The Weather Underground
USA 2002, R: Sam Green,
Bill Siegel, 93' | OF
Jane Fonda war in den ausgehenden sechziger
Jahren die Sex-Ikone der Protestbewegung.
In The Weather Underground sieht man sie
zu Beginn bei einer politischen Demonstration.
Mit Bildern wie diesem und bisher wenig
bekanntem Archivmaterial bringen die Regisseure
Sam Green und Bill Siegel in schnellen Strichen
das Bild der Zeit nach dem »Summer
of Love« ins Gedächtnis zurück:
der Mord der Hells Angels beim Rolling-Stones-Konzert,
die Überfälle der Manson-Bande,
die Bilder vom Massaker aus My Lai, das
Opfer des Überfalls der amerikanischen
Bundespolizei auf eine Gruppe von Black-Panther-Aktivisten.
Für die Radikalisierung der Kriegsgegner
gab es eine Fülle von Anlässen.
Aktivisten von damals berichten von ihrem
Gang in den Untergrund, vom Versuch, den
Krieg mittels Bombenattentaten nach Amerika
zu tragen. Im Unterschied zu vergleichbaren
Bewegungen in Europa war es ihnen wichtig,
keine Menschenopfer zu verursachen. »The
Weather Underground zeigt ein doppelt unbekanntes
Amerika: die Entschlossenen von damals,
die reifer, aber keineswegs reumütig
von ihrer Zeit im Untergrund erzählen,
und eine Gegenwart, in der sie, für
deutsche Verhältnisse unvorstellbar,
zum großen Teil gutbürgerliche
Existenzen als Hochschullehrer führen.«
(Barbara Schweizerhof)
am 01.05.2004 um 18.15
Uhr
am 02.05.2004 um 20.30 Uhr
Underground
USA 1976, R: Emile
de Antonio, Mary Lampson, Haskell Wexler,
88' | OF
Der Film ist ein Porträt der »Weathermen«,
jener Abspaltung von Studenten des amerikanischen
SDS (Students for a Democratic Society),
die Ende der sechziger Jahre in den Untergrund
gingen. Von dort setzten sie ihren Kampf
gegen die »Imperialistischen USA«
mit Bombenanschlägen auf Banken, Polzeireviere
und Armeeeinrichtungen fort. »Bewaffnete
Propaganda« nannten sie ihre Unternehmung.
De Antonio war damals, wie er sagt, von
der »liebevollen Sorgfalt« beeindruckt,
mit der sie ihre Bomben zur Explosion brachten.
Er betont: »Nie wurde dabei jemand
verletzt.« Über Mittelsmänner
bot er ihnen an, einen Film über sie
zu drehen. Sie akzeptierten, und de Antonio
ging mit seinem Team für einige Tage
in den Untergrund. Der Film, den er aus
dem Interviewmaterial schnitt und durch
Ausschnitte anderer Dokumentarfilme ergänzte,
wurde in den USA sogar im Fernsehen gezeigt.
Auch im WDR sollte der Film zu sehen sein,
aber in den Tagen des »deutschen Herbstes«
1977 galt er als nicht sendbar.
Die »Weathermen« – sie
nannten sich nach einer Textzeile aus Bob
Dylans »Subterranean Homesick Blues«
– hofften, dass sie als politische
Avantgarde eine revolutionäre Mehrheit
aus entrechteten Schwarzen, enteignetem
Mittelstand und politischer Arbeiterklasse
anführen könnten.
(Filmblatt zur Retrospektive »New
Hollywood« der IFB 2004 vom Filmmuseum
Berlin)
am 01.05.2004 um 20.30
Uhr
am 02.05.2004 um 18.15 Uhr
Bloody
Sunday
Großbritannien/Irland
2001, R: Paul Greengrass, D: James Nesbitt,
Tim Pigott-Smith, Nicholas Farrell, Gerard
McSorley, Kiera Clarke, 107' | OmU
Am 30. Januar 1972 starben auf den Straßen
der nordirischen Stadt Derry 13 Menschen,
14 weitere wurden durch Kugeln verletzt
– unbewaffnete Bürger, die an
einem Protestmarsch teilnahmen, der sich
gegen eine Verfügung der britischen
Regierung richtete, die Inhaftierungen auch
ohne ein vorausgegangenes Gerichtsverfahren
zuließ. Der Tag ist als »blutiger
Sonntag« in die Geschichte eingegangen,
mit ihm begann in Nordirland der bewaffnete
Bürgerkrieg.
Der Film erzählt von diesem Tag, indem
er die Geschehnisse minutiös und realistisch
rekonstruiert. Vier Personen stehen dabei
im Mittelpunkt: der Bürgerrechtsaktivist
Ivan Cooper, ein Protestant, der sich die
Sache der Katholiken zu eigen gemacht hat;
Gerry Donaghy, ein 17-jähriger katholischer
Heißsporn, der mit seiner protestantischen
Freundin gern eine Familie gründen
würde; der Brigadekommandeur Patrick
MacLellan, beauftragt, den geplanten Marsch
zu unterbinden oder aufzuhalten; und ein
junger britischer Soldat, der als Funker
in einem Fallschirmjägerbataillon dient
und gemeinsam mit einem Kommando aus hartgesottenen
Haudegen zum Einsatz kommt.
Der Film spielt auf den Straßen einer
Stadt, die sich im Belagerungszustand befindet
– zwischen Straßensperren und
Barrikaden, unter Bürgerrechtlern,
Militärs und Steinewerfern. Es ist
ein Kriegsfilm, der vom Kampf um Frieden
handelt.
