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Le
Film Noir
Man könnte sagen,
jedes Land hat die Gangster-, Detektiv-
und Polizeifilme, die es verdient. Nicht
selten werden gerade diese Gattungen dabei
zum »Spiegel der Gesellschaft«,
drücken virulente Ängste und Unsicherheiten
aus, reflektieren Umbrüche und Krisen.
Im und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde
der amerikanische »film noir«
berühmt durch seine düsteren Geschichten,
die in vielfältiger Weise die Befindlichkeit
der USA aufgriffen. Auch unter seinem Eindruck
erneuerte sich der traditionsreiche französische
Kriminalfilm, auch er wurde zunehmend düsterer
und sozusagen schwärzer. Die Auswahl
vereint Klassiker der französischen
Kinematographie mit jüngeren Beispielen,
die zeigen, wie lebendig dieses Kino in
unserem Nachbarland nach wie vor ist.
Der »film noir« ist nicht zuletzt
ein Film der großen Schauspieler und
Stars: Jean Gabin, Lino Ventura, Alain Delon,
Yves Montand oder Jeanne Moreau, Cathérine
Deneuve, Romy Schneider, Simone Signoret
haben in diesem Genre großartige Rollen
gespielt. Für ihre Kommissare ist die
Welt durchaus nicht im Lot und die Mittel,
zu denen sie greifen, um in ihr ein bißchen
Gerechtigkeit zu stiften, nicht immer legal.
Die Komplizen und Verbrecher, die femme
fatale und die Verdächtige bewegen
sich in einem filmischen Universum, in dem
die »Guten« und die »Bösen«
oft mehr miteinander gemeinsam haben als
ihre gegensätzlichen Rollen nahe legen
würden.
Die Filmreihe wurde ermöglicht durch
die freundliche Unterstützung des Bureau
du Cinéma und des französischen
Außenministeriums.
Inspecteur Lavardin
Inspektor Lavardin oder
die Gerechtigkeit
F/Schweiz 1986, R: Claude Chabrol,
D: Jean Poiret, Jean-Claude Brialy, Bernadette
Lafont, Jean-Luc Bideau, 100’ | OmeU
Inspektor Lavardin (Jean Poiret) wird in
die Bretagne geschickt, um den Mord an einem
Schriftsteller aufzuklären, dessen
nackte Leiche am Strand gefunden wurde.
Zunächst verdächtigt der Inspektor
die Familienmitglieder, bevor sein Augenmerk
auf den zwielichtigen Nachtclubbesitzer
Max fällt. Es stellt sich heraus, dass
der Tote, der ehrenwerte Schriftsteller,
junge Mädchen verführt hat. Als
er sich an seine Stieftochter heranmachte,
brachte diese den Autor um. Inspektor Lavardin
lässt das Mädchen laufen und beschuldigt
den Nachtclubbesitzer der Tat.
»Chabrols Hauptinteresse gilt hier
dem Psychogramm Lavardins, den Jean Poiret
genüsslich als Mischung aus höflich-zuvorkommendem
Beamten und hartem, leicht perversen ›Bullen‹
mit einer Neigung zur Zerstreutheit gibt.
(...) Wichtiger als die Ticks ist seine
eigenwillige Rechtsauffassung, die nach
eigenem Gutdünken Schuldzuweisungen
und Strafverfolgung manipuliert.«
(Hans Gerhold)
am 02.09.2004 um 18.15 Uhr
am 04.09.2004 um 20.30 Uhr
Série noire
F 1979, R: Alain Corneau, D: Patrick
Dewaere, Myriam Boyer, Marie Trintignant,
Bernard Blier, 110’ | OmeU | 16mm
»Série noire« basiert
auf Jim Thompsons Detektivgeschichte »A
Hell of a Woman« und erinnert an die
gleichnamige, im Frankreich der vierziger
Jahre äußerst populäre Roman-Reihe
»Série Noire«.
Frank Poupard, dreißig Jahre alt,
ist Handelsvertreter und übt seinen
Beruf in den Vororten von Paris aus. Nichts
läßt darauf schließen,
dass er eines Tages die Tante seiner Geliebten,
seine Frau und seinen Chef umbringen wird.
Nichts, außer, dass die Tante ihre
Nichte zur Prostitution zwingt und das Geld
behält; dass seine Frau in dem Augenblick
zu ihm zurückkommt, als er die vollkommene
Liebe entdeckt, und dass ihm sein Chef das
Geld abnehmen will, das er mit vielen Schwierigkeiten
gestohlen hat...
