Kino im Zeughaus

Aktuelles Kinoprogramm


   

 

Filminhalte November / Dezember 2004

 

     

1945 – ARENA DER ERINNERUNGEN

»Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.« William Faulkners berühmte Sentenz, ursprünglich ein Dialogsatz einer Figur in »Requiem for a Nun«, wurde, gerade in Deutschland, zum geheimen Motto einer neuen Beschäftigung mit der Geschichte. Genauer: der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus. Schon für Faulkner war es ein polemischer Satz, er bezog sich auf den Bestseller »Vom Winde verweht«. Scarlett O´Hara beginnt in diesem Roman ihr Leben nach dem Bürgerkrieg, angesichts des heruntergewirtschafteten väterlichen Anwesens, der brach liegenden Felder nach kurzer Ermattung und Resignation mit ihrem Motto: »Das Vergangene war vergangen, die Toten waren tot.« Sie stürzt sich in den Wiederaufbau, zielstrebig und erfolgreich vor allem deswegen, weil sie sich keinen Blick zurück gestattet.
Alexander Kluge, Christa Wolf oder Alfred Andersch zitierten Faulkners Satz, weil sie den Blick zurück für notwendig hielten. Dass das Vergangene nicht tot sein sollte, das galt ja vor allem, weil es so lange vergessen, verdrängt oder nun in einer dem nationalen Selbstbild zuträglichen und schmeichelnden Form erinnert wurde. Historische Erinnerung gilt nie einfach dem Vergangenen, wie es wirklich war. Sie ist selektiv, wertend, voller Vorlieben und Ausgrenzungen – nirgendwo mehr als in Fällen der schmerzlichen Erinnerung. Der Zweite Weltkrieg und der Völkermord an den Juden Europas waren daher in Deutschland ein Beispiel für »umkämpfte Erinnerung«. Es dauerte lange, bis Holocaust und Vernichtungskrieg zu Themen der öffentlichen Diskussion wurden.
Unter ganz anderen Bedingungen lässt sich auch für andere Staaten von einer merklichen Veränderung der Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg sprechen. Die Geschichtskonstruktionen, die unmittelbar nach Kriegsende allgemein akzeptiert waren, sind es heute nur noch in wenigen Fällen. Die oft heroische Formulierung der »eigenen Geschichte« ist skeptischeren Auffassungen gewichen.
Der Film hat diese Geschichtsbilder vermutlich wirkungsvoller als andere Medien geprägt. Nicht nur im Prozess der Verklärung der eigenen Geschichte, auch in der Revision dieser Bilder spielte er eine entscheidende Rolle. Dabei war er wohl nur in seltenen Fällen der Auslöser von Neuorientierungen. Häufiger aber gab er ihnen die prägende Form. Die Filmreihe zeigt Beispiele aus mehr als zehn Ländern.

 

SPASS BEISEITE · JÜDISCHER HUMOR,
»ARISIERUNG« UND VERDRÄNGENDES LACHEN

Dieses Jahr findet erstmals das »CineFest«, das »Internationale Festival des deutschen Film-Erbes« statt. Das Festival widmet sich nach seinem Selbstverständnis der populären Vermittlung von Filmgeschichte als Zeit- und Kulturgeschichte. Es bietet dabei den Archiven, die die Schätze des deutschsprachigen Films – zumeist im Verborgenen – bewahren und rekonstruieren, eine prominente Plattform für ihre Arbeit. Wesentlicher Bestandteil des Festivals ist eine Retrospektive zu einer ausgewählten Periode der deutschen Filmgeschichte. In diesem Jahr steht die deutsche Filmkomödie im Mittelpunkt, und zwar die Jahre vor und nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Der Beitrag jüdischer Komödianten und Filmschaffender zum Genre war sowohl im Kaiserreich wie vor allem in der Weimarer Republik bedeutend. Die erste Maßnahme der nationalsozialistischen Filmpolitik war das Arbeitsverbot für jüdische Regisseure, Drehbuchautoren, Komponisten, Darsteller – alle jüdischen Filmschaffenden sollten aus dem »neuen«, dem nationalsozialistischen Film entfernt werden. Der Beitrag jüdischer Komiker zum lebendigen Genre steht im Mittelpunkt der Reihe, die auch den Versuch der NS-Filmindustrie beleuchtet, die kreative Kluft zu überbrücken, die durch die Vertreibung und Ermordung vieler der talentiertesten Künstler entstand.

Eine Veranstaltung von CineGraph Hamburg und Bundesarchiv-Filmarchiv,
in Zusammenarbeit mit Kinemathek Hamburg / Kino Metropolis, Deutsches Historisches Museum Berlin, Filmarchiv Austria Vienna, Cinémathèque Suisse Lausanne und Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Wiesbaden.

 

 

November

Die Architekten 
DDR 1990, R: Peter Kahane, D: Joachim Tomaschewski, Kurt Naumann, Uta Eisold, Catherine Stoyan, Rita Feldmeier, 97’

Nach beruflichen Enttäuschungen bekommt ein fast vierzigjähriger Architekt erstmals einen großen Auftrag: er soll das kulturelle Zentrum in einem Berliner Neubauviertel verwirklichen. Das ständige Misstrauen der Vorgesetzten jedoch verhindert eine fantasievolle, schöpferische Arbeit und ein menschengerechtes Bauen.
»Ein Film, der die Erlebnisse und Erfahrungen der jüngeren DDR-Generation gleichnishaft bündelt und mit der Agonie des Spät-Stalinismus abrechnet. Noch vor dem Sturz Honeckers konzipiert, kam der hochbrisante, melancholische Film, ein Abgesang auf die DDR, erst nach dem Mauerfall ins Kino, wodurch er das Publikum nur noch partiell erreichte.« (Lexikon des internationalen Films)

am 03.11.2004 um 20.00 Uhr

 

 


The Longest Day 
Der längste Tag 
USA 1962, R: Ken Annakin, Andrew Marton, Gerd Oswald, Bernhard Wicki, Elmo Williams, D: John Wayne, Richard Burton, Rod Steiger, Robert Mitchum, Henry Fonda, 171’ | OF

Am 6. Juni 1944 schickten die Briten die größte Kriegsflotte der Geschichte in Richtung der Küste der Normandie, um durch eine massive Invasion den entscheidenden Vernichtungsschlag gegen die Deutschen und das von ihnen besetzte Europa zu starten. Die Landung der Alliierten an der Küste der Normandie war eine der gewaltigsten und kompliziertesten Militäroperationen – sie gehörte zu den blutigsten und opferreichsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges.
Der Film verfolgt mit historischer Genauigkeit den Kampfverlauf am »D-Day«, dem Anfang vom Ende des Naziregimes, und zeigt am Beispiel dramatischer Einzelschicksale die Erbarmungslosigkeit und den Widersinn des Krieges.
Mit Produktionskosten in Höhe von insgesamt rund 10 Mio. US-Dollar gehört das historisch detailgenaue Werk zu den teuersten Schwarzweiß-Filmen der Filmgeschichte. The Longest Day wurde mit dem Oscar für Spezialeffekte und dem Oscar für die Beste Kamera ausgezeichnet.

am 04.11.2004 um 20.00 Uhr

 

 

Nackt unter Wölfen 
DDR 1963, R: Frank Beyer, D: Erwin Geschonneck, Armin Müller-Stahl, Krzysztyn Wójcik, Fred Delmare, 124’

1990, nach der Wende, sagte Frank Beyer: »Auch wenn ich eine Reihe von Filmen, die ich gern gemacht hätte, bei der DEFA nicht machen konnte, habe ich das Studio immer als meine Heimat angesehen – weil ich dort andere mir wichtige Filme wie z.B. Nackt unter Wölfen drehen konnte.
Nackt unter Wölfen ist nach dem gleichnamigen Bestseller von Bruno Apitz. Es ist der erste DEFA-Spielfilm über das Leben im KZ.
Wenige Wochen vor der Befreiung kommt der Pole Jankowski mit einem Transport ins KZ Buchenwald. Er trägt einen Koffer bei sich, den er nicht aus der Hand geben will. Die in der Effektenkammer arbeitenden Häftlinge Pippig und Höfel erschrecken zutiefst , als sie ein Kind in dem Koffer entdecken. Das Kind im Lager zu verbergen, ist nicht nur äußerst schwierig, es gefährdet auch die Arbeit der illegalen Widerstandsgruppe. Nachdem das Kind mehrere Tage in der Effektenkammer versteckt wurde, entscheidet der Leiter der illegalen KP-Organisation schweren Herzens, den Polen und das Kind mit dem nächsten Transport in das Vernichtungslager zu schicken. Der Lagerälteste, Walter Krämer, lässt es jedoch nicht zu, und er findet viele Helfer, die mit Mut und Einfallsreichtum der SS die Stirn bieten. Es gelingt ihnen, das Kind zu retten.
»Der Film hatte im April 1963 Premiere und innerhalb eines Jahres 800.000 Zuschauer, damals ein gutes Ergebnis, heute eher eine Traummarke für einen deutschen Film mit solchem Sujet.« (Klaus Wischnewski)

am 05.11.2004 um 18.00 Uhr
am 11.11.2004 um 20.30 Uhr
am 12.11.2004 um 18.00 Uhr

 

 

Einführung: Jeanpaul Goergen

Gretel zieht das große Los 
D 1933, R: Carl Boese, D: Lucie Englisch, Hans Brausewetter, Jakob Tiedtke, Margarete Kupfer, Hilde Hildebrandt, 82’ | stumm

Die Verkäuferin in einem Klaviergeschäft (Lucie Englisch) gewinnt, nach einer liebenswürdigen Notlüge über einen Lotteriehauptgewinn, schließlich doch das große Los: das Herz eines Barpianisten (Hans Brausewetter). Ehe sich aber beide in die Arme fallen, durchlebt die unbedarfte Schwindlerin noch zahlreiche, durch ihre Mogelei ausgelösten Verwicklungen. – Zu Weihnachten 1933 uraufgeführt, zeigt sich in dem von Routinier Carl Boese inszenierten Lustspiel bereits der Einfluss des neuen Regimes. In der Berliner Canari-Bar geht es so sittsam zu wie in einer Tanzstunde. Nur die geschiedene Frau des Pianisten (Hilde Hildebrand), ein Zerrbild der emanzipierten Frau der Zwanziger Jahre, schlägt über die Stränge und wirft betrunken mit Champagnergläsern um sich. Dagegen strahlt die Verkäuferin, die so gerne Angestellte bleiben möchte und deren größter Traum ein Radio ist, nicht nur Bescheidenheit und Häuslichkeit, sondern auch Provinzialität aus – die Fallhöhe reicht aus, um ein vergnügliches Lustspiel entstehen zu lassen.
mit Klavierbegleitung

am 05.11.2004 um 20.30 Uhr

 

 

Wie heiratet man einen König 
DDR 1969, R: Rainer Simon, D: Cox Habbema, Eberhard Esche, Sigurd Schulz, Hannes Fischer, Peter Dommisch, 80’.

