei Horrorfans als Regisseur der Universal-Klassiker The Old Dark House, Frankenstein und Bride of Frankenstein.
Journey's End, ein Film, der auf R.C. Sheriffs legendärem Bühnenstück über den I. Weltkrieg basiert, ist seine erste Regiearbeit. Er feierte mit diesem Stück ein Jahr zuvor einen großen Bühnenerfolg, der ihn als Regisseur über Nacht berühmt machte und Einladungen nach New York und Hollywood nach sich zog. Der Film nimmt bereits einiges von dem vorweg, was spätere Arbeiten Whales kennzeichnet: »Whale’s ability to capture the unspoken with his camera was already apparent in his first film [...].« (Milne, 1973). Von der positiven Resonanz des Films bei Presse und Publikum beeindruckt, bot Universal Whale daraufhin einen Mehrjahresvertrag an.

am 15.05.2004 um 20.30 Uhr
am 16.05.2004 um 18.15 Uhr

 

Die große Illusion
La grande illusion 

F 1937, R: Jean Renoir, D: Pierre Fresnay, Erich Von Stroheim, Jean Gabin, Julien Carette, Marcel Dalio, Gaston Modot, Jean Dasté, Dita Parlo,
117’ | dt. Fass

Während des I. Weltkrieges geraten die französischen Flieger de Boeldieu, Maréchal und Rosenthal in deutsche Kriegsgefangenschaft. Sie planen minutiös ihre Flucht. Derweil setzt sich der fränzösische Offizier de Boeldieu mit dem deutschen Lagerkommandanten von Rauffenstein auseinander. Die beiden waren bereits im Luftkampf verbitterte Gegner. Jahre später entwickelt sich eine seltsame Freundschaft, die vor allem auf der gleichen gesellschaftlichen Stellung beruht.
Ein schönes Beispiel für den Inszenierungsstil Renoirs, der zunehmend die lange Einstellung der Montage vorziehen wird, bietet die Szene des Theaterabends im Gefangenenlager. In einer Plansequenz zeigt Renoir, wie die französischen Gefangenen auf der Bühne die Marseillaise anstimmen, während die Kamera in einem langsamen Rundschwenk die Reaktionen der deutschen Bewacher, das einstimmende Publikum und erneut Orchester und Sänger auf der Bühne miteinander verbindet.
Die große Illusion wurde ein großer Publikumserfolg, spaltete aber die Kritik in zwei Lager. Beim Festival von Venedig 1937 nahm man den Film begeistert auf. Da der Hauptpreis des von Mussolini kontrollierten Festivals jedoch keinem pazifistischen Film zugesprochen werden konnte, bedachte man ihn notgedrungen mit einem Spezialpreis der Jury. In Italien und Deutschland wurde der Film verboten.

am 27.05.2004 um 18.15 Uhr
am 28.05.2004 um 18.15 Uhr

 

Jules et Jim
Jules und Jim 

F 1961, R: Francois Truffaut, D: Jeanne Moreau, Oskar Werner, Henri Serre, Marie Dubois, Boris Bassiak, 100' | OmU

Paris zu Beginn des Jahrhunderts. Der Deutsche Jules freundet sich mit dem Franzosen Jim an. Ihr gemeinsames Interesse gehört den Büchern und den Frauen. Sie verstehen sich so gut, daß sie sich wie Zwillinge kleiden. Kein Wunder, daß ihnen plötzlich dieselbe Frau gefällt: die charmante, aber unberechenbare Cathérine. Weil Jim bei einem Rendezvous nicht eine Stunde auf sie wartet, heiratet sie am nächsten Tag kurzerhand Jules und zieht mit ihm nach Deutschland. Der Erste Weltkrieg trennt die Freunde für Jahre. Als der Frieden wieder Besuche erlaubt, treffen die drei erneut zusammen. Jules und Cathérine haben inzwischen eine Tochter. Bei ihrem Wiedersehen wird Jim der Geliebte von Cathérine; unter dem eigenen Dach schaut Jules gelassen zu. Cathérine kehrt kurz zu ihm zurück, geht dann aber wieder zu Jim. Schließlich leben die drei Freunde eine reine Liebe zu dritt. Als Jim sich endgültig von ihr lossagt, tötet Cathérine sich und Jim, indem sie ihr Auto in einen Fluß lenkt.
»Truffaut war noch keine 30 Jahre alt, als er diesen Film über die Liebe drehte. Mit dem Tempo einer Achterbahnfahrt inszenierte er alle Höhen und Tiefen der Leidenschaft, vereinigte er in dem Film – der noch heute so lebendig wie ein ausgelassener Ferientag wirkt – alle handwerklichen Tricks der Nouvelle Vague: nervöse Handkamera, Zoom, Reißschwenks, Flugaufnahmen und Überblendungen. Wenn Cathérine ihr unwiderstehliches Lachen lacht, friert Truffaut einfach das Bild ein. Wenn sie in die Seine springt, filmt er das aus verschiedenen Blickwinkeln.« (Stern)