»Anfangs wollten wir »Série
noire« in Schwarzweiß drehen,
aber das wäre ein Fehler gewesen. Dennoch
waren diese Diskussionen sehr anregend.
Obwohl der Film in Farbe ist, hat er ein
Schwarzweiß-Konzept, Abschattierungen
der Werte, Leidenschaften.« (Alain
Corneau, 1979)
am 02.09.2004 um 20.30 Uhr
am 05.09.2004 um 18.15 Uhr
Garde à vue
Das Verhör
F 1981, R: Claude Miller, D: Lino
Ventura, Michel Serrault, Romy Schneider,
Guy Marchand, 86’ | OmeU
Silvesternacht in einer kleinen französischen
Stadt am Meer. Auf dem Polizeipräsidium
herrscht keine Feierstimmung, denn es gilt,
die grausamen Sexualmorde an zwei achtjährigen
Mädchen aufzuklären. Inspektor
Gallien (Lino Ventura) hat seinen persönlichen
Hauptverdächtigen, den gutsituierten
und angesehenen Notar Martinaud (Michel
Serrault), unter dem Vorwand einer Zeugenaussage
aufs Revier bestellt mit dem Ziel, den Notar
noch in dieser Nacht der beiden Morde zu
überführen.
Die beiden Männer sind ebenbürtige
Gegner: Martinaud in seiner Selbstherrlichkeit
zunächst zynisch und sarkastisch, Gallien
ganz der routinierte, mit allen Wassern
gewaschene »Bulle«. Bereits
nach wenigen Minuten bekommen die aufgesetzten
Masken der beiden Kontrahenten in den stundenlangen
Verhören jedoch die ersten Risse.
Der zeitliche Rahmen dieses Films umfasst
eine einzige Nacht, und die Handlung beschränkt
sich auf einen einzigen Ort: das Verhörzimmer
des Polizeipräsidiums. Das filmische
Protokoll dieser Nacht auf dem Revier gibt
ein Psycho-Duell in mehreren Runden wieder.
Die brillianten Dialoge schrieb Audiard,
der das exzellente Kammerspiel als geschliffenen
Zweikampf zweier ebenbürtiger Männer
und Mimen anlegt.
am 03.09.2004 um 18.15 Uhr
am 05.09.2004 um 20.30 Uhr
Ikarus
D 1918/19, R: Carl Froelich, D:
Ernst Hofmann, Esther Carena, Heinz Sarnow,
Edith Sorel | 95’
Frühjahr 1914. Der junge Ingenieur
Ellinghaus verfällt der rätselhaften
Clemence, einer femme fatale, hinter der
sich eine französische Agentin verbirgt.
Sie hat es auf geheime Konstruktionspläne
abgesehen. Als Ellinghaus die Intrige erkennt,
ist er bereits finanziell und gesellschaftlich
ruiniert. Doch er verrät die Pläne
nicht und beginnt in Amerika ein neues Leben.
Da bricht der Krieg aus, und Ellinghaus
kehrt nach Deutschland zurück, meldet
sich zur Armee und bewährt sich als
Flieger. Beim Einsatz an der Westfront trifft
er erneut auf Clemence, und es kommt zum
show down.
Krieg und Spionage, Melodram und Männerfantasie:
Der Regisseur Carl Froelich vermischt das
alles zu einem spannenden Publikumsfilm,
der zugleich auf höchst merkwürdige
Weise zwischen den Zeiten schwebt. Denn
das Werk wurde unter dem Titel DER ADLER
VON FLANDERN zwar noch Ende Oktober 1918
der Presse vorgestellt, als sich das Kaiserreich
bereits militärisch auflöste.
In die Kinos gelangte der Film aber erst
am 1.7.1919 unter dem neuen Titel IKARUS.
In den Monaten dazwischen war viel passiert:
Deutschland hatte kapituliert, eine Revolution
erlebt, es hatte sich eine demokratische
Staatsform gegeben und im Juni 1919 den
heißumstrittenen Versailler Friedensvertrag
unterzeichnet. Vor dem Hintergrund dieser
Ereignisse mußte die frühere
anachronistische Version des Films mit ihrem
optimistischen Bild von deutscher Macht
und Moral umgearbeitet werden. Nun steht
am Schluß die Versöhnung zweier
ehemaliger Feinde. Das Werk ist gleichwohl
ein Zwitter geblieben: der letzte Kriegsfilm
des Kaiserreichs und der erste der Republik.