Drei Rätsel löst die schöne Bauerntochter und befreit ihren Vater aus dem Kerker. Mit ihrer Klugheit erobert sie das Herz des Königs, der sie zur Frau nimmt. Als Königin weist sie ihren Gemahl auf das Unrecht hin, das er seinen Untertanen antut. Der König verstößt sie aus dem Schloss. Nur das Liebste darf sie mitnehmen. Am nächsten Morgen erwacht der König in einer kleinen Bauernstube...
»Es ist ein Film zum Mitdenken, ein Film für das Gespräch der ganzen Familie, hervorragend zum Teil im Stil einer echten Reportage fotografiert von Claus Neumann, mit einer einfallsreichen und stilsicheren Musik von Peter Rabenalt.«
(Aus: Märkische Volksstimme, 17.4.1969)
Anschließend Filmgespräch mit Cox Habbema, Rainer Simon, Käthe Reichel
Moderation: Paul Werner Wagner

am 06.11.2004 um 20.00 Uhr

 

 

König Drosselbart 
DDR 1965, R: Walter Beck, D: Karin Ugowski, Manfred Krug,
Martin Flörchinger, 73’

Traumprinzen sind es wahrlich nicht, die um Prinzessin Roswithas Gunst werben. Aber muss sie deshalb so hochmütig und boshaft sein? Als sie einem sympathischen jungen König den Spitznamen »Drosselbart« gibt, ist für ihren Vater das Maß voll: Den ersten besten Bettler, schwört er, soll die Tochter heiraten. Bald darauf zieht die stolze Prinzessin als Bettelmannsbraut in eine ärmliche Hütte...
Grimms Märchen glanzvoll verfilmt. · Einführung: Paul Werner Wagner

am 06.11.2004 um 22.45 Uhr

 

 

Das blaue Licht 
DDR 1976, R: Iris Gusner, D: Victor Semjanow, Fred Delmare, Katharina Thalbach, Helmut Straßburger, 88’

Hans hat dem König als Soldat treu gedient. Nun kehrt er heim, betrogen um seinen Sold. Eine Hexe heilt ihm die Wunden und verlangt dafür, dass er aus einem trockenen Brunnen das blaue Licht heraufholt. Hans überlistet die Hexe, behält den funkelnden Stein und gewinnt die Dienste eines Zaubermännleins. Das hilft ihm, dem schnöden König ein Schnippchen zu schlagen.
Märchenfilm-Sonntags-Matinee · Einführung: Paul Werner Wagner
Im Anschluss Filmgespräch mit Katharina Thalbach (angefragt) und Iris Gusner

am 07.11.2004 um 11.00 Uhr


 

Der Teufel vom Mühlenberg 
DDR 1955, R: Herbert Ballmann, D: Eva Kotthaus, Hans-Peter Minetti, Willy A. Kleinau, Werner Peters, Gerhard Frei, 83’

Die Waldmühle brennt! Die Mühle der Bauern, zu der sie ihr Korn brachten. Ein Zufall? Eine Verschwörung des habgierigen Mühlmanns, des Burgvogts und des Dorfschulzen, um die Bauern in Abhängigkeit zu bringen. Im Dorf sind sie sich einig: die Mühle wird heimlich wieder aufgebaut. Als der Mühlmann Rache üben will, greifen die Berggeister ein. Sie verwandeln ihn in ein steinernes Standbild.
Nach einer Sage aus dem Harz.
Anschließend Filmgespräch mit Herbert Ballmann, Eva Kotthaus, Prof. Günther Rettschlag · Moderation: Paul Werner Wagner

am 07.11.2004 um 17.00 Uhr

 

 


A Foreign Affair 
Eine auswärtige Affäre 
USA 1948, R: Billy Wilder, D: Marlene Dietrich, Jean Arthur, John Lund,
Millard Mitchel, 116’ | OmU

Die Abgeordnete Phoebe fährt ins besetzte Berlin, um sich ein Bild von der Moral der US-Soldaten zu machen. In einem Nachtclub trifft sie auf die Sängerin Erika, die im Dritten Reich zu den Spitzen der Gesellschaft zählte und die ein Verhältnis mit einem US-Offizier hat. Phoebe ist entsetzt darüber und verlangt von ihrem Bekannten John, dass dieser sie bei der Suche nach diesem Offizier unterstützt, ohne zu wissen, dass der Gesuchte bereits vor ihr steht. Während sie an dem Fall arbeiten, verliebt sich Phoebe in John. Dieser sagt ihr schließlich die Wahrheit und gibt seine Beziehung zu Erika als Tarnung preis, da er deren Gestapo-Freund überführen will...
»Ein filmisches Déjà-vu für Marlene Dietrich, die von 1943 bis 1945 für die United Service Organisation (USO) an mehreren Front-Abschnitten zur Hebung der Soldatenmoral als Entertainerin auftrat. In den Trümmern von Berlin drehte Wilder eine Komödie voller makabrer politischer Anspielungen, was dazu führte, dass die amerikanischen Zensurbehörden ihn für Deutschland sperrten. Erst 1977 wurde der Film in der BRD aufgeführt.« (Filmarchiv Austria)
Nicht nur wegen der Qualität seiner Dialoge verdient der Film Beachtung, sondern wegen seiner authentischen Atmosphäre. Die Aufnahmen von Berlin – dokumentarische Bilder, keine Studiobauten oder Modelle – wirken in ihrer Unmittelbarkeit wie alliierte Wochenschauen aus dem besiegten Deutschland.

am 07.11.2004 um 20.30 Uhr
am 12.11.2004 um 20.30 Uhr
am 14.11.2004 um 18.00 Uhr

 

 


November Days 
Novembertage 
BRD/ GB 1989/ 90, R: Marcel Ophüls, 129’ | Beta SP | dt. Fass.

Ein für die BBC London gedrehter Dokumentarfilm des Regisseurs Marcel Ophüls über den Mauerfall in Berlin und die Monate danach. Er nahm für seinen Film Ausschnitte von Fernsehberichten über den Fall der Mauer am 9. November 1989. Die Menschen, die ihn interessierten, suchte er nach langer Recherche in ihrer Umgebung auf und sprach mit ihnen über das, was sie an jenem Tag und in der Zwischenzeit erlebten. Gleichzeitig unterhielt er sich mit Politikern und Schriftstellern darüber, wie sie die rapide sich entwickelnden Ereignisse wahrnahmen und heute interpretieren. Ein Film, der sich aus vielschichtigen Erzählungen und Bildern zusammensetzt und auf dem komplexen Zusammenhang von Politik und Alltag besteht.
»Der Blick eines Dokumentarfilmers muss sowohl die Stimmung der Menschen, als auch die eigene Überzeugung berücksichtigen... Ich glaube weiterhin, dass der 9. November ein Freiheitsfest war. Außerdem bin ich kein Marxist, und deshalb hat für mich das Konzept von persönlicher Freiheit nicht unbedingt etwas mit Ökonomie zu tun. Dass schwere Zeiten auf Ostdeutschland zukommen und die Menschen Angst vor der Arbeitslosigkeit haben, ist ja auch spürbar in dem Film. In gewisser Weise ist er schon eine Komödie. Aber eine schwarze.« (Marcel Ophüls)

am 9.11.2004 um 20.30 Uhr

 

 

The Producers 
Frühling für Hitler 
USA 1968, R: Mel Brooks, D: Zero Mostel, Gene Wilder, Estelle Winwood, Kenneth Mars, 88’ | dt. Fass.

Der Broadway-Produzent Max Bialystock ist arg heruntergekommen. Seine letzten Produktionen waren allesamt Flops und Max steht praktisch vor dem Aus. Doch da hat sein Buchhalter Leo Bloom eine zündende Idee: Wenn das nächste Stück ebenfalls durchfällt, könnte Max danach die gesamten Investoren-Gelder einkassieren. Das Stück des verschrobenen Franz Liebkind »Frühling für Hitler« scheint für den Plan der beiden goldrichtig zu sein. Niemals, da sind sich Max und Leo einig, könnte eine Musical-Revue über Hitler ein wirklicher Publikumserfolg werden. Doch damit haben sich die beiden schwer verkalkuliert: Die Revue »Frühling für Hitler« wird ein Riesenerfolg. Und somit haben Max und Leo nun wieder ein neues Problem am Hals...
Mel Brooks beginnt mit diesem Film seine Karriere als Regisseur, wobei seine Filme oftmals als derberes Gegenstück zum intellektuellen Humor z.B. von Woody Allen gewertet werden. Er erhielt für seinen ersten Kinofilm den Oscar für das Beste Drehbuch. Sein auf dem Film basierendes Musical »The Producers« wurde das erfolgreichste Broadway Musical aller Zeiten und hat bei den Tony-Awards 2001 – dem Oscar der Musicals – sämtliche 12 Preise bekommen.

am 11.11.2004 um 18.15 Uhr
am 14.11.2004 um 20.30 Uhr

 

Saving Private Ryan 
Der Soldat James Ryan 
USA 1998, R: Steven Spielberg, D: Tom Hanks, Edward Burns, Tom Sizemore, Matt Damon, 170’ | OmU