 

am 28.05 um 20.30 Uhr
am 30.05.2004 um 18.15 Uhr

 

La vie et rien d'autre
Das Leben und nichts anderes 

F 1989, R: Bertrand Tavernier, D: Philippe Noiret, Sabine Azéma, Maurice Barrier, Francois Perrot, 134' | OmeU

Frankreich 1920. Der I. Weltkrieg ist seit zwei Jahren vorbei, und überall ist man eifrig mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Kommandant Dellaplane, der für die Registrierung der Toten und Vermißten verantwortlich ist, wird von zwei unterschiedlichen Frauen aufgesucht. Beide sind, unabhängig voneinander, auf der Suche nach ihren Männern. Dellaplane ist gerade mit der Bergung eines Sanitätszuges betraut worden, der in einem Tunnel explodiert ist. Doch die Aktion muß als zu gefährlich eingestellt werden, und so verlieren auch die beiden Frauen die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Zwischen einer von ihnen, Irene, und dem Kommandanten ist es zu einer vorsichtigen Annäherung gekommen...
Hauptdarsteller Philippe Noiret bezeichnet Tavernier als seinen Lieblingsregisseur; La vie et rien d'autre ist Noirets siebenter Film unter Taverniers Regie.

am 29.05 um 18.00 Uhr
am 30.05.2004 um 20.30 Uhr

 

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Künsterlerklub »Die MÖWE« und dem Bundesarchiv-Filmarchiv Filmbegleitprogramm zur Ausstellung »Wilhelm Fraenger und Heinrich George – Bilder und Dokumente einer Freundschaft«

Berlin Alexanderplatz 
D 1931, R: Phil Jutzi, D: Heinrich George, Maria Bard, Bernhard Minetti,
Gerhard Bienert u.a., 88’

Nach vierjähriger Haft wird Franz Biberkopf (Heinrich George) aus dem Gefängnis entlassen. Er beginnt einen Straßenhandel auf dem Alexanderplatz aufzubauen. Der Ganove Reinhold (Bernhard Minetti) versucht Biberkopf mit etlichen Tricks und schlimmen Erpressungen, wobei Biberkopf einen Arm verliert, für einen Einbruch mit seiner Clique zu gewinnen. Gestraft vom Leben gibt Biberkopf klein bei, verliebt sich aber gleichzeitig in Mieze (Margarete Schlegel), die seine Gefühle erwidert und versucht, ihn von Reinhold fernzuhalten. Dafür wird sie von dem Ganoven ermordet. Döblins komplexes Großstadt-Puzzle wird in der Verfilmung auf den Überlebenskampf des Ex-Sträflings Biberkopf reduziert. Die berührende Verkörperung der Hauptfigur durch Heinrich George, die inspirierte Bild- und Geräuschmontage sowie die atmosphärische Dichte, die sich aus der genauen Beobachtung der Hinterhofszenerie ergibt, machen den Film zu einem einmaligen Erlebnis.
anschließend Filmgespräch mit Gästen (nur am 18.05.)

am 18.05.2004 um 20.00 Uhr
am 07.06.2004 um 18.00 Uhr

 

Metropolis 
D 1925/26, R: Fritz Lang, D: Brigitte Helm, Gustav Fröhlich, Heinrich George, Rudolf Klein-Rogge, 110'

Die Zukunftsstadt Metropolis ist zweigeteilt: Glanz und Reichtum der »Oberstadt« sind den Besitzenden vorbehalten, die Arbeiter müssen unter der Erde ihr Dasein fristen. Freder (Gustav Fröhlich), Sohn des Industriemagnaten Fredersen (Alfred Abel) aus der Oberwelt, lernt durch Zufall Maria (Brigitte Helm) »die Heilige der Unterdrückten« kennen, die die gewaltlose Befreiung von den Herrschenden predigt. Fredersen, der seine Macht bedroht sieht, lässt einen Maschinen-Menschen in Gestalt Marias herstellen, der die Arbeiter aufwiegeln soll. So hofft er, einen endgültigen Vorwand zur gnadenlosen Unterdrückung zu erhalten.
Mit den beeindruckenden Bauten und innovativen Tricktechniken schuf Lang mit Metropolis neue Maßstäbe für den Film.
dt. Restaurierung von 2001, mit Klavierbegleitung anschließend Filmgespräch mit Gästen

am 19.05.2004 um 20.00 Uhr

 