M it Klavierbegleitung. Einführung:
Phillipp Stiasny
am 03.09.2004 um 20.30 Uhr
Les Diaboliques
Die Teuflischen
F 1955, R: Henri-Georges Clouzot,
D: Simone Signoret, Vera Clouzot, Paul Meurisse,
Charles Vanel, 114’ | OF
Les Diaboliques entstand nach Motiven des
Romans »Tote sollen schweigen«
vom Autorenteam Pierre Boileau und Thomas
Narcejac. Obwohl Clouzot und sein Autor
Jérome Géronimi die Vorlage
stark veränderten, waren die beiden
Schriftsteller »keineswegs erbost,
sondern bedankten sich bei Clouzot, da er
es verstanden habe, die Elemente ihres Romans
weiter zu entwickeln, zu vertiefen und kraftvoll
zu illustrieren.« (Alain Charlot in
»Die hundert besten Kriminalfilme«)
Michel Delasalle (Paul Meurisse) ist ein
wahres Ekel. Dies bekommen nicht nur die
Schüler der Privatschule zu spüren,
deren Leiter er ist, sondern vor allem seine
Frau Christine (Vera Clouzot, die Ehefrau
des Regisseurs) und seine Geliebte, die
Lehrerin Nicole (Simone Signoret). Christine
ist von all seinen Schikanen schon herzkrank,
und es gibt keine Hoffnung auf Besserung.
Schließlich tun sich die beiden gekränkten
Frauen zusammen, ertränken Delasalle
und werfen seine Leiche in ein Schwimmbecken.
Der scheinbar perfekte Mord wird aber zu
einem Alptraum, als die Leiche verschwindet.
Christine steht kurz vor der Hysterie, als
sie einen Privatdetektiv beauftragt, der
Sache nachzugehen. Dabei stellt sich heraus,
dass dem ganzen Komplott ein teuflischer
Plan von Delasalle und Nicole zugrundeliegt...
am 04.09.2004 um 18.15 Uhr
»FLUCHT UND VERTREIBUNG
ERINNERN:
EUROPÄISCHE LERNPERSPEKTIVEN«
Eine Veranstaltung des Netzwerk Migration
in Europa e.V. in Kooperation mit dem DHM
und der Bundeszentrale für Politische
Bildung.
In der Veranstaltung wird das Internetportal
»The-unwanted.com« vorgestellt,
der Dokumentarfilm »The Stream«
und ein Kurzschnitt des Dokumentarfilms
»Behind words« gezeigt, und
anschließend eine Podiumsdiskussion
zum Thema »Zwangsmigrationen im 20.
Jahrhundert im Vergleich« stattfinden.
Die Veranstaltung wird die aktuelle Debatte
um Flucht und Vertreibung im europäischen
Kontext aufgreifen und anhand der Website
»The-unwanted.com« neue Wege
der Vermittlung des Themas in der politischen,
universitären und schulischen Bildung
diskutieren.
Behind Words
D 2004, R: John Burgan, (Ausschnitte,
ca. 5’) | OF
The Stream
D 1994, R & B: Garry Lane, D:
Seraphina Magsamen, Teresa Nawrot, Tomislav
Potesak, 9’ | OF
Die Produzenten Gunter Hanfgarn und John
Keogh sind verantwortlich für den einzigen
dramatischen Protestfilm gegen den Bosnien-Krieg,
der in Deutschland produziert wurde. Er
basiert auf einer wahren Flüchtlingsgeschichte:
Eine junge Frau flieht mit ihren 3 Kindern
und ihrer Schwiegermutter vor den herannahenden
Truppen und wird im Laufe der Flucht vor
die unmenschliche Entscheidung gestellt,
entweder ihre Kinder oder die alte Frau
zu retten.
am 06.09.2004 um 19.00
Uhr
Vivement Dimanche!