»Die ›Stars & Stripes‹ flattern lichtdurchflutet im Wind, ihre Farben sind blass, die Konturen schemenhaft – aller Glanz dahin. So beginnt Spielbergs Relativierung des amerikanischen Strategie- und Taktikmythos’ D-Day, der Invasion der Normandie 1944.
Die folgenden knapp 30 Minuten sind das Bewegendste, Grässlichste, Klaustrophobischste und Erschütterndste, was je ein Film über den Krieg zu zeigen vermochte: gnadenlos distanzlose Großaufnahmen der zitternden, jammernden, kotzenden Soldaten, die in der Enge eines Landungsbootes der Ungewissheit harren. Die Landungsklappe fällt, und endlose Gewehrsalven zerfetzen die völlig überraschten Körper. Janusz Kaminskis blutbespritzte Handkamera fällt ins Wasser und rettet sich mit den Soldaten vor dem ohrenbetäubenden Kugelhagel deckungsuchend an Land. Einem 30minütigen Adrenalinstoß gleich hechelt sie schutzlos durch den Sand, während links und rechts die Soldaten wie Schlachtvieh verrecken. So wie diesen keine Chance des Entkommens geboten ist, gönnt auch Spielberg seinen Zuschauern kein Entrinnen, keine Panorama-Einstellung, kein ablenkender Zwischenschnitt. Stattdessen das dumpfe Dröhnen der Geschosse, grelle Schreie der grässlich Verstümmelten, Blut, Dreck. Es wird deutlich wie nie: Welcher Soldat den Krieg überlebt und wer nicht, ist nichts als ein launiger Zufall, eine pikante Lotterie des Schicksals.
Das Resultat eines solchen Zufalls wird James Ryan zuteil, dessen drei Brüder während der Invasion sterben und der nun, als einzig verbliebener Sohn, zu seiner Mutter heimkehren soll. Captain Miller wird mit seinen Leuten befohlen, Ryan hinter den feindlichen Linien aufzustöbern. Acht Männer riskieren ihr Leben, um eines zu retten – eines, das einer PR-Aktion dient...« (Oliver Baumgarten)

am 13.11.2004 um 20.00 Uhr

 

 


In Zusammenarbeit mit dem Künstlerklub DIE MÖWE

Die Weber
D 1927, R: Friedrich Zelnik, D: Paul Wegener, Theodor Loos, Arthur Kraußneck, Dagny Servaes, Wilhelm Dieterle, 124’ | stumm

Bei Friedrich Zelniks Stummfilm aus dem Jahre 1927 handelt es sich um eine werkgetreue Verfilmung von Gerhart Hauptmanns Bühnenstück »Die Weber« (1893) in prominenter Theaterbesetzung. Mit dem Aufstand der für einen Hungerlohn arbeitenden schlesischen Weber gegen ihren Fabrikherren und die Ordnungsmacht wählte der Regisseur Friedrich Zelnik einen Stoff, der ihm einen monumentalen Film ermöglichte. Stark von Sergej Eisensteins Filmästhetik beeinflusst, wurde der Film am 14. Mai 1927 im Berliner »Capitol« uraufgeführt und avancierte zu einem Kassenschlager mit revolutionärem Inhalt. Zelnik war einer der erfolgreichsten Regisseure und Produzenten des deutschen Stummfilms (z. B. Manon Lescaut, 1919; Anna Karenina, 1920; Der rote Kreis, 1928).
Klavierbegleitung: Matthias Klünder
Anschließend Filmgespräch mit Dr. Hans von Brescius (Gerhart Hauptmann-Biograph) · Moderation: Paul Werner Wagner

am 15.11.2004 um 20.30 Uhr

 

 

Un Spécialiste 
Ein Spezialist
 F/ D/ Bel/ A 1998, R: Eyal Sivan,128’ | OmU

»Wer es nicht erträgt, soll hinausgehen.« Diese Worte, gesprochen vom Gerichtspräsidenten nach einem Zwischenruf, machen zwei Dinge klar: Hier wird etwas verhandelt, das selbst im Gerichtssaal, über zehn Jahre später, unerträglich ist; dies soll außerdem mit der größtmöglichen Neutralität geschehen. Hochfliegende Emotionen sind nicht erwünscht. Die Rede ist vom Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem 1961.
Rony Braumann (Buch) und Eyal Sivan (Buch und Regie) komponierten aus den 350 Stunden langen Aufzeichnungen des Prozesses den Film Un spécialiste. Sich jeglichen Kommentars enthaltend, haben sie das Porträt eines Naziverbrechers gezeichnet, das von den Zuschauern sehr viel Mitarbeit verlangt. Nicht ein Ungeheuer, ein Hüne und Inbegriff eines Nazioffiziers steht vor dem Gericht, sondern ein unspektakulärer Mensch mit schütterem Haar und Hornbrille, der dem Staatsanwalt ziemlich ähnlich sieht.
Angeregt von Hannah Arendts Begriff der »Banalität des Bösen« sind die Filmemacher der Argumentation des »Spezialisten« gefolgt. Fasziniert und abgeschreckt zugleich hört man den emotionslosen Eichmann von seinem absoluten Gehorsam reden, von seinen inneren Zweifeln, die keinen Platz in der Nazimaschinerie fanden. Unbegreiflich ist es, was in diesem Gerichtssaal so nüchtern besprochen wird, und doch kommt es so normal daher. Das angeklagte »Monster«, wie der Staatsanwalt Gideon Hausner Eichmann in seinem Eröffnungsplädoyer nennt, sitzt als distinguierter, manchmal fast bemitleidenswerter Herr in seiner Kabine und beantwortet höflich alle Fragen.

am 18.11.2004 um 18.15 Uhr
am 19.11.2004 um 20.30 Uhr

 

 

 

Das Boot ist voll 
CH 1981, R: Markus Imhoof, D: Tina Engel, Curt Bois, Renate Steiger,
Mathias Gnädinger, 104’

Der gebürtige Schweizer Markus Imhoof greift mit seinem Film Das Boot is voll das umstrittene Thema der Schweizer Asylpraxis nach 1942 auf. Er stellt kritische Fragen an sein Land, die lang vergraben blieben, überschattet von den Grauensgeschichten aus dem Dritten Reich, und unangesprochen blieben von der Generation, die dabei war. Deutschland im Dritten Reich ist das Monument für die Judenverfolgung und den unerbittlichen Hass gegen das jüdische Volk. Heute noch stehen Deutsche auf der Anklagebank, entweder weil sie beteiligt waren, oder weil sie teilnahmslos dabei standen, als eines der bekanntesten Verbrechen gegen dieses Volk begangen wurde. Mit seinem Film lenkt Imhoof die Aufmerksamkeit auf die Missetaten seines Landes während dieser Zeit und fordert die Schweizer auf, vor ihrer eigenen Tür zu kehren.
Im Vordergrund dieser Geschichte steht eine Gruppe von Flüchtlingen, die überwiegend aus Juden besteht, die es geschafft haben im Sommer 1942 aus deutscher Gefangenschaft zu entkommen und über die Grenze in die Schweiz geflüchtet sind. Die Schweizer Regierung jedoch hatte eben zu dieser Zeit entschieden, dass sie keine Flüchtlinge mehr aufnehmen konnte.
Der Titel lässt vermuten, dass Imhoof auf die Rede des Schweizer Bundesrates Eduart von Steiger am 30. August 1942 anspielt. In dieser Rede verglich von Steiger die Schweiz mit einem überfülltem Rettungsboot und versuchte damit, die Ausweisung von Flüchtlingen zu rechtfertigen.

am 18.11.2004 um 20.45 Uhr
am 20.11.2004 um 18.15 Uhr

 

 


Auf Wiedersehen, Kinder

Au revoir, les enfants
F 1987, R: Louis Malle, D: Gaspard Manesse, Raphael Fejtö, Francine Racette, Philippe Morier-Genoud, 104’ | OmU

Julien, elf Jahre alt, kehrt im Januar 1944 nach den Weihnachtsferien nur ungern in sein katholisches Internat zurück. Doch es ist Krieg und viel zu gefährlich in Paris. Im Internat sind drei neue Jungen aufgenommen worden. Bonnet, einer von ihnen, kommt in die Klasse von Julien. Die beiden Jungen freunden sich an und schließlich erfährt Julien das Geheimnis von Bonnet: er ist Jude und sein richtiger Name ist Kippelstein. Was das zur Zeit der deutschen Besatzung bedeutet, erleben sie in einem Restaurant, als ein jüdischer Gast von französischen Anhängern der Deutschen bedroht wird. Im Internat scheint zunächst alles halbwegs friedlich. Doch eines Tages erscheint die Gestapo in der Schule. Bonnet, zwei weitere Schüler und der Schulleiter werden abgeholt. Sie kehren nicht zurück.
»Auf Wiedersehen, Kinder basiert auf einer Erinnerung aus meiner Kindheit, die sich mir als die am meisten dramatische eingeprägt hat. Im Jahre 1944 war ich elf Jahre alt und Schüler eines katholischen Internats in der Nähe von Fontainebleau. Einer meiner Mitschüler, der erst zu Beginn des Jahres neu dazugekommen war, machte mich ganz besonders neugierig. Er war anders, irgendwie geheimnisvoll. Ich hatte gerade begonnen, ihn kennenzulernen, ihn gern zu haben, als eines Morgens unsere kleine Welt zusammenbrach. (...) Durch den Blick dieses kleinen Jungen, der mir ähnlich ist, habe ich versucht, diese erste, stärkste und abrupt zerstörte Freundschaft wiederzufinden, und die absurde Welt der Erwachsenen mit ihrer Gewalt und ihren Vorurteilen entdeckt. 1944 ist fern, doch ich weiß, dass ein Jugendlicher von heute meine Gefühle teilen kann. Denn Ungerechtigkeit und Rassismus sind nicht verschwunden.« (Louis Malle)

am 19.11.2004 um 18.15 Uhr
am 20.11.2004 um 20.30 Uhr

 

 


Idi i smotri 
Geh und sieh 
UdSSR 1985, R: Elem Klimow, D: Alexej Krawtschenko, Olga Mironowa, Liubomiras Laucevicius, Wladas Bagdonas, 146’ | OmU