(Katalog IFB 2002)
am 06.05.2004 um 20.30 Uhr
Solo
Eine Stadt zittert vor Solo
F/ Belgien 1969, R: Jean-Pierre
Mocky, D: Jean-Pierre Mocky, Denis Le Guillou,
Anne Deleuze, Henri Poirier, 89' | OF
»Moi, mon parti précis, c’est
de faire éclater la vérité
partout, de foutre les pieds dans le plat.«
(Also, mir geht es genau gesagt darum, überall
die Wahrheit hervorbrechen zu lassen und
kräftig ins Fettnäpfchen zu treten.)
(J.P. Mocky)
Jean Pierre Mocky dreht seit über vierzig
Jahren unermüdlich auf eigene Kosten
Filme, in denen er seiner Wut über
die Schikanen der Bürokratie, der Verblödung
durch das Fernsehen, die Leichtgläubigkeit
und den Fanatismus der Massen oder den politischen
Sumpf Luft macht und die Dinge beim Namen
nennt. So auch in dem Kriminalfilm Solo,
der die Geschichte zweier Brüder erzählt,
von denen der jüngere, als Chef einer
studentischen Anarchistengruppe, Attentate
auf verkommene Bürger organisiert.
Eine französisch-belgische Koproduktion,
die direkt nach den Studentenunruhen 1968
entstand und das Problem des jugendlichen
Radikalismus mit seinen politischen und
moralischen Konsequenzen aufgreift.
am 06.05.2004 um 18.15
Uhr
am 08.05.2004 um 18.15 Uhr
The
Dancer Upstairs
Der Obrist und die Tänzerin
USA 2002, R: John Malkovich,
D: Javier Bardem, Laura Morante, Juan Diego
Botto, 133' | OmU
Der Schauplatz: ein südamerikanisches
Land, unbenannt ist es und wird es bleiben.
Augustin Rejas (Javier Bardem) hat seinen
vielversprechenden Job als Anwalt an den
Nagel gehängt. Er versieht seinen Dienst
in der Hauptstadt, wo er als kleiner Polizist
dem Ideal der Gerechtigkeit dienen möchte.
Mit zunehmender Häufigkeit tauchen
Nachrichten von einem Guerilla-Aufstand
auf, der durch blutige Attentate, skrupellose
Sabotageakte und ritualisierte Hinrichtungen
die Bevölkerung terrorisiert. Dennoch
ist es eine stille Revolution, wenig Informationen
haben die Behörden über den geheimnisvollen
Anführer mit dem Decknamen Ezequiel.
Als Leiter einer Sonderkommission liegt
es an Rejas, diesen Mann zu verhaften. Unter
Druck macht er sich an die Arbeit; möglichst
schnell soll sie erledigt sein, um die fortschreitende
Destabilisierung des Regimes zu verhindern.
Als jedoch bei einem weiteren Anschlag ein
hochrangiger Militär von vier Schulmädchen
auf offener Straße erschossen wird,
übernimmt das Militär das Kommando.
Die Truppen schlagen zurück, nicht
minder blutig als Ezequiel, nicht minder
wahllos gegen jeden, der scheinbar mit ihm
kollaboriert.
am 07.05.2004 um 18.00 Uhr
am 09.05.2004 um 20.30 Uhr
11'09''01
– September 11
F 2002, R: Samira Makhmalbaf,
Sean Penn, Mira Nair, Amos Gitai, Claude
LeLouch, Youssef Chahine, Danis Tanovich,
Idrissa Quedrago, Ken Loach, Alejandro Gonzales
Inarritu, Shohei Imamura, 134' | OmU
Steven Spielberg hatte das Thema zum Tabu
erklärt. Daran hielten sich seine filmschaffenden
amerikanischen Landsleute – abgesehen
von einigen Dokumentationen, die in der
Folgezeit entstanden. Lange hat es gedauert
– immerhin gut ein Jahr – bis
sich Kreative mit den Terroranschlägen
des 11. Septembers 2001 in New York und
Washington auseinandergesetzt haben. Der
französische Produzent Alain Brigand
durchbrach den Bann und verwirklichte sein
hochinteressantes Kurzfilmprojekt, das sich
mit den Folgen des El-Kaida-Angriffs befasst.
Die Grundidee von 11'09''01 – September
11: Brigand bat elf international anerkannte
Regisseure, jeweils einen Kurzfilm in der
Länge von 11 Minuten, 9 Sekunden und
einem Bild beizusteuern. Form und Ausdruck
waren völlig frei wählbar, nur
das Thema war vorgegeben. Unabhängig
voneinander gingen die Filmemacher an die
Arbeit. Herausgekommen ist ein facettenreiches
Werk. Darunter die Sequenz des Amerikaners
Sean Penn: Er beobachtete einen alten Mann.
Der lebt einsam, arm, verloren – unberührt
vom Geschehen in der Welt im Schatten des
World Trade Centers. Die Live-Übertragung
der Katastrophe bleibt von ihm unbemerkt.
Oder die Sichtweise der Inderin Mira Nair:
Sie zeigt, dass die Helden des 11. September
auch andere Nationalitäten hatten als
die amerikanische. Der Beitrag von Amos
Gitai inszeniert den Umgang der Medien mit
dem Terrorattentat aus israelischer Sicht.
am 08.05.2004 um 20.30 Uhr
am 09.05.2004 um 18.00 Uhr
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit
mit dem Künstlerklub »Die MÖWE«
und dem Bundesarchiv Filmarchiv.
Ich
lache Tränen, heule Heiterkeit
BRD 1973, R: Volker
Kühn, 40'
Ein Neuss-Porträt.
»Ich war früher mal ein berühmter
Mann«, sagte Neuss, der »Mann
mit der Pauke«, Anfang der Siebziger
in einem persönlichen Rückblick,
»ich war sogar berüchtigt.«
Nach zwanzig Jahren, in denen der populäre
Theaterschauspieler, Autor, Bühnenkomiker,
Regisseur, Filmstar, Satiriker und Solo-Kabarettist
in aller Munde war, beschließt Neuss,
seine Karriere zu beenden, sich selbst »abzuschaffen«.