Auf Liebe und Tod
F 1983, R: François Truffaut, D:
Fanny Ardant, Jean-Louis Trintignant, Philippe
Laudenbach, Caroline Sihol, 111’ |
OmeU
Die Sekretärin Barbara Becker (Fanny
Ardant) ist in ihren Chef Julien Vercel
(Jean-Louis Trintignant) verliebt, der von
der Polizei verdächtigt wird, den Liebhaber
seiner Frau getötet zu haben. Barbara
hilft Vercel, sich zu verstecken und bringt
ihn im Keller des Büros unter, von
dessem kleinen Fenster er seiner Lieblingsbeschäftigung,
dem Anstarren vorbeigehender Frauenbeine,
sehr gut nachkommen kann... Barbara stellt
nun auf eigene Faust Nachforschungen an
und kommt durch einen Zufall dem wahren
Mörder auf die Schliche. Es ist der
Notar Maitre Clément (Philippe Laudenbach),
der sein Verbrechen (aus Leidenschaft) gesteht
und sich anschließend selbst richtet.
»Auf Liebe und Tod war der siebenundzwanzigste
und letzte Film von François Truffaut,
der wenig später unerwartet starb.
Es ist eine Rückbesinnung auf seine
Kino-Vorlieben der Zeit, in der er mit dem
Filmemachen begann, es ist eine Hommage
an den ›film noir‹. Allerdings
eine, die sich vor allem auf die ästhetischen
Muster bezieht und weniger die Figuren und
Geschichten umschließt.« (Meinolf
Zurhorst)
am 09.200409.2004 um 18.15 Uhr
am 10.09.2004 um 20.30 Uhr
Die Polizistin
La femme flic
F 1980, R: Yves Boisset, D: Miou-Miou,
Jean-Marc Thibault, Alex Lacast, Roland
Blanche,
103’ | dt. Fass.
Seit fünf Jahren arbeitet Corinne
(Miou-Miou) bei der französischen Polizei
und hat es bis zur Inspektorin gebracht.
Sie ist eine unverbesserliche Idealistin.
Schon bald muß sie erkennen, dass
ihre Kollegen nicht ganz so denken wie sie.
Als sie den hohen Herren zu nahe tritt,
wird sie in die Provinz versetzt. In einem
tristen Industriegebiet im Norden Frankreichs
sieht sie sich zur Sekretärin einer
kleinen Polizeistelle degradiert. Als sie
aber eines Tages mit einem Fall von Kindesmißhandlung
konfrontiert wird, bei dem ein Vater sich
an den eigenen Töchtern verging, setzt
sie ihren ganzen Elan ein. Nach und nach
stößt sie auf einen Verbrecherring,
der mit pornografischen Bildern von den
Kindern des Bezirks handelt. Lieferanten
und Kunden sind Mitglieder der oberen Gesellschaft...
Nun will man die »Neue« loswerden...
Corinne muss den Dienst quittieren und bekommt
Berufsverbot, doch sie wird weiter kämpfen.
am 09.200409.2004 um 20.30 Uhr
am 12.09.2004 um 18.15 Uhr
Maigret
tend un piège
Kommissar Maigret stellt
eine Falle
F 1958, R: Jean Delannoy, D: Jean
Gabin, Annie Giradot, Olivier Hussenot,
116’ | OF
Dies ist der erste einer dreiteiligen Reihe
von Kriminalfilmen mit Jean Gabin in der
Rolle des Kommissar Maigret, der Romanfigur
von Georges Simenon.
Maigret muss sich mit einer Serie von Frauenmorden
befassen, die offenbar von einem Triebtäter
im Pariser Viertel »Marais«
begangen wurden. Bewußt bringt Maigret
im Viertel die Falschmeldung in Umlauf,
dass der Täter schon gefasst sei, ermittelt
jedoch weiter. Schließlich wird er
fündig: Der Mörder ist ein von
seiner Mutter abhängiger sexueller
Versager. Er verhaftet ihn, doch dann geschieht
ein weiterer Mord, begangen von der Frau
des Beschuldigten (Annie Giradot), die mit
ihrer Tat von der Schuld ihres Mannes ablenken
wollte.
Jean Gabin gewinnt ein so starkes Profil
als Kommissar Maigret, dass er zur Inkarnation
der Figur wird. Spätere Maigret-Darsteller
wie Heinz Rühmann und Gino Cervi sind
weit weniger erfolgreich als Gabin.
»Man muss sagen, alles passte bei
Gabin, sein Gang, seine Schultern, sein
Nacken. Als wir uns darauf geeinigt hatten,
Maigret von Gabin spielen zu lassen, hat
der das sehr ernst genommen, und anstatt
sich ›smart‹ zu kleiden, wie
er es verstand, ging er ins Kaufhaus ›Belle
Jardinière‹...« (Jean
Delannoy)
am 10.09.2004 um 18.15 Uhr
am 11.09.2004 um 20.30 Uhr
Police
Der Bulle von Paris
F 1985, R: Maurice Pialat, D: Gérard
Depardieu, Sophie Marceau, Sandrine Bonnaire,
Pascale Rocard, 113’ | OF
Pialat inszeniert diesen Film um ingesamt
vier Verhöre herum, die die Verhaltensweisen
aller Beteiligten aufdecken – in permanent
physisch-psychischer Konfrontation und Reibung.