Weißrussland, 1943. Der 12jährige Fljora Gajschun schließt sich gegen Protest seiner Mutter den Partisanen an. Für ihn ist der Krieg noch ein Kinderspiel. Als es aber in den Kampf geht, darf er nicht mit an die Front. Fljora soll statt dessen mit Alten und Kindern ein Reservelager einrichten. Der Junge fühlt sich alleingelassen. In den Wäldern trifft er auf das Mädchen Glascha, die Geliebte des Partisanenführers. Fljora versucht sie zu trösten, als die Hölle über beide hereinbricht: Sie sind in einen Angriff der deutschen Wehrmacht geraten! Nur knapp können die beiden dem Tod entrinnen, aber die Schrecken haben kein Ende: Fljora wird Zeuge der entsetzlichen Massaker, die Nazi-Schergen unter der russischen Zivilbevölkerung anrichten. So muss er einer faschistischen »Vergeltungsaktion« beiwohnen, bei der unschuldige Menschen, überwiegend Frauen, Kinder und Greise in einer Holzkirche lebendig verbrannt werden! Diese traumatischen Erlebnisse lassen den Jungen innerhalb kürzester Zeit um Jahre altern... Er erlebt die jämmerliche Todesangst der von den Partisanen gefassten Mörder und steht schließlich vor einer Pfütze, in der ein Hitler-Portrait mit der Aufschrift »Hitler – der Befreier« liegt. Die Stationen, die wir mit ihm innerhalb einer kurzen Zeitspanne erleben, sind Stationen der Zerstörung. Der Terror ist immer plötzlich da und dann andauernd: Fast schmerzhaft überfallen die Bilder des Schreckens auch den Zuschauer.
Der in Russland bekannte Regisseur Elem Klimow zeigt die Gräuel des Krieges, insbesondere die Verbrechen der Wehrmacht, aus der Sicht seines Hauptdarstellers. Publikum und der Protagonist auf der Leinwand werden dabei eins, Kommentare und Erklärungen erübrigen sich. Er inszenierte seinen einzigartigen Film bewusst realistisch und grausam, was ihm bei den Moskauer Festspielen Gold und in Venedig viel Beachtung einbrachte.

am 21.11.2004 um 20.00 Uhr

 

 

In Zusammenarbeit mit dem Künstlerklub DIE MÖWE

Insel der Schwäne 
DDR 1983, R: Hermann Zschoche, D: Axel Bunke, Matthias Müller, Sven Martinek, Brit Baumann, Kerstin Reiseck, 96’

Für Stefan kommt das Ende der Kindheit radikal. Mit Mutter und Schwester geht’s nach Berlin in das Neubaugebiet Marzahn. Abschied vom Dorf, von der Insel der Schwäne. Wenige Autostunden bringen ihn in eine andere Welt: Großstadtstimmung, Beton und Bauplatz. In der Schule terrorisiert »Windjacke« die Mitschüler. Stefan lehnt sich auf und muss erfahren, wie brutal sein Gegenspieler ist.
Mit diesem Film, nach der Romanvorlage von Benno Pludra, schuf Regisseur Hermann Zschoche ein realistisches Bild Ost-Berliner Wirklichkeit Anfang der 80er Jahre. Nur gegen härteste Widerstände seitens der SED konnte der Film, der das Leben in den Neubaugebieten kritisierte, 1983 ins Kino gelangen.
Weitere Filme Zschoches z.B.: Lütt Matten und die weiße Muschel (1964), Sieben Sommersprossen (1978), Bürgschaft für ein Jahr (1981), Karla (1966/90).
Anschließend Filmgespräch mit Hermann Zschoche (Regie), Benno Pludra (Schriftsteller), Ulrich Plenzdorf (-Drehbuch), Ursula Werner und Christian Grashof (Hauptdarsteller)
Moderation: Paul Werner Wagner

am 23.11.2004 um 20.00 Uhr

 


Die vom Rummelplatz
D 1930, R: Carl Lamac, D: Anny Ondra, Siegfried Arno, Kurt Gerron,
Margarethe Kupfer, 98’

Anny Flock, ein junges Mädchen, soll nach zehnjähriger Trennung ihre Eltern wiedersehen. Sie glaubt, dass der Vater ein großes Theater besitzt und die Mutter eine berühmte Schauspielerin ist. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Jahrmarktsbude, in der die Eltern allerlei Kunststücke vorführen. Annys Enttäuschung wird noch größer, als sie von dem Ausrufer Hannes erfährt, dass ihre Mutter auch noch an Kleptomanie leidet.
Bald weicht die Niedergeschlagenheit des jungen Mädchens einem Zusammen-gehörigkeitsgefühl und einer wilden Entschlossenheit. Diese beiden Komponenten ermöglichen es Anny, aus dem elterlichen Unternehmen eine Varieté-Nummer von internationaler Bedeutung zu machen, in der sie selbst als Musical-Clown im Mittelpunkt steht.
In der Hauptrolle ist Anny Ondra, eine zarte Blondine, zu sehen. Sie war ein tschechischer Stummfilmstar und stand sogar für Hitchcock vor der Kamera.

am 25.11.2004 um 18.15 Uhr
am 28.11.2004 um 20.30 Uhr

 

 

Viktor und Viktoria 
D 1933, R: Reinhold Schünzel, D: Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf Wohlbrück, Hilde Hildebrand, 100’

Susanne Lohr, eine Schauspieldebütantin, sucht dringend ein Engagement, hat dabei jedoch keinen Erfolg. In einer Agentur trifft sie den ebenfalls engagementlosen Schauspieler Viktor Hempel, der sich als verkanntes Genie fühlt. Mit seiner Aufschneiderei kann er die unerfahrene Susanne zunächst beeindrucken. Bald aber erkennt sie, dass es mit ihm nicht zum besten steht und er sich verzweifelt durch das Leben schlagen muss. Für eine Tagesgage von nur zehn Mark ist er als Damenimitator in einem Varieté untergekommen, fürchtet aber um dieses Engagement, weil er plötzlich heiser geworden ist. In seiner Not kann er Susanne überreden, für ihn einzuspringen. Susanne lässt sich die Haare kurz schneiden, setzt eine Perücke auf, tanzt und singt auf der Bühne wie ein Mädchen und nimmt am Ende der Darbietung die Perücke ab, um sich dem Publikum anschließend als »Viktor« zu präsentieren. Ihr Auftritt wird ein so großer Erfolg, dass sich sogar der namhafte Theateragent Punkertin für die Nummer zu interessieren beginnt. Daher kommt Hempel mit Susanne überein, dass sie die Nummer auch künftig fortsetzen soll. Er selbst muss nur sehr darauf achten, dass Susanne künftig auch in ihrem Privatleben nicht als Mädchen erkannt wird.
Das alles wird erst schwierig, als sich Susanne in einen jungen Mann verliebt...

am 25.11.2004 um 20.30 Uhr
am 16.12.2004 um 20.30 Uhr

 

 

Ein ausgekochter Junge 
D 1931, R: Erich Schönfelder, D: Julius Falkenstein, Siegfried Arno, Paul Westermeier, Olly Gebauer, 86’

Ignaz Fischbein ist ein Unglücksmensch, der überall Verwirrung stiftet. Er ist bei dem Modehausbesitzer Adolf Strohbach angestellt und wird gehörig von ihm ausgenutzt. Eines Tages erhält Ignaz von seinem Chef den Auftrag, einen neuen Anzug vom Schneider abzuholen, weil Strohbach mit seiner derzeitigen Freundin, der Tänzerin Rolly-Polly, einen Wochenendausflug unternehmen will. Nach Erledigung seiner Besorgung besucht Ignaz noch einen Rummelplatz.
Hier vertreibt sich auch Mizzi die Zeit. In einer halben Stunde will sie sich mit dem Bierkutscher Kasulke treffen, um ihn zu heiraten. In seiner Ungeschicklichkeit wird Ignaz ganz gegen seinen Willen zudringlich. Empört weist sie seine vermeintlichen Annäherungsversuche zurück, kann jedoch nicht verhindern, dass er ihr überall hin folgt. In der Schaubude des aus Sachsen stammenden Hypnotiseurs Brahmaputra werden beide Opfer eines Experiments. Brahmaputra versetzt sie in Trance und suggeriert ihnen, die sich offensichtlich nicht leiden mögen, sie seien ein jungverheiratetes Ehepaar, das sich gerade auf Hochzeitsreise befindet. Als Ignaz und Mizzi erwachen, sind sie tatsächlich ineinander verliebt und haben ihr bisheriges Leben vergessen...

am 26.11.2004 um 18.15 Uhr

 

 

Das Kabinett des Dr. Larifari 
D 1930, R: Robert Wohlmuth, D: Max Hansen, Paul Morgan, Carl Jöken, Marianne Stanior, 78’

Max Hansen, Paul Morgan und Carl Jöken, drei Freunde, sind pleite. In einem Café beratschlagen sie, wie sie ihre Situation ändern könnten und kommen dabei zu dem Ergebnis, eine Filmgesellschaft, die Trio-Film, zu gründen.
Auf der ersten Generalversammlung, an der nur sie teilnehmen, suchen sie nach einem Filmstoff, der gedreht werden soll. Jeder von ihnen macht kuriose Vorschläge, die als Vision entstehen. Da aber jeder nur allein von seiner Idee begeistert ist, kommt man zu keinem Ergebnis. Verworfen wird die rührende Geschichte von dem Dorfbewohner Sebaldus Krönninger, der seinen Sohn Pepperl zum Sänger ausbilden lassen will, ebenso wie ein Sängerwettstreit zwischen Max Hansen und Karl Jöken. Endlich entschließt man sich dann aber, einen Familienfilm herzustellen, dessen Sujet eine Autorin geliefert hatte. Bei den Aufnahmen geht es aber so chaotisch zu, dass der Tonmeister seine Arbeit niederlegt. Nun übernimmt Max Hansen, der von Tontechnik nicht die geringste Ahnung hat, selbst die Tonkamera. Dadurch geht alles so gründlich schief, dass der Traum von der Trio-Filmgesellschaft platzt. Er findet in dem Café sein Ende, in dem er vor kurzer Zeit begonnen hatte.

am 26.11.2004 um 20.30

 

 


Allotria 
D 1936, R: Willi Forst, D: Renate Müller, Jenny Jugo, Adolf Wohlbrück, Heinz Rühmann, Hilde Hildebrand, 100’