Volker Kühn hat aus diesem Anlaß
eine Film-Dokumentation mit ihm gedreht,
in der Rückschau auf seinen beispiellosen
Aufstieg gehalten wird und die einen Ausblick
auf das enthält, was sich der eigensinnige
Aussteiger von der Zukunft erhofft.
am 04.05.2004 um 18.00 Uhr
Wir
Kellerkinder
BRD 1960, R: Jochen Wiedermann,
D: Wolfgang Neuss, Wolfgang Gruner, Jo Herbst,
Karin Baal, Ing-rid van Bergen, Achim Strietzel,
Willi Rose, Hilde Sessak, Helmut Käutner,
Eric Ode, Ralf Wolter, 86'
Macke Prinz, ein Berliner Gassenjunge,
gerät nach 1933 als trommelnder Jungvolk-Pimpf
und nach 1945 als unfreiwilliger Hakenkreuz-Schmierer
zwischen die Mahlsteine der Zeitgeschichte.
Der satirische Film, der unbewältigte
Vergangenheit und die Beschäftigung
mit ihr glossiert, führt vor, wie der
kleine Mann an den Gegebenheiten scheitern
kann: Wer sich ernsthaft um eine Bewältigung
der jüngsten Vergangengheit bemüht,
landet schnell in der »Klapsmühle«.
anschließend Filmgespräch mit
Gästen
am 04.05.2004 um 20.00 Uhr
Genosse
Münchhausen
BRD 1962, R: Wolfgang
Neuss, D: Wolfgang Neuss, Corny Collins,
Wolfgang Wahl, Jo Herbst, Balduin Baas,
Ingrid van Bergen, Peer Schmidt, Peter Frankenfeld,
89'
Ein gesamtdeutsches Thema: Genosse Münchhausen
ist die reale Fiktion aus der Wirklichkeit
des Landes, in dem sie entstand und für
die sie gedacht ist. In der Maske des Landwirts
Oskar Puste beackert Neuss den Boden der
deutsch-deutschen Tatsachen und zeichnet
in einer satirischen Filmgeschichte die
Ost-West-Politik vor, die erst sieben Jahre
später zum Gegenstand erster sozialliberaler
Geh-versuche wird. Die beiden großen
Schlag-zeilen-Themen jener Jahre –
Mauerbau und Sowjet-Major Gagarin im Weltraum
– geben der phantastischen Story die
herbe Würze. Wolfgang Neuss ist Drehbuchautor,
Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent
in einer Person.
am 05.05.2004 um 18.00 Uhr
Wir
Wunderkinder
BRD 1958, R: Kurt Hoffmann,
D: Johanna v. Koczian, Hansjörg Felmy,
Robert Graf, Wera Frydtberg, Jürgen
Goslar, Elisabeth Flickenschildt, Wolfgang
Müller, Wolfgang Neuss, Lina Carstens,
Liesl Karlstadt, Ingrid van Bergen, 108'
Die Karriere eines gesinnungslosen Kleinstädters,
der sich nahtlos vom schneidigen Nazi-Führer
zum unangefochtenen Geschäftsmann der
westdeutschen Nachkriegszeit wandelt. Am
Beispiel zweier Menschen, deren Leben völlig
gegensätzlich verläuft, werden
Opportunismus und Vorteilshascherei beleuchtet.
Ein kabarettistisch-satirischer Querschnitt
durch vier Jahrzehnte deutscher Geschichte.
Neuss und Müller als Moritatensänger
führen sie vor.
anschließend Filmgespräch mit
Gästen
am 05.05.2004 um 20.00 Uhr
Eine Veranstaltungsreihe in
Zusammenarbeit CineGraph
Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv
Gitta
entdeckt ihr Herz
D 1932, R: Carl Froelich,
D: Gitta Alpar, Gustav Fröhlich, Paul
Kemp, Tibor von Halmay, Leonard Steckel,
Blandine Ebinger, 98'
Auf der Flucht vor ihrem zudringlichen
Agenten begegnet die junge ungarische Varietésängerin
Gitta Farkas (Gitta Alpar) in Berlin dem
unbekannten Komponisten Peter (Gustav Fröhlich),
dem sie nach der üblichen Kaskade von
Verwechslungen und Verwirrungen schließlich
durch ihre Rückkehr auf die Bühne
zum Durchbruch verhilft. Von Regie-Altmeister
Carl Froelich routiniert und mit der nötigen
Prise Ironie in Szene gesetzt, von Curt
Courant mit sicherem Blick für Momente
visueller Komik ins Bild gesetzt, präsentiert
sich Gitta entdeckt ihr Herz aus der Welle
der Musikfilme der frühen Tonfilmzeit,
die auf bekannte Sängerdarsteller wie
Marta Eggerth, Jan Kiepura oder eben Gitta
Alpar zurückgriffen, als eines der
filmisch reifsten Beispiele. Nicht nur auf
der Leinwand fand sich am Ende das zentrale
Figurenpaar glücklich zusammen: Gitta
Alpar und Gustav Fröhlich heirateten
am Tag der Uraufführung dieses Films.