Es gibt keine Verfolgungsjagden, keine Leiche,
keine Filmmusik und keine Hoffnung.
Inspektor Mangin (Gérard Depardieu)
verliebt sich in die junge Noira (Sophie
Marceau), die Geliebte eines Drogendealers,
den er verhaftet hat. Noira entdeckt schnell
die Verletzlichkeit Mangins unter der groben
Oberfläche und behandelt ihn mit einer
Mischung aus Verachtung und Lieblosigkeit.
Noira hat die Lüge zum Prinzip erhoben.
Am Ende bringt Mangin ihretwegen den Verbrechern
Geld und Heroin, das sie gestohlen hat,
zurück, um sie zu schützen. Dennoch
verlässt Noira ihn.
am 11.09.2004 um 18.15 Uhr
am 12.09.2004 um 20.30 Uhr
Max
et les ferailleurs
Das Mädchen und der
Kommissar
F/I 1971, R: Claude Sautet, D: Michel
Piccoli, Romy Schneider, Bernard Fresson,
François Perier, Georges Wilson,
92’ | OF
Hauptwachtmeister Max (Michel Piccoli)
ist kein Polizist wie die anderen. Eigenbrötlerisch
und unnachgiebig hat er von seinem Beruf
sehr persönliche Ansichten. Sein großer
Traum ist es, einmal einen Banditen auf
frischer Tat zu ertappen. Als Max auf einen
alten Jugendfreund, der auf die schiefe
Bahn geraten ist, trifft, bietet sich die
Gelegenheit, einen teuflischen Plan zu verwirklichen...
Er benutzt die schöne Gelegenheitsprostituierte
Lily (Romy Schneider), um einer Bande von
Ganoven und Schrottdieben eine Falle zu
stellen. Die Gauner werden dingfest gemacht,
doch die Sache hat einen Haken für
Max: Ein ehrgeiziger Kollege will auch Lily
verhaften und lässt Max seine Verachtung
für dessen niederträchtige Methoden
spüren. Max erschießt ihn und
wird vor Lilys Augen abgeführt.
»Max’ verinnerlichte Paranoia
wird im Spiel von Michel Piccoli eine faszinierende
Studie selbstauferlegten Wahns: Die Kehrseite
der Medaille ist jene innere Einsamkeit,
die auf ihn zurückfällt und ihn
in scheinbar sinnlose Ersatzhandlungen,
Rituale treibt, wenn er... wie Ludwig XVI.
Uhren repariert, während ihn die schöne,
attraktive und naive Gelegenheitsprostituierte
Lily lockt.« (Hans Gerhold)
am 16.09.2004 um 18.15 Uhr
am 19.09.2004 um 20.45 Uhr
Ascenseur
pour l’échafaud
Fahrstuhl zum Schafott
F 1957, R: Louis Malle, D: Maurice
Ronet, Jeanne Moreau, Georges Poujouly,
88’ | OmeU
Der 25jährige Louis Malle drehte mit
Ascenseur pour l’échafaud seinen
ersten Film in alleiniger Regie, der als
Vorläufer der »Nouvelle Vague«
gilt.
Julien Tavemier (Maurice Ronet) glaubt,
ihm sei ein perfekter Mord gelungen, als
er den Mann seiner Geliebten Florence (Jeanne
Moreau) nach Dienstschluss in dessen Geschäftsräumen
umbringt. Kurz darauf bleibt er im Fahrstuhl
des großen Bürohauses stecken,
weil der Strom abgeschaltet wird. Während
er gefangen im Lift sitzt und Florence später
im nächtlichen Paris verzweifelt nach
ihm sucht, unternimmt ein junges Pärchen
mit Tavemiers gestohlenem Auto eine abenteuerliche
Spritztour, die fatale Folgen für alle
hat: der junge Mann ermordet im Motel ein
Ehepaar.
Zwar wird erst Julien der Tat verdächtigt,
doch ein unentwickelter Film aus dem Wagen
beweist seine Unschuld. Ein anderes Foto
offenbart allerdings seine Beziehung zu
Florence – und so kommt die Polizei
ihm doch noch auf die Schliche...