Die Jugendfreunde Philipp und David, zwei wohlhabende Lebemänner, wollten sich eigentlich erotisch nie in die Quere kommen. Aber das Schicksal will es, dass sie sich in einem wahren Beziehungsgestrüpp verirren: Erst hat David eine Beziehung mit Philipps regelmäßigem »Verhältnis«. Dann glaubt Philipp, David habe die Frau seines Lebens geheiratet. Die beiden haben sich, wie es scheint, in ein libidinöses Bermuda-Dreieck hineinmanövriert. Philipp, ein wohlhabender Plantagenbesitzer, unterhält nominell ein Verhältnis mit der kapriziösen Aimee (Hilde Hildebrand). Aber er ist dem einen oder anderen Flirt nicht abgeneigt. Und als er auf einer Schiffsreise der geheimnisvollen Viola (Renate Müller) begegnet, ist er drauf und dran, ihr einen Heiratsantrag zu machen – etwas, das der notorische Playboy nie für möglich gehalten hätte. Nach der Landung verliert er Viola aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn. Dass Aimee während seiner Abwesenheit ausgerechnet eine Affäre mit dem etwas wirrköpfigen David begonnen hat, trifft ihn nicht mehr. Und David ist seinerseits bereits im Begriff, sich von Aimee zu trennen. Der Top-Rennfahrer hat nämlich einer anderen die Ehe versprochen, der hübschen Gaby (Jenny Jugo), einer höheren Tochter, die ziemlich genau weiß, was sie will. Nach der Hochzeit kommt es erst recht zu Komplikationen. Denn Philipp kennt Gaby nicht und hat auch keine Ahnung, dass sie mit Viola befreundet ist, nach der er lange gefahndet hat. Als Philipp seinen Freund in seinem neuen Domizil besucht und Viola ihm die Tür öffnet, hält er sie für Davids Frau. Der ehemalige Operettenstar Willi Forst hatte Anfang der Dreißiger mit großem Erfolg begonnen, seine eigenen Filme zu inszenieren. Allotria ist eine elegante, zeitlose romantische Komödie, die nicht nur über eine Starbesetzung verfügte, sondern auch über ein vergleichsweise hohes Budget und einen amerikanischen Kameramann – Ted Pahle – mit geschliffenem Stil. Selbst »Variety« ließ sich überzeugen: Das Branchenblatt bescheinigte dem Film »sophistication« und eine gewisse Nähe zu Lubitsch.

am 27.11.2004 um 18.15 Uhr

 

 

Halloh – Caesar
D 1926, R: Reinhold Schünzel, D: Reinhold Schünzel, Imogene Robertson, Wilhelm Diegelmann, Julius Falkenstein, 95’

Reinhold Schünzel, ein ganz früher deutscher Autorenfilmer, spielt in dieser turbulenten Komödie selbst die Titelrolle: Caesar ist ein arbeitsloser Jongleur aus Berlin.2004 um endlich einen Job zu finden, macht er sich auf den Weg nach Karlovy Vary, in der Hoffnung, dort die Bekanntschaft des Varietédirektors Willard zu machen – soll der doch schon vielen Artisten zu lukrativen Engagements in Amerika verholfen haben. Zwar trifft Caesar im Kurort tatsächlich auf Willard – allerdings ohne zu ahnen, wen er vor sich hat. Denn Willard will inkognito bleiben und hat sich den Namen »Lehmann« zugelegt. Ausgerechnet mit Herrn »Lehmann« aber gerät Caesar in Streit. Der fidele Jongleur hat sich in Eva, die hübsche Tochter des Varietédirektors verguckt. Aber Caesar hat Konkurrenz: Auch der betagte Baron von Glatzenstein hat ein Auge auf Eva geworfen. In all der Aufregung übersieht Caesar völlig, dass sich Rosl, die charmante Tochter seiner Hotelwirtin, in ihn verliebt hat. Als das Hotel in Brand gerät, stürmt Caesar in das brennende Gebäude, in dem sowohl Eva als auch Rosl gefangen sind. Als Retter wird Caesar nicht nur zum Held, dem der ersehnte Vertrag nach Amerika winkt – er bekommt auch noch eine Braut …

Mit Klavierbegleitung

am 27.11.2004 um 20.30 Uhr

 

 

Der Himmel auf Erden 
A 1935, R: E.W. Emo, D: Heinz Rühmann, Hermann Thimig, Lizzi Holzschuh, Adele Sandrock, Hans Moser, 91’

Der arme Komponist Paul ist glücklich verheiratet, nur Geldsorgen plagen ihn... Sein Schwiegervater Adlgasser, Wirt zum Fassl in Salzburg, gab ihm daher Geld, um sich ein Gut zu kaufen. Nun wähnt er seinen Schwiegersohn als fleißigen Landwirt in Lindenau. Doch Paul hat mit dem Geld lieber seine Oper finanziert und muss nun noch den Walzer »Himmel auf Erden« fertigstellen.
Das Gut gehört in Wirklichkeit seinem Freund Peter, der seiner strengen Erbtante Adele vorgeflunkert hat, er wäre verheiratet, obwohl seine Angebetete Erny noch gar nichts davon weiß. Dem Schwiegervater Adlgasser sind indessen die Beschwerden über die schlechten Produkte des Hofes zu Ohren gekommen, und er will nun selber mal nach dem Rechten sehen. Im Zug dorthin lernt er Tante Adele kennen, die ihm sofort unsympathisch ist. Die beiden sind sich ihrer Rollen bei diesem Täuschungsmanöver allerdings noch nicht bewusst.
Die schönste Filmszene: Diener Otto versucht im Weinkeller, dem Schwiegervater Adlgasser die Situation zwischen Tochter, Schwiegersohn, Tante und vermeintlichem Verwalter mit Hilfe von einigen Flaschen zu erklären.

am 28.11.2004 um 18.15 Uhr

Dezember

 

Napoleon ist an allem Schuld 
D 1938, R: Curt Goetz, D: Else von Möllendorff, Curt Goetz, Kirsten Heiberg, Valerie von Martens, 92’

Den reichen und berühmten Lord Cavershoot darf man guten Gewissens einen Narren nennen, denn er ist vernarrt in alles, was auch nur im entferntesten mit Napoleon Bonaparte zu tun hat. Sein Arbeitszimmer wird von einer Büste des Feldherrn geschmückt, und an den Türen prangt das berühmte N. Cavershoots Ehefrau heißt – natürlich – Josephine und nimmt die Marotten ihres liebevollen Mannes als kindlichen Spleen. Alljährlicher Festtag aller Napoleon-Fans ist der Pariser »Napoleon-Kongress«. Aber Cavershoot ist entsetzt, als bei der abschließenden Revue eines der Girls »aus der Reihe« tanzt. Er sorgt dafür, dass die Kleine ihren Job verliert, wird jedoch von seinem schlechten Gewissen heimgesucht, als er sie weinend in seinem Wagen wiedertrifft. Er nimmt Madeleine – so heißt die kleine Tänzerin – mit in ein Nachtlokal, um sie zum Essen einzuladen. Dort geraten sie in eine Razzia, bei der Cavershoot das junge Mädchen als seine Tochter ausgibt. Zu dumm nur, dass ein flinker Reporter die zwei fotografiert hat ! – So prangt am nächsten Tag die Schlagzeile »Lord Cavershoot zeigt seiner reizenden Tochter das Pariser Nachtleben« an allen Zeitungsständen. Das ruft natürlich Lady Cavershoot auf den Plan, die eine Untreue ihres Mannes wittert. Und so ist der arme Kerl gezwungen, seiner Frau ein Drama von der »verlorenen, unehelichen Tochter« vorzuspielen, denn die Wahrheit würde sie ihm bestimmt nicht glauben. Bleibt nur die Frage, ob sie ihm das Märchen von der »Tochter« wirklich abkauft...

am 02.12.2004 um 18.15 Uhr

 


 

Der Stolz der 3. Kompagnie
(Alternativtitel: »Musketier Diestelbeck«) 
D 1931, R: Fred Sauer, D: Heinz Rühmann, Adolf Wohlbrück, Viktor de Kowa, Christl Mardayn, 80’

Der Musketier Diestelbeck leidet unter seinem strengen Spieß Krause, der noch dazu seiner heimlichen Liebe, der Wirtstocher Emma Wacker nachstellt. Ein Schelmenstreich bringt ihm einige Tage Sonderurlaub und einen ruhigen Posten als Offiziersbursche bei Leutnant Gernsbach ein, was dem Spieß aber wenig gefällt. Gerade als er den Musketier mal wieder so richtig in die Mangel nehmen will, kommt dem wieder der Zufall zu Hilfe: der Prinz wird die Garnison besuchen und Diestelbeck muss ein Theaterstück einstudieren.
Der Prinz, der sich bei offiziellen Funktionen sehr langweilt, lernt durch Zufall eine schöne Dame kennen. Er gelangt unerkannt in sein Hotel und wählt sich den als Leutnant kostümierten Diestelbeck als Flügeladjudanten, dem er auch gleich diese delikate Angelegenheit anvertraut. Dieser erledigt diese Aufgabe zur Zufriedenheit aller, und wird schließlich mit dem Abschied aus der Armee belohnt.
Der Film wurde 1935 wegen der für »Nationalsozialisten nicht annehmbaren Zeichnung des Militärs« verboten. (Lexikon des Internationalen Films)

am 02.12.2004 um 20.30 Uhr
am 03.12.2004 um 18.15 Uhr

 


 

Einführung: Ralf Schenk

Lebende Ware 
DDR 1966, R: Wolfgang Luderer, D: Horst Schulze, Marion van de Kamp, Hannjo Hasse, Peter Sturm, Erika Pelikowsky, 97’