Einführung: Michael Wedel
am 07.05.2004 um 20.30 Uhr
Im
Westen nichts Neues
All Quiet on the Western Front
USA 1930, Regie: Louis
Milestone, D: Lew Ayres, Louis Wolheim,
John Wray, Raymond Griffith, George Summerville,
Russell Gleason, 140' | dt. Fass
Im August 1929 fuhr der Chef der amerikanischen
Filmgesellschaft UIP, der gebürtige
Schwabe Carl Laemmle, wie jedes Jahr einmal
in seine alte Heimat nach Deutschland, um
dort einen geeigneten Stoff für eine
Verfilmung zu suchen. In diesem Jahr war
er von dem Literaturagenten Otto Klement
auf den sensationellen Erfolg des ersten
deutschen Bestsellers eines bis dahin vollkommen
unbekannten Autors hingewiesen worden. Der
Roman »Im Westen nichts Neues«
von Erich Maria Remarque war nach dem Vorabdruck
im November und Dezember 1928 in der Vossischen
Zeitung im Januar 1929 erstmals als Buchausgabe
erschienen und hatte sich bis Ende des Jahres
in über 50 Auflagen 900.000 mal verkauft.
Die Verhandlungen von Laemmle und Remarque
verliefen erfolgreich, Produzent des Films
wurde Carl Laemmle sen., die Produktionsleitung
übernahm Carl Laemmle jun., als Regisseur
wurde der 35jährige, in Rußland
geborene Lewis Milestone verpflichtet. Der
Film wurde ein großer Film. Er ist
der Anti-Kriegsfilm und wirkt bis heute
für das Genre stilbildend.
Im Westen nichts Neues schildert die Erlebnisse
des jungen Paul Bäumer, der zuerst
begeistert Soldat wird, sich dann von einem
sadistischen Unteroffizier schikanieren
lassen muss und schließlich fällt
– an einem Tag, an dem der Heeresbericht
meldet: »Im Westen nichts Neues«.
am 13.05.2004 um 21.00 Uhr
am 15.05.2004 um 18.00 Uhr
Westfront
1918
D 1930, R: Georg Wilhelm
Pabst, D: Fritz Kampers, Gustav Dissl, Hans
Joachim Moebis, 98'
In seinem erstem Tonfilm, basierend auf
dem Roman »Vier von der Infanterie«
von Ernest Johannsen, plädiert Pabst
für eine deutsch-französische
Aussöhnung.
Frankreich 1918: Vier deutsche Soldaten,
der Bayer, der Student, Karl und der Leutnant
liegen während einer Etappenpause bei
einem französischen Bauern hinter der
Frontlinie in Quartier. Die Soldaten machen
Yvette, der Tochter des Bauern, den Hof,
doch sie wendet nur einem, dem schüchternen
blonden Studenten ihr Herz zu. Doch es ist
nur eine kurze Pause, bald bricht der Alltag
des Grabenkrieges, der Gas-, Artillerie-
und Panzerangriffe wieder auf sie herein.
Vor allem die erschütternd harten und
realistischen Bilder forderten die Zuschauer
zur Auseinandersetzung mit dem Schrecken
und Grauen des Krieges heraus. Die NS-Zensur
verfügte ein Verbot des Films im April
1933. »Indem der Bildstreifen die
gebrachten Opfer als unnütz und den
Krieg übertrieben realistisch darstellt,
untergräbt er den Verteidigungswillen
des Volkes und wirkt den Zielen der nationalen
Regierung auf Ertüchtigung der Jugend
und Wehrhaftmachung des Volkes entgegen.
Der Bildstreifen gefährdet damit lebenswichtige
Interessen des Staates.« (Entscheidung
der Oberprüfstelle Berlin vom 27.4.1933,
Nr. 6490 zu »Westfront 1918«)
am 14.05.2004 um 18.15 Uhr
am 16.05.2004 um 20.30 Uhr
J'accuse
F 1919, R: Abel Gance,
D: Romuald Joubé, Severin Mars, Maryse
Dauvray, Maxime Desjardins, 100' | OF
Abel Gance realisierte diesen Antikriegsfilm
1918 nach dem I. Weltkrieg und verfilmte
diesen Stoff 1938, als er sah, dass die
Welt auf einen neuen Krieg zusteuerte, noch
einmal.
Zwei Männer, Jean Diaz und Francois
Laurin, lernen sich in den Schützengräben
des I. Weltkriegs kennen. Obwohl Diaz eine
Affäre mit Laurins Frau hat, versuchen
sie hier unter dem Einfluss des Frontenkriegs,
ihre Differenzen zu vergessen. Laurin bittet
Diaz sogar, sich – im Falle seines
Todes – um seine Ehefrau zu kümmern...
Gance war wie D.W. Griffith ein Meister
der Montagetechnik und perfektionierte sie
in diesem Antikriegsfilm, indem er reale
Kampfszenen aus dem I. Weltkrieg mit einbaute.
Wir danken der Cinemathèque Française
für die Bereitstellung der Kopie.
mit Klavierbegleitung
am 14.05.2004 um 20.30 Uhr
Journey's
End
USA/Großbritannien
1930, R: James Whale, D: Colin Clive, Ian
Maclaren, David Manners, Billy Bevan, 120' | OF
James Whale, ein Engländer in Hollywood,
den man den Oscar Wilde des Kinos nennen
könnte, ist bekannt vor allem bei Horrorfans
als Regisseur der Universal-Klassiker The
Old Dark House, Frankenstein und Bride of
Frankenstein.