Ideale Ergänzung der stimmungsvoll-düsteren
Schwarzweiß-Bilder ist die melancholische
Jazz-Musik von Miles Davis.
am 16.09.2004 um 20.30 Uhr
am 17.09.2004 um 18.15 Uhr
Deux
hommes dans la ville
Endstation Schafott
F/I 1973, R: José Giovanni,
D: Jean Gabin, Alain Delon, Mimsy Farmer,
Michel Bouquet, Ilaria Occhini, 91’
| OF
Der Ex-Bankräuber Gino Strabliggi
(Alain Delon) wird auf Bewährung entlassen
und baut sich trotz herber Rückschläge
mühevoll eine neue Existenz auf. Er
lernt die hübsche Bankangestellte Lucie
(Mimsy Farmer) kennen, an deren Seite die
Zukunft ihm zunächst eine Chance zu
geben scheint. Doch der ehrgeizige Kriminalpolizist
Goitreau (Michel Bouquet ) glaubt nicht
an Ginos Läuterung und lässt so
lange nicht von ihm ab, bis ein provozierter
Rückfall alle guten Vorsätze zunichte
macht. Verzweifelt kämpft der Sozialarbeiter
Germain Cazeneuve (Jean Gabin) um das Leben
des daraufhin zum Tode Verurteilten. Die
letzten Filmbilder zeigen Strabliggi auf
dem Schafott...
José Giovanni stellt hier das Problem
der Todesstrafe, die in Frankreich erst
1981 von dem sozialistischen Justizminister
Robert Badinter abgeschafft wurde, in den
Zusammenhang eines Strafvollzugssystems,
das überholt ist und die Guillotine
als Terrorinstrument mißbraucht. »Ich
wollte mit diesem Film zeigen, dass einer,
der im Gefängnis war, nie wirklich
seine Vergangenheit los wird.« (José
Giovanni)
am 17.09.2004 um 20.30 Uhr
am 18.09.2004 um 18.15 Uhr
Le choix
des armes
Wahl der Waffen
F 1981, R: Alain Corneau, D: Yves
Montand, Gérard Depardieu, Cathérine
Deneuve, Michel Galabru, 135’ | OmU
Das friedliche Leben des ehemaligen Gangsters
Noël (Yves Montand), der seriös
geworden ist und mit seiner jungen Frau
Nicole (Cathérine Deneuve) einen
herrschaftlichen Landsitz bewohnt, wird
durch das Auftauchen des Sträflings
Mickey (Gérard Depardieu) jäh
gestört. Dieser hat bei seiner Flucht
aus dem Gefängnis einen Polizisten
getötet und von einem Kumpel Noëls
Adresse bekommen. Obwohl dieser zunächst
versucht, den ungehobelten, ständig
mit einer Pistole herumfuchtelnden Rohling
wieder loszuwerden, entwickelt Noël
schließlich Mitleid und Verständnis
für den jungen Mann. Im weiteren Verlauf
werden sowohl Noëls Frau Nicole als
auch Mickey von der Polizei erschossen.
»Der Schluss... ist von einer radikalen,
fast kämpferischen Menschlichkeit:
Der vereinsamte Ex-Gangster stellt den Mörder-Polizisten,
schießt... fünf Patronen seines
sechsschüssigen Revolvers millimeternah
am Gesicht vorbei, so dass der andere einen
Schock erleidet, und verabschiedet sich
mit der Ankündigung, er möge sein
Leben lang davor zittern, eines Tages den
sechsten Schuss mitten in die Stirn zu erhalten.
Dann steigt der Ältere, von der Polizei
unbehelligt... in sein Auto und holt das
Kind des getöteten jungen Verbrechers
zu sich, um das er sich künftig kümmern
will.« (FAZ, Wilfried Wiegand, 26.08.1981)
am 18.09.2004 um 20.30 Uhr
am 19.09.2004 um 18.15 Uhr
Les Marchands
de Sable
F 2000, R: Pierre Salvadori, D:
Serge Riaboukine, Robert Castel, Marina
Golovine, Mathieu Demy, Guillaume Dépardieu,
95’ | OmeU
Ein kleiner Platz in Montmartre: Hier werden
Drogen gekauft und verkauft, Geldautomaten
werden installiert, in den vielen Bars um
den Platz herum wechseln in regelmäßigen
Abständen die Besitzer – Geld
zirkuliert. In dieses Treiben verwickelt,
sind viele junge Leute, die von den Drogen
leben, aber auch daran sterben. Alain (Serge
Riaboukine) ist der Besitzer des Cafés
»Le Détour« (Der Umweg)
und sieht sich diese Welt gern als - mehr
oder weniger - Außenstehender an,
will sich aber besser nicht einmischen...