Nach dem Kahlschlag des 11. Plenum des ZK der SED, nach dem fast eine ganze Jahresstaffel von DEFA-Filmen verboten worden war, kam Lebende Ware als einer der wenigen »übriggebliebenen« Babelsberger Produktionen 1966 auf die Leinwand. Darin wird ein besonderes Kapitel des Holocaust beleuchtet: Budapest 1944. Kurt Andreas Becher, SS-Obersturmbannführer und Vertreter Heinrich Himmlers in Ungarn, bezieht Quartier in der Budapester Villa des jüdischen Konzernaktionärs Dr. Chorin. Er stellt ihn vor eine teuflische Alternative: Entweder übergibt er ihm »freiwillig« den Konzern in Treuhand und darf dafür ins Ausland – oder er wird mitsamt seiner Familie ins Vernichtungslager deportiert. Chorin wählt das Leben. Und Becher sieht eine große Chance, sich in hohem Maße persönlich zu bereichern: Er zwingt den Leiter der zionistischen Bewegung Ungarns, ihm bei weiteren »Tauschgeschäften« – Vermögen gegen Leben – zu Diensten zu sein. Das dabei erbeutete Geld fließt, ohne dass die SS-Vorgesetzten davon Kenntnis bekommen, auf ein privates Schweizer Konto und ermöglicht Becher nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Bundesrepublik, eine Karriere als Geschäftsmann.
Maßgeblich am Drehbuch beteiligt war der juristische Beobachter der DDR beim Eichmann-Prozess, der Ost-Berliner Staranwalt Friedrich Karl Kaul. Er gestaltete den »Fall Becher« nach authentischen Ereignissen. Als der Film im September 1966 in der DDR uraufgeführt wurde, lebte Becher mit einem geschätzten Vermögen von 150 Millionen D-Mark unbehelligt als Getreidehändler in Bremen.

am 03.12.2004 um 20.30 Uhr

 


 

Ihre Majestät die Liebe 
D 1931, R: Joe May, D: Käthe von Nagy, Franz Lederer, Otto Wallburg, Kurt Gerron, Gretl Theimer, 100’

Um einen Skandal zu inszenieren und damit die von seiner Familie vorgesehene Geldheirat mit einer ältlichen Dame verhindern zu können, verlobt sich ein leichtlebiger Beau mit der Barfrau eines Tanzlokals. Nachdem sein Plan aufgegangen ist, bekommt er wegen des Mädchens, das ihn aufrichtig liebt, Gewissensbisse. (Lexikon des Internationalen Films)
»Wenn man sich an irgend ein Lustspiel erinnert, fallen einem zumeist die Höhepunkte, das heißt die witzigsten Pointen ein«, stellte der Regisseur Joe May 1932 in »Mein Film« fest. »Je mehr einem dabei einfällt und je vergnüglicher einen die Erinnerung stimmt, umso besser war das Lustspiel. Infolgedessen macht die Drehbucharbeit an jedem Lustspielfilm ein bestimmtes Stadium durch, das ich ›Jagd nach der Pointe‹ nennen möchte.« (Mein Film, Nr. 358, S. 11).
»Mays Komödie Ihre Majestät die Liebe ist nicht nur auf Pointen hin inszeniert, sondern weist auch eine erstklassige Besetzung auf. Genial in seinem Kurzauftritt als etwas schmieriger Barbesucher ist Kurt Gerron, in einer größeren Rolle beeindruckt Otto Wallburg, über dessen Spielweise Kurt Tucholsky schrieb:
Ein Teil seiner Komik liegt darin, dass er die Glaswände der Würde, die um jeden Menschen enger oder weiter aufgerichtet sind, unbekümmert durchbricht: für ihn gibts das nicht, er sieht sie nicht einmal. Wenn die Wände klirrend zu Boden krachen, und der Angepackte den Eindringling betroffen anstarrt, fuchtelt er mit Händen und Füßen, und die Hörer lachen, weil es immer Spaß macht dergleichen zu sehen. Der Wallburgsche Spießer, durch Konversationslexikon, etwas Radio und viel Zeitung genauso weit aufgeklärt, wie das fürs Geschäft der Anderen notwendig ist, geht ran, respektiert keine Würde und böte auch noch einem Shakespeareschen König eilig und gutmütig eine Zigarre an.« (U. Liebe)

am 04.12.2004 um 18.15 Uhr
am 16.12.2004 um 18.15 Uhr

 


 

Herkules Maier
D 1927, R: Alexander Esway, D: Reinhold Schünzel; Claire Rommer; Ida Perry, Sophie Pagay, 91’ | stumm

»Unser guter und geschätzter Reinhold Schünzel ist sich sicherlich darüber klar, dass er schon bessere Filme gemacht hat. Es fehlt nicht an allerhand drolligen und rührenden Situationen. Diese Situationen waren wohl zuerst da. Ich denke Schünzel wollte mal fünf oder sechs richtige Schünzelrollen in einem einzigen Film spielen: einen Schlemihl von Ehemann und Familienvater, einen armen, gehetzten, braven Stadtreisenden, einen falschen Prinzen Boris, einen komischen Oberkellner, einen rührenden verlassenen Verliebten, einen Lebemann, und den Vorsteher eines Kindergartens. Lauter gute Schünzelrollen. Aber das alles ist doch ein bisschen zu planlos angeordnet und zu nachlässig vernietet. Merkwürdigerweise hat Schünzel diesmal in den ernsten Episoden viel stärker auf mich gewirkt. Das Lustige ist ein wenig gedehnt und überspielt. Allerhand gelungene Pointen. Doch als Ganzes ist der Film nicht richtig ausbalanciert, er ist kein »Wurf«, wie so mancher andere Schünzelfilm; sondern eine geklebte Sache. Schünzels Partnerin ist Claire Rommer: sehr hübsch, sehr schlank, gute, ruhige Bewegungen, in den sanften Situationen menschlich einnehmend. Keine rechten Spielmöglichkeiten.
Da es sich um reine Publikumsware handelt, hat das Publikum schließlich das letzte Wort zu sprechen. Das des Ufapalastes war gestern angeregt und freundlich gestimmt.« (Willy Haas: Hercules Maier. In: Film-Kurier 11.02.1928, Nr. 37)

mit Klavierbegleitung

am 04.12.2004 um 20.30 Uhr

 


 

Robert und Bertram 
D 1915, R: Max Mack, D: Eugen Burg, Ferdinand Bonn, Wilhelm Diegelmann, Ernst Lubitsch, 40’ | stumm

»Eugen Burg spielt den Robert sehr lustig, Ferdinand Bonn den Bertram mit starker Farbgebung, Wilhelm Diegelmann in humorvoller Behäbigkeit den Gefängniswärter Strambach, Ernst Lubitsch geradezu genial den Kommis Max Edelstein. Als Regisseur zeichnet der geschickte und filmkundige Max Mack. Und dennoch: aus dem Stoff hätte für den Film mehr herausgeholt werden können. Die Aneinanderreihung einer Reihe gelungener Vagabundentaten genügt unserm heutigen Geschmack nicht mehr; wollte man den Stoff für die Filmdarstellung neu beleben, so hätte man ihm eine ethische Verknüpfung von Anfang und Ende mitgeben sollen. Auch hätten Fehler des Stils vermieden werden müssen: Kostüme und Darstellung weisen auf eine Zeit, in der man noch nicht in modernen Luftballons flog. Der Anachronismus stört hier sehr. Trotz alledem gehört der Film wegen seiner Unterhaltsamkeit zu den bessern seines Fachs.« (Bild und Film, 4. Jg., 1914/15, Nr. 12, S. 267f.)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 05.12.2004 um 18.15 Uhr

 




Robert und Bertram 

D 1928, R: Rudolf Walther-Fein, D: Harry Liedtke, Fritz Kampers, Dolly Grey, Elizza la Porta, 100’

»Zwei Münchener Maler erleben ein kleines Abenteuer mit zwei sehr komischen Vagabunden und bekommen selbst Lust, auf die Walze zu gehen. Bedingung: mehr als 20 Mark werden nicht eingesteckt. Sie verschwinden, gefolgt von einer heiratslustigen Amerikanerin, die sich nicht ganz klar ist, wen von den beiden sie liebt. Nun folgen ein paar Abenteuer mit Schwarzwälder Bauern, Walpurgisnacht im Walde, in der ihnen Brieftasche und Papiere gestohlen werden, Verfolgung, Kittchen — und der eine landet, unter Assistenz eines sehr komischen Dorfgewaltigen, in den Armen der reizvollen amerikanischen Lady. Der andere aber erlebt plötzlich, etwas sehr unverbunden mit der Gesamthandlung, noch ein romantisches Abenteuer.«
»Es ist sicher ein richtiges Prinzip, nur Filme zu machen, die ein sicheres Geschäft verbürgen. In einer Wirtschaftskrise wie der, die Deutschland seit der Deflation erlebt, sind Experimente nicht am Platze. Jedes Industrieunternehmen muss zunächst dafür sorgen, dass es arbeitsfähig bleibt und dass das investierte Kapital nicht verloren wird. Nach diesem Prinzip hat die Aafa gearbeitet, und die eben vorgelegte Bilanz zeigt, dass sie ein gesundes, entwicklungskräftiges Unternehmen ist. Ihre Filme gehören zu den angenehmen Überraschungen, die der Theaterbesitzer erlebt. Auch »Robert und Bertram« wird Geld in die Kassen bringen, und um so mehr, je anspruchsloser das Publikum ist.« (Lichtbild-Bühne 29.08.1929, Nr. 208)

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
beide Filme an einem Abend

am 05.12.2004 um 18.15 Uhr

 


 

Robert und Bertram 
D 1939, R: Hans Hellmut Zerlett, D: Rudi Godden, Kurt Seifert, Carla Rust, Fritz Kampers, Heinz Schorlemmer, 93’

Musikalische Posse im Biedermeierkostüm: Zwei Vagabunden schleichen sich in die Bankiersfamilie Moses Impelmeier ein. Beim Galafest im Palais stehlen sie Schmuck, um einem bedrängten Gastwirt zu helfen. Sie entkommen im Fesselballon, der sie am Himmelstor absetzt. Das turbulente reichsdeutsche »Musical« ist treffend besetzt, enthält aber auch einige böse antisemitische Karikaturen: »Die Juden« sind plattfüßig, mauschelnd, geil und geldgierig. (Lexikon des Internationalen Films)
»Der Film heißt bei mir ROBERT UND BERTRAM, DIE GESCHICHTE ZWEIER VAGABUNDEN, DIE IN DEN HIMMEL KAMEN, WEIL SIE DIE MENSCHLICHSTE ALLER TUGENDEN BESASSEN: DIE DANKBARKEIT. Und dann zeige ich in meinen Film, wie die beiden armseligen Lumpen einem Mädchen helfen, das ihnen zu essen gab.2004 um die hübsche Rosl von einem lästigen jüdischen Liebhaber zu befreien, inszenieren Robert und Bertram den Diebstahl bei dem reichen jüdischen Schieber Ipplmeier. Diese Ipplmeier-Szene hat schon bei Räder eine stark antisemitische Tendenz; sie steht auch in meinem Film im Mittelpunkt. Es ist selbstverständlich, dass die sechs jüdischen Rollen, die vorkommen, mit Nichtjuden besetzt werden mussten, aber die Masken – wenigstens nach den Probeaufnahmen zu urteilen – sind so echt, dass niemand an der Waschechtheit meiner Semiten zweifeln wird.« (Hans Hellmut Zerlett, Film-Kurier, Nr. 14, 17.1.1939)