Journey's End, ein Film, der auf R.C. Sheriffs
legendärem Bühnenstück über
den I. Weltkrieg basiert, ist seine erste
Regiearbeit. Er feierte mit diesem Stück
ein Jahr zuvor einen großen Bühnenerfolg,
der ihn als Regisseur über Nacht berühmt
machte und Einladungen nach New York und
Hollywood nach sich zog. Der Film nimmt
bereits einiges von dem vorweg, was spätere
Arbeiten Whales kennzeichnet: »Whale’s
ability to capture the unspoken with his
camera was already apparent in his first
film [...].« (Milne, 1973). Von der
positiven Resonanz des Films bei Presse
und Publikum beeindruckt, bot Universal
Whale daraufhin einen Mehrjahresvertrag
an.
am 15.05.2004 um 20.30 Uhr
am 16.05.2004 um 18.15 Uhr
Die
große Illusion
La grande illusion
F 1937, R: Jean Renoir,
D: Pierre Fresnay, Erich Von Stroheim, Jean
Gabin, Julien Carette, Marcel Dalio, Gaston
Modot, Jean Dasté, Dita Parlo,
117’ | dt. Fass
Während des I. Weltkrieges geraten
die französischen Flieger de Boeldieu,
Maréchal und Rosenthal in deutsche
Kriegsgefangenschaft. Sie planen minutiös
ihre Flucht. Derweil setzt sich der fränzösische
Offizier de Boeldieu mit dem deutschen Lagerkommandanten
von Rauffenstein auseinander. Die beiden
waren bereits im Luftkampf verbitterte Gegner.
Jahre später entwickelt sich eine seltsame
Freundschaft, die vor allem auf der gleichen
gesellschaftlichen Stellung beruht.
Ein schönes Beispiel für den Inszenierungsstil
Renoirs, der zunehmend die lange Einstellung
der Montage vorziehen wird, bietet die Szene
des Theaterabends im Gefangenenlager. In
einer Plansequenz zeigt Renoir, wie die
französischen Gefangenen auf der Bühne
die Marseillaise anstimmen, während
die Kamera in einem langsamen Rundschwenk
die Reaktionen der deutschen Bewacher, das
einstimmende Publikum und erneut Orchester
und Sänger auf der Bühne miteinander
verbindet.
Die große Illusion wurde ein großer
Publikumserfolg, spaltete aber die Kritik
in zwei Lager. Beim Festival von Venedig
1937 nahm man den Film begeistert auf. Da
der Hauptpreis des von Mussolini kontrollierten
Festivals jedoch keinem pazifistischen Film
zugesprochen werden konnte, bedachte man
ihn notgedrungen mit einem Spezialpreis
der Jury. In Italien und Deutschland wurde
der Film verboten.
am 27.05.2004 um 18.15 Uhr
am 28.05.2004 um 18.15 Uhr
Jules
et Jim
Jules und Jim
F 1961, R: Francois Truffaut,
D: Jeanne Moreau, Oskar Werner, Henri Serre,
Marie Dubois, Boris Bassiak, 100' | OmU
Paris zu Beginn des Jahrhunderts. Der Deutsche
Jules freundet sich mit dem Franzosen Jim
an. Ihr gemeinsames Interesse gehört
den Büchern und den Frauen. Sie verstehen
sich so gut, daß sie sich wie Zwillinge
kleiden. Kein Wunder, daß ihnen plötzlich
dieselbe Frau gefällt: die charmante,
aber unberechenbare Cathérine. Weil
Jim bei einem Rendezvous nicht eine Stunde
auf sie wartet, heiratet sie am nächsten
Tag kurzerhand Jules und zieht mit ihm nach
Deutschland. Der Erste Weltkrieg trennt
die Freunde für Jahre. Als der Frieden
wieder Besuche erlaubt, treffen die drei
erneut zusammen. Jules und Cathérine
haben inzwischen eine Tochter. Bei ihrem
Wiedersehen wird Jim der Geliebte von Cathérine;
unter dem eigenen Dach schaut Jules gelassen
zu. Cathérine kehrt kurz zu ihm zurück,
geht dann aber wieder zu Jim. Schließlich
leben die drei Freunde eine reine Liebe
zu dritt. Als Jim sich endgültig von
ihr lossagt, tötet Cathérine
sich und Jim, indem sie ihr Auto in einen
Fluß lenkt.
»Truffaut war noch keine 30 Jahre
alt, als er diesen Film über die Liebe
drehte. Mit dem Tempo einer Achterbahnfahrt
inszenierte er alle Höhen und Tiefen
der Leidenschaft, vereinigte er in dem Film
– der noch heute so lebendig wie ein
ausgelassener Ferientag wirkt – alle
handwerklichen Tricks der Nouvelle Vague:
nervöse Handkamera, Zoom, Reißschwenks,
Flugaufnahmen und Überblendungen. Wenn
Cathérine ihr unwiderstehliches Lachen
lacht, friert Truffaut einfach das Bild
ein. Wenn sie in die Seine springt, filmt
er das aus verschiedenen Blickwinkeln.«
(Stern)
am 28.05 um 20.30 Uhr
am 30.05.2004 um 18.15 Uhr
La
vie et rien d'autre
Das Leben und nichts anderes
F 1989, R: Bertrand Tavernier,
D: Philippe Noiret, Sabine Azéma,
Maurice Barrier, Francois Perrot, 134' | OmeU
Frankreich 1920. Der I. Weltkrieg ist seit
zwei Jahren vorbei, und überall ist
man eifrig mit dem Wiederaufbau beschäftigt.
Kommandant Dellaplane, der für die
Registrierung der Toten und Vermißten
verantwortlich ist, wird von zwei unterschiedlichen
Frauen aufgesucht. Beide sind, unabhängig
voneinander, auf der Suche nach ihren Männern.
Dellaplane ist gerade mit der Bergung eines
Sanitätszuges betraut worden, der in
einem Tunnel explodiert ist. Doch die Aktion
muß als zu gefährlich eingestellt
werden, und so verlieren auch die beiden
Frauen die Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Zwischen einer von ihnen, Irene, und dem
Kommandanten ist es zu einer vorsichtigen
Annäherung gekommen...