– bis eines Tages die junge schöne
Marie (Marina Golovine) bei ihm auftaucht
und ihn bittet, die Mörder ihres Bruders
Antoine (Mathieu Demy) zu finden. Marie
erhofft sich Hilfe von Alain, da ihr Bruder
einst im »Le Détour«
arbeitete, aber gleichzeitig mit harten
Drogen dealte.
Les Marchands de Sable wird als Rückblende
aus der Sicht von Alain erzählt.
Es ist der vierte Film Salvadores und sein
erster Versuch eines expliziten Genre-Films
– typisch für die jüngsten
Bemühungen des französischen Kinos,
das Film-Noir-Thriller-Genre neu zu erfinden.
am 23.09.2004 um 18.15 Uhr
am 24.09.2004 um 20.30 Uhr
La chair
de l’orchidée
Das Fleisch der Orchidee
F/I/BRD 1975, R: Patrice Chéreau,
D: Charlotte Rampling, Bruno Cremer, Edwige
Feuillère, Simone Signoret, Hans-Christian
Blech, 105’ | OF
»Nebelverhangene Wiesen, Dauerregen,
Donnergrollen, zerfallene Häuser, Dunkelheit
– der renommierte französische
Theater- und Opernregisseur Patrice Chéreau
greift kräftig ins Reservoir kinematografischer
Schreckenselemente, um seiner Verfilmung
von James Hadley Chases Roman ›Das
Grab der roten Orchidee‹ die nötige
Spannung zu verleihen.« (Meinolf Zurhorst)
»Chéreau hat aus der Thriller-Romanvorlage
eine Folge von alptraumhaften Bildern herauspräpariert.
Es ist richtig, die Geschichte, die man
nur mit Mühe versteht, und die Personen,
die immer von außen gesehen werden,
interessieren ihn nicht. Ihm geht es um
eine quasi abstrakte Formulierung von Angst,
von Gefangenschaft oder Flucht. Es ist ein
Film, in dem man ständig eingeschlossen
ist, in bizarre Hotels mit vielen Gängen
und Nischen, hinter denen das Unheil lauert,
in alte Schlösser, die von den sie
umgebenden Gärten mehr bedroht als
geschützt werden. Fast ständig
ist es Nacht oder es regenet...« (Wilhelm
Roth)
am 23.09.2004 um 20.30 Uhr
am 26.09.2004 um 18.15 Uhr
Touchez
pas au grisbi
Wenn es Nacht wird in
Paris
F/I 1954, R: Jacques Becker, D:
Jean Gabin, Jeanne Moreau, Lino Ventura,
Gaby Basset, Daniel Cauchy, 105’ |
OmeU
»Es gibt viele gute Möglichkeiten,
französische Filme zu machen. Auf italienisch,
wie Jean Renoir mit La carozza d’oro.
Auf wienerisch, wie Max Ophüls. A la
New York, so wie Melville. Aber nur Becker
war und blieb französisch auf französisch.«
(Jean-Luc Godard)
»Touchez pas au grisbi steht am Anfang
eines neuen Genres, des französischen
Unterweltfilms, der sich stilistisch bewußt
als ›film noir‹ ausdrückt,
in dem die Protagonisten keine amerikanisierten
Kopien sind, sondern eigenständige
einheimische bürgerliche Gangster und
Ganoven, die sich nach einem Heim und Ruhe
sehnen...« (Hans Gerhold)... und nach
einem seidenen Pyjama.