Mit Einführung

am 05.12.2004 um 21.00 Uhr

 


 

Buchvorstellung: 5. Jahrbuch der DEFA-Siftung

Apropos Film 2004 
Vor der Kamera – Schauspielergeschichten

In Zusammenarbeit mit dem Pogress-Filmverleih und der DEFA-Stiftung wird das neue Jahrbuch der DEFA-Stiftung vorgestellt.
Schauspielen im Film – das ist einer der Schwerpunkte in dem Band. Zu den Texten gehören ein Interview mit Armin Mueller-Stahl und ein Essay des international renommierten Regisseurs Egon Günther, der seine Erfahrungen mit Schauspielern reflektiert. Der Autor Werner Buhss und der Dozent Dieter Wardetzky debattieren über die Spezifik des Spielens fürs Kino im Unterschied zum Theater; Erika Richter beschreibt das filmische Werk von Hilmar Thate, Christel Gräf unterhält sich mit Jutta Wachowiak, der unvergesslichen Verlobten in Günther Rückers und Günter Reischs gleichnamigem Meisterwerk. Außerdem stellt Barbara Felsmann die Lebenswege einstiger DEFA-Kinderdarsteller vor: von Charles Brauer (IRGENDWO IN BERLIN) über Prof. Dr. Thomas Schmidt (DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN MUCK) bis Peter Welz (IKARUS).
Weiteren Themen des Bandes sind der Fall des Regisseurs Falk Harnack und seines verbotenen Films DAS BEIL VON WANDSBEK (1951), eine Neubewertung des Werks von Slatan Dudow sowie die »wahre Geschichte« des Propagandafilms DAS VERURTEILTE DORF (1951). Außerdem: Hans-Joachim Schlegel untersucht Begegnungen russischer Filmemacher im Deutschland der Weimarer Republik, Michael Hanisch skizziert die Rezeption sowjetischer Filme nach 1945 in allen vier Sektoren der geteilten Stadt Berlin.
Außerdem enthält das fünfte Jahrbuch der DEFA-Stiftung einen Text zum aktuellen russischen Kino und stellt – ausgehend von Fatih Akin, der vor seinem Goldenen Bären für GEGEN DIE WAND bereits mit dem Preis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet worden war – die Arbeiten junger deutsch-türkischer Filmemacher vor.

Mit Gästen

am 07.12.2004 um 19.00 Uhr

 


 

Lachende Erben
D 1932/ 33, R: Max Ophüls, D: Heinz Rühmann, Max Adalbert, Lizzi Waldmüller, Lien Dreyers, 76’

Der alte Weinhändler Bockelmann war schon immer ein grantiger, kauziger Kerl, nie hat er sich um seine Verwandtschaft geschert, das einzige Wichtige in seinem Leben war seine Winzerei. Und die lief immer bestens. Deshalb war die liebe Verwandtschaft auch stets bemüht, sich gut zu stellen mit dem reichen Onkelchen, denn schließlich war ein jeder scharf auf eine satte Erbschaft, sollte der alte Bockelmann das Zeitliche segnen. Bockelmann stirbt, und die ganze Sippschaft reist an, um gespannt der Verkündung des Testaments zu lauschen. Die Empörung ist groß, als sich herausstellt, dass Bockelmanns Neffe Peter Frank, der erfolgreich und uneigennützig in der Firma seines Onkels arbeitet, als Universalerbe eingesetzt wurde. Nur eine Bedingung muss der trinkfeste Lebemann erfüllen: er darf vier Wochen lang keinen Tropfen Alkohol zu sich nehmen, sonst bekommt er gar nichts. In dieser Klausel sehen die gierigen Verwandten ihre Chance. Kein noch so verrückter Versuch wird ausgelassen, um Frank doch noch ein Schlückchen einzurichten. Heimgesucht von Verführungen, bleibt der arme Peter standhaft. Bis er Gina Stumm, die Tochter von der Konkurrenz-Sektfirma Stumm, kennenlernt. Was kümmert ihn die Erbschaft, was kümmert ihn Geld? Aus ist es mit dem alkoholfreien Waldsanatorium. Ein Prost auf die Liebe, ein zweites Glas auf Gina. Schon frohlocken die Nacherben. Doch da rückt der alte Notar Weinhöppel mit der Zusatzklausel im Testament heraus...
»Rheinisches Lokalkolorit und amüsanter Sprachwitz prägen Max Ophüls’ letzten Film vor seiner Emigration aus Nazi-Deutschland. 1937 wurde das harmlos-fröhliche Lustspiel von der NS-Filmprüfstelle verboten. (Titel auch: ›Champagnerkrieg‹)« (Lexikon des Internationalen Films)

am 09.12.2004 um 18.15 Uhr
am 11.12.2004 um 20.30 Uhr

 


 

Glückskinder 
D 1936, R: Paul Martin, D: Carl-Otto Bartning, Lilian Harvey, Willy Fritsch,
Oskar Sima, 93’

»Der Reporter Hopkins ist derart betrunken, dass er seinen Kollegen Gil Taylor bittet, für ihn eine Pflicht am Schnellgericht zu übernehmen. Dort soll die attraktive Ann Garden wegen Vagabundierens verurteil werden.2004 um sie davor zu bewahren, heiratet er sie kurzerhand, vergisst in der Eile aber seine Zeitung zu informieren. So ist die »Morning Post« das einzige Blatt, das am nächsten Tag nicht von dem Vorfall berichtet. Er und seine beiden Freunde Stoddard und Frank sind kurz darauf stellungslos, während Ann sich nicht dankbar, sondern trotzig verhält. Hopkins erfährt, dass Ann offensichtlich eine angeblich entführte Millionärstochter ist und entdeckt, während sie schläft, sogar den viereckigen Leberfleck – ihr markantestes Merkmal. Enttäuscht fühlt er sich von Ann an der Nase herumgeführt und bringt sie zu ihrem Vater zurück. Bald merkt er, dass in seinem Taschentuch ein Stück in der Form des Leberflecks fehlt...« (Jan-Eric Loebe)
Ein temperamentvolles Lustspiel im Stil der amerikanischen »screwball comedies« der 30er Jahre. (Lexikon des Internationalen Films)

am 09.12.2004 um 20.30 Uhr
am 12.12.2004 um 18.15 Uhr

 


 

Paradies der Junggesellen
D 1939, R: Kurt Hoffmann, D: Heinz Rühmann, Josef Sieber, Hans Brausewetter, Gerda Maria Terno, 93’

Man sollte eigentlich glauben, dass gestandene Seemänner auch an Land fähig sind, sich einigermaßen durchzuschlagen. Doch weit gefehlt – beim Kameradentreffen ihrer U-Boot-Besatzung müssen Hugo, nun Standesbeamter, Hannemann, ein Studienrat, und der Apotheker Spreckelsen feststellen, dass man als Junggeselle in Zivil mit so manchem Alltagsproblemchen fertig werden muss, und sei es nur das Zubereiten einer ordentlichen Mahlzeit. Die Männer beschließen daher, sich eine Wohnung zu dritt zu nehmen, denn gemeinsam, so hoffen sie, wird sich jedes Problem lösen lassen. Außerdem können sie so besser aufpassen, dass keiner dem Schwur, ewiger Junggeselle zu bleiben, untreu wird. Das alles ist leichter gesagt als getan. Das erste gemeinsame Kochen endet im Chaos. Kurz darauf verliebt sich Hugo in die Hauseigentümerin Frau Platen. Beide fassen den Entschluss, Hannemann und Spreckelsen mit Hugos Ex-Frauen Eva und Hermine zu verkuppeln. Wenig später verlassen beide mit fadenscheinigen Gründen das Haus...
Das schöne Lied »Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern« wurde hier von Heinz Rühmann, Josef Sieber und Hans Brausewetter gemeinsam gesungen.

am 11.12.2004 um 18.15 Uhr
am 12.12.2004 um 20.30 Uhr

 


 

In Zusammenarbeit mit dem Künstlerklub DIE MÖWE

Der Prozeß wird vertagt 
DDR 1958, R+B: Herbert Ballmann, D: Gerhard Bienert, Friedrich Richter, Raimund Schelcher, Gisela Uhlen, Gerry Wolff, 97’

1955 kehrt der in der Nazi-Zeit emigrierte Jude Michael Vierkant aus dem Ausland in die Bundesrepublik Deutschland zurück, um die Verurteilung des damaligen Denunzianten Korn zu erwirken, der für die Ermordung seiner Schwester verantwortlich war. Korn ist wieder in Amt und Würden, Michaels Bemühungen bleiben erfolglos. Bei einer direkten Auseinandersetzung der beiden erschießt Michael Korn in Notwehr. Der Verfassungsschutz schaltet sich ein, da ein politischer Racheakt in kommunistischem Auftrag konstruiert wird…
Herbert Ballmann, dessen Drehbuch für diesen Film auf der Novelle »Michaels Rückkehr« von Leonhard Frank beruht, arbeitete ab 1950 bei der DEFA (z.B. Tinko, Der Teufel vom Mühlenberg). 1959 ging er aus politischen Gründen in die Bundesrepublik und brachte erfolgreiche Film- und Fernsehproduktionen heraus wie Ein Mann will nach oben, Einmal Ku’damm und zurück oder Praxis Bülowbogen. Seit Oktober 2002 ist Herbert Ballmann Ehrenmitglied des Künstlerklubs DIE MÖWE.
Anschließend Filmgespräch mit Herbert Ballmann (Regie) und Prof. Dr. Michael Lemke (Historiker)

Moderation: Paul Werner Wagner

am 15.12.2004 um 20.30 Uhr

 


 