Spaß beiseite -
Jüdischer Humor, »Arisierung« und verdrängendes Lachen

Der 17. Internationale Filmhistorische Kongress von CineGraph wird sich der Entwicklung der Komik im deutschen Film vor 1945 widmen und dabei besonders die Rolle der jüdischen Komiker beleuchten. Anstatt allein mit dem Fokus auf Exilgeschichten oder auf die deutsche Komödie nach 1933 die dramatische Zäsur zu spiegeln, die zahlreichen Filmschaffenden im »arisierten« Deutschland das Leben oder die Lebensgrundlage kostete, wird der Kongress die Prozesse der Veränderungen, Verdrängungen und Verluste erforschen. Neben den Biografien vertriebener oder ermordeter Komiker werden so auch die Spuren untersucht, welche die »Arisierung« auf der Leinwand hinterlassen hat. Was genau veränderte sich im Kino beim Übergang vom Weimarer Kino mit jüdischen Stars wie Ernst Lubitsch, Reinhold Schünzel, Sigi Arno oder Otto Wallburg zum Unterhaltungsfilm in Nazi-Deutschland?


Allotria 
D 1936, R: Willi Forst, D: Jenny Jugo, Renate Müller, Adolf Wohlbrück, Heinz Rühmann, Hilde Hildebrand, ca. 100'

Willi Forst inszenierte die prominent besetzte Komödie nach einem Drehbuch, das er zusammen mit Jochen Huth verfasst hatte. Zwei Freunde geraten durch Versprechungen, Heimlichkeiten und Verwechslungen in Turbulenzen und amouröse Nöte: Obwohl sich der Plantagenbesitzer Philipp (Adolf Wohlbrück) und sein bester Freund, der Rennfahrer David (Heinz Rühmann), das Ehrenwort gegeben haben, sich nie in dieselbe Frau zu verlieben, scheint nun doch die Katastrophe perfekt. Statt sich um seine Freundin Aimée (Hilde Hildebrand) zu kümmern, hat sich Philipp auf seinen Reisen in Viola (Renate Müller) verliebt, jedoch versäumt, klare Verhältnisse herzustellen. Bei einem Besuch bei seinem alten Freund entsteht der Eindruck, Davids neue Verlobte sei niemand anderes als Viola. Und obschon David in Wahrheit die forsche Gaby (Jenny Jugo) heiraten will, dauert es noch, bis sich die Fäden entwirren, und bald zarte Rachegelüste an die Stelle der Verwirrung treten.

am 20.05.2004 um 18.15 Uhr

 

Kleine Mutti
 Österreich/Ungarn 1935, R: Hermann Kosterlitz, D: Franziska Gaal, Friedrich Benfer, Otto Wallburg, Annie Rosar, Sigurd Lohde, 100'

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten in Deutschland wurde auch in der österreichischen Filmproduktion in vorauseilendem Gehorsam der »Arierparagraph« zur Verfemung jüdischer Künstler angewandt. Umso beeindruckender sind die Filme der Universal-Film, die in Wien als unabhängige Produktionsfirma weiterhin deutschsprachige Filme produzierte. Dazu gehört Kleine Mutti, einer der größten Erfolge des kongenialen Trios aus Regisseur Henry Kosterlitz, Autor Felix Joachimson und ihrem Star, der großartigen – und aus der Filmhistorie verdrängten – Franziska Gaal. Als Waisenkind Marie, die ein ausgesetztes Baby findet und für dessen Mutter gehalten wird, kann Gaal in dieser tempo- und wendungsreichen Farce sämtliche Register ziehen.

am 20.05.2004 um 20.30 Uhr

 

Das Kabinett des Dr. Larifari 
D1939, R: Robert Wohlmuth, D: Paul Morgan, Max Hansen, Carl Jöken, Erik Ode, ca. 80'