Der alternde Gangster Max (Jean Gabin) hat
mit seinem Freund Riton bei einem spektakulären
Coup auf dem Flughafen Orly Goldbarren im
Wert von 50 Millionen Franc erbeutet. Die
beiden hoffen, jetzt endlich ein bürgerliches
Leben führen zu können. Doch dann
macht Riton einen entscheidenden Fehler:
Er erzählt seiner Freundin Josy (Jeanne
Moreau) von dem Raub – nicht ahnend,
dass sie längst die Geliebte des Rauschgifthändlers
Angelo ist. Angelo entführt nun Riton,
um von Max die Beute als Lösegeld zu
kassieren. Der Traum der beiden Freunde
scheint ausgeträumt zu sein...
am 24.09.2004 um 18.15 Uhr
am 25.09.2004 um 21.00 Uhr
Le cercle
rouge
Vier im roten Kreis
F/I 1970, R: Jean- Pierre Melville,
D: Alain Delon, Yves Montand, André
Bourvil, Gian Maria Volonté, 140’
| OmeU | 16mm
Ein Rolltitel vor dem Vorspann von Le cercle
rouge zitiert zu dem Bild eines Buddha die
Spruchweisheit Rama Krishnas: »Wenn
Menschen, selbst wenn sie sich nicht kennen,
sich eines Tages begegnen sollen, was immer
jedem von ihnen auch zustoßen mag
und wie verschieden auch ihre Wege sein
mögen, so werden sie unweigerlich an
diesem Tag in dem roten Kreis zusammentreffen.«
Der entlassene Häftling Corey (Alain
Delon), der flüchtige Kriminelle Vogel
(Gian Maria Volonté) und der ehemalige
Polizist und Scharfschütze Jansen (Yves
Montand) wollen mal so richtig abräumen
und planen einen Jahrhundertcoup. Zunächst
geht auch alles planmäßig über
die Bühne. Doch als die drei versuchen,
ihre heiße Ware zu verkaufen, kommt
ihnen der Kommissar Mattéi (André
Bourvil) in die Quere...
»Melvilles wortkarger, auf die Realistik
von Originalschauplätzen setzender
Film, auf nächtlich leeren Straßen
im nebligen Morgendämmer, mit seinen
bis auf Schwarzweiß-Schattierungen
ausgelaugten Farben in dunklen Korridoren
und Zimmern und dem kalten technischen Interieur
der Siebziger aus Neon und Beton gedreht,
ist, wie David Quinlan zu Recht festgehalten
hat, ›ein Schwarzweiß-Film in
Farbe‹, getragen von der nihilistisch-heroischen
Stimmung des film noir und des französischen
Existenzialismus.« (Hellmuth Karasek:
Mein Kino)
am 25.09.2004 um 18.15 Uhr
am 30.09.2004 um 20.30 Uhr
Scènes de crimes
Spuren von Blut
F 2000, R: Frédéric
Schoendoerffer, D: Charles Berling, André
Dussollier, Ludovic Schoendoerffer, Pierre
Mottet, Eva Darlan, 95’ | OmeU
Ein Mädchen verschwindet spurlos.
Lediglich ein Blutfleck zeugt davon, dass
vielleicht ein Verbrechen geschehen ist.
Kommissar Georges Fabian (Charles Berling)
und sein Kollege Jean-Louis Gomez (André
Dussollier) werden mit der Klärung
des Falles beauftragt. Doch die Befragung
des Verwandten- und Bekanntenkreises bringt
die beiden Beamten nicht weiter. Bei einer
Suchaktion im nahe gelegenen Wald machen
die Polizisten jedoch einen grausigen Fund:
Sie entdecken die verstümmelten Leichen
eines jungen Pärchens, aber keine Spur
des vermissten Mädchens. Nun werden
Fabian und Gomez hellhörig. Sie durchforsten
landesweit die Vermisstenlisten der vergangenen
Monate und stoßen auf erste Zusammenhänge.
Der Verdacht erhärtet sich zunehmend,
dass die beiden Fahnder es mit einem gefährlichen
Serienkiller zu tun haben...
»Der traditionelle Krimi ist wieder
in das französische Kino zurückgekehrt.
Der diskrete, aber wirkungsvolle Streifen
von Frédéric Schoendoerffer
Scènes de crimes ist gleichzeitig
Erstlingsfilm und gelungener Krimi. Die
Untersuchung - die Verfolgung eines Massenmörders
- gleicht einer wirklichen ›Autopsie‹.
Die beiden Hauptfiguren, die Inspektoren
(André Dussolier und Charles Berling),
werden auf Schritt und Tritt mit derselben
Distanz verfolgt, mit der auch Jean-Pierre
Melville (Le Cercle rouge mit Yves Montand...)
seine Helden verfolgte. Eine Distanz, die
Scènes de crime sehr menschlich werden
lässt.« (Raphaëlle Gallien)
am 26.09.2004 um 20.30
Uhr
am 30.09.2004 um 18.15 Uhr
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