Hauptdarsteller Philippe Noiret bezeichnet
Tavernier als seinen Lieblingsregisseur;
La vie et rien d'autre ist Noirets siebenter
Film unter Taverniers Regie.
am 29.05 um 18.00 Uhr
am 30.05.2004 um 20.30 Uhr
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit
mit dem Künsterlerklub »Die MÖWE«
und dem Bundesarchiv-Filmarchiv Filmbegleitprogramm
zur Ausstellung »Wilhelm Fraenger
und Heinrich George – Bilder und Dokumente
einer Freundschaft«
Berlin
Alexanderplatz
D 1931, R: Phil Jutzi,
D: Heinrich George, Maria Bard, Bernhard
Minetti,
Gerhard Bienert u.a., 88’
Nach vierjähriger Haft wird Franz
Biberkopf (Heinrich George) aus dem Gefängnis
entlassen. Er beginnt einen Straßenhandel
auf dem Alexanderplatz aufzubauen. Der Ganove
Reinhold (Bernhard Minetti) versucht Biberkopf
mit etlichen Tricks und schlimmen Erpressungen,
wobei Biberkopf einen Arm verliert, für
einen Einbruch mit seiner Clique zu gewinnen.
Gestraft vom Leben gibt Biberkopf klein
bei, verliebt sich aber gleichzeitig in
Mieze (Margarete Schlegel), die seine Gefühle
erwidert und versucht, ihn von Reinhold
fernzuhalten. Dafür wird sie von dem
Ganoven ermordet. Döblins komplexes
Großstadt-Puzzle wird in der Verfilmung
auf den Überlebenskampf des Ex-Sträflings
Biberkopf reduziert. Die berührende
Verkörperung der Hauptfigur durch Heinrich
George, die inspirierte Bild- und Geräuschmontage
sowie die atmosphärische Dichte, die
sich aus der genauen Beobachtung der Hinterhofszenerie
ergibt, machen den Film zu einem einmaligen
Erlebnis.
anschließend Filmgespräch mit
Gästen (nur am 18.05.)
am 18.05.2004 um 20.00 Uhr
am 07.06.2004 um 18.00 Uhr
Metropolis
D 1925/26, R: Fritz Lang,
D: Brigitte Helm, Gustav Fröhlich,
Heinrich George, Rudolf Klein-Rogge, 110'
Die Zukunftsstadt Metropolis ist zweigeteilt:
Glanz und Reichtum der »Oberstadt«
sind den Besitzenden vorbehalten, die Arbeiter
müssen unter der Erde ihr Dasein fristen.
Freder (Gustav Fröhlich), Sohn des
Industriemagnaten Fredersen (Alfred Abel)
aus der Oberwelt, lernt durch Zufall Maria
(Brigitte Helm) »die Heilige der Unterdrückten«
kennen, die die gewaltlose Befreiung von
den Herrschenden predigt. Fredersen, der
seine Macht bedroht sieht, lässt einen
Maschinen-Menschen in Gestalt Marias herstellen,
der die Arbeiter aufwiegeln soll. So hofft
er, einen endgültigen Vorwand zur gnadenlosen
Unterdrückung zu erhalten.
Mit den beeindruckenden Bauten und innovativen
Tricktechniken schuf Lang mit Metropolis
neue Maßstäbe für den Film.
dt. Restaurierung von 2001, mit Klavierbegleitung
anschließend Filmgespräch mit
Gästen
am 19.05.2004 um 20.00 Uhr
Spaß
beiseite -
Jüdischer Humor, »Arisierung«
und verdrängendes Lachen
Der 17. Internationale Filmhistorische
Kongress von CineGraph wird sich der Entwicklung
der Komik im deutschen Film vor 1945 widmen
und dabei besonders die Rolle der jüdischen
Komiker beleuchten. Anstatt allein mit dem
Fokus auf Exilgeschichten oder auf die deutsche
Komödie nach 1933 die dramatische Zäsur
zu spiegeln, die zahlreichen Filmschaffenden
im »arisierten« Deutschland
das Leben oder die Lebensgrundlage kostete,
wird der Kongress die Prozesse der Veränderungen,
Verdrängungen und Verluste erforschen.
Neben den Biografien vertriebener oder ermordeter
Komiker werden so auch die Spuren untersucht,
welche die »Arisierung« auf
der Leinwand hinterlassen hat. Was genau
veränderte sich im Kino beim Übergang
vom Weimarer Kino mit jüdischen Stars
wie Ernst Lubitsch, Reinhold Schünzel,
Sigi Arno oder Otto Wallburg zum Unterhaltungsfilm
in Nazi-Deutschland?
Allotria
D 1936, R: Willi Forst,
D: Jenny Jugo, Renate Müller, Adolf
Wohlbrück, Heinz Rühmann, Hilde
Hildebrand, ca. 100'
Willi Forst inszenierte die prominent besetzte
Komödie nach einem Drehbuch, das er
zusammen mit Jochen Huth verfasst hatte.
Zwei Freunde geraten durch Versprechungen,
Heimlichkeiten und Verwechslungen in Turbulenzen
und amouröse Nöte: Obwohl sich
der Plantagenbesitzer Philipp (Adolf Wohlbrück)
und sein bester Freund, der Rennfahrer David
(Heinz Rühmann), das Ehrenwort gegeben
haben, sich nie in dieselbe Frau zu verlieben,
scheint nun doch die Katastrophe perfekt.