In dieser turbulenten Film-im-Film-Komödie feiert das Berliner Kabarett der Weimarer Republik seine Auferstehung. Drei der damaligen Stars – Paul Morgan, Max Hansen und Carl Jöken – spielen sich selbst als drei Freunde, die mit einem kühnen Plan beschließen, ihre chronisch leeren Taschen zu füllen: Sie gründen die Filmgesellschaft Trio-Film (und natürlich ist auch Das Kabinett des Dr. Larifari tatsächlich von der neugegründeten Trio-Film produziert worden). Die erste Generalversammlung, bestritten von den Alleingesellschaftern Morgan, Hansen und Jöken, wird zum flotten Sammelsurium der kuriosesten Filmstoff-Vorschläge. Dabei kommen die drei Komiker (mindestens) zu Doppelrollen, doch schließlich werden die vorgespielten Ideen zugunsten eines »Familienfilms« verworfen. Dass es auch bei der Herstellung dieses Projekts zu amüsanten Katastrophen kommt, ist Ehrensache. Die Freiheit des absurden Humors im Kabinett des Dr. Larifari besteht nicht zuletzt darin, dass hier so ziemlich alles parodiert wird, was an Stilen, Stereotypen und Stars im deutschen Film zuvor Kasse gemacht hatte.

am 21.05.2004 um 18.15 Uhr

 

Viktor und Viktoria 
D 1933, R: Reinhold Schünzel, D: Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf Wohlbrück, Hilde Hildebrand, Aribert Wäscher, ca. 100'

Reinhold Schünzels Klassiker wurde zur Vorlage mehrerer Remakes in England, Hollywood und auch in der BRD der 1950er Jahre. Und gerade der Vergleich mit den späteren Variationen – z.B. mit Blake Edwards Victor/Victoria von 1982 – zeigt, dass das Original seine Wirkung bis heute nicht verloren hat: Der jungen Schauspielerin Susanne Lohr (Renate Müller) und dem Schauspieler Viktor Hempel (Hermann Thimig) scheint das Glück partout nicht hold zu sein. Im Gegensatz zu Susanne hat Viktor zwar ein Engagement, weil ihn jedoch Heiserkeit plagt, droht seine Varieté-Nummer als Damenimitator »Monsieur Viktoria« zu platzen. So übernimmt Susanne den Part, um also eine Viktoria zu spielen, die sich als Viktor entpuppen wird. Dank Susanne wird die Nummer ein Hit – der große Theateragent Punkterin (Aribert Wäscher) verpflichtet »Monsieur Viktoria« und schickt »ihn« auf Tournee, so dass Susanne nun auch jenseits der Bühne als Viktor auftreten muß. Komplikationen und Irritationen sind vorprogrammiert.

am 21.05.2004 um 20.30 Uhr

 

Ein steinreicher Mann 
D 1931/32, R: Stefan Szekely, D: Curt Bois, Dolly Haas, Adele Sandrock, Lieselotte Schaak, Egon Brosig, ca. 80'

Als anarchisches Dream Team sorgen Curt Bois und Dolly Haas unter der Regie von Stefan Szekely für eine Sternstunde der deutschsprachigen Komödie. Aufhänger für absurde wie turbulente Eskapaden ist hier ein Diamant, den der arme Curt versehentlich verschluckt. Versnobte Adlige, biedere Bürger und begriffsstutzige Gangster schlagen sich um den plötzlich begehrenswerten Habenichts, der jedoch viel lieber mit Dolly eine kleine Rumba tanzen will. Respektlose Komik, ein sicheres Gespür für Tempo und das unwiderstehliche Gespann Bois und Haas machen den »steinreichen Mann« zu einem immer noch verborgenen Juwel der Filmgeschichte

am 22.05.2004 um 18.15 Uhr

 

Ihre Majestät die Liebe 
D 1930, R: Joe May, D: Käthe von Nagy, Franz Lederer, Otto Wallburg, Adele Sandrock, Szöke Szakall, Ralph Arthur Roberts, ca. 100'

Der Ausgangspunkt von Joe Mays musikalischer Komödie um Liebe und Verträge ist rein finanzieller Natur: Weil die Firma seines Bruders Othmar (Otto Wallburg) frisches Kapital benötigt, wird der leichtlebige Fred von Wellingen (Franz Lederer) dazu angehalten, die wohlhabende Frau von Lingenfeld (Lina Woiwode) zu ehelichen. Auch Fred ist von der Firma seines Bruders abhängig, und so nimmt der Plan Gestalt an. Als Freds Ansprüche nach einem besseren Posten im Familienunternehmen jedoch in den Wind geschlagen werden, sieht er nur noch eine einzige Chance, der ungeliebten Vermählung zu entgehen: Er verlobt sich kurzerhand mit der Barbedienung Lia (Käthe von Nagy). Der vorhersehbare Skandal ist Teil von Freds Plan. Lia hingegen hat an Freds Liebe geglaubt und erwägt nun, enttäuscht und mit gebrochenem Herzen, sogar eine Ehe mit dem spleenigen Baron Schwapsdorf (Ralph Arthur Roberts). Doch Lia hat sich nicht komplett in Fred getäuscht – ihn plagt sein Gewissen. Der Film ist ein Höhepunkt der frühen deutschen Tonfilmkomödie, nicht zuletzt durch sein ausgezeichnetes Ensemble komischer Chargen.