Anton der Letzte
A 1939, R: E.W. Emo, D: Hans Moser, O.W. Fischer, Elfriede Datzig, Heinz Salfner, Charlotte Ander, 91’

Kammerdiener Anton führt auf Schloss Erlenburg ein strenges Regiment: Mit rückständigen Prinzipien verteidigt er alte Adelstraditionen. Als ihn die Pächterstochter Leni dringend um Hilfe bittet, will er zunächst ablehnen. Aber als er hört, dass Leni ein Kind von dem Grafen Willy erwartet, dem zerstrittenen Sohn des Grafen Othmar auf Schloss Erlenburg, lässt er sie ins Haus. Wenig später gebiert sie mit Hilfe der Köchin einen Jungen. Anton hat jetzt eine große Verantwortung. Zunächst muss er Leni und das Kind im Schloss verstecken, damit die Angelegenheit vor Graf Othmar geheimgehalten wird. Dann muss umgehend Graf Willy benachrichtigt werden. Doch bevor dieser die Nachricht auf diskretem Weg erfahren kann, hat sich das Geheimnis durch Geschrei verraten...

am 17.12.2004 um 18.15 Uhr
am 19.12.2004 um 20.30 Uhr


 

Keine Feier ohne Meyer 
D 1931, R: Carl Boese, D: Siegfried Arno, Maly Delschaft, Ralph Arthur, Dina Gralla, Adele Sandrock, 82’

Siegmund Meyer gehört in dem kleinen Villenvorort, in dem er wohnt, zu den angesehensten Bürgern, obwohl eigentlich niemand so recht etwas über ihn weiß. Täglich fährt er in die nahe gelegene Großstadt, verwandelt sich dort in einen Dandy und betreibt mit Hilfe seiner Sekretärin eine Heiratsvermittlung. Er bemerkt nicht, dass er ihr nicht gleichgültig ist. Er liebt nämlich Mary, die Tochter des Stadtrats Goebel. Sie erwidert seine Gefühle jedoch nicht, weil sie ihr Herz bereits einem anderen geschenkt hat. Meyer ist sich aber mit Marys Vater einig geworden, der ihn für einen Fabrikanten hält.
Eines Tages besucht ihn der Stadtrat in seinem Büro. Meyer, der genau weiß, dass er als Heiratsvermittler keine Aussichten bei ihm hätte, führt ihn in die Rheinischen Stahlwerke und gibt sich als deren Eigentümer aus. Wenig später erhält er den Besuch eines Freundes, der ihn um Rat bittet. Der Freund liebt ein Mädchen, dessen Vater aber auf eine Heirat mit einem reichen, unsympathischen Kerl besteht. Meyer rät ihm, mit dem Mädel durchzubrennen. Er ahnt nicht, dass es sich bei dem Mädchen um Mary handelt...
»Wenn Carl Boese eine solche Chose in die Hand nimmt, wird was draus. So auch hier. Dieser vielbeschäftigte Regisseur weiß genau, worauf es bei einem Schwank ankommt. Schwung, Tempo, Stimmung. Mit einem bisschen Klamauk. So die richtige Mischung. Alles das findet man in diesem Film. Prächtig, wie Boese alle Pointen publikumswirksam herausholt.« (Lichtbild-Bühne, 28.10.1931)

am 17.12.2004 um 20.30 Uhr


 

Wer nimmt die Liebe ernst 
D 1931, R: Erich Engel, D: Jenny Jugo, Max Hansen, Willi Schur,
Otto Wallburg, 90’

Der arbeitslose Max und sein Freund Willy verdienen ihr Geld durch den Diebstahl von Hunden, die sie dann gegen Belohnung wieder an ihre Besitzer zurückbringen. Als Max bei der Arbeit von einem Polizisten beobachtet wird, flüchtet er und überrascht eine junge Frau in ihrem Souterrainzimmer. Als der Polizist vor ihm steht, gibt sie ihn als ihren Freund aus. Dafür fliegt sie raus und wohnt nun bei Max. Als beide durch den Lunapark bummeln, wird sie als Schönheitskönigin vorgeschlagen. Sie gewinnt die Konkurrenz, und plötzlich umringen sie viele Verehrer, die sie zu einer Feier entführen. Max ist nun nicht mehr gefragt. Doch nachdem er seinen Liebeskummer im Alkohol ertränkt hat und zu Hause ankommt, wartet dort seine ihm treu gebliebene Schönheitskönigin. »Wer nimmt die Liebe ernst bedient sich zwar der ›Gaunerkomödie‹ und ergänzt sie mit Elementen aus dem Klischee der Tonfilmoperette. Trotzdem entfernt sich der Film, nachdem die banale Konfliktsituation einmal bekannt ist, immer mehr von der Ideologie seiner Vorläufer ... Er zeichnet nämlich die Schwierigkeiten, die von den Protagonisten bewältigt werden müssen, realistisch: Der Held wird, trotz zwischenmenschlichen Happyends, weder bestraft noch reingewaschen; an seiner existentiellen Situation ändert sich nichts, er bleibt arbeitslos und arm.«
(Günther Knorr: Erich Engel – Filme 1923–1940)

am 18.12.2004 um 18.15 Uhr


Schuhpalast Pinkus 
D 1916, R: Ernst Lubitsch, D: Guido Herzfeld, Else Kentner, Ernst Lubitsch,
Ossi Oswalda, 40’

Sally Pinkus ist ein fauler Schüler, der lieber den Mädchen nachschaut als seine Hausaufgaben zu machen. Er fliegt von der Schule und wird Verkäufer in einem Schuhgeschäft. Doch dem Inhaber gefällt die Beziehung, die Sally sofort zu dessen Tochter knüpft, nicht. Also muss sich Sally einen neuen Job suchen. Lubitschs populäre Komödie wurde oft mit den frühen Marx-Brother-Filmen verglichen. Seine Art, den frivolen Witz so geschickt anzubringen, dass er das Publikum angenehm schockierte und nie beleidigte wurde als der »Lubitsch Touch« bekannt und übte großen Einfluss auf die Entwicklung der amerikanischen Komödie aus. Schuhpalast Pinkus zählt dabei zu den Höhepunkten im frühen Schaffen Lubitschs.
»Einen wirklich lustigen Film brachten in dieser Woche die Uniontheater heraus. … Der Film ist von Anfang bis Ende voll Humor und enthält eine Fülle von Szenen, über die man vorbehaltlos lachen kann. Hans Kräly und Ernst Schönfelder, die als Verfasser zeichnen, haben da für Lubitsch eine Bombenrolle geschrieben, der er in allen Szenen in drolligster Weise gerecht wird. Auch der Regisseur Lubitsch verdient Lob.« (Der Film, 17.6.1916)

am 18.12.2004 um 20.30 Uhr


 

Wenn vier dasselbe tun 
D 1917, R: Ernst Lubitsch, D: Emil Jannings, Margarete Kupfer, Ernst Lubitsch, Ossi Oswalda, 40’

Rentier Seegstoff lässt seine Tochter aus dem Pensionat nach Hause kommen und freut sich auf einen ruhigen und besinnlichen Lebensabend. Doch das junge Mädchen verliebt sich in den Kommis Tobias und sorgt für jede Menge Aufregung und Durcheinander. Da begegnet auch dem alten Seegstoff noch einmal die große Liebe, und er wirbt mit viel List um die Gunst der Buchhändlerin Lange. Alle zusammen gehen sie voller Erwartung auf den Witwenball, und nach einem Hin und Her von Gefühlen und Eifersüchteleien findet jeder sein Glück.

Klavierbegleitung: Jürgen Kurz

am 18.12.2004 um 20.30 Uhr


 

Peter
 A/H 1934, R: Hermann Kosterlitz, D: Franziska Gaal, Hans Jaray, Felix Bressart, Otto Wallburg, 91’

»Die siebzehnjährige Eva und ihr Großvater werden – weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können – auf die Straße gesetzt. Beide versuchen sich fortan als Straßenmusikanten, bis eines Tages ein flüchtiger Dieb Eva überfällt und sie zwingt, mit ihm seine Kleider zu tauschen. Nun muss sich Eva als Junge durchs Leben schlagen. Ein Konflikt auf offener Straße mit dem Arzt Robert Bandler bringt Eva vor das Jugendgericht. Ihre offenkundige Notlage rettet sie vor schwerer Bestrafung. Auch Robert hat Mitleid mit dem vermeintlichen Jungen, und er bittet den Garagenbesitzer Zöllner, ›Peter‹ – so nennt sich Eva – als Lehrling aufzunehmen. Eva ahnt nicht, wem sie die Stellung zu verdanken hat. Durch Zufall lernt Robert wenig später ›Peter‹ als die Person kennen, die sie wirklich ist: zögernd erklärt sich Eva als ›Peters‹ Schwester. Das Spiel mit vertauschten Rollen wird durch Evas gutmeinende, jedoch allesamt in der Katastrophe mündenden Versuche, der schlechtgehenden Arztpraxis von Robert auf die Beine zu helfen, noch komplizierter. Erst ein gemeinsamer Abend in einem Tanzlokal, in dessen turbulentem Verlauf auch noch ein Perlencollier gestohlen wird, führt zur Aufklärung. Dem gemeinsamen Glück von Eva und Robert steht nun nichts mehr im Wege ...
Es ist eigentlich die Geschichte aller (Film-)Geschichten – bevor ›Mann‹ und ›Frau‹ zusammenkommen, stellen sich ihnen skurrile Verwechslungen, versteckte Gegensätze, Komplikationen, Standesunterschiede – kurz: nichts als Schwierigkeiten in den Weg. Wird nun einer solchen Ausgangssituation eine Reihe komischer Standardsituationen, eine selbstbewusste, oft unkonventionelle Filmheldin, und das stets Erotik versprechende Element der Verwandlung hinzugefügt, so ergibt das -inszeniert vor dem konkreten Hintergrund der Depressionszeit der 30er Jahre – eine sozialkritische Komödie im Stil eines Frank Capra oder Gregory La Cava.«
(Armin Loacker/ Martin Prucha (Hg.): Unerwünschtes Kino. Wien 2000, S. 176-178)

am 19.12.2004 um 18.15 Uhr

 

Vom 20.12. bis 31.12.04 bleibt das Zeughauskino geschlossen. Wir wünschen all unseren Besuchern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

 

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