Statt sich um seine Freundin Aimée
(Hilde Hildebrand) zu kümmern, hat
sich Philipp auf seinen Reisen in Viola
(Renate Müller) verliebt, jedoch versäumt,
klare Verhältnisse herzustellen. Bei
einem Besuch bei seinem alten Freund entsteht
der Eindruck, Davids neue Verlobte sei niemand
anderes als Viola. Und obschon David in
Wahrheit die forsche Gaby (Jenny Jugo) heiraten
will, dauert es noch, bis sich die Fäden
entwirren, und bald zarte Rachegelüste
an die Stelle der Verwirrung treten.
am 20.05.2004 um 18.15 Uhr
Kleine
Mutti
Österreich/Ungarn
1935, R: Hermann Kosterlitz, D: Franziska
Gaal, Friedrich Benfer, Otto Wallburg, Annie
Rosar, Sigurd Lohde, 100'
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten
in Deutschland wurde auch in der österreichischen
Filmproduktion in vorauseilendem Gehorsam
der »Arierparagraph« zur Verfemung
jüdischer Künstler angewandt.
Umso beeindruckender sind die Filme der
Universal-Film, die in Wien als unabhängige
Produktionsfirma weiterhin deutschsprachige
Filme produzierte. Dazu gehört Kleine
Mutti, einer der größten Erfolge
des kongenialen Trios aus Regisseur Henry
Kosterlitz, Autor Felix Joachimson und ihrem
Star, der großartigen – und
aus der Filmhistorie verdrängten –
Franziska Gaal. Als Waisenkind Marie, die
ein ausgesetztes Baby findet und für
dessen Mutter gehalten wird, kann Gaal in
dieser tempo- und wendungsreichen Farce
sämtliche Register ziehen.
am 20.05.2004 um 20.30 Uhr
Das
Kabinett des Dr. Larifari
D1939, R: Robert Wohlmuth,
D: Paul Morgan, Max Hansen, Carl Jöken,
Erik Ode, ca. 80'
In dieser turbulenten Film-im-Film-Komödie
feiert das Berliner Kabarett der Weimarer
Republik seine Auferstehung. Drei der damaligen
Stars – Paul Morgan, Max Hansen und
Carl Jöken – spielen sich selbst
als drei Freunde, die mit einem kühnen
Plan beschließen, ihre chronisch leeren
Taschen zu füllen: Sie gründen
die Filmgesellschaft Trio-Film (und natürlich
ist auch Das Kabinett des Dr. Larifari tatsächlich
von der neugegründeten Trio-Film produziert
worden). Die erste Generalversammlung, bestritten
von den Alleingesellschaftern Morgan, Hansen
und Jöken, wird zum flotten Sammelsurium
der kuriosesten Filmstoff-Vorschläge.
Dabei kommen die drei Komiker (mindestens)
zu Doppelrollen, doch schließlich
werden die vorgespielten Ideen zugunsten
eines »Familienfilms« verworfen.
Dass es auch bei der Herstellung dieses
Projekts zu amüsanten Katastrophen
kommt, ist Ehrensache. Die Freiheit des
absurden Humors im Kabinett des Dr. Larifari
besteht nicht zuletzt darin, dass hier so
ziemlich alles parodiert wird, was an Stilen,
Stereotypen und Stars im deutschen Film
zuvor Kasse gemacht hatte.
am 21.05.2004 um 18.15 Uhr
Viktor
und Viktoria
D 1933, R: Reinhold Schünzel,
D: Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf
Wohlbrück, Hilde Hildebrand, Aribert
Wäscher, ca. 100'
Reinhold Schünzels Klassiker wurde
zur Vorlage mehrerer Remakes in England,
Hollywood und auch in der BRD der 1950er
Jahre. Und gerade der Vergleich mit den
späteren Variationen – z.B. mit
Blake Edwards Victor/Victoria von 1982 –
zeigt, dass das Original seine Wirkung bis
heute nicht verloren hat: Der jungen Schauspielerin
Susanne Lohr (Renate Müller) und dem
Schauspieler Viktor Hempel (Hermann Thimig)
scheint das Glück partout nicht hold
zu sein. Im Gegensatz zu Susanne hat Viktor
zwar ein Engagement, weil ihn jedoch Heiserkeit
plagt, droht seine Varieté-Nummer
als Damenimitator »Monsieur Viktoria«
zu platzen. So übernimmt Susanne den
Part, um also eine Viktoria zu spielen,
die sich als Viktor entpuppen wird. Dank
Susanne wird die Nummer ein Hit –
der große Theateragent Punkterin (Aribert
Wäscher) verpflichtet »Monsieur
Viktoria« und schickt »ihn«
auf Tournee, so dass Susanne nun auch jenseits
der Bühne als Viktor auftreten muß.
Komplikationen und Irritationen sind vorprogrammiert.
am 21.05.2004 um 20.30 Uhr
Ein steinreicher
Mann
D 1931/32, R: Stefan Szekely,
D: Curt Bois, Dolly Haas, Adele Sandrock,
Lieselotte Schaak, Egon Brosig, ca. 80'
Als anarchisches Dream Team sorgen Curt
Bois und Dolly Haas unter der Regie von
Stefan Szekely für eine Sternstunde
der deutschsprachigen Komödie. Aufhänger
für absurde wie turbulente Eskapaden
ist hier ein Diamant, den der arme Curt
versehentlich verschluckt. Versnobte Adlige,
biedere Bürger und begriffsstutzige
Gangster schlagen sich um den plötzlich
begehrenswerten Habenichts, der jedoch viel
lieber mit Dolly eine kleine Rumba tanzen
will. Respektlose Komik, ein sicheres Gespür
für Tempo und das unwiderstehliche
Gespann Bois und Haas machen den »steinreichen
Mann« zu einem immer noch verborgenen
Juwel der Filmgeschichte
am 22.05.2004 um 18.15 Uhr
Ihre
Majestät die Liebe
D 1930, R: Joe May, D:
Käthe von Nagy, Franz Lederer, Otto
Wallburg, Adele Sandrock, Szöke Szakall,
Ralph Arthur Roberts, ca. 100'
Der Ausgangspunkt von Joe Mays musikalischer
Komödie um Liebe und Verträge
ist rein finanzieller Natur: Weil die Firma
seines Bruders Othmar (Otto Wallburg) frisches
Kapital benötigt, wird der leichtlebige
Fred von Wellingen (Franz Lederer) dazu
angehalten, die wohlhabende Frau von Lingenfeld
(Lina Woiwode) zu ehelichen. Auch Fred ist
von der Firma seines Bruders abhängig,
und so nimmt der Plan Gestalt an. Als Freds
Ansprüche nach einem besseren Posten
im Familienunternehmen jedoch in den Wind
geschlagen werden, sieht er nur noch eine
einzige Chance, der ungeliebten Vermählung
zu entgehen: Er verlobt sich kurzerhand
mit der Barbedienung Lia (Käthe von
Nagy). Der vorhersehbare Skandal ist Teil
von Freds Plan. Lia hingegen hat an Freds
Liebe geglaubt und erwägt nun, enttäuscht
und mit gebrochenem Herzen, sogar eine Ehe
mit dem spleenigen Baron Schwapsdorf (Ralph
Arthur Roberts). Doch Lia hat sich nicht
komplett in Fred getäuscht –
ihn plagt sein Gewissen. Der Film ist ein
Höhepunkt der frühen deutschen
Tonfilmkomödie, nicht zuletzt durch
sein ausgezeichnetes Ensemble komischer
Chargen.
am 22.05.2004 um 20.30 Uhr
Der
brave Sünder
D 1931, R: Fritz Kortner,
D: Max Pallenberg, Heinz Rühmann, Dolly
Haas, Rosie Pointdexter, ca. 100'
Fritz Kortners Regiedebüt über
die Abenteuer des pedantischen Oberkassierers
Leopold Pichler gehört zu den vergessenen
Perlen deutscher Filmkomödien. Der
populäre Bühnenkomiker Max Pallenberg
brilliert als Pichler, den es als »braven
Sünder« aus einem Spießbürger-Idyll
nicht nur auf die vermeintlich schiefe Bahn,
sondern ebenso unversehens in eine mondäne
Wiener Nachtbar an die Seite der schwarzen
Jazz-Tänzerin Kitty (Rosie Pointdexter)
verschlägt. Beweggrund der Abenteuer
sind 8.000 Schillinge, die Pichler unter
Begleitung des ihm unterstellten Kassierers
Wittek (Heinz Rühmann noch ohne den
notorischen Rühmann-Tonfall) dem Direktor
nach Wien nachtragen will. Witteks Problem
ist dabei, dass er Pichlers Tochter Hedwig
(Dolly Haas) liebt, sich aber gegenüber
Pichler kein offenes Wort erlaubt. Als Pichler
und Wittek jedoch in der Großstadt
»unter die Räder« kommen
und ihr Geld verlieren, droht wesentlich
größeres Ungemach. Mit mehr Glück
als Verstand gelingt es den beiden schließlich,
unbescholten aus der Affäre herauszukommen
– es bleibt dabei: »Auf Pichler
ist Verlaß!«
am 23.05.2004 um 18.15 Uhr
Die
englische Heirat
D 1934, R: Reinhold Schünzel,
D: Adele Sandrock, Renate Müller, Adolf
Wohlbrück, Georg Alexander, Hilde Hildebrand,
ca. 97'
Reinhold Schünzels rasante Gesellschaftskomödie
führt Renate Müller als selbstbewußte
Berliner Fahrlehrerin Gerte Winter auf einen
uralten englischen Familiensitz. Dort getraut
sich der verwöhnte Aristokrat Douglas
Mavis (Georg Alexander) nicht, seiner herrischen
Großmutter (Adele Sandrock) seine
heimliche Heirat in Berlin zu beichten.
Entsprechende Verwirrungen folgen, als die
verheimlichte Gattin Gerte just in dem Augenblick
erscheint, als der Duckmäuser Mavis
mit einer englischen Adelstochter verkuppelt
werden soll und außerdem die verruchte
Barsängerin Bella Amery (Hilde Hildebrand)
Ansprüche anmeldet. Aber zum Glück
ist Gerte patent, die Familie der Mavis
spleenig und der einmalige Adolf Wohlbrück
als deren galanter Anwalt in der Nähe.
am 23.05.2004 um 20.30
Uhr
Eine Kooperation mit dem Internationalen
Symposium in
Potsdam und Berlin: Preserving Monuments
and Sites of the Cold War Era
The Burning
Wall
USA 2002, R: Hava Kohav
Beller, 115' OmeU
Der Film untersucht die Entstehung und
Entwicklung dissidenter Gruppen in der DDR
zwischen 1949 und dem Fall der Mauer 1989.
Die Dokumentation versucht die historischen,
sozialen und psychologischen Bedingungen
des politischen Systems der DDR auszuleuchten
und zu zeigen, wie diese gesellschaftliche
Realität die Bürger geprägt
hat. Was hat die Menschen – im Anfang
vereinzelt, gegen Ende als Massenbewegung
– dazu bewogen, sich für soziale
Gerechtigkeit, das Recht auf freie Meinungsäußerung
und Bürgerrechte zu engagieren? Und
dabei nicht selten folgenschwere Konsequenzen
von seiten der Staatsorgane in Kauf zu nehmen?
Im Gespräch mit zahlreichen Zeitzeugen
und Prominenten, darunter Robert und Katja
Havemann, Bärbel Bohley, Günter
Grass, Wolf Biermann, Vaclav Havel und Richard
von Weizsäcker setzt sich das Bild
eines Staates zusammen, der nach dem Zweiten
Weltkrieg eine Gesellschaft nach sozialistischen
Prinzipien errichten wollte und stattdessen
ein repressives Machtsystem schuf.
am 27.05.2004 um 20.30 Uhr
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