am 22.05.2004 um 20.30 Uhr

 

Der brave Sünder 
D 1931, R: Fritz Kortner, D: Max Pallenberg, Heinz Rühmann, Dolly Haas, Rosie Pointdexter, ca. 100'

Fritz Kortners Regiedebüt über die Abenteuer des pedantischen Oberkassierers Leopold Pichler gehört zu den vergessenen Perlen deutscher Filmkomödien. Der populäre Bühnenkomiker Max Pallenberg brilliert als Pichler, den es als »braven Sünder« aus einem Spießbürger-Idyll nicht nur auf die vermeintlich schiefe Bahn, sondern ebenso unversehens in eine mondäne Wiener Nachtbar an die Seite der schwarzen Jazz-Tänzerin Kitty (Rosie Pointdexter) verschlägt. Beweggrund der Abenteuer sind 8.000 Schillinge, die Pichler unter Begleitung des ihm unterstellten Kassierers Wittek (Heinz Rühmann noch ohne den notorischen Rühmann-Tonfall) dem Direktor nach Wien nachtragen will. Witteks Problem ist dabei, dass er Pichlers Tochter Hedwig (Dolly Haas) liebt, sich aber gegenüber Pichler kein offenes Wort erlaubt. Als Pichler und Wittek jedoch in der Großstadt »unter die Räder« kommen und ihr Geld verlieren, droht wesentlich größeres Ungemach. Mit mehr Glück als Verstand gelingt es den beiden schließlich, unbescholten aus der Affäre herauszukommen – es bleibt dabei: »Auf Pichler ist Verlaß!«

am 23.05.2004 um 18.15 Uhr

 

Die englische Heirat 
D 1934, R: Reinhold Schünzel, D: Adele Sandrock, Renate Müller, Adolf Wohlbrück, Georg Alexander, Hilde Hildebrand, ca. 97'

Reinhold Schünzels rasante Gesellschaftskomödie führt Renate Müller als selbstbewußte Berliner Fahrlehrerin Gerte Winter auf einen uralten englischen Familiensitz. Dort getraut sich der verwöhnte Aristokrat Douglas Mavis (Georg Alexander) nicht, seiner herrischen Großmutter (Adele Sandrock) seine heimliche Heirat in Berlin zu beichten. Entsprechende Verwirrungen folgen, als die verheimlichte Gattin Gerte just in dem Augenblick erscheint, als der Duckmäuser Mavis mit einer englischen Adelstochter verkuppelt werden soll und außerdem die verruchte Barsängerin Bella Amery (Hilde Hildebrand) Ansprüche anmeldet. Aber zum Glück ist Gerte patent, die Familie der Mavis spleenig und der einmalige Adolf Wohlbrück als deren galanter Anwalt in der Nähe.

am 23.05.2004 um 20.30 Uhr

 

Eine Kooperation mit dem Internationalen Symposium in
Potsdam und Berlin: Preserving Monuments and Sites of the Cold War Era

The Burning Wall 
USA 2002, R: Hava Kohav Beller, 115' OmeU

Der Film untersucht die Entstehung und Entwicklung dissidenter Gruppen in der DDR zwischen 1949 und dem Fall der Mauer 1989. Die Dokumentation versucht die historischen, sozialen und psychologischen Bedingungen des politischen Systems der DDR auszuleuchten und zu zeigen, wie diese gesellschaftliche Realität die Bürger geprägt hat. Was hat die Menschen – im Anfang vereinzelt, gegen Ende als Massenbewegung – dazu bewogen, sich für soziale Gerechtigkeit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Bürgerrechte zu engagieren? Und dabei nicht selten folgenschwere Konsequenzen von seiten der Staatsorgane in Kauf zu nehmen?
Im Gespräch mit zahlreichen Zeitzeugen und Prominenten, darunter Robert und Katja Havemann, Bärbel Bohley, Günter Grass, Wolf Biermann, Vaclav Havel und Richard von Weizsäcker setzt sich das Bild eines Staates zusammen, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine Gesellschaft nach sozialistischen Prinzipien errichten wollte und stattdessen ein repressives Machtsystem schuf.

am 27.05.2004 um 20.30 Uhr



 

